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Deutschland zu Gast in Saudi-ArabienCDU kritisiert Steinmeiers Reise-Pläne

Frank-Walter Steinmeier erwägt, zum Nationalfestival nach Saudi-Arabien zu reisen. Dort ist Deutschland Ehrengast. Das empört nicht nur die Opposition.

Viel Folklore: Eröffnung des letzten Dschanadrijah-Festivals vor zwei Jahren. Foto: Janadriyah/Promo

Berlin afp | Mehrere CDU-Politiker haben die Pläne von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) für eine Reise zu einem Kulturfestival in Saudi-Arabien kritisiert. „Angesichts der Massenhinrichtungen und eklatanten Menschenrechtsverletzungen in den letzten Tagen ist es für deutsche Minister unangemessen, mit dem Regime in Riad in der Wüste lustige Feste zu feiern“, sagte der CDU-Vizechef Armin Laschet der Welt am Sonntag.

Auch der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschuss im Bundestag, Norbert Röttgen (CDU), sagte, die Teilnahme an einem Kulturfestival sei wegen der Hinrichtungen „unangebracht“, auch wenn er die Fortsetzung des Dialogs mit Riad für „unverzichtbar“ halte.

Steinmeier will im Februar gemeinsam mit Saudi-Arabiens König Salman das Dschanadrijah-Kulturfestival besuchen. Das Dschanadrijah ist das größte Kulturfestival am Golf und zieht hunderttausende Besucher an.

In diesem Jahr ist die Bundesrepublik dort mit einem deutschen Pavillon vertreten, in dem sich Unternehmen und Bundesländer präsentieren. Ein begleitendes Kulturprogramm wird vom Goethe-Institut organisiert.

Kritik auch aus der Opposition

Saudi-Arabien hatte am 2. Januar 47 Menschen hingerichtet. Darunter war auch der oppositionelle schiitische Geistliche Nimr al-Nimr, was zu schweren Verwerfungen in den Beziehungen Saudi-Arabiens mit dem schiitischen Iran führte.

Vor diesem Hintergrund kritisierte auch die deutsche Opposition den Außenminister: „Bei aller Notwendigkeit der Kooperation mit Saudi-Arabien wäre es falsch, das Königreich für die Massenexekutionen auch noch mit dem Vorgaukeln der Normalität eines Kulturfestivals zu belohnen“, sagte der Grünen-Abgeordnete Omid Nouripour der Welt am Sonntag. Steinmeier müsse seine Reise absagen.

Auch der Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch bezeichnete die geplante Reise als „inakzeptabel“. „Das richtige Signal wäre jetzt, diese Reise abzusagen.“

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6 Kommentare

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  • Herr Steinmeier sollte lieber nicht hin fahren. Das, was in diesem Land vorgeht ist nicht normal. Außerdem wurde Saudi-Arabien in Unterstützung von IS Terroristen beschuldigt. Durch so eine Reise würde die SPD ihr Gesicht in Deutschland ein wenig verlieren.

     

    In den letzten Jahren entwickelt sich die Bundesrepublik Deutschland zu einem weltweiten Vorbild und Kämpfer für die Menschenrechte, den Weltfrieden und die Gerechtigkeit auf der Welt.

     

    Darum gibt es zwei Wege, wie wir mit Saudi-Arabien umgehen könnten. Entweder bitten oder fordern wir dieses Land, sich zu ändern und unterstützen die dabei. Oder wir distanzieren uns von denen.

  • es gab mal Zeiten da hielt ich viel vom Aussenminister, das allerdings ist schon lange vorbei....nur Schönwettergesten, Schönwettergerede.Ein Aussenminister sollte auch mal *harte Kante zeigen

  • Wenn Steinmeier den Saudis erklären will, dass und warum wir keine Waffen mehr liefern, dann ist die Reise ok. Dafür ist Steinmeier im Amt.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Das mit dem politischen Anstand ist so eine Sache. Warscheinlich hat Siggi zu Frank-Walter gesagt: 'Du, wir haben noch nicht genügend Rüstungsaufträge in der Tasche. Flieg' da auf jeden Fall hin. Bis Februar haben die Leute das mit den Hinrichtungen vergessen'.

  • Für Februar wünsche ich dem Aussenminister eine böse Grippe an den Hals.

    • @noevil:

      so weit würde ich nun nicht gehen..aber es ist schon unverantwortlich was er mit diesem Besuch veranstaltet