Hass international: Pegida versucht sich an Europa-Allianz
In mehreren Ländern will die Anti-Asyl-Bewegung am Samstag auf die Straße gehen. Der Erfolg bleibt ungewiss, die Rhetorik aber verschärft sich weiter.
Festerlings Schreckensszenario ist Kern eines Pegida-Mobilisierungsvideos für diesen Samstag. Ausnahmsweise am Wochenende, nicht am Montag, will die Anti-Asyl-Bewegung dann auf die Straße gehen – und zum ganz großen Wurf ausholen. Denn diesmal soll nicht nur in Dresden, sondern nach eigener Auskunft auch in Städten in 14 weiteren Ländern protestiert werden – darunter in Prag, Amsterdam, Warschau, Graz oder Bratislava.
Ob dem Aufruf eine nennenswerte Zahl an Teilnehmern folgt, ist ungewiss. Der Samstag wird dennoch ein Gradmesser sein: für die jüngsten internationalen Expansionsbemühungen der Bewegung.
Bereits Ende Januar hatten sich die Organisatoren verschiedener europäischer Anti-Islam-Gruppen in Prag getroffen. Aus Deutschland reisten Festerling und der Dresdner Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann an. Gemeinsam schmiedeten die Islamhasser das Bündnis „Fortress Europe“. „Wir werden uns nicht den Feinden Europas ergeben“, heißt es in ihrer Prager „Deklaration“. Im Widerstand gegen den „politischen Islam“ sei man bereit, „unsere Freiheiten, Eigentümer, Jobs und Karrieren zu riskieren, und vielleicht sogar unser Leben einzusetzen“.
Festerling selbst sprach in Prag von einem „Bevölkerungsaustausch“ in Deutschland und „faschistischem Terror“ gegen Pegida-Anhänger. „Den Völkern Europas bleiben nur zwei Möglichkeiten: Unterwerfung oder Aufstand.“ Das neue Europa-Bündnis, so Festerling, stehe für den „Kampf für die Freiheit“. „Dieser Widerstand muss jetzt erfolgen.“
Erneut drastische Worte, die für die fortschreitende Verrohung der Pegida-Bewegung stehen. Zuletzt hatten Dresdner Politikwissenschaftler den Dresdner Protestierern eine Radikalisierung attestiert. Die dortigen Redebeiträge enthielten inzwischen offenen Rassismus und Aufrufe zum „Systemumsturz“. Gleichzeitig schwanden die Teilnehmerzahlen der Kundgebungen: Von einst mehr als 20.000 Menschen blieben zuletzt nur noch 4.000.
Am Samstag wird die Pegida-Anhänger in Dresden auch Gegenprotest erwarten. Das Bündnis „Herz statt Hetze“ ruft zu einer Kundgebung und Demonstration auf, die Jüdische Gemeinde lädt in ihre Synagoge.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient