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Plagiatsvorwürfe bei Glyphosat-ZulassungBei Monsanto abgeschrieben

Hat das Bundesinstitut für Risikobewertung Angaben von Monsanto bei der Glyphosat-Zulassung übernommen? Das kritisieren EU-Abgeordnete.

Liegt idyllisch und ist wahrscheinlich glyphosatfrei: Das Institut für Risikobewertung in Berlin Foto: imago/Olaf Selchow

Brüssel taz | Die Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel in der EU sind intransparent und müssen dringend überarbeitet worden. Zu diesem Schluss kommt ein Sonderausschuss des Europaparlaments, der nach dem Glyphosat-Skandal im vergangenen Jahr eingesetzt worden war.

Bei der Neuzulassung des umstrittenen Monsanto-Produkts sei es nicht mit rechten Dingen zugegangen, klagten grüne und sozialdemokratische EU-Abgeordnete am Dienstag in Straßburg. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) habe die Angaben von Monsanto kritiklos übernommen, teilweise sogar kopiert.

Das in Berlin ansässige BfR habe ganze Passagen aus dem Antrag des Glyphosat-Herstellers „wortwörtlich abgeschrieben“ und als eigene Feststellung ausgegeben, erläuterte Plagiatsforscher Stefan Weber. Dieses Vorgehen sei „eindeutig als Plagiat“ zu werten.

Das BfR wies „alle Vorwürfe von absichtlicher Täuschung“ zurück. In Bewertungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln sei es „üblich und anerkannt“, dass Behörden „nach kritischer Prüfung“ relevante Passagen aus den Dokumenten der Antragsteller in ihre Berichte integrieren, erklärte das Institut.

Forderung nach neuer Überprüfung

Doch die Europaabgeordneten sehen das völlig anders. „Geschäfte der chemischen Industrie dürfen nicht über der Gesundheit der Menschen und dem Schutz der Umwelt stehen“, sagte die Grünen-Abgeordnete Maria Heubuch. Die Bundesregierung müsse sich für eine Reform des Zulassungsverfahrens starkmachen.

Geschäfte der chemischen Industrie dürfen nicht über der Gesundheit der Menschen und dem Schutz der Umwelt stehen

Maria Heubuch, Grünen-Abgeordnete

Die positive Bewertung von Glyphosat durch das BfR müsse für ungültig erklärt und von einem anderen EU-Mitgliedstaat neu erarbeitet werden, forderte die SPD-Europaabgeordnete Maria Noichl. Auch die Niederländerin Anja Hazekamp von der Linkspartei sprach sich für eine neue und unabhängige Überprüfung aus.

Insgesamt müsse die Zulassung transparenter werden, heißt es in einem Initiativbericht, über den das Europaparlament am Mittwoch abstimmen will. Die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten sollten das Vorsorgeprinzip stärker beachten und strengere Kriterien für die Prüfung von Pestiziden einführen, um negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit zu vermeiden.

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2 Kommentare

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  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Wie lange gibt es die Berichterstattung über Studien die Monsanto selbst erstellt?



    Wie lange werden diese von den Gremien übernommen?



    Hat sich je etwas daran geändert?



    EBEN!



    Glaubt jemand daran, dass sich bei dieser Politik etwas daran ändert?



    EBEN!



    Ja, wo kommt den die Politikverdrossenheit her?



    Fragen über Fragen.

  • Wenn ich mich richtig erinnere hat das BfR damals auch ausdrücklich gesagt es wäre nicht ihre Aufgabe neue Studien zu machen. Also können sie nur das wiederkäuen was auf dem Markt ist und da ist die Herkunft der Autoren überschaubar.

    Das Ganze ist nicht neu. Bei der Zulassung der ersten gentechnisch veränderten Maissorten hat die FDA, die us-amerikanische Zulassungsbehörde, in ihrem Zulassungsbescheid auch fast wortwörtlich aus den Monsanto Studien zitiert und diese interpretiert, weil sie keine eigenen Studien hatten (friends of the earth haben das damals publiziert).



    Und so leben wir den weiter in einer Welt in der die grossen Konzerne sich ihre eigenen, ach so lebensrettenden, Produkte selbst zulassen. Das international verankerte Vorsorgeprinzip, über das wir uns mach Rio so gefreut haben, ist nur noch ein Papiertiger und ich kann nur hoffen, dass die Initiative der Abgeordneten diesen Ansatz wieder in den Vordergrund rücken kann.



    Ähnlich ist es mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz und der dort verankerten Pflicht eine "höhenwertige Nutzung" zu favorisieren. Viele in Verkehr gebrachte synthetische Stoffe lassen einen Kreislauf nicht zu, weil nicht abbaubar. So wird der Klärschlamm, eigentlich ein hochwertiger Dünger, heute verbrannt (schon mal vom Ansatz her voll öko, Schlamm zu verbrennen...), weil die dort enthaltenen Stoffe nicht mehr rausgefiltert geschweige den recycelt werden können. Aber diese Stoffe haben alle eine ordnungsgemäße Zulassung, wie das BfR jederzeit bestätigen kann. s.o.