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Kommentar Merkel beim CSU-ParteitagAbgekanzlert

Horst Seehofer hat die Kanzlerin in München vorgeführt. Ganz bewusst. In der Partei herrscht ein populistischer Unterbietungswettbewerb.

Ein Affront gegen die Kanzlerin: Horst Seehofers Rede beim CSU-Parteitag in München. Foto: dpa

Horst Seehofer hat gezeigt, was ihm in der Flüchtlingspolitik das Wichtigste ist: sein eigenes Fortkommen. Beim CSU-Parteitag in München hat der Bayer die Kanzlerin vor versammelter Halle vorgeführt. Und das just am Abend vor jenem Tag, an dem er sich der Wiederwahl zum Parteivorsitzenden stellen wollte.

Nach Angela Merkels – zugegeben nicht eben ambitionierter Rede zu den Delegierten – setzte Seehofer zu einer minutenlangen Erwiderung an. „Damit die Standpunkte klar sind“, wandte er sich an die Kanzlerin, „wir sind der festen Überzeugung, dass die Zustimmung der Bevölkerung nicht auf Dauer zu haben ist, wenn wir nicht zu einer Obergrenze der Zuwanderung kommen.“ Ein Affront gegen jene Politikerin, die eine Obergrenze begründet ablehnt.

Einmal abgesehen davon, dass dieser Obergrenzen-Disput reine Schaufensterpolitik eines Ministerpräsidenten ist, der Tag für Tag unter Beweis stellt, dass sein Bundesland hilft, wo geholfen werden muss. Seehofers rüdes Abkanzlern zeigt, zu welcher Instinktlosigkeit dieser Mann fähig ist, wenn sie ihm nur nützt.

Denn anders als in seiner Bewerbungsrede zur Wiederwahl behauptet, geht es keineswegs nur um Bayern. Sondern um seinen Sieg in einem populistischen Unterbietungswettbewerb innerhalb der CSU.

Mit Markus Söder sitzt längst ein anderer Scharfmacher in den Startlöchern. Der Finanz- und Heimatminister will Seehofer beerben. Mit seinen Einlassungen zu einem von ihm empfundenen Zusammenhang zwischen den Paris-Attentaten und der Zuwanderung nach Europa war Söder in den populistischen Minusbereich vorgedrungen. Seehofer durfte das nicht so stehen lassen. Für seine Egozentrik hat er Angela Merkel den Preis zahlen lassen. „Sie wollte das so“, hatte er nach Merkels Flucht aus der Münchner Messe gesagt. Das ist falsch. Seehofer wollte das so.

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4 Kommentare

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  • Ich mag den Seehofer mittlerweile, denn: von allen CSU-"Granden" a la Söder, Haderthauer, Aigner, Dobrindt usw. ist er doch irgendwie der moderateste. Man muss sich mal anschauen, was Bayern für eine Kultur hat, bzw. platt gesagt, wie ein Grossteil der Bevölkerung da drauf ist. Da kannst du gar keine andere, als eben auch eine ziemlich rechte Politik machen. Ich glaub mit Seehofer ist es wie mit so manchem Diktator. Wenn der weg ist, dann kommt ein noch schlimmerer hinterher. Außerdem kann er direkt sein, das ist mri sympathisch. Unvergessen seine Aussage in der Show von Pelzig, s. youtube.

  • O.k. - ... die CSU-Großkotzerten waren schon immer in Deutschland speziell und gewöhnungsbedürftig . Nun ist diesem Freistaat-Alleinvertreter-Vereinsvorsitzenden Horstl der Gedanke einfach unerträglich , er könnte zwei drei Prozent der Stimmen seiner(!) bayerischen Basissimpel an die AfD verlieren .

    Und ja , diese Simpel - darauf kann sich der Horstl verlassen - werden nicht von ihm erwarten , doch schon mal selbst die wütend verlangte Obergrenze zu beziffern , geschweige zu begründen und das Verfahren ihrer Durchsetzung zu erklären .

    ... Demokratie eben : Es geht immer um die Macht , sprich : Wer bekommt am Ende die zwei , drei , fünf Prozent der "Bekloppten und Bescheuerten" ?

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Nach der Samstagsrede von Seehofer in München denke ich, daß er sein eigenes politisches Ende eingeläutet hat. Gründe: Das relativ schwache Abstimmungsergebnis für ihn und die Vertagung aller mit der CDU divergenten Themen auf 'morgen'. Selbst wenn Merkel gehen wird oder gehen muss, steht er in Deutschland alleine da. Die CDU wird ihm nicht den Gefallen tun, ihn mit seiner Rebellentruppe hochkommen zu lassen, die SPD aus Überlebensnot heraus auch nicht, mit den Grünen und Linken kommt er nicht zurecht, die AfD darf selbst er nicht. Zum Interimskanzler hat er nicht das 'Zeug' und keine Mehrheit. Seine Truppe und seine Wähler aber werden weiter meutern und ihm dicht auf den Fersen bleiben, ob mit oder ohne Merkel. Und er wird ab jetzt täglich seinen Leuten eine Antwort geben müssen. Eigentlich wollte er Merkel zwingen, aber statt dessen hat er sich selbst auf den Schleudersitz begeben. Das hat er so eingefädelt und das wird er nicht überstehen. Aber das macht auch nichts.