Französische Bewegung Nuit debout: Von Paris nach Berlin-Kreuzberg
Junge Exilfranzösinnen und -franzosen organisieren bereits einen ersten deutschen Ableger der Nuit-debout-Proteste – weil das Thema alle angehe.
„Als ich die Neuigkeiten aus Frankreich gesehen habe, hatte ich gleich den Impuls, auch hier etwas zu organisieren“, sagt Nicolas, einer der InitiatorInnen von Nuit debout Berlin, der seinen Nachnamen lieber für sich behalten will. Der 24-Jährige ist vor einem Jahr aus Lyon nach Berlin gekommen, zum Arbeiten und mit einer „langfristigen Perspektive“, sagt er. Die geplante Arbeitsrechtsreform in Frankreich könnte ihn also ziemlich kaltlassen – tut sie aber nicht: „Auch für uns Exilfranzosen ist das ein Riesenthema – weil unsere Freunde davon betroffen sind, aber auch weil die Themen, um die es da geht, uns alle angehen“, sagt er.
In einer Facebook-Gruppe für Franzosen in Berlin fragte Nicolas, ob mehr Leute Interesse an einer lokalen Ausgabe von Nuit debout hätten. Schnell fand sich eine Gruppe, die meisten von ihnen hatten vorher noch nie ein politisches Ereignis organisiert. Hilfe bekommen sie von den französischen Gruppen, die Kommunikation läuft vor allem über das Internet.
Hauptsächlich Französinnen und Franzosen seien zu dem Treffen gekommen, sagt Nicolas, aber auch Mitglieder des Berliner Ablegers der spanischen 15-M-Bewegung und einige Deutsche. Die meisten seien bisher nicht politisch aktiv gewesen. JedeR konnte sprechen, in Arbeitsgruppen wurde dann an Themen wie Kommunikation oder inhaltlicher Ausrichtung weitergearbeitet.
„Wir wollen die Bewegung in Frankreich unterstützen, aber auch versuchen, etwas Ähnliches hier aufzubauen“, sagt Nicolas. Unter sich bleiben wollen die ExilantInnen dabei auf keinen Fall – und haben als einen ersten Schritt ihre Facebookseite auch ins Deutsche und Englische übersetzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen