Neonaziangriff auf Polizei: Keine Spontanaktion
In Halberstadt griffen Anhänger von „Die Rechte“ Polizeibeamte an. Zuvor hatten sie in Goslar gegen Zuwanderung demonstriert.
Am Mittag waren Mitglieder von „Die Rechte“ um den Bundesvorsitzenden Christian Worch zuvor mit weiteren Mitstreitern in Goslar aufmarschiert. In der niedersächsischen Harzstadt protestierten sie gegen den Oberbürgermeister Oliver Junk (CDU). Vor Monaten hatte Junk angeregt, in Goslar mehr Geflüchtete aufzunehmen, als die Stadt laut Quote aufnehmen müsste. Er hatte dies mit humanitärer Verantwortung begründet und gesagt, dass die Stadt „ohne Zuwanderung keine Chance“ habe.
Die Rechte hat mittlerweile acht Landesverbände in West und Ost. Sie sah sich darin bestätigt, dass Politiker das deutsche Volk durch „fremdländische“ Zuwanderer austauschen wollen. Am Samstag war auf der Straße der Zuspruch für sie aber nicht sehr groß. Im Gegenteil: An die 1.000 Menschen stellten sich rund 70 Rechtsextremen entgegen.
Auf dem Rückweg von Goslar stoppte ein Teil der Rechten in Halberstadt. In der sachsen-anhaltinischen Harzvorstadt führte die Gruppe vermeintlich spontan einen zweistündigen Aufmarsch mit Kundgebung durch – gegen „linke Gewalt“. Mit einem Transparent „Die Rechte gegen Linke Gewalt und Hetze“ und Megaphon lief der Tross durch die Stadt. „Ob Ost, ob West, nieder mit der roten Pest“, skandierten sie.
Angriff mit Fahnenstangen und Fußtritten
Am Bahnhof eskalierte die Situation, als die Rechten einen Regionalzug mit Fußball-Fans angreifen wollten. Die Polizei musste den Bahnhof absperren. Mit Fahnenstangen und Fußtritten sollen die Rechtsextremen an und im Bahnhof Beamte der Landesbereitschafts- und Bundespolizei sogleich angegriffen haben. Die Beamten blieben wegen der Schutzmontur unverletzt, sagt der Polizeipressesprecher.
Von einer spontanen Aktion will David Begrich nicht ausgehen. „Unter den Teilnehmern waren Mitglieder aus Hildesheim“, sagt der Rechtsextremismus-Experte von „Miteinander e.V.“. Deren Rückweg wäre in eine ganz andere Richtung gewesen.
Seit Monaten bemüht sich der Landesverband um den Aufbau von Strukturen. Die Partei vereint vor allem militante und radikale Rechtsextreme, die auch aus verbotenen Kameradschaften kommen oder sich von der NPD abgewendet haben. Zur Landtagswahl will die Partei mit ihrem Landesvorsitzenden Roman Gleißner am 13. März 2016 antreten. Den Grund nannte Worch deutlich: „Unser nächstes strategisches Ziel ist es, in den Genuss der Staatsfinanzierung zu kommen; das ist einer der ganz wesentlichen Vorteile, die eine Partei gegenüber allen anderen Formen der Organisation“ habe.
Schon jetzt führt der Landesverband verstärkt Aktionen gegen die Asylpolitik durch. In Halberstadt protestierten sie bereits am 30. Mai unter dem Motto „Gegen neue Asylheime“. Die NPD ist hier zur Zeit nicht die aktivste Partei, sagt Begrich: „Die Rechte bildet den aktivistischen Kern der Szene“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Einigung über die Zukunft von VW
Die Sozialpartnerschaft ist vorerst gerettet
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen