Rechte Übergriffe in Sachsen: Angriff auf vier Flüchtlingsunterkünfte
In Leipzig, Grimma und Chemnitz sind vier Asylunterkünfte angegriffen worden. Der Leipziger Polizeipräsident spricht von „Pogromstimmung“.
Der Anschlag, der bereits am Samstag passierte, misslang. Die Polizei ermittelt wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion. Ebenfalls in Leipzig drang ein Unbekannter am Wochenende in eine geplante Gemeinschaftsunterkunft ein und verteilte auf mehreren Etagen eine brennbare Flüssigkeit. Dann versuchte er, das Gemisch zu entzünden, das Feuer erlosch aber. Die Polizei ermittelt in diesem Fall wegen versuchter Brandstiftung.
In Grimma bewarfen Unbekannte am Freitagabend Fenster eines Asylheims mit Schottersteinen. Drei Steine verursachten Einschläge und Risse. Verletzt wurde niemand; der Bewohner des Zimmers hielt sich zur Tatzeit in einem Nebenraum auf. Am Samstag warfen drei vermummte Täter ebenfalls Steine auf Fenster einer Asylunterkunft in Chemnitz. Mehrere Scheiben wurden beschädigt, verletzt wurde niemand.
In allen vier Fällen hat das für extremistische Straftaten zuständige OAZ die Ermittlungen übernommen. Die Ermittler gehen von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus.
Empfohlener externer Inhalt
Der Leipziger Polizeipräsident und Leiter des OAZ, Bernd Merbitz, sagte der Leipziger Volkszeitung, im Land herrsche „eine Pogromstimmung, die eine kreuzgefährliche Intensität bekommt“. „Wir steuern auf eine Situation zu, in der gewaltbereite Stimmungsmacher die Angst der Menschen bewusst nutzen, um Hysterie gegen die Asylpolitik zu schüren und Gewalt gegen die Flüchtlinge zu rechtfertigen“.
In einer Mitteilung der Polizei bezeichnete Merbitz die Angriffe gegen Asylunterkünfte als „feige Straftaten“. Diese spiegelten nicht nur die politische Gesinnung wider, sondern auch die Unfähigkeit der Täter, Empathie, Rücksicht und Mitgefühl für Schutzbedürftige zu zeigen. Es dürfe in Sachsen „weder Raum für Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Hass noch Gewalt geben“.
Brandanschläge 2015
Bestätigte Brandanschläge, mutmaßliche und solche, bei denen nicht ausgeschlossen werden kann, dass es sich um Brandstiftung handelt, werden in dieser Liste aufgezählt und auf dieser Karte dargestellt. Die Liste wird immer wieder aktualisiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen