Rüstungsunternehmen in Israel: Drohnen-Firma mit Problemen
Gegen die Aeronautics läuft in Israel eine polizeiliche Untersuchung. Dennoch nimmt Netanjahu deren Vertreter mit nach Indien.
Führende Mitarbeiter stehen unter Verdacht, im vergangenen Sommer einen Testflug auf eine bemannte armenische Militärstation in Nagorny-Karabach unternommen zu haben. Nach Auskunft des Unternehmens legte das israelische Verteidigungsministerium die Waffenausfuhrgenehmigung für Aeronautics auf Eis. Das Exportverbot für die Angriffsdrohne Orbiter 1k, die laut Webseite des Unternehmens „ein bis zwei Kilogramm besonderes Ladegewicht (Sprengstoff)“ transportieren kann, gilt für „einen wichtigen Kunden im Ausland“. Wie inzwischen bekannt wurde, handelt es sich dabei um Aserbeidschan. Von dort aus war der Testflug gestartet worden.
Übereinstimmenden Berichten zufolge weigerten sich die israelischen Drohnenpiloten vor Ort, dem Wunsch der Kunden nachzukommen und den Testflug auf den armenischen Militärposten zu starten. Daraufhin schickten führende Vertreter von Aeronautics das unbemannte Flugobjekt selbst auf den Weg. Die Drohne sei dann etwa einhundert Meter vom Ziel entfernt explodiert, hieß es. Während zunächst von zwei Verletzten die Rede war, hieß es später, es sei niemand zu Schaden gekommen.
Aeronautics bestritt, dass Mitarbeiter des Unternehmens „Demonstrationen an Echt-Zielen“ vornehmen. Man hoffe auf eine schnelle Klärung der Sache und sei zur vollen Kooperation mit den Behörden bereit. Das für den Fall zuständige Friedensgericht in der Stadt Rischon LeZion bei Tel Aviv verhängte eine Nachrichtensperre.
Zu den Kunden gehört auch die Bundeswehr
Israel gilt weltweit als führend im Bereich von Spionage- und Angriffsdrohnen. Seit 1985, so berichtete die liberale Tageszeitung Haaretz, „verkaufte das Land über 60 Prozent der weltweit gehandelten Drohnen“. Zu den Kunden gehört auch die Bundeswehr, die die Aufklärungsdrohne Heron 1 zunächst bis zum März 2019 auf Mietbasis nutzt.
Die Drohne stammt aus den Produktionsstätten der israelischen Aerospace Industries und wird seit 2010 in Afghanistan und seit 2016 in Mali zur Begleitung von Patrouillen und der Straßenbewachung genutzt. Bis zum Jahreswechsel sei sie bereits 38.000 Stunden im Einsatz gewesen.
Laut der Webseite des Unternehmens liefert auch die Aeronautics Drohnen in afrikanische Konfliktzonen, in den Irak und nach Afghanistan. Von 70 Klienten in 50 Staaten ist die Rede. Aserbeidschan sei, Presseberichten zufolge, der größte Abnehmer der Angriffsdrohne sowie von Radarsystemen gewesen. Laut der Wirtschaftszeitung The Marker umfasste das Handelsvolumen mit dem überwiegend von säkularen Schiiten bewohnten Staat gut 20 Millionen US-Dollar im letzten Jahr.
In einer unmittelbar nach Bekanntwerden der Affäre von der Wirtschaftszeitung Globes zitierten E-Mail an die Mitarbeiter räumte Amos Matan, der Generaldirektor von Aeronautics, ein, dass es sich zwar um einen „wichtigen Kunden“ handelte, dennoch erwartete er „keine geschäftliche Konsequenzen“. Die polizeilichen Untersuchungen drehten sich um einen „punktuellen Zwischenfall“. Bereits zum Ende vergangenen Jahres brach der Aktienkurs von Aeronautics um 20 Prozent ein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin