"Donald" - ein Männermagazin: Ente - halbgar
Zum 60. Geburtstag des Disney-Zentralorgans "Micky Maus" gönnt der Egmont Ehapa Verlag seinen erwachsen gewordenen Lesern "Donald" - ein Männermagazin.
![](https://taz.de/picture/254326/14/DD.jpg)
Natürlich Donald. Donald, der Seuchenvogel, der Choleriker, der Unperfekte, Identifikationsfigur und Liebling der Massen. Es ist nur ein historischer Irrtum, dass das inzwischen wöchentlich erscheinende Disney-Zentralorgan in Deutschland nach dem Streber Micky Maus benannt wurde, denn natürlich ist die Ente der Star. Und deswegen wird auch ihr ein Gimmick anlässlich des 60. Geburtstags eben jenes Micky Maus Magazins am 29. August gewidmet: Donald, ein … ja was denn eigentlich?
Zunächst einmal eine Zeitschrift zum Preis von 5 Euro, und zwar ein sogenannter One Shot, also ohne die Absicht, in Serie zu gehen. Die Auflage von Donald ist mit 150.000 Exemplaren üppig bemessen, als Zielgruppe werden Männer zwischen 18 und 40 angepeilt, Typ: gealterter Micky Maus-Fan, heute Leser des Männerwitzemagazins FHM.
Doch da fangen die Probleme an: Will man jetzt ein Männermagazin sein? Oder doch nur eine Parodie? Designtechnisch gelingt die Mimikry gut. Inhaltlich bleibt die Linie von Donald unklar.
Qualitativ ist das Endprodukt durchwachsen: Da gibt es duckifizierte Plattencover samt wirklich interessanten Hintergrundinfos (schön), ein paar Autoklassiker im Rot von Donalds 313-Oldtimer gefärbt (lahm), Interviews von Donald himself mit dem Modedesigner Michael Michalsky (gelungen), TV-Comedian Simon Gosejohann (durchwachsen) und den Musikern der Ärzte (grausam), ausklappbare Poster in der Heftmitte von Daisy und Klarabella (okay), je eine Seite Uhren, Parfüm und Sonnenbrillen (überflüssig) und so weiter.
Hektisch produziert
Über alles wurde noch eine Prise des typischen Entenhausen-Sprachwitzes gestreut, der mit seinen Alliterationen, Inflektiven und Wortspielen à la Entitorial (für Editorial) zu Zeiten der legendären Übersetzerin Erika Fuchs progressiv und sprachbildend war, über die Jahrzehnte aber ins leicht Bräsige abgerutscht ist.
Bei alldem wirkt Donald arg hektisch produziert. Man hatte eine gute Grundidee (okay, eigentlich hatten die Finnen, Norweger und Holländer sie zuerst), man hatte ein paar lustige Einfälle für den Inhalt, und man hatte , das nimmt man den Jungs aus der Mini-Redaktion um Chef Peter Höpfner (Chefredakteur aller Disney-Zeitschriften) sofort ab, auch Spaß dabei, es umzusetzen. Und merkte dann offenbar drei Tage vor Druckschluss, dass man aus den Einzelteilen noch schnell ein Magazin bauen muss.
Denn bei der Komposition der 132 Seiten fehlten entweder die Zeit, die handwerkliche Erfahrung oder beides. So gibt es vorne ein bisschen Magazin-Mischmasch, danach wechseln sich die diversen Interviews, Bildstrecken und Extras ab, alles wurde beliebig in Rubriken gepackt, hinten wird der Titel-Aufmacher ("Donalds Damen") auf einer Doppelseite versenkt, danach noch ein paar Kochrezepte als Schocker ("Ente Kross"), fertig ist das Gartenhäuschen. Konsequent gemieden wurde hingegen die Nähe zu den seit Jahrzehnten praktizierten, bildungsbürgerlichen Ansätzen der Künstlergruppe Interduck und ihrer Duckomenta-Ausstellung oder der Erika-Fuchs-Verehrer und FAZ-Unterwanderer der "Deutschen Organisation der nichtkommerziellen Anhänger des lauteren Donaldismus" (D.O.N.A.L.D.). Überhaupt fehlen längere Texte in Donald fast völlig, sieht man von einem offenbar vom Egmont Ehapa Verlag reingedrückten Abriss über die verschiedenen Disney-Publikationsreihen von 1951 bis heute ab, der als stilistischer Fremdkörper im Blatt klebt.
So bleiben als Highlight 25 erfrischend selbstreferenzielle Seiten in der Heftmitte, wo von einer missratenen Geschäftsidee von Donald bis zu einem Zeitreiseballon eigentlich alles dabei ist - mit anderen Worten: Das Beste an Donald ist ein Comic. Und das ist im Entenhausen-Kontext ja irgendwie auch beruhigend.
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