Rechtsextremismus in Schweden: Die Polen-Connection
14 Männer, 13 davon polnische Staatsbürger, werden festgenommen. Sie sollen einen Überfall auf eine Flüchtlingsunterkunft geplant haben.
Gegen die 14 Verhafteten ermittelt nun die Staatsanwaltschaft wegen Handlungen zur Vorbereitung schwerer Körperverletzung. Es besteht der Verdacht eines rassistischen Hintergrunds und der des Versuchs schwerer Brandstiftung.
Laut Polizeiinformationen haben alle außer einem Festgenommenen die polnische Staatsangehörigkeit. Einige sind wohnhaft in Schweden, andere waren dort nur zu Besuch. Sie sollen rechtsextremen polnischen Vereinigungen angehören.
Auch auf der mittlerweile vom Netz genommenen Facebookseite, auf der zum Überfall aufgerufen worden war, seien „rechtsextreme Inhalte verbreitet“ worden. Drei der jetzt Verhafteten sind 22-Jährige, die bereits eineinhalb Wochen zuvor zeitweise festgenommen worden waren: anlässlich gewaltsamer Auseinandersetzungen in Stockholm nach einem Aufruf von Neonazis und Hooligangruppen, um Jagd auf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu machen.
Neue Entwicklung
Dass Rechtsextreme aus anderen europäischen Ländern in Schweden verdächtigt werden, Strafttaten mit rassistischem Hintergrund zu begehen, bezeichnet die Polizei als „neue Entwicklung“. Daniel Poohl von der antirassistischen Organisation Expo hält es derzeit für noch zu früh, detaillierte Schlüsse zu ziehen, betont aber, es gebe seit einiger Zeit Hinweise auf enge Kontakte zwischen dem schwedischen und dem polnischen rechtsextremen Milieu.
Einerseits hätten rechtsradikale schwedische Organisationen wie die „White Power“-Gruppe „Nordisk Ungdom“ mehrfach an Sommerlagern nationalistischer Organisationen in Polen und anderen Veranstaltungen teilgenommen und dort Kontakte geknüpft. Auch zwischen rechtsextremen Fussballhooligans beider Länder gebe es Verbindungen.
Andererseits gebe es in Schweden eine recht große Bevölkerungsgruppe von Polen. „Dass da solche mit rechtsextremen Idealen dabei sind, die den Kontakt zu Gleichgesinnten hier suchen, ist keine Überraschung“, sagt Poohl. Eine neue Entwicklung sei aber, „dass Personen aus dieser Bevölkerungsgruppe nun solcher Straftaten verdächtigt werden“.
Gleichzeitig meldete die antirassistische norwegische Internetseite „Vepsen“, dass sich das „Nationalradikale Lager“ (Obóz Narodowo-Radykalny, OLN) offiziell in Norwegen etabliert hat und der Verdacht bestehe, dass aus dessen Umfeld Aktionen gegen Muslime und Flüchtlinge durchgeführt worden seien. Das OLN hatte im November auch internationale Aufmerksamkeit erregt, als Mitglieder in Wrocław eine „Judenpuppe“ verbrannt hatten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen