Abschiebestopp für Griechenland verlängert: Weiterhin katastrophale Verhältnisse
Abschiebungen von Deutschland nach Griechenland sind seit 2011 ausgesetzt. Den Stopp hat der Innenminister nun auf den letzten Drücker verlängert.
De Maizière hatte in seiner ersten Amtszeit als Innenminister wegen gravierender Mängel beim Asylschutz die Abschiebungen nach Griechenland zunächst für ein Jahr ausgesetzt, danach wurde der Abschiebestopp jährlich verlängert. Seitdem werden die Asylverfahren von Flüchtlingen, die über Griechenland in die EU ein- und von dort aus weiter nach Deutschland gereist sind, in Deutschland durchgeführt.
Nach der sogenannten Dublin-Verordnung ist grundsätzlich das EU-Land für den Asylantrag zuständig, in das der Flüchtling zuerst eingereist ist. Dorthin kann abgeschoben werden. Dieses Verfahren ist für Griechenland ausgesetzt. Nach Angaben der Flüchtlingsorganisation Pro Asyl ist die Lage für Flüchtlinge in Griechenland „unverändert katastrophal“.
Es gebe keinen geregelten Zugang zum Asylverfahren, Flüchtlinge in Griechenland würden in menschenunwürdigen Verhältnissen leben, sagte Geschäftsführer Günter Burkhardt der taz. Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelpke, verwies darauf, dass die EU-Kommission plane, ab März Asylsuchende im Rahmen des Dublin-Systems wieder nach Griechenland abzuschieben.
Nach Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hat Deutschland allein im vergangenen Jahr in 5.436 Fällen das Asylverfahren übernommen, obwohl Griechenland zuständig war. In der Gesamtzeit seit 2011 waren es fast 20.000.
Hintergrund des ersten Abschiebestopps war die Bundesverfassungsgericht-Beschwerde eines irakischen Asylbewerbers, dem die Rückführung nach Griechenland drohte. Dabei sah es nicht gut für den Innenminister aus. Das Bamf hob den dem Verfahren zugrunde liegenden Bescheid schließlich auf, der zunächst auf ein Jahr begrenzte Abschiebestopp folgte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Der alte neue Präsident der USA
Trump, der Drachentöter
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens