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Kommentar „Säxit“Sachsen bleibt deutsch

Daniél Kretschmar
Kommentar von Daniél Kretschmar

Der Witz, Sachsen einfach in die Unabhängigkeit zu entlassen, ist nicht sonderlich lustig. Denn er geht am Kern des Problems vorbei.

Nein, diese Demo in Meißen aus der Familie der Pegida-artigen, führt die schwarz-rot-goldne Fahne nicht aus Versehen mit Foto: ap

M it Blick auf Dresden, Freital, Meißen, Heidenau ist es sicher nicht abwegig, die offen zur Schau gestellte brutale Provinzialität, den Rassismus und die Gewaltbereitschaft für ein sehr speziell sächsisches Problem zu halten. Kaum sonst irgendwo gibt es derzeit auf so engem Raum so viel unverstellten Hass, so viele Bilderbuchnazis.

Ebenfalls ist es nicht ganz abwegig, scherzen zu wollen, Sachsen möge Deutschland doch einfach verlassen und sich in seiner Selbstgefälligkeit suhlen. Säxit wird das dann genannt und geistert als verzweifeltes Witzchen durch die Welt. Verzweifelt, denn schon die Prämisse der humorig gemeinten Idee lenkt vom Kern des Problems ab.

So wird ein hässliches Deutschland konstruiert, dass da existiere in einem geografisch klar umrissenen Raum, repräsentiert von einem ganz spezifischen Schlag Menschen. Dagegen sollen vermutlich Vernunft, Barmherzigkeit und zivilisierte Bürgerlichkeit im Rest des Landes stehen.

Die in Heidenau so „überforderte“ Polizei wird aber nach gesamt-, also westdeutschen Standards ausgebildet und geführt. Auch der reaktionäre Justiz- und Staatsschutzapparat Sachsens, der AntifaschistInnen überwacht und drangsaliert, ist keine Hinterlassenschaft der DDR oder wurde speziell für das Land entwickelt, sondern kam mit Kurt Biedenkopfs Beamten- und Politikerkaste nach 1990 rüber.

Unser Sachsen – unser Deutschland

Biedenkopfs Erbe Stanislaw Tillich sagt über die schweren Ausschreitungen in Heidenau: „Das ist nicht unser Sachsen.“ Doch, das ist unser Sachsen, jedoch nicht allein das. Das ist eben auch unser Deutschland – jenes Deutschland, dass an so vielen Orten kaum in der Lage sein will, aus Kriegsgebieten Geflüchteten ein festes Dach über dem Kopf anzubieten. Jenes Deutschland, dessen Bundesinnenminister laut darüber nachdenkt, Asylbewerbern noch die jämmerlichsten Almosen zusammenzukürzen.

Es ist auch jenes Deutschland, dessen Kanzlerin schweigend darauf wartet, wohin der Wind sich drehen wird in der Flüchtlingsfrage. Damit fordert sie einerseits das private Engagement zahlloser Helfer heraus, die am Elend der Geflüchteten ehrlich Anteil nehmen und Hilfsbereitschaft zeigen. Andererseits sieht sich ganz offensichtlich auch der rassistische Mob eingeladen, den öffentlichen Raum zu besetzten. Und das tut er im Zweifelsfall überall, nicht nur in Sachsen.

„Säxit“ – das ist der zwar verständliche, aber nutzlose Wunsch, das „Böse“ einfach abstoßen zu können, die Nazis rauszuschmeißen, gerade so als gehörten sie nicht dazu. Dabei sind die Verhältnisse in Sachsen doch nur die Folge über Jahrzehnte gewachsener deutscher Zustände und ihr perfekter Ausdruck. Dieser Landstrich ist eine Ausnahme nur insofern, als dass er Avantgarde ist; eine Ankündigung dessen, was da noch kommen mag. Deshalb: „Säxit“? Da könnte man Deutschland auch gleich ganz auflösen.

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Daniél Kretschmar
Autor
Jahrgang 1976, Redakteur für die tageszeitung 2006-2020, unter anderem im Berlinteil, dem Onlineressort und bei taz zwei. Newsletter unter: https://buttondown.email/abgelegt
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55 Kommentare

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  • Ach du meine Güte... wenn ich mir durchlese, wie sehr Ihr euch da reinsteigert und dies in totalitär fanatischen Forderungen mündet, wird mir Angst und Bange.

    Besucht Sachsen doch mal selber und zählt, wie viele gewaltbereite Rechtsterroristen Ihr findet.

    Meine Güte.. Eure Forderungen sind offen extremistisch und Ihr setzt einfach jeden einzelnen Sachsen mit den Nazis gleich.

    Ich bin ernsthaft schockiert.

  • Heidenau: Rechte greifen Polizei an, Polizei verprügelt Linke – was sonst? | VICE | Deutschland https://www.vice.com/de/read/heidenau-rechte-greifen-polizei-an-polizei-verpruegelt-linke-009

  • Sehr lesenswert: "Deutschland, dein Volk kotzt mich an!" https://www.vice.com/de/read/deutschland-dein-volk-kotzt-mich-an-911

  • Im Zusammenhang mit dieser Entwicklung, insbesondere in den Ostdeutschen Bundesländern, bekommt die Bezeichnung "Antifaschistischer Schutzwall" als die man die Innerdeutsche Grenze auf Seiten der "DDR" gern benannte, einen völlig neue Bedeutung.

  • In Heidenau war ich noch nicht aber letztens im Nord Osten und war erschrocken darüber wie verwildert , verlassen, verwahrlost , verblödet diese Gebiete sind, Häuserruinen, LPG Ruinen, Dörfer die damals nur von einer LPG gelebt haben, die ist jetzt weg, man lebt von Hartz 4 und Omas Rente, wohnen ist fast umsonst, der Haarschnitt auch. Kahlgeschorren, Jogginghose ,am See nur solche Gestalten mit Hund und Bier -junge Leute. Sonst in den Städten auch nur Rentner.Und paar Spekulanten , Bürgermeister die aus EU Mitteln riesige Gutshöfe renowieren lassen für Milionen für ihre 3 Pferde. Keine Busverbindungen in der Provinz.Nur riesen KZ-ts für Tiere, Massenhaltung. Ich meine wie soll da etwas Hirn hinkommen

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    In jedem europäischen Land finden sich 20% mit nationaler/nationalistischer/rechtsextremer Einstellung. Mann könnte sich so eine Demo wie auf dem Bild sehr gut irgendwo in Ost(Mittel)Europa vorstellen, wenn die Flüchtlingszahlen nur ein Bruchteil der deutschen erreichen würden.

     

    Das Schlimme an solchen Demos ist, dass sie die Impulse sind, die einen latenten Rassismus in einen offenen, teilweise gewalttätigen umwandeln.

    Dazu werden die bisher vielleicht indifferent Eingestellten in diese Richtung politisiert, weil es eine gemeinsame Sache der lokalen Gemeinschaft ist (Anm.: Anführungsstriche kann man beliebig setzen).

    Mit Facebook&Co kann man das auch am Leben halten.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Was soll dieser Relativismus? Es ist völlig egal, wie viele Nazis andere europäische Länder haben. Jeder ist einer zuviel. Außerdem hat nicht jedes europäische Land Millionen Menschen vergast.

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @JensL:

        Es ist kein Relativismus. Meine Aussage bezog sich auf das Demo auf dem Bild. Solche Demos gab es in Warschau, Prag.

         

        Wenn die Menschen auf Ihre Transparente "Wir können uns keine Zuwanderung leisten" oder "Das Boot ist voll" pinseln, ist es noch deren gutes Recht. Ob man es teilt oder nicht. Das Problem ist, dass es, eben vor allem in DE und dann meistens in Ostdeutschland ins Menschenverachtung und Gewalt abgleitet. Deswegen sollte es weniger Relativierung sein und vielmehr ein Hinweis, dass solche Demos ein Anfang einer unheilvollen Entwicklung darstellen.

        • @10236 (Profil gelöscht):

          "Wir können uns keine Zuwanderung leisten" und "Das Boot ist voll" sind bereits Resultate von Menschenverachtung.

          • 1G
            10236 (Profil gelöscht)
            @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

            Ich komme aus einer Gegend (Ostoberschlesien) wo bis in die 70er-80er Jahre eine deutliche Abneigung gg. der Zuwanderug und den Zuwanderern üblich war. Auch in meiner (gemischten) Familie. Für meinen VAter waren die Schlesier die Größten und die zugewanderten Polen schuld an der Nachkriegsmisere. Das wurde auch entsprechend artikuliert.

            Allerdings ohne ausgiebige Vergleiche mit niederen Stämmen des Tierreichs, Exkrementen, Verunreinigung, Krebsgeschwür etc. Das wäre der esrte Schritt von Fremdenfeindlichkeit zu Menschenverachtung.

  • Keine Flüchtlinge mehr in den Osten. Das ist zu gefährlich. Als ich in einer Nordhessischen Kleinstadt zwei jungen Afrikanerinnen eine Wohnung gesucht habe, wollte jeder Vermieter ihnen eine geben , Jeder wollte zeigen, dass er ein guter Mensch ist. Da waren sie allerdings auch vor 7 Jahren die ersten in unserem Städtchen. Nun haben wir viele , ich weiß nicht , ob es jetzt noch so einfach wäre.

    • @Christiana:

      "Keine Flüchtlinge mehr in den Osten."

       

      Dann hätte die rechte Verbrecherbande ein wichtiges Etappenziel erreicht. Geht gar nicht. Man könnte es nur vorübergehend so machen, es müßte dann allerdings Drüben umgehend und mit dem eisernen Besen ausgemistet werden und zwar so, daß man künftigen Flüchtlingen die Füße küßt.

    • @Christiana:

      Das sehe ich ähnlich.

      Aber dann auch natürlich keinen müden Cent mehr in den Osten, weder von meinen Steuern noch von meinen Rentenbeiträgen noch von meinem Konsum.

       

      Es wird Zeit, darüber nachzudenken, ob die Wiedervereinigung rückgängig gemacht werden kann.

      • @Age Krüger:

        Christiana, ich kann Ihren ersten Impuls verstehen. Sie möchten nicht, dass den Leuten etwas passiert.

         

        Aber wollen Sie wirklich eine Sonderbehandlung für Nazis? Wollen Sie, dass die am Ende noch das kriegen, was sie bezwecken?

         

        Ganz ganz viele Flüchtlinge in den Osten! Am besten so viele, dass diese verdammten Nazis in der Unterzahl sind.

      • @Age Krüger:

        Wäre das Problem der Menschen, die es gerade hautnah betrifft, damit gelöst ?

        In den alten Bundesländern wird auch schon gezündelt und bei Aufnahme eines zusätzlichen Kontingents wird´s bestimmt nicht besser.

        Es MUSS vor Ort gelöst werden, auch wenn es keine leichte Aufgabe ist.

        • @lions:

          Bei einer Abtrennung von Osten von der BRD wären in der verbleibenden BRD nicht nur mehr Geldmittel da, die man eben dazu verwenden kann, den betroffenen Flüchtlingen zu helfen, sondern es wäre auch eine größere Selbstbestimmung für die verbleibende BRD vorhanden, wenn sie nicht auch von Wählern aus dem Osten regiert würde.

          Das ist natürlich ein längerfristiger Prozeß, aber imo auch einer, der evtl. ein Lernen bei den Ostdeutschen auslösen könnte. 25 Jahre nach der Wiedervereinigung darf man schon mal fragen, ob das Ganze noch Sinn macht, wenn man sich in Ostdeutschland weder an bundesdeutsche Gesetze noch an die minimalsten Verhaltensregeln halten kann, die menschliches Zusammenleben überhaupt erst ermöglichen.

  • Die BRD ist kleiner als Deutschland!

     

    Ich fordere die BRD in den Grenzen von 1987!

  • Ich lebe im Osten und es ist beängstigend, was sich hier zur Zeit abspielt. Wer sich gegen Asylkritiker stellt, wird bedroht oder und viele trauen sich deshalb offenbar von vornherein nicht.

    Einem Aufruf der Suhler Sügida am Samstag folgten 600 Menschenfeinde und 75 Menschen dagegen.

    Einem syrischen Mädchen, das mit ca. 80 weiteren Flüchtlingen in meinem Viertel einquartiert wurde, schenkte ich das abgelegte Rad meiner Tochter

    und paar Klamotten. Das entging den Nachbarn nicht und jetzt erlebt meine Familie Anfeindungen und strafendes Schweigen. Gleiches Mädchen zeigte mir letzte Woche voller Stolz, dass sie heute seit langem wieder in die Schule gehen darf. Der Blick dabei war so hoffnungsvoll und freudig; Dann sowas: Jeder Eispapierfetzten etc, der draußen rumliegt, wird der "Muschkotenbrut" angelastet. Wenn diese Kinder draußen spielen, wird ihnen von manchen aus geöffneten Fenstern entgegen gebrüllt:"Ausländer raus" Wohlgemerkt 3- 10 -jährigen.

    Ostdeutsche/ Deutsche, wer anders als diese Unmenschen denkt, schreie es verdammt noch mal raus !

    • @lions:

      Zur "Schulstürmung", einem Brauchtum am schmutzigen Dunschtig, bei dem am letzten Schultag vor den Fasnetsferien Schüler und Lehrer närrisch maskiert und verkleidet zur Schule kommen und so gegen 9:00 unter großem Trara die Schüler von der "Bürgerwehr" befreit und die Rektoren gefangen genommen werden, kamen diesmal schon früh am Morgen zwei Jungs und ein Mädchen zwischen vielleicht 8 und 14 Jahren aus dem örtlichen Flüchtlingsheim. Ich glaube, sie waren aus Syrien. Sie hatten gehört, daß hier und heute was Besonderes los ist und waren neugierig. Das Mädchen war vielleicht 12 und fragte mich auf Englisch, wo die Schüler sind und wann sie kommen. Auf dem Kopf trug sie einen ganz einfachen, billigen Faschingsschmuck, so was wie zwei Filzbobbel an langen, dünnen Metallfedern, halt wohl das einzige, was sie sich grad leisten konnte. Aber man spürte, wie gespannt und erwartungsvoll sie war, die anderen Kinder zu sehen, daß sie da teilhaben wollte und in ihren Augen strahlte die Vorfreude. Nun, ich gab ihr Antwort und mußte dann meiner Arbeit nachgehen und konnte nicht weiterverfolgen, wie die Kinder dann den Tag erlebten. Aber es hat mich tief berührt, zu sehen, wie diese Kinder einfach nur Kinder sein wollen und tun wollen, was die anderen Kinder auch tun - und wohl auch ganz gerne mit ihnen zusammen.

       

      Ja, wessen Herz angesichts solcher Kinderaugen nicht weich wird, der muß alles Menschliche in sich längst abgetötet haben.

    • 4G
      4932 (Profil gelöscht)
      @lions:

      Ihre Beschreibung ist sehr eindrucksvoll und beängstigend. Jeder Politiker müsste seit vielen Monaten wissen, daß wir in Europa nicht 1,1 Milliarden Afrikaner und hunderte von Millionen Kriegsflüchtlinge aus Afghanistan, Irak, Syrien und dem Balkan aufnehmen können und daß wir aber eine Lösung finden müssen. Aber gerade heute erst quält sich diese Bundeskanzlerin ÜBER IHREN PRESSESPRECHER Herrn Seibert dazu, endlich einmal ein paar Worte zu finden, daß sie das in Heidenau nicht hinnehmbar fände. Das ist das eigentliche Problem. 17 000 Bundespolizisten für Elmau, ja, kein Problem. Muss sein. Warum hat die Politik nicht längst die Bevölkerung (Adresse vorwiegend braune und ausländerfeindliche Schichten) darauf hingewiesen, daß es erstmal so ist und kommen wird und hat die Exekutive nicht vorbereitet, daß Angriffe auf zunächst einmal unschuldige, geflohene Menschen ein absolutes No-Go ist.

      Ich schreie mit Ihnen.

      • @4932 (Profil gelöscht):

        Heute erst? Dann hören Sie sich doch bitte z. B. noch einmal ihre Neujahrsansprache 2015 an.

        • 4G
          4932 (Profil gelöscht)
          @Ralf Houven:

          Danke für Ihren Hinweis. Ja auch 2009 und 2011 und sogar 2014 hat schon einmal ein Politiker dieser Regierung darauf hingewiesen, daß es ein Asylrecht und Menschenrechte gibt. Aber der Flüchtlingsstrom wird nicht abreissen und die braunen und rechten Horden werden ihre Aggressionen nicht einfach zur Seite legen. Ein Wiederaufleben des Rechtsradikalismus gehört genauso zur Aufgabe der Politik, wie ein Wiederaufleben des Antisemitismus. Frau Merkel scheut diese große Aufgabe.

  • Daniel Kretschmar vergisst etwas Entscheidendes: Stellen wir uns vor, ein rassistischer Mob marschiert -ähnlich wie in Heidenau - in einer kleinen Stadt im Westen Deutschlands vor einer Flüchtlingsunterkunft auf und bedroht massiv die neu angekommenen Refugees. Das ist hier und da Westdeutschland schon passiert. Was aber fast immer auch passiert: Eine eindeutige Reaktion der Zivilgesellschaft: Kirchen, politische Parteien, kommunale Gremien, Sport- und Musikvereine, viele Bürger und selbst die Freiwillige Feuerwehr stellen sich dem Rassistenpack entgegen und praktizieren eine "Willkommenskultur", die den "Neubürgern" ein Minimum an Schutz und Zuwendung garantiert. Ganz anders in sächsischen Städten wie Heidenau: Hier können die Rassisten mit einigem Recht darauf setzen, den Volkswillen zu exekutieren...es gibt in Heidenau bis heute KEIN öffentliches Bekenntnis gegen den rassistischen Furor, einzig der verwirrte Bürgermeister von der CDU macht sich Sorgen um den Ruf der Stadt. Die Vorstellung, solche Drecksnester vom Rest der Republik mit NATO-Draht abzugrenzen, hat für mich einen gewissen Charme.

    • @Thea:

      Genau das ist der Unterschied zwischen dem Westen und dem Osten. Die Verhältnisse im Osten sind nämlich nicht die Folge über Jahrzehnte gewachsener deutscher Zustände und ihr perfekter Ausdruck, sonst müssten die Verhältnisse im Westen ja deutlich schlimmer als in Sachsen sein. Ursächlich ist wohl viel eher, dass manche Ostdeutschen sich niemals bemüht haben klarzukommen.

      • @Ralf Houven:

        "... dass manche Ostdeutschen sich niemals bemüht haben klarzukommen."

         

        Wer mag mir jetzt mal drei Tage zuhören, wenn ich all die Westdeutschen aufzähle, die sich nicht bemüht haben klarzukommen.

         

        Jene von "einfachem Stand", die steil aufstiegen und ihre Herkunft vergaßen. Bis zu jenen aus "gutem Hause", blendende Erscheinungen allesamt. Also Blender...

  • Kretschmar argumentiert nur hinsichtlich der Staatsstrukturen. Was aber ist mit der Mentalität der Bürger? Da ist Sachsen eben nicht überall! Die Nazis sind ein Problem. Und ja, Nazis gibt es auch in Westdeutschland. Aber der große Unterschied ist, wie die Bevölkerung in Sachsen sich verhält. Ich sehe keinen großen Aufschrei, keine großen Proteste gegen Nazis und die Gewalt. Im Gegenteil, es wird geschwiegen und geduldet. Massenaufmärsche der breiten Bevölkerung gab es in Sachsen, ja, das ist noch nicht lange her und das lief unter der Pegida-Flagge. Das können Sie jetzt nicht einfach relativistisch wegdiskutieren, Herr Kretschmar. Und das ist das eigentliche Problem: die Fremdenfeindlichkeit der breiten Bevölkerung, die der Nährboden für Extremnazis ist.

    • @JensL:

      Am 12.01.2015 gab es in Leipzig eine Demonstration von rund 35.000 Leuten GEGEN Legida. Dem folgten weitere entsprechende Demos. Leipzig ist auch Sachsen, aber in Nazihinsicht wohltuend anders als der restliche Freistaat.

      • @Ralf Houven:

        In vielen sächischen Stadten war die Gegendemo größer als die *gida Demo.

        • @DasNiveau:

          Das ist schön. Aber wo sind sie jetzt?

  • "Deshalb: „Säxit“? Da könnte man Deutschland auch gleich ganz auflösen."

     

    Na endlich wird das mal rnsthaft diskutiert. Es gibt keinen Grund, warum in Bremen die gleichen Gesetze gelten müssen wie in Bayern. Und das Beispiel, dass die Polizeiausbildung bundeseinheitlich geregelt ist,zeigt doch, dass die Bundesländer viel mehr Autonomie brauchen. In Sachsen und vielen Teilen der DDR scheint diese Ausbildung sinnlos zu sein.

    Ganz abgesehen davon, dass viele vernünftige Einwohner außerhalb Sachsens es nicht mehr einsehen, dass sie diese braune Brut auch noch mit Mrd. von Steuerngeldern alimentieren sollen. Mit dem, was in die DDR vom Westen aus geflossen ist, könnte Griechenland jedem Asylbewerber ein Luxusleben finanzieren.

  • vielen dank! sehr guter artikel!

  • Das Potential für fremdenfeindliche Ausschreitungen und Rechtsterrorismus existiert auch im Westen. Auch in NRW, Bayern, Saarland, Niedersachen existiert die gefährliche Melange aus freien Kameradschaften und rechten Hools, diese Leute sind militant, wie ständige Waffenfunde und Wehrsportübungen beweisen. Entscheidend ist allerdings, ob sich eine intakte Zivilgesellschaft dem Mob entgegenstellt. Und diese sollte bessere Antworten parat hab als "dumm" und schlecht". Es war mal ein Allgemeinplatz, dass soziale Ausgrenzung den Boden für Rassismus bereitet. Soweit es sich um benachteiligte, heterosexuelle, weiße Männer handelt hat die Linke jeden Kontakt verloren... und was studierst du so?

  • ja der osten - und "tief im westen" liegen dortmund-dorstfeld, solingen und mölln.

    • 4G
      4932 (Profil gelöscht)
      @Gion :

      Sie haben mit Ihren Beispielen recht. Es geht auch nicht darum , den Osten oder die Sachsen zu denunzieren, sondern ausschließlich darum, die demokratischen und menschenrechtlichen Grundsätze der BRD einzuhalten und vom Staat durchzusetzen. Wo immer diese Verletzung des Grundgesetzes geschieht. Wenn Sachsen zur Zeit ein Problem damit hat, dann muss es schleunigst mit allen Mitteln gelöst werden. Dafür gibt es Justiz und Polizei.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Vielen Dank für den Kommentar von Herrn Kretschmar.

    Sachsen bekommt 2.369 Millionen aus dem Länderfinanzausgleich. Wenn eine Regierung nicht in der Lage ist, die Braunhemden festzunehmen, schlage ich vor, den Länderfinanzausgleichsbetrag ab sofort zu stoppen und in Sachsen, der kurzen Wege halber, ein Gefängnis zu errichten, um die Braunhemden dort zu inhaftieren.Wie es so aussieht, ist bald nicht mehr das Flüchtlingsproblem das größere, sondern das der Rechtsradikalen.

  • Das Foto zum Artikel passt ! Eine bunte Schar von Herz- und Hirnlosen , angeführt von einem Ebensolchen , Typ 'Zweimeterzwanzigtotschläger' , den Glatzenschädel mit Käppi und Sonnenbrille getarnt .

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Den Gedanken, Deutschland aufzulösen, habe ich völlig überlesen. Prima Idee. Und am Besten so verteilen, dass nirgendwo mehr Unheil angestellt werden kann.

  • Der #Säxit war ein ziemlich brillianter rhetorischer Kniff, der die Verlogenheit der Ostdeutschen "Asylkritiker" aufzeigt. Natürlich ist das keine Lösung - aber als halbernst gemeintes Mobilisierungsintrument funktioniert es sehr gut, auch außerhalb Sachsens.

     

    Und so sehr einerseits natürlich stimmt, dass Rassismus und provinzielle Borniertheit kein rein ostdeutsches Phänomen sind, so ist die reine Konzentration an Widerwärtigkeit in Ostdeutschland doch wichtig hervorzuheben, weil man eben daraus etwas lernen kann. Man muss sich fragen: Warum ist Sachsen - um in der Diktion des Artikels zu bleiben - "Avantgarde"?

  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    Sollen sich die Provinzen doch abschotten, meinetwegen mit einer Mauer drumherum. Mal sehen wann sie sich dann "abgeschafft" haben- wie schon Tilo S. der alte Apokalyptiker prognostizierte.

  • Beifall!

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    'Sachsen bleibt deutsch' lese ich gerade. Schade. Sehr schade.

  • Diese Klarstellung von Daniel Kretschmar war längst überfällig. Der "hässliche Deutsche" hat vor Landesgrenzen doch noch nie halt gemacht. Sein "Patriotismus" ist nur die Verpackung für die ganze braune Scheiße, die er möglichst weltweit den Leuten auf's Auge drücken will. Shat in Germany.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    natürlich ist das alles unrealistisch,allerdings stellt sich da doch eine andere frage die gar nicht so dumm ist.wie wäre es nämlich, deutschland zu verkleinern und neue,kleiner staaten daraus zu machen?

    ich finde es nämlich durchaus beängstigent das ein land wie deutschland in der mitte europas liegt und zudem noch das einwohnerreichste land ist.

    80 millionen sind einfach eine übermacht gegenüber den anderen ländern.also wäre die idee von einem staat bayern,einem staat sachsen oder einem nordstaat(hamburg,SH,Mv)gar nicht so blöde.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    "Nein, diese Demo in Meißen aus der Familie der Pegida-artigen, führt die schwarz-rot-goldne Fahne nicht aus Versehen mit."

     

    Ja, eher aus Dummheit. Denn sie wissen offensichtlich nicht wofür diese Farben stehen.

  • Die BRD braucht niemand auflösen.

    Aber Demokratie wäre ENDLICH mal sinnvoll ! Die Gründung der zentralistischen USA 1788 war falsch, wie derzeit deutlichst sichtbar. Die gründeten die ähnlich zentralistische BRD (Art.31 GG: "Bundesrecht bricht Landesrecht."), heute zu mindestens 80 % von der EU diktatorisch bestimmt. In den USA verbindet Englisch die Menschen. In Europa dagegen gibt es 23 SEHR VERSCHIEDENE Sprachkulturen.

     

    Art. 20 Abs.2 S.1 GG ("Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.") fordert Volkssouveränität. Das bleibt folgenlos, weil es nicht wie in der Schweiz (schon von 1831 bis 1874) und im heutigen Nachkriegs-Italien (Art.75 der ital. Verfassung) in der BRD Volksveto gibt.

    Volksveto ist die EINZIGE Möglichkeit, die EU (und die BRD) zu demokratisieren (statt wie leider üblich doof von Demokratie zu schwätzen). Und Volksveto zermalmt ZUGLEICH Nationalismus (da niemand mehr GEZWUNGEN wäre, etwa NPD zu wählen) und macht auch Bayerns oder Sachsens Austritt aus der BRD überflüssig.

     

    An Pfingsten 2011 haben die Italiener DREI Gesetze schlicht GETILGT mit Volksveto:

    Ein Gesetz zum Bau von Atomanlagen in Italien (war nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima nicht mehr attraktiv), ein zweites zur Privatisierung der Wasserversorgung, ein drittes zur Begünstigung von Berlusconi. Weg waren diese Gesetze mittels Volksveto (= VolksgesetzTILGUNG statt VolksgesetzGEBUNG). Freilich lässt sich Volksveto auch zur Tilgung von Gesetz-TEILEN nutzen.

    Volksveto und Volkssouveränität gibt es in der BRD gar nicht. Sind wir blöder als Italiener oder Schweizer ? Offenbar ja.

     

    Volksveto (VolksgesetzTILGUNG) ermöglicht KEINE Todesstrafe-Wiedereinführung, vor der die CDU/CSU genüsslich bzgl. Volksabstimmungen warnt. Das geht nur mit VolksgesetzGEBUNG, oder auf Beschluss der herrschenden Machtelite, die genau dies tat im Lissabon-Vertrag (auch die CDU/CSU-Führung).

     

    Die Diktatur von Berlin und Brüssel lässt sich kinderleicht mit Volksveto beenden ! Auf geht's.

  • Es ist nunmal Fakt, daß es Drüben brauner zugeht. Und es gibt einen Grund: Der Frust darüber, daß einem im Kapitalismus nicht, wie man bis 1989 glaubte, die gebratenen Tauben ins offene Maul fliegen.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      So etwas hat niemals eine Menge an Leuten geglaubt. Aber der Frust ist tatsächlich da, weil vielen Menschen mit der neu gewonnenen Freiheit auch ihre Lebensgrundlage entzogen wurde.

      • @nanymouso:

        "weil vielen Menschen mit der neu gewonnenen Freiheit auch ihre Lebensgrundlage entzogen wurde."

         

        ... ich kann es nicht mehr hören...

         

        Die "armen, bemitleidenswerten" Heidenauer und Freitaler, sprechen die Sprache vor Ort und kommen dennoch auch nach 25 Jahren als "Neubürger" nicht klar? Vielleicht gehen sie daher davon aus, dass es die Flüchtlinge ohne deutsche Sprachkenntnisse auch nicht schaffen werden...

        • @Hanne:

          Oder sie haben gerade Angst davor, daß die Flüchtlinge eben das beweisen, daß sie sich in kurzer Zeit anpassen und integrieren können, was den "besorgten Bürgern" bis heute nicht gelungen ist.

      • @nanymouso:

        Es gab genug warnende Stimmen in der DDR, die genau das vorhergesagt hatten. Auf diese Stimmen wollte man aber nicht hören, weil sich nunmal die honigsüssen Lügen des Kapitalismus so schön, so verlockend, so schillernd waren.

         

        Blühende Landschaften, ja, im Arsch! Ein Jahr später haben sie Kohl dann schon die Eier an den Kopf geworfen, aber da war es zu spät.

         

        Freiheit, ja, wo denn? Die Freiheit, unterzugehen, wenn man nicht den Arsch zusammenkneift, das ist der Kapitalismus für alle, die nicht der Ausbeuterschicht angehören.

      • @nanymouso:

        Das Gesindel, was das in Heidenau auf der Strasse war/ist hat vor der Wende ja noch gar nicht gelebt, bzw. war sehr klein/jung.

      • @nanymouso:

        Kurz und knapp richtig beschrieben!

         

        Ein gigantischer Treuhand-Entschädigungs-Fond (nach dem Modell des Marshallplans) ist längst überfällig!

         

        Allerdings bringt es nicht die vielen Menschen zurück, die sich aus Verzweiflung das Leben nahmen. Weil es ihnen entwertet wurde.

        • @Gion :

          Da ist sicher einiges nicht gut und sogar kriminell gelaufen, aber nicht ohne Beteiligung der alten Strukturen vor Ort (in der ehemaligen DDR)!

           

          Das Problem sehe ich u.a in der dauernden Opferrolle, vor allem der Dresdner und Umgebung und in der Gewohnheit bzw. vielleicht sogar der Sucht nach einem Menschen bzw. Staat, der einem sagt, wo es lang geht.

           

          Es gibt und gab genug Möglichkeiten sich seit 1990 gesellschaftlich und demokratisch einzubringen, auch ohne Asylbewerber und Flüchtlinge, aber das hat in Sachsen kaum wert und vor allem keine Tradition! (Außer vielleicht in Sport- und Schießvereinen.)