Rechtsradikale in Rumänien: Kaffee und Kekse mit Adolf
Ein Betrieb wirbt auf Facebook mit Bildern von Adolf Hitler für sein Gebäck. Die Fotos werden erst nach Protesten gelöscht.
In einer kurzen Ansprache im Parlament verurteilte der Abgeordnete der jüdischen Minderheit Silviu Vexler die Affäre. Er erinnerte gleichzeitig auch an die am Eingang zu einer staatlichen Firma aus dem Bezirk Prahova angebrachten Losung „Arbeit befreit dich“ und die damit verknüpfte direkte Anspielung an den höhnischen Spruch, der am Tor des KZ von Auschwitz zu lesen war: „Arbeit macht frei“.
Vexler verurteilte auch die Schändung des jüdischen Friedhofs in der nordrumänischen Kleinstadt Huşi. Der Vorfall hatte sich bereits Mitte März ereignet, wurde aber erst am Mittwoch bekannt. In mehreren Medienberichten, die von der Föderation jüdischer Gemeinden aus Rumänien (FCER) bestätigt wurden, ist die Rede von 73 verwüsteten Gräbern.
In einer Pressemitteilung bekundete der Vorsitzende der Föderation Aurel Vainer seine Bestürzung angesichts dieses Zwischenfalls. Er hoffe, heißt es in dem auf Facebook in rumänischer und englischer Sprache veröffentlichten Kommuniqué, dass die zuständigen Behörden die Schuldigen schnellstmöglich identifizieren und der Justiz übergeben.
Inhumanes Ereignis
„Im heutigen Rumänien, einem demokratischen, pluralistischen Staat, in dem die Rechte und Pflichten der Juden und der anderen nationalen Minderheiten denen der Mehrheitsbevölkerung gleichgestellt sind, darf ein derartiges inhumanes, rohes Ereignis wie diese Grabschändungen nicht geduldet werden“, schreibt Vainer.
In den vergangenen Jahren war es wiederholt zu ähnlichen antisemitischen Vorfällen gekommen, die von den zuständigen Behörden nicht immer aufgeklärt wurden. Erst 2018 hatte ein Rechtsextremist in Sighet, der Geburtsstadt von Elie Wiesel, das Geburtshaus des Friedensnobelpreisträgers mit antijüdischen Inschriften beschmiert. Der Täter wurde gefasst.
„Im Unterschied zu anderen ex-kommunistischen Staaten existiert in Rumänien kein offizieller Antisemitismus“, sagt der Politologe Michael Shafir. Er kritisiert jedoch die Untätigkeit der Behörden bei der Bekämpfung des „inoffiziellen Antisemitismus“, obwohl sie öffentlich beteuerten, gegen antijüdische Aktivitäten vorzugehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland