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Streitgespräch Präimplantationsdiagnostik"Da bin ich gerne radikal"

Katrin Göring-Eckardt (Grüne) lehnt die Präimplantationsdiagnostik strikt ab. Karl Lauterbach (SPD) will die PID in Ausnahmefällen erlauben. Ein Streitgespräch.

Entscheidung steht an: Kommende Woche findet im Bundestag die Abstimmung zum PID-Gesetz statt. Bild: dpa

taz: Frau Göring-Eckardt, Herr Lauterbach, Sie haben beide das große Glück, Kinder zu haben. Können Sie sich hineinversetzen in Paare, die Fehl- und Totgeburten erlitten haben aufgrund schwerer genetischer Defekte? Ein Leid, das möglicherweise vermieden werden könnte mit der Präimplantationsdiagnostik?

Karl Lauterbach: Ich glaube, dass es für die ethische Bewertung unerheblich ist, ob man Kinder hat oder nicht.

Katrin Göring-Eckardt: Man muss in der Politik häufig über Sachen entscheiden, von denen man selbst nicht betroffen ist. Ich kann insofern ermessen, was in diesen Paaren vorgeht, als ich einige Eltern mit Kindern mit Behinderung begleiten konnte. Bei dem PID-Gesetz geht es aber nicht allein um eine kleine Gruppe von Menschen, also um 200 oder 400 Geburten im Jahr. Wir machen das Gesetz ja für unsere Gesellschaft. Und da muss man auch reden über die Frage: Wie lebt es sich mit Behinderungen heute?

Die Diskussion über PID erweckt schnell den Eindruck, dass das Leben mit Behinderung immer mit Leid verbunden sei. Menschen mit Behinderung sagen aber etwas anderes. Sie sagen: Ja, unser Leben ist nicht immer einfach, aber für uns ist es wertvoll, denn es ist das einzige, das wir haben. Eine Gesellschaft, die Leben mit Behinderung aussortiert, das ist nicht die Gesellschaft, in der ich leben will. Deswegen möchte ich, dass die PID verboten ist.

Was sagen Sie denn Eltern, die sagen, wir haben schon ein Kind verloren, wir halten das kein weiteres Mal aus, Frau Göring-Eckardt?

Göring-Eckardt: Zuerst müssen wir klar sagen, die PID ist nicht die Lösung. Nur 15 Prozent der Frauen werden nach der belastenden Prozedur der PID überhaupt schwanger. Danach kommen weitere Untersuchungen. Niemand kann garantieren, dass das dank PID gezeugte Kind gesund sein wird. Der Eindruck, die PID wäre eine heilbringende Lösung, ist falsch.

Lauterbach: Um die Frage "Lebenswert oder nicht?" geht es überhaupt nicht. Es geht auch nicht um das allgemeine Problem von Menschen mit Behinderungen. Wir reden hier zum Beispiel über Eltern, die erlebt haben, dass ein Kind mit einem Gendefekt, den sie vererbt haben, schwerstkrank ein paar Jahre gelebt hat und dann qualvoll vor ihren Augen gestorben ist. Diese Eltern wollen dann ein Kind, das diesen Defekt nicht hat. Deswegen gehen sie den Weg der künstlichen Befruchtung und der PID: Von den Embryonen, die dabei entstehen, wird der Embryo eingesetzt, der den Gendefekt nicht hat.

Die Gesprächspartner

KATRIN GÖRING-ECKHARDT, 45, ist seit 2005 Vizepräsidentin des Bundestags. Die Grünen-Politikerin ist Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland.

KARL LAUTERBACH, 48, ist Gesundheitsexperte der SPD.

Göring-Eckardt: Diese Formulierung regt mich auf. Es geht um ein Kind! Und Sie sagen: Es ist ein Mensch mit Defekt. Unvollständig, nicht intakt. Nein, es geht um das Kind und um die Frage, was wir der Gesellschaft signalisieren, wenn wir denen, die heute mit einer Behinderung leben, zu verstehen geben: Euch hätten wir normalerweise schon in der Petrischale aussortiert.

Herr Lauterbach, Sie sind Arzt. Ist es die Aufgabe Ihres Berufsstands, Kinder mit Defekt auszusortieren?

Lauterbach: Das tut erstens kein Arzt und hat zweitens mit der Debatte nichts zu tun. Bei der PID geht es nicht um die Selektion von Kindern. Sondern es geht um die Selektion von Embryonen.

Göring-Eckardt: Die Frage ist, wann Leben anfängt.

Lauterbach: Glaubt denn hier wirklich jemand, dass ein Embryo bereits ein Kind oder ein Mensch ist?

Göring-Eckardt: Ja. Das ist Leben, in dem alles angelegt ist, was es zum Menschen machen wird.

Lauterbach: Wenn ich diese Position vertreten würde, dann müsste ich die Spirale verbieten, dann müsste ich davon ausgehen, dass jede Form der Verhütung, die dazu führt, dass der Embryo abstirbt, eine Form von Kindstötung ist. Das halte ich für eine radikale Position.

Göring-Eckardt: Natürlich bin ich nicht gegen Verhütung, aber ich bin gerne radikal. Sie wollen den Embryo aussortieren …

Lauterbach: … nicht einpflanzen!

Göring-Eckardt: Sie wollen diesen Embryo zur Einpflanzung aussortieren, weil Sie sagen, dass er als Kind eine Behinderung haben wird. Wir wissen aber nicht, wie schwer sie sein wird und ob sie überhaupt eintritt.

Lauterbach: Zum Beispiel handelt es sich um schwere genetisch verursachte Muskelerkrankungen, die zu einer Bewegungslähmung führen und zur Atemlähmung, also zur Erstickung. Für diese Krankheiten gilt: Hat das Kind das Gen, ist es fast immer schwerstkrank oder stirbt. Hat es das Gen nicht, dann hat es zu 99 Prozent die Krankheit nicht.

Göring-Eckardt: In Ihrem Gesetzentwurf, Herr Lauterbach, ist nur die Rede von schwerwiegenden Krankheiten und Behinderungen. Es gibt keine Einschränkungen. Das wird dazu führen, dass es eine Liste geben wird, nach der Kinder mit Krankheiten aussortiert werden. Dazu könnten dann auch Krebserkrankungen gehören, die möglicherweise gar nicht oder erst nach 40 Jahren auftreten und bis dahin längst behandelbar sein könnten.

Lauterbach: Es wird weder eine Krankheitsliste geben, noch geht es um unheilbare Krankheiten. Es geht um schwerste unheilbare Gendefekte.

Göring-Eckardt: Das ist so in Ihrem Gesetzentwurf aber nicht festgeschrieben.

Darf man mündigen Menschen Wissen und medizinische Diagnostik vorenthalten, Frau Göring-Eckardt?

Göring-Eckardt: Die Frage ist: Was geschieht mit den ganzen Nebeninformationen dieser Diagnostik? Schon aus haftungsrechtlichen Gründen wird der Arzt oder die Ärztin den Eltern sagen müssen: Übrigens hat Ihr Kind zwar nicht den fraglichen Gendefekt, aber es hat ein Down-Syndrom, oder es hat einen Klumpfuß. Das alles sind ja - wie Herr Lauterbach sagen würde - Defekte, die man als Arzt erkennt und über die man dann auch die Eltern informiert.

Lauterbach: Die PID funktioniert nicht so, Frau Göring-Eckardt, dass man nach einer schwerwiegenden Erkrankung sucht und dann beiläufig noch Informationen über alle anderen Krankheiten kriegt. Das ist Science-Fiction. Und gehörte dann verboten.

Göring-Eckardt: Ich habe nur Ihren Gesetzentwurf gelesen. Das ist nicht Science-Fiction.

Lauterbach: Niemand kann und will allgemein Behinderungen ausschließen oder Krankheiten. Die PID sucht gezielt nach Einzelgendefekten, die die Eltern genau kennen, weil sie in der Regel schon Fehl- oder Totgeburten hatten. Es ist ja auch heute in der Regel so, dass diese Kinder nicht geboren, sondern spät abgetrieben werden. In der Mehrzahl der Fälle, in denen es um einen bekannten Einzelgendefekt geht, wird die Pränataldiagnostik im Mutterleib gemacht, und bei entsprechendem Befund wird dann spät abgetrieben. Zu einem Zeitpunkt der Schwangerschaft also, wo man tatsächlich von einem Kind sprechen kann. Diese Kinder werden abgetrieben aus dem einzigen Grund, dass sie den Gendefekt haben.

Göring-Eckardt: Das wäre gesetzeswidrig.

Lauterbach: Das ist die gängige Praxis.

Göring-Eckardt: Eingeführt wurde die Pränataldiagnostik, damit Krankheiten im Mutterleib oder direkt nach der Geburt behandelt werden können. Wenn es zu Spätabbrüchen kommt, dann in solchen Fällen, in denen abgewogen wird zwischen der Situation der Mutter und der Situation des Kindes. Das ist die Gesetzeslage, auf der man auch bestehen muss, wenn man sich als Gesetzgeber ein bisschen ernst nimmt. Das Aussortieren wegen Behinderung haben wir doch 1995 bewusst aus der Gesetzgebung herausgenommen.

Lauterbach: Für uns als Gesetzgeber ist es auch wichtig, dass wir uns mit der Welt beschäftigen, die es tatsächlich gibt. Und ich persönlich bin auch aus ethischer Sicht der Meinung, dass es in einer solchen Situation besser ist, einen Embryo nicht einzusetzen, als denselben Embryo später als Kind abzutreiben. Das halte ich für unchristlich und verlogen.

Göring-Eckardt: Wir verhindern mit der PID nicht die Spätabbrüche. Denn die Pränataldiagnostik wird anschließend trotzdem auch noch durchgeführt. Wenn man sich die internationalen Zahlen anschaut, dann kann man weder sagen, es gibt weniger Früh- oder Totgeburten in den Ländern, in denen die PID eingesetzt wird, noch kann man sagen, es gibt real weniger Spätabbrüche.

Woher rührt eigentlich Ihr geringes Zutrauen zur Verantwortung der Ärzte und der Eltern?

Göring-Eckardt: Darum geht es nicht. Wir haben die Pränataldiagnostik erlaubt mit der Intention, dass es um wenige Einzelfälle geht. Heute sagen Sie, Herr Lauterbach, dass alle Kinder, bei denen bei der Pränataldiagnostik eine Behinderung festgestellt wird, in der Regel abgetrieben werden. Warum sollte es bei der PID bei Einzelfällen bleiben, wie Sie beteuern? Warum sollte die PID nicht auch zur Regeluntersuchung werden?

Lauterbach: Allein deswegen nicht, weil die PID nur bei der In-Vitro-Fertilisation möglich ist. Im Vergleich zur natürlichen Befruchtung gibt es da enormes Leid, enorme Kosten und eine Wahrscheinlichkeit von 15 Prozent, überhaupt schwanger zu werden. Wer würde sich das antun?

Göring-Eckardt: Vielleicht auch die Frauen, die spüren, dass sie in einer Gesellschaft leben, in der Kinder mit Behinderungen nicht mehr erwünscht sind.

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35 Kommentare

 / 
  • GS
    Gerd Schwerbach

    Der Punkt geht eindeutig an Frau Göring-Eckardt. Sie äußert sich differenziert und setzt Lauterbach Argumente entgegen.

  • O
    ole

    "Da bin ich gerne radikal"

     

    Stimmt, radikal dumm und radikal widersprüchlich.

     

    Ein derartiges Streitgespräch ist auch ziemlich bizarr. Auf der einen Seite ein renomierter und anerkannter Experte, ein Sachverständiger mit wissenschaftlich fundierten Kenntnissen. Und auf der anderen Seite ein evangelikaler Fundamentalist in der unerträglich arroganten Rolle des Maralapostels. Man möchte von der "Besserwisserin" reden - aber mit Wissen hat das nichts zu tun.

     

    Da kann sich Herr Lauterbach noch so ins Zeug legen, es ist wie "Perlen vor die Säue werfen".

    • P
      PIDIII
      @ole:

      Danke!

       

      Die ethische "Unmöglichkeit" einer medizinischen Maßnahme wird immer dann als Argument bemüht, wenn religiös-fundamentalisitsche Kausalvorstellungen drohen, "entmystifiziert" zu werden, der Erklärung zugänglich und gar der buchstäblichen "Manipulation" von Wissenschaft zugänglich werden. Die tiefreligiöse Basis sieht das per se als nachteilhaft an, wobei sie "leider Gottes" die Lobby hat, um mithilfe des stumpfen Schwerts der Ehtik medizinischen Fortschritt immer wieder zu torpedieren. Die durchaus schützenswerten Interessen von Eltern werden dabei nur ungern in die WAagschale geworfen. Ob so etwas wie die PID in Deutschland möglich ist, sollte keine religiöse Ethikdiskussion, sondern die Auslegung unseres Grundgesetzes entscheiden.

  • E
    elmar

    unglaublich die frau, die angeblich zu den grünen gehören soll, hört sich an wie eine abtreibungsgegnerin.

    zumindest hier in wien kann man sich dieses eindruckes kaum erwehren.

  • M
    Mathias

    Als Mitglied der Grünen muss ich mich für Göring-Eckardt schämen. Ab zur CSU mit dir, da kannst du dich mit anderen radikalen Möchtegern-Christen zusammentun.

     

    Eine Mutter hat nicht vom Staat vorgeschrieben zu bekommen, ob sie ein schwerbehindertes Kind gebären möchte oder nicht. Ist es denn so schwer, sich in die werdenden Mütter hineinzuversetzen? Wenn du den Schutz des Lebens einforderst, kannst du vegan werden. Damit wäre schon viel erreicht...

  • F
    Florian

    Katrin Göring-Eckardt: "Da bin ich gerne radikal"

     

    Mit Verlaub aber die Dame ist schlicht in fast allen Meinungen radikal... Die katholische Kirche schaut sich mittlerweile ihr Vorgehen ab.

     

    Kommt einem vor wie jemand der einer religiösen Ideologie unterliegt und das Ganze hinter dem Deckmantel eines Oberschichtmitglieds versteckt.

     

    Schön wäre es, einfach mal eine Frage des Interviewers zu beantworten, ohne umzudeuten oder schlicht besserwisserisch dem Volk die Welt zu erklären...

    Die Arroganz der Macht... Frau Bundestagsvizepräsidentin..

  • H
    Humanist

    Es sind die immergleichen Argumente, die Göring-Eckhardt hier anführt. Es sind genau die Argumente, die eine Diskussion bioethischer Fragen in der BRD bis zum heutigen Tage sehr schwierig machen (die 'Skandale' um Peter Singer und Norbert Hoerster mögen hier exemplarisch sein). Obwohl G-E es nicht ausspricht, scheint ihre Argumentation doch christlich beeinflusst zu sein, und beide Kirchen schaffen es ja immer wieder, eine vernünftige Diskussion bioethischer Fragen durch ihre üblichen Horrorszenarien und Phrasendreschereien zu blockieren. Ethische Normen, gerade in einer pluralistischen Gesellschaft, müssen ohne Bezug auf Religion rechtfertigbar sein, aber da stößt man ja bei vielen unserer Parlamentariern auf taube Ohren.

     

    Egal, zwei Dinge scheint G-E zu übersehen. Erstens: In anderen (europäischen) Ländern ist die PID erlaubt. Soweit ich weiß, hat es in keinem dieser Länder einen 'Dammbruch' gegeben. Es handelt sich jeweils um einige hundert Fälle pro Jahr, in denen PID in Anspruch genommen wird, meist nach einer langen Leidensgeschichte. Etwas anderes wäre auch verwunderlich, wenn man die hohen Kosten der PID betrachtet. Keines der Länder, in denen PID legal ist, ist auf dem Weg zum Designerbaby oder stellt die Rechte von behinderten Menschen in Frage!

     

    Zweitens: PID erspart Frauen das wiederholte Trauma einer Fehlgeburt oder den medizinischen Eingriff einer Abtreibung zu einem späteren Zeitpunkt. Wer wie G-E argumentiert, der sollte wenigstens konsistent und ehrlich sein: die reproduktive Freiheit von Frauen soll im Namen des 'Lebensschutzes' eingeschränt werden. Frauen dürfen dann nicht mehr entscheiden wann und wie sie schwanger werden und ob sie ihr Kind, behindert oder nicht, austragen möchten. Bravo! Was für ein zivilisatorischer Rückschritt!

     

    Natürlich ist der Fall der PID noch viel komplexer. Aber über die hanebüchenen Argumente von G-E habe ich mich wirklich geärgert! Man/frau kann ja gerne 'radikal' sein, aber doch bitte auf einem etwas intelligenterem Niveau.

  • TA
    T. A.

    Ach wie passend! Die erschreckend uninformierte Göring-Eckardt hat das letzte Wort. Für mich sind die Grünen schon seit etlichen Jahren zum Symbol der Wissenschaftsfeindlichkeit in Deutschland geworden. Und dieses Interview schlägt in die gleiche Kerbe.

  • BI
    Bertram in Mainz

    Gegner und Befürworter der PID argumentieren nicht symmetrisch. Befürworter wollen die PID freigeben. Sie wollen niemanden zu etwas zwingen. Die Befürworter wollen keinesfalls PID zur Pflicht zu machen. Gegner sind nicht einfach dagegen. Sie wollen den Gesetzgeber dafür einspannen, ihre Meinung per Gesetz zu erzwingen!

     

    Entsprechend wird die Abstimmung im Bundestag sein. Man wird nicht einfach über die PID abstimmen, sondern über ein Verbot. Man redet von "partieller Freigabe". Das ist letztlich auch ein weitgehendes Verbot. Eine liberale Variante steht gar nicht zur Diskussion. "Freigabe" wäre nämlich, dass jedes Paar selbst entscheiden kann. Letztlich stimmt man darüber ab, wie weit die Moralisten den Anderen ihre Meinung überstülpen dürfen.

     

    Ganz einfach ist die Frage wohl nicht. Allein schon durch die geweckten Emotionen. Konsequent wäre es zu sagen: Ich bin dafür bzw. dagegen. Aber ich bin gegen eine gesetzliche Reglementierung. Das Gegenteil passiert. Wenn Emotionen im Spiel sind, erwacht der Missionar im Menschen! Warum schaffen es die Gegner nicht, den Anderen ihre Freiheit zu lassen!

     

    Um sich ins Leben von Anderen einzumischen, muss man starke Gründe haben. Die sehe ich hier nicht.

  • SB
    Silvia Bauer

    Frau Göhring-Eckardt, gerade in der Position als Gesetzgeber finde ich Ihren Standtpunkt erschreckend oberflächlich und praxisfremd, deshalb unmenschlich und unverantwortlich. Begleiten Sie bitte Paare, die auf Grund von Erfahrungen mit Totgeburten die PID durchlaufen, informieren Sie sich eingehend über PID, und vertrauen Sie Ärzten, die in der PID keinen potentiell alltäglichen check-up sehen. Aus eigener Erfahrung halte ich diesen Standpunkt für glatten Irrsinn!

    Nach Ihrer Idee der Gesetzgebung würde die Gesellschaft (weiter und mehr) so aussehen, daß Paare mit entsprechendem Leidensdruck nach Totgeburten oder nachgewiesener Trägerschaft schwerer Gendefekte, immer noch für die PID ins benachbarte Ausland gehen, und dadurch noch höhere Kosten tragen müssen, als die reine Behandlung erfordert. Eine weitere Last. Übrigens entsteht auch die reale Belastung, daß ihnen ihr eigenes Land eine Chance, ggf. überhaupt ein Kind zu bekommen, verwehrt! Absurd. Und es wandern immer mehr medizinische Fachkräfte ab, da hier ihre Arbeit tabuisiert wird. Gesundheitswesen, viel Glück.

    Folgen: Abwanderung, Auswanderung, Geburtenrückgang, Ärztemangel, steigendender Bedarf für Psychotherapien, etc.

    Das kann nicht im Sinn der Gesellschaft sein!

  • MN
    my name (female)

    Frau G-E ist schwer bis gar nicht zu ertragen...

  • R
    Rod

    PID sollte heutzutage bei ausnahmslos jeder Geburt Standard sein. Jedes Kind, das geboren wird, hat einen Anspruch darauf erstens gesund zu sein und zweitens, dass alle vorhandenen dazu Möglichkeiten genutzt werden.

     

    Wir leben weiterhin in einer kapitalistischen Gesellschaft. Der Mensch definiert sich hier durch seinen Arbeitserfolg und sein persönliches Leistungsvermögen. Konsequenterweise müssen wir dann dafür sorgen, dass jeder Mensch, der in diese Welt geboren wird diesen Anforderungen gerecht werden kann. Die Anforderungen, die eine kapitalistische Gesellschaft an das einzelne Individuum stellt werden ohnehin bald erzwingen, dass nicht nur eine PID, sondern bereits vor der Geburt eine aktive Gestaltung des Erbguts vorgenommen werden muss.

     

    Wer die PID oder der die aktuellsten Möglichkeiten zur Genoptimierung ablehnt, muss zwangsläufig auch den Kapitalismus ablehnen. Wer die PID ablehnt muss sich konsequenterweise für ein bedingungsloses Grundeinkommen einsetzen, damit auch Menschen mit weniger vorteilhaften Erbanlagen nicht in Armut leben müssen.

     

    Wer die PID und Genoptimierung ablehnt, aber trotzdem für eine kapitalistische Gesellschaftsordnung ist, der ist schlichtweg verlogen.

     

    Es gibt Länder, in denen werden neue Möglichkeiten konsequent genutzt. Diese werden mit einer neuen, leistungsfähigeren Bevölkerung alle anderen Länder abhängen.

     

    Weiterhin: Wer will einem Kind erklären, dass es an einer schweren Erbkrankheit leiden muss, obwohl man locker die Möglichkeit gehabt hätte, dies zu verhindern oder zu korrigieren? Ich finde es schäbig, wenn man Kinder an Krankheiten wie Muko leiden lässt, oder Menschen wegen angeborenen Herzfehlern vorzeitig sterben müssen, obwohl es heute die Möglichkeit gibt, das schon VOR der Geburt zu verhindern oder gar zu korrigieren.

  • S
    susi

    Warum hat eigentlich den Grünen noch keiner gesagt, dass wir in der BRD nicht auf einer Insel der Glückseligen leben? Es gibt so etwas wie eine Staatengrenze, genau dahinter stehen weiterhin AKW, deren Strom wir kaufen, und genau dahinter ist PID legal. Wer sich das Geschlecht seines zukünftigen Kindes aussuchen möchte, erledigt das ganz einfach während seines nächsten USA-Urlaubs.

  • T
    tageslicht

    Ich bin kein großer Freund von herrn Lauterbach, aber es ist ihm hier zu Gute zu halten, wie er nüchtern und sachlich gegen diese Fanatikerin von den Grünen argumentiert und ihre offenbare Freiheit von Faktenkenntnis offenlegt. Nur ein Bruchteil aller Behinderungen ist auf einem einzigen Gen kodiert und mit der PID überhaupt diagnostizierbar. Frau Göring-Eckardt möchte schwerstbehinderte Kinder zum Leiden verurteilen, das ist in der Tat unchristlich und verlogen. Und von der (gängigen) Pränataldiagnostik auf die teure, komplizierte, wenig effektive PID zu schließen, was die Anzahl und den Umfang der Fälle angeht, ist völlig realitätsfremd. Vermutlich würden wir heute noch elendig an den Pocken krepieren, wenn Personen wie Göring-Eckardt früher das Sagen gehabt hätten.

     

    (Man mag mir meine Polemik verzeihen, mich regt diese unsachliche, ideologische Hetze von Frau G-E einfach auf.)

  • I
    Ingo

    An diesem Interview mit Göring-Eckardt zeigt sich einmal mehr, welch gottesfürchtige und konservative Partei die Grünen mittlerweile sind.

  • S
    SchnurzelPu

    In der Tat ein schwieriges Thema, vermint und moralisch hoch belastet. Aber worum geht es? Es geht doch darum mehrere Zellklumpen auf genetische Defekte hin zu untersuchen und das nur dann, wenn die Wahrscheinlichkeit dafür spricht.

    Was, so frage ich mich, ist so schlimm daran, kein behindertes Kind zur Welt zu bringen. Kann man Gott nicht gefallen, wenn man nicht leidet? Wenn ja, sollte man den Sack aus dem Universum jagen. Oder diese Teil der Moral aus dem Kopf streichen. Über den Rest und die scharfen Regeln der PID lässt sich diskutieren.

  • DG
    Dod Grile

    Frau Göring-Eckardt erweist sich also, wie jüngst schon Bischof Huber, als der simpelsten Logik unzugängliche Heuchlerin. Wenn es ihr ernst wäre mit dem Menschsein der Embryonen, müsste sie wohl (willkommen bei den Katholiken) energisch für das Verbot jeglicher Abtreibung eintreten, und ganz besonders einer Abtreibung behinderter Embryonen. Aber nein, im Bauch der Mutter soll das alles nicht gelten, aber vorher, in der Petrischale, ist das (und ja, es handelt sich bei den fraglichen Zellhaufen um Dinge, und nicht um Menschen) angeblich ein schutzwürdiger Mensch, diese Qualität nach Einpflanzung aber mal eben für 9 Monate verlieren.

    Die ganz einfache Wahrheit lautet: niemand möchte gerne behindert leben, niemand möchte, dass seine Kinder behindert sind - oder hat man schon von Leuten gehört, die sich aus lauter Begeisterung selbst dafür entscheiden, sich Sehnerven, Trommelfelle oder Beine operativ entfernen zu lassen, weil ein Leben ohne diese so viel besser oder doch gar nicht schlechter wäre? Und was sagt Frau Göring-Eckardt zu schwangeren Müttern, die mittels Alkoholkonsum bei ihrem ungeborenen Kind eine Behinderung verursachen? Ihrer eigenen Logik nach müsste sie ja annehmen, dass dadurch kein Schaden entstanden sei, weil ja alles gleich lebenswert ist.

    Und nach Arbeitsunfällen mit Verlust einer Hand o.ä. wäre dann selbstverständlich auch keine Entschädigungleistung des Arbeitgebers nötig, gell?

  • V
    vic

    Ich habe keine Kinder und werde auch keine haben.

    Aber mir fällt auf; Göring-Eckardt vertritt eine reichlich kompromisslose Position, die vermutlich in sehr vielen Fällen zu konservativ ist. Kein Wunder, dass die Grünen selbst für engstirnigste Katholen wählbar geworden sind.

  • AN
    Anke Niebuhr

    Warum ist Präimplantationsdiagnostik moralisch verwerflicher als Implantation bzw. die Erzeugung des Embryos? Geht es noch absurder? Erinnern Sie sich übrigens an die Diskussionen über künstliche Befruchtung? Lächerlich im Nachhinein, was?

     

    Es ist sowieso nur eine Frage der Zeit, wann PID erlaubt sein wird, machen wir uns nichts vor. Aber dann kommen erst wieder die Folgediskussionen: nach welchen Kriterien darf denn nun aussortiert werden? Bla, bla, bla...

     

    Gibt es da nicht irgendeine Abkürzung? Was dieses ganze Gesülze kostet...

  • L
    Lucas

    Punkt: Lauterbach.

  • M
    Magda

    Bei der Debatte drängt sich der Eindruck auf, die Religion hat ihre Vertreter mit festbetonierter Meinung losgeschickt. Da kann sich Karl Lauterbach noch so abstrampeln und argumentieren, wie er will, die Front der Religiösen steht fest geschlossen.

  • B
    Björn

    Schade, dass das Interview mit diesem merkwürdigen Ende so tendenziös ist. Ein schwieriges Thema, aber es wird vieles nicht beleuchtet und aneinander vorbeigeredet! Frau Göhrig-Eckardt tut die Ganze Zeit so als ging es darum zu verhindern, dass bald alle "bis zum perfekten Kind" aussortieren und missachtet das Leid der Eltern ...

  • HS
    Harald Schmitt

    Katrin Göring-Eckardt tut sich leicht, wenn sie die Probleme behinderter Kinder allein zu einem Problem der Gesellschaft macht.

     

    Hat sie es schonmal erlebt, dass ein Dreijähriger erst dann stehen oder laufen kann, wenn man ihm Prothesen an die Beine geschnallt hat?

    Oder ein Fünjähriges Mädchen erst dann aufrecht sitzen und den Kopf hochhalten kann, wenn die Rückenprothese angeschnallt ist?

     

    "Eine Gesellschaft, die Leben mit Behinderung aussortiert, das ist nicht die Gesellschaft, in der ich leben will." - bäh, was für ein verlogenes, scheinheiliges Geschwätz!

  • E
    Elvenpath

    Ich weiß nicht, wo das Problem ist.

    Man hat mehrere Zellhaufen, mit 8 oder 16 Zellen (und NEIN, das ist kein Mensch, es wird mal ein Mensch).

    Davon wird nur einer eingepflanzt, die anderen vernichtet.

    Was spricht dagegen, denjenigen einzupflanzen, bei dem die Chance für ein gesundes Kind am besten ist?

     

    Hier wird nicht "aussortiert". Es kann nur einer! eingepflanzt werden. Das ist eine Wahl, keine Sortierung.

    Das Gerede von "Werteverschiebung" ist genau so ein Unsinn, wie der Quatsch, dass Cannabis eine "Einstiegsdroge" ist. Genau so wenig, wie Cannabis zu härteren Drogen führt, führt PID in eine unmenschliche Welt, wo jeder Embryo auf einwandfreie Genetik geprüft wird.

    PID ist nur ein ganz spezieller Fall, bei dem man zufälligerweise wählen kann. Warum sollte man das dann nicht tun?

  • HL
    Hauke Laging

    Was in der ganzen Diskussion komplett fehlt, ist der wichtige Punkt, dass es kein Recht darauf gibt, geboren zu werden. Es wird so getan, als könnten alle Optionen gleichzeitig realisiert werden, was aber offensichtlich Unsinn ist. WP: "[...] optimal ist [...] 15 Eizellen." Niemand kann ernsthaft glauben, dass 15 Kinder austragen würden.

     

    Das Problem liegt also nicht im Aussortieren, sondern im Befruchten von mehr Eizellen als ausgetragen werden können. Man muss also unterscheiden, ob es um das "Verschwenden von Leben" oder die Auswahlkriterien geht.

     

    Wir meinen mit "Mensch" primär die Persönlichkeit (siehe Hirntod, Wachkoma), nicht den Körper. Natürlich ist ein behinderter KÖRPER weniger wert. Welcher Behinderte wäre nicht lieber gesund? Seine Persönlichkeit ist nicht an seine Behinderung gebunden. "Heute wäre ich nicht mehr geboren worden" ist falsch, da dies eine unzulässige Vermischung von Körper und Persönlichkeit ist; "ich" ist nicht die Behinderung. Richtig ist: "Ich wäre trotzdem geboren worden, aber ohne (diese) Behinderung."

     

    Was macht die Argumentation eigentlich in 20, 30 Jahren, wenn man in einem einzigen befruchteten Embryo die GenDEFEKTE korrigieren kann? Oder sie vorab in den Eizellen und Spermien (vor denen ja einzeln keiner großen Respekt äußert) korrigiert? Dann haben wir weitgehend dasselbe Ergebnis (weniger Behinderte), aber ohne das Verwerfen von Embryonen. Oooops.

     

    Dass sich die Zahlen bei Behinderungen und Abtreibungen kaum ändern, wenn der PID-Anteil an den Zeugungen vernachlässigbar ist, ist offensichtlich.

  • G
    george

    Diese Aussagen von Frau Katrin Göring-Eckardt zu lesen, dass regt mich auf. Ich empfinde es als zu tiefst unprofessionel als Fachpolitikerin eine so entscheidende Diskussion nur emotional zu führen, mit einer Vehemenz die auch dann nicht halt macht, wenn es ihr augenscheinlich an Fachwissen fehlt. Für mich stellt diese Frau ihre Vorstellung von Moral über das Wohl der Betroffenen. Fakt ist, wie Herr Lauterbach richtig anmerkte, Kinder werden wegen ihrer Behinderung abgetrieben und zwar zu einem Zeitpunkt, wo der Fötus, nach der Entnahme, abgetötet werden muss. Dies halte ich für morlaisch wesendlich unhaltbarer als mittels PID von vornherein eine starke Behinderung auszuschließen. Werden dadurch Menschen als Lebensunwert deklariert? Nein, denn zum Zeitpunkt der PID gibt es noch keinen Menschen zwischen denen gewählt wird, sodnern nur Zellen mit menschlicher DNA. Wenn wir diese als vollwertige Menschen bezeichnen würden, könnten wir auch gleich den Unsinn eines Herrn Ratzingers unterstützen und jegliche Verhütung verdammen.

    Ich verstehe die Aufregung um PID, weil sie uns an die Euthanasieprogramme der Nazis erinnern. Das darf uns aber nicht daran hindern, Menschen zu helfen ein Leben ohne Behinderung zu führen.

    Denn das ist die Kehrseite der "Logik" der Frau Katrin Göring-Eckardt, wenn ohne PID ein schwerstkranker auf die Welt kommt, kann damit eine andere Eizelle nicht zum Mensch "reifen", die man mittels PID ausgewählt hatte. Die Auswahl findet so oder so statt, entweder durch den Menschen oder durch den Zufall. Warum sollte der Zufall moralisch besser sein?

  • A
    Alekto

    Faszinierend... schafft Frau Göring-Eckard es doch tatsächlich, bis zum Schluß nicht zu kapieren, daß es nicht um Behinderungen geht, sondern um schwerste Gendefekte.

  • TL
    Thomas Lehmann

    Zitat Göring-Eckardt: "Natürlich bin ich nicht gegen Verhütung, aber ich bin gerne radikal..."

     

    Vor allem intellektuell inkontinent - aber was will man von Religioten schon anderes erwarten? Es ist mir egal, wenn G.-E. an Wiederauferstehungen und Himmelfahrten glaubt. Von mir aus kann sie auch den Mond anbeten. Aber sie hat nicht das Recht, anderen Menschen unnötiges Leiden zuzufügen, indem sie ihnen untersagt, die PID zu nutzen.

    Hier zeigt sich wieder, dass die Religioten zuviel gesellschaftlichen Einfluss haben. Da wir leider nicht in einer laizistischen Gesellschaft leben, in der Religion und Staat strikt voneinander getrennt sind, gibt es nur eine Lösung: Tretet bitte aus diesen Vereinen aus!

  • P
    pfleger

    Eine Grüne setzt sich ein für Bevormundung durch den Staat und nimmt für sich moralische Überlegenheit in Anspruch.

    Ausserdem ist sie gegen PID, aber spricht sich für Spätabbruch aus.

    Hierbei geht es dann nicht mehr um Embryonen.

    Es geht darum, Leiden und Qual zu verhindern.

    Leider werden bei dieser Diskussion fast immer- wie bei

    "hart aber fair"- nur minimal behinderte Kinder gezeigt,

    und dann unterstellt, man wolle diese Kinder in Nazi-

    Manier ausrotten.

    Das ist wirklich zynisch.

  • S
    Swanni

    Also wenn ich Frau Göring richtig verstehe, sollen künstlich befruchtete Embryonen nicht auf Erbkrankheitem untersucht und ggf ausgesondert werden dürfen.

    Aber der Fötus darf natürlich später abgetrieben werden ?

    Eine sonderbare logik, die der befruchteten Eizelle mehr lebensrecht und -schutz zubilligt als dem lebenden Fötus.

  • M
    max

    eines fällt beim lesen des streitgesprächs sehr auf: frau göring-eckardt weist wiederholt darauf hin, dass der gesetzentwurf der pid-befürworter, wie des hernn lauterbach, gerade die konkrete eingrenzung auf besonders schwere fälle von behinderungen oder fehlbldungen, die diese befürworter immer behaupten, nicht enthält. herr lauterbach geht daher auch auf diesen vorwurf von frau göring-eckardt wiederholt nicht ein.

    die befürworter der pid konnten bislang noch in keiner weise und in keiner anhörung eine definition dieser "schweren fällen" vorlegen, die ausselektiert werden dürfen. genauso gab es entsprechend keine abgrenzung zu minder schweren fällen, in denen die selektion dann nicht stattfinden darf. und trotzdem wird dieser gesetzentwurf wohl im bundestag die mehrheit bekommen. gesellschaftlich gesehen ist das eine katastrophe. wenn es um den wert menschlichen lebens geht, darf nicht mit halbgaren, zur interpretation offenen formulierungen agiert werden.

    im übrigen sollte auch das interesse der industrie an den bei diesem verfahren abfallenden "überflüssigen" embryos nicht verschwiegen werden.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Nein zur PID

    Man kann nur der Bundestagsvizepräsidentin des Deutschen Bundestages Katrin Göring-Eckardt nur zustimmen was die Ablehnung der PID anbetrifft.

    Es darf zu keiner Selektion kommen,im Bezug auf wertes und unwertes Leben.Behinderung sollte nicht als eine Art Reaktorunfall angesehen werden.

    Schon einmal in der jüngsten deutschen Geschichte wurde darüber befunden,ob behindertes Leben lebenswert ist.

    Jedes Leben,sei es mit Behinderung ,sei es ohne Behinderung ist lebenswert und hat ein Recht was

    die Menschenwürde,nach Artikel 1 des Grundgesetzes

    betrifft.

    Ausnahmeregelungen im Bezug auf die PID,wie sie der Abgeordnete Klaus Lauterbach von der SPD beführwortet,sollte kein Gewicht eingeräumt werden.

  • S
    Slimak

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    Die christlichen Obsessionen von Frau Göring-Eckardt haben in der Politik eines laizistischen Landes, in dem also Kirche und Staat strikt voneinander getrennt sind, nichts zu suchen. Als Feministin widert mich der hier zum Ausdruck kommende Paternalismus hochgradig an, ebenso wie die ständige Vermischung mit der Frage, ob und wie lebenswert das Leben mit Behinderung ist. Darum geht es hier nicht! Bedauerlich, dass Frau Göring-Eckardt noch nicht einmal das versteht. Hier geht es einzig und allein um die gesetzliche Regelung, ob und wenn ja wann und unter welchen Voraussetzungen die PID für potentielle Eltern und ihre in-vitro gezeugten Embryonen zur Anwendung kommen darf. Wer Eltern und speziell den betroffenen Frauen diesen Weg versperren will, sollte sich nicht auf christliche Werte berufen - schon deshalb nicht, weil sie offensichtlich nicht verstanden wurden. Hier geht es um ein perfides Machtgebaren selbsternannter Lebensschützer und keinesfalls um das, wofür das politische System BRD zuständig ist: gesetzliche Regelungen zu treffen und bürokratische Hürden zu beseitigen, die in einem Land mit unanständig hoher Kinderarmut allen Kindern ein menschenwürdiges und somit selbstbestimmtes Leben ermöglichen - das gilt auch für Flüchtlingskinder, egal aus welchem Winkel der Erde, deren Schutz und Daseinsberechtigung von der Politik sträflich vernachlässigt wird.

     

    Die einstige Parole der Frauenbewegung "ungeborenes wollen sie retten, geborenes legen sie in Ketten" hat für mich - Mutter und Oma - heute wie damals Gültigkeit.

  • FP
    Fabian P.

    Frau Göring-Eckardt sollte trotz "christlicher" Bewegtheit mal die Paragrafen lesen.

     

    § 218a Abs. 2 (Medizinische Indikation): Es besteht eine Gefahr für das Leben oder die körperliche oder seelische Gesundheit der Schwangeren, welche nur durch einen Schwangerschaftsabbruch abgewendet werden kann. Dann besteht Straffreiheit während der gesamten Zeit der Schwangerschaft.

     

    Das bedeutet den Freibrief zur Abtreibung von Feten/Embryonen und Kindern mit behinderungen. PID verhindert Leid.Ist das nicht auch "christlich"?

  • R
    runzbart

    dieses geschwurbel von kirchenfuzzis regt mich auf :>

     

    da liest man so tolle sachen wie: "Eine Gesellschaft, die Leben (mit Behinderung) aussortiert, das ist nicht die Gesellschaft, in der ich leben will."

     

    aha, also auch eine abtreibungsgegnerin. was ist mit "mein bauch gehört mir"? der einwand von herr lauterbach mit der spirale ist da meiner meinung nach schon sehr treffend.

     

    vielleicht sollte sie behinderte nicht nur fragen, wie es ihnen geht, sondern auch, ob sie gerne auf ihre behinderung verzichten würden.

     

    aber sehn wir es fräulein goering-eckert nach, als kirchenfuzzi muss sie solche positionen ja vertreten.