Menschenrechte auf der Krim: Mord, Folter und Vertreibungen
Ein neuer Menschenrechtsreport stellt fest: Vor allem Tataren sind auf der von Russland annektierten Krim Opfer von Repressionen.
Die russischen Behörden auf der Krim gehen mit zunehmender Härte gegen alle vor, die mit der russischen Politik nicht einverstanden sind. Den meisten Repressionen sind laut IPHR die Vertreter der krimtatarischen Minderheit ausgesetzt.
Am 29. September hatte das oberste Gericht Russlands in letzter Instanz ein Urteil bestätigt, das die Medschlis, die Vertretung der Krimtataren, zur extremistischen Organisation erklärt und gleichzeitig verboten hatte. Nun kann ein Krimtatar wegen bloßer Mitgliedschaft in der Medschlis zu einer Haftstrafe von zwei bis sechs Jahren verurteilt werden.
„Diese Entscheidung ist ein weiterer Versuch, uns Krimtataren einzuschüchtern und uns von der Krim zu vertreiben“, kommentierte Gajana Yüksel, Mitglied der 33-köpfigen Medschlis gegenüber der taz. Gleichzeitig erklärte sie ihre „Verwunderung“ über das Schweigen Europas angesichts des Verbotes der Medschlis.
Verfahren gegen Umerow angestrengt
Von der ukrainischen Führung forderte Ilmi Umerow, stellvertretender Vorsitzender der Medschlis, den Status der Autonomen Republik Krim zu ändern. Aus der Autonomen Republik Krim müsse eine krimtatarische nationale Republik werden, so Umerow. Dies könnte die Diskriminierung der Krimtataren auf der Halbinsel stoppen, sagte Umerow dem Internet-Portal lb.ua.
Dass die Krim zur Ukraine gehört, steht für ihn außer Zweifel. Derzeit strengen die russischen Behörden gegen Umerow ein Verfahren an. Man wirft ihm vor, sich mehrfach für einen Abzug Russlands von der Krim ausgesprochen zu haben.
Doch sind die Krimtataren nicht die einzigen Opfer von Repressionen. Seit Mitte September versteckt sich der linke Aktivist Sergej Vasiltschenko aus Jewpatoria. Ihm hatte man zuvor „wegen Fluchtgefahr“ beide Pässe – den russischen und den ukrainischen – abgenommen. Vasiltschenko wird beschuldigt, zum Boykott der vergangenen Parlamentswahlen in Russland aufgerufen zu haben.
Mit derselben Begründung wurde am Wahlabend, am 18. September, der Antifaschist und Anarchist Alexej Schestakowitsch in Simferopol verhaftet. Man verdächtige ihn des Drogenkonsums, hatten die Polizisten die Festnahme begründet. Bei der Polizei angekommen, hatte man dem Festgenommenen erklärt, man beschuldige ihn des Extremismus. Weggefährten von Alexej Schestakowitsch fürchten, dass man an diesem ein Exempel statuieren wolle.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Hamburg und die Kühne-Oper
Als das Wünschen noch geholfen hat