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Autorin über Selbstversuch"100 Prozent Bio trotz Hartz IV"

Die Autorin Rosa Wolff schildert in ihrem Buch "Arm aber Bio!", wie sie einen Monat lang nur 4,50 Euro täglich für Lebensmittel ausgab - und trotzdem komplett Öko aß.

"Eben alles, was gerade saisonmäßig da ist": Bio-Äpfel. Bild: dpa
Jost Maurin
Interview von Jost Maurin

taz: Frau Wolff, viele Durchschnittsverdiener meinen, sie könnten sich zu 100 Prozent Lebensmittel aus ökologischem Anbau nicht leisten. Was sagen Sie dazu?

Rosa Wolff: Ich habe einen Monat lang nur so viel fürs Essen ausgegeben, wie Hartz-IV-Empfängern für die Ernährung zugebilligt wird: etwa 4,50 Euro am Tag. Trotzdem konnte ich zu 100 Prozent Bio essen. Und das im teuren München. Wenn man es mit dem wenigen Geld schafft, hat ein Normalverdiener keinen Grund mehr zu sagen, dass er sich Bio nicht leisten könne. Man fragt sich dann wirklich, warum die Leute mit ihren teuren Autos vor Aldi stehen.

Rosa Wolff

Die 52-Jährige ist freie Journalistin. Sie schreibt über Essen und Gastronomie. Ihr Buch "Arm aber Bio!" ist in ihrem Verlag Edition Butterbrot erschienen.

Wie war es denn, mit so wenig Geld sein Bioessen kaufen zu müssen?

Sehr mühsam. Es ist kein Spaß. Man muss immer die gerade günstigsten Zutaten suchen und viel selber kochen. Besonders schwierig ist es, wenn man auch noch gesund essen will, also nicht nur Sattmacher wie Spaghetti mit Tomatensauce. Denn Obst und Gemüse kosten, tragen aber kalorienmäßig wenig bei. Aber es muss ja nun keiner, der mehr Geld zur Verfügung hat, so streng sein, wie ich es in meinem Selbstversuch war.

Worauf muss man achten, um die Kosten zu senken?

Basisgemüse wie Kohl, Kartoffeln und Zwiebeln sind immer bezahlbar. Im Sommer zum Beispiel Zucchini - eben alles, was gerade saisonmäßig da ist. Auch Bananen und Orangen sind günstig. Aber exotischere Sachen wie Oliven, spezielle Kräuter oder ein Gläschen Kapern sind jenseits von Gut und Böse. Und man muss schon geschickt sein beim Kochen, damit es nicht immer das Gleiche zu essen gibt.

Worauf mussten sie als Erstes verzichten?

Fleisch und Wurst kann man sich am wenigsten leisten. Aber das ist nicht wirklich schlimm, weil der Konsum an tierischen Produkten ja generell zu hoch ist in unseren reichen Ländern. Weniger Fleisch und Wurst tut in der Regel den meisten gut. Auch der Umwelt und der globalen Verteilungsgerechtigkeit.

Sind Sie immer satt geworden?

Überessen kann man sich wirklich nicht auf die Art, aber man muss auch nicht hungern.

Haben Sie Billigbio vom Discounter gekauft?

Ich habe keine Lust, mein bisschen Geld bei den Milliardären Albrecht, also bei Aldi abzuliefern. Aber es lohnt auch nicht, wenn man allein lebt. Ich war nur einmal bei Lidl und habe ein Kilo Karotten gekauft, davon sind mir zwei Stück vergammelt. Dadurch war es unterm Strich teurer als im Bioladen, wo man sich die Sachen einzeln raussuchen kann.

Ihr Einkaufsexperiment hat einen Monat gedauert. Reicht das, um zu sagen, dass man langfristig von so wenig Geld 100 Prozent Bio essen kann?

Ein Monat ist schon Lebenszeit. Ich habe auch alle Zutaten wie Olivenöl oder Gewürze weggepackt, die ich noch von vorher hatte. Ich habe also wirklich bei Null angefangen. Und ich habe den Versuch im Mai gemacht. Da gibt es besonders wenig günstiges, weil saisonales Gemüse.

Spielen Sie mit Ihrem Versuch nicht Leuten in die Hände, die Hartz-IV-Empfängern am liebsten das Geld kürzen würden?

Nein, der Regelsatz gehört erhöht, keine Frage. Mein Buch soll ein Gegenentwurf sein zu all den übrigen Ratgebern zum Thema "Essen für wenig Geld", die überwiegend fleischlastige Rezepte mit Discount-Lebensmitteln bieten. Ich finde, Bio ist kein Luxus, sondern in jeder Hinsicht das Beste für alle und steht deshalb jedem zu. Ich wollte Normalverdienern zeigen, dass sie problemlos auf Bio umsteigen können, und auch Leute mit wenig Geld ermutigen - denn es geht mehr, als mancher befürchten mag. Beifall von der falschen Seite gab es zum Glück nicht.

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55 Kommentare

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  • M
    Moe

    Wow,

    traurig das alles. Das ständige aggressive Gestänkere vieler vermeintlich links orientierter Menschen berührt mich immer unangenehmer.

    Hat Frau Wolff Hartz 4 zu verantworten?

    Tut mir leid für Sie, Frau Wolf, dass Sie sich öffentlich als Schickse beschimpfen lassen müssen und Respekt vor ihrer Contenance.

    Als ehemalige Hartz 4 Empfängerin und spätere alleinerziehende Studentin weiß ich auch, dass es oft knapp ist und eine kaputte Waschmaschine eine Tragödie bedeuten kann. Aber auch, dass oft Geld an den falschen Stellen verschwendet wird. Adipös wird man nicht von nichts, und Zigarettenrauchen gehört für mich auch nicht zu den Menschenrechten.

    Im Moment haben wir nicht viel, vor allem wirtschaften wir aber auch nicht gut.

    Ich bin Ihnen sehr dankbar für ihr Buch und die Möglichkeit , es wenigstens zu versuchen, was ich bald tun werden. Übrigens mit einem Leihbuch aus der Bibliothek.

    Und auch wenn manche Einwände vielleicht Berechtigung haben ( Männer, Familie, Zeit). Irgendwo kann und muss man ja anfangen - 50 % selbstgekocht und Bio wär doch schon super.

  • M
    MüsliUndGlücklich

    Werde mir das Buch kaufen und meine Meinung bilden. Ich unterstelle der Autorin erst mal keine Verunglimpfung von ALG2-Empfängern sondern freue mich dass jemand "Bio für Alle" propagiert. Der Titel ist wohl ungünstig gewählt. Bin kein "H4"-Empfänger, würde aber aufgrund des Tenors im Blog doch einigen mehr Bio und weniger Fleisch empfehlen-reduziert die Agressivität!

  • TK
    Thomas Kallay

    Frau Wolff,

     

    mir war, offengestanden, das Portogeld zu schade, um das Buch zu Aldi zu schicken.

     

    Gestern haben wir hier bei uns Altpapier schreddern lassen.

     

    Ihr Buch war dabei und tut damit doch wenigstens etwas Gutes.

  • RW
    rosa wolff

    @ Thomas Kallay: Tolle Reaktion! Zu Aldi petzen gehen! Gibt's dafür 30 Silberlinge?

    Was den Namen betrifft: Ich habe meinen komplizierten ungarischen Namen, den selbst meine Freunde mehrheitlich nicht unfallfrei aussprechen können, eingedeutscht. Wollte ich meinen Namen verheimlichen, hätten Sie ihn nicht erfahren.

    Zu den inhaltlichen Vorwürfen: Mir scheint, Sie wollen einfach sauer sein und sich den Spaß am Sauer-Sein nicht verderben lassen. Sonst würden Sie zumindest anerkennen, dass es durchaus H4-Empfänger oder Leute mit ähnlich wenig Geld gibt, die trotzdem ökologisch konsumieren WOLLEN. Denen es ein Anliegen ist, sich und ihre Familien gesund zu ernähren. Die sich glatt über ein paar Tipps freuen. Und die doch tatsächlich das Buch als Ermutigung und Ermunterung empfinden.

    Müssen Sie ja nicht so sehen.

    Was daran anti-neoliberal sein soll, sich Käfig-Eier und Fabrikbrot reinzuwürgen, will mir allerdings nicht in den Kopf.

    Tun Sie mir bitte einen Gefallen: Wenn Sie selbst das Buch nicht lesen wollen, legen Sie es einfach auf einer Parkbank ab. Vielleicht findet es dort jemand, der es gerne lesen möchte. Die Herren Albrecht werden es nicht sein.

  • NO
    Neoliberales Opfer

    Werte Frau Wolff,

     

    durch Thomas bin ich auf diesen Artikel gestoßen.

    Und ich bin mal wieder zutiefst erstaunt, wie manche Neoliberale mit der Armut anderer umgehen!

    Glauben Sie denn wirklich, das ein Hartz IV Empfänger am Tag 4,50 für Essen übrig hat?

    Das ist lächerlich! Wenn man dieses "Experiment", so will ich ihren Versuch mal werten, tatsächlich nur einen Monat macht, und niemals wirklich seine restliche Lebenshaltung von den mehr als asozialen "Regelsätzen" bestreiten musste, kann wohl kaum von einem ehrlichen und verwertbaren Buch reden! Noch dazu, das sich wohl kaum ein Hartz IV Empfänger diese 11,95 Euro leisten kann!

    Wenn sie jemals über mehrere Monate von dem "Regelsatz" leben mussten und dann mal irgendwelche "Unregelmäßigkeiten" auftraten (z.Bsp. ne kaputte Waschmaschine), dann Wissen sie, was es heißt, ein Hartz IV- Opfer zu sein!

    Ich selber bin nun schon einige Zeit aufgrund einer Behinderung Erwerbslos, wurde auch aufgrund dieser Behinderung aus dem Staatsdienst entlassen, und nun bekomme ich zum Dank nicht nur zu wenig Geld zum Überleben, sondern muß mir noch solch asoziales Gerede anhören!

    Wissen sie, wie es ist, wenn man sich tagtäglich die regelrecht faschistisch anmutenden Hasstiraden unserer Regierung anhören muss? Und dann nicht mal weiß, wie man sich das essen für den jeweiligen Tag leisten soll?

    Und zum Thema Bio: Ich baue mir mein Gemüse selber an! DAS ist tatsächlich billiger als alles, was man im Supermarkt bekommt, und trotzdem komme ich nicht mit den 2,50 Euro am Tag für essen hin! (2,50 Euro ist eine realistischere Berechnung als die lächerlichen 4,50 Euro!!!)

    Und selbst wenn ich die 4,50 Euro zugrunde legen könnte, käme ich damit noch lange nicht hin!

    Mit freundlichen Grüßen

  • Y
    Yadgar

    @gaijinette, 26.05.2010 04:00 Uhr

     

    Was bitte hat Hartz IV mit dem Bundesnachrichtendienst zu tun?!?

  • Y
    Yadgar

    @LIngo, 22.05.2010 20:40 Uhr

    Öko-Toilettenpapier gibt es bei Aldi (jedenfalls bei Aldi-Süd) - und ist dort auch billiger als die gleiche Menge in drei- oder vierlagiger Luxus-Vlaush-Ausführung!

  • Y
    Yadgar

    @Hein Blöd, 22.05.2010 19:41 Uhr:

     

    Gegen die Fahrtkosten hilft bei körperlich halbwegs Gesunden, die nicht gerade in Stuttgart oder Wuppertal wohnen (bei den Steigungen dort ist es zugebenermaßen Quälerei!) ein Fahrrad, vorzugsweise gebraucht für 30 bis 50 €, bei den heutigen Tarifen im ÖPNV amortisiert sich das Teil innerhalb weniger Wochen!

     

    Fortgeschrittene erkundigen sich im Netz nach Bauanleitungen für belastbare Anhänger, dann kann man auch mal einen Kühlschrank nach Hause jonglieren...

  • Y
    Yadgar

    @hans wurscht, 21.05.2010, 17:08 Uhr:

    Soweit ich weiß, ist kein Hartzer verpflichtet, sich exakt an den Tagessatz für Lebensmittel zu halten - da im Regelsatz ja auch Posten für Alk und Lullen enthalten sind, sollte das Umdisponieren Richtung Bio eigentlich kostenmäßig kein Problem sein!

     

    Übrigens sind Bioprodukte mitunter auch länger haltbar als Discounterware, was den Verlust durch Verderben senkt - Kartoffeln zum Beispiel bleiben meiner Erfahrung nach in Bio-Ausführung doppelt so lange frisch wie die Knollen von Feinkost Albrecht!

  • TK
    Thomas Kallay

    Frau Wolff,

     

    Ihr Buch habe ich erhalten und werde es zu verwerten wissen, in dem ich es an ALDI schicke und mitteile, daß Sie behaupten, daß das Brot von ALDI schlecht wäre.

     

    Außerdem verstehe ich nicht, daß Sie unter einem Pseudonym schreiben, denn durch Ihre Zusendung kenne ich Ihren richtigen Namen - ez a név egy rendes magyar név, miért nem haszálja ezt?

     

    Trauen Sie sich nicht, unter Ihrem richtigen Namen zu schreiben? Weil Sie vielleicht Angst davor haben, daß man Sie und Ihr neoliberales Buch widerlegt?

     

    Und Ihre Rechnung stmmt immer noch nicht, denn haushaltsübliche Backöfen brauchen weit mehr als 1 kw, und Sie müssen dazu ja auch noch die Stromgrundgebühr rechnen, und den Kostenaufwand für die Reinigung des Ofens, des Backgeschirrs, wo dann eben noch Wasser- und Spülmittelverbrauch hinzu kommen.

     

    Mal ganz abgesehen von dem immensen Zeitaufwand, den die ganze Aktion verursacht, und gerade alleinerziehende Mütter mit vielleicht 2-3 Kindern werden Ihnen schon erzählen, warum sie auch als Erwerbslose nicht auch noch die Zeit haben, um sich und ihre Kinder gemäß Ihrem Buch zu ernähren.

     

    Tja, und dann ist es ja auch so, Frau Wolff, daß man für Familien (!!) Brot in Massen backen müsste, damit sich der Aufwand auch nur etwas angenähert vertreten liesse - und selbstgebackenes Brot schimmelt im Sommer und bei der heutigen wechselhaften Witterung innerhalb von 1-2 Tagen, so daß man es nicht mehr verzehren kann.

     

    Insgesamt also größtenteils uneigeeignete Vorschläge in Ihrem Buch.

     

    Glauben Sie denn wirklich, Frau Wolff, daß wir Hartz-IV-Bezieher nicht rechnen und sparsam wirtschaften können?

     

    Ihr Buch ist neoliberal, dient dazu, auf dem Rücken der Hartz-IV-Bezieher Geld zu verdienen, und ist daher nicht das Papier wert, auf dem es gedruckt wurde.

     

    Thomas Kallay

  • RW
    rosa wolff

    An Thomas Kallay: Da Sie Ihrem Kommentar netterweise Ihre Anschrift beigefügt haben, habe ich mir erlaubt, Ihnen das Buch zuzusenden.

    Zum Thema Brot - Aldi gegen selbstgebackenes Biobrot: In der Tat habe ich die Stromkosten fürs Backen bei meiner Berechnung nicht berücksichtigt, das muss ich zugeben. Vielleicht habe ich sie auch unterschätzt. Ob dadurch tatsächlich das A-Brot günstiger ist, ist aber deswegen noch längst nicht raus.

    Bin inzwischen zu einem A. geradelt und habe mir dort alle Brotpreise notiert.

    500 g „Schnittbrotmix“ kosten 99 Cent, 750 g „Bauernbrot“ oder „Sonnenblumenbrot“ 99 Cent. Sogar Biobrot gibt es: „Bio-Kürbis-Roggen-Vollkornbrot“, 750 g für stolze 1,89 Euro.

    Zuletzt entdecke ich, abseits der tagesfrischen Brote, rechteckige Plastikpackerl mit braunen Dauer-Körnerplatten, hergestellt unter Verwendung von Malzextrakt und Zuckerrübensirup, 500 g zu 45 Cent. Das ist in der Tat sehr billig.

    Aus meiner Jahresabrechnung für Strom ergibt sich ein Kilowattstundenpreis von knapp 23 Cent (werde nochmal durch Anfrage bei den Stadtwerken überprüfen, ob ich das richtig gerechnet habe).

    Was ebenfalls noch fehlt, ist die Auskunft des Herstellers meines Backöfchens, wieviel Strom der während der Backzeit für einen 1,5-Kilo-Laib (50 Minuten) frisst. Ich gehe der Einfachheit von 1 kw aus, werde das aber nochmal nachprüfen.

    Was kostet mein Selbstgebackenes?

    Ich bezahle im Biomarkt für ein Kilo Weizen 1,29 und für ein Kilo Roggen 1,39 Euro. Bei einem Mischbrot ist also ein Kilopreis von 1,34 Euro anzusetzen. Diese Körner lasse ich mir an der Brottheke mahlen (kostet nicht meinen Strom, sondern ist im Körnerpreis inklusive).

    Aus einem Kilo Mehl erhalte ich gut 1,5 Kilo fertiges Brot, also brauche ich 45 Cent für 500 Gramm plus die Stromkosten in Höhe von anteilig 8 Cent. Das Salz habe ich noch nicht mitgerechnet, ist auch noch mit 1-2 Cent dabei. So komme ich auf 55 Cent. Liegt mein wunderbares frisches gesundes Biobrot also glatt um 10 Cent höher pro Pfund als das fiese Fabrikbrot.

    Jetzt werden Sie sofort monieren, dass die Kosten für Backtriebmittel nicht eingerechnet sind. Stimmt. Den Sauerteig habe ich nämlich selbst angesetzt. Wer sich das nicht zutraut, nimmt beim ersten Brot ein Tütchen gekauften Sauerteig. Wenn er/sie dann backt, hebt er/sie immer ein faustgroßes Stück Teig auf, bewahrt es in einer Tupperdose im Kühlschrank auf und hat damit den Ansatz fürs nächste Brot. Mit jedem Mal Backen, nähert sich so die Anfangsinvestition für den einmal gekauften Sauerteig dem Wert Null.

    Als verschwenderische "Wohlstandsschickse" (freundliches Zitat aus dem Blog hier) leiste ich mir sogar noch Gewürze, nämlich Kümmel, Fenchel und Koriander, die ich frisch im Mörser zerstoße, bevor ich sie in den Teig gebe. Das kostet nochmal etwa ein Zehnerl auf ein Kilo Brot, also ein Fünferl für unser 500-g-Aldi-Vergleichsbrot. So komme ich auf 60 Cent für ein Pfund Brot der besten Sorte.

    Ergebnis: Mit dem billigen Dauerbrot von Aldi kann meins preislich nicht konkurrieren - ein Punkt für Sie! Aber das billigste frische Brot von Aldi, das „Bauernbrot“ (nicht bio) ist bereits teurer als mein köstliches Gewürzbrot. Wenn das knusprig frisch aus dem Backofen kommt, ist es so lecker, dass es keinen Belag braucht. Ein bisschen Butter reicht.

    Herzlichen Gruß, Rosa Wolff

  • H
    huhnsuppe

    Teils lese ich mir vor Buchkäufen die Kundenrezensionen durch.

     

    Und für mich heißt das nun, dass ich in diesem Monat wieder 11,95 € gespart habe.

     

    Leider.

     

    Ich wünsche der Autorin alles Gute :)

  • TK
    Thomas Kallay

    Guten Tag,

     

    als ein, mit Familie selbst von Hartz-IV Betroffener und als einer der Kläger gegen die Hartz-IV-Regelsätze vor dem Bundesverfassungsgericht sowie als langjähriger ehrenamtlicher Erwerbslosensozialarbeiter glaube ich, einiges an Fachwissen zu haben, um viele Behauptungen des Wolff'schen Buches mit einem einfachen Beispiel ad absurdum zu führen.

     

    In dem Buch wird u.a. ja geschrieben, daß selber Brot backen billiger sei, als ein Brot bei A*** zu kaufen.

     

    Diese Milchmädchenrechnung geht nur deshalb vermeintlich auf, weil die Buchautorin - wie so viele andere mit ihr - fälschlicherweise glaubt, daß die Stromkosten bei Hartz-IV-BezieherInnen in deren Kosten der Unterkunft (KdU) enthalten wären und, egal, wie hoch, von der ARGE bezahlt werden.

     

    Tatsächlich aber müssen Hartz-IV-BezieherInnen die Stromkosten aber voll selbst aus dem Regelsatz tragen - und das ist keineswegs ein Vergnügen bei den heutigen extremst hohen Stromkosten.

     

    Rechnet man also neben den Backzutaten für Brote auch die Stromkosten des Backofens hinzu, so stellt man schnell fest, daß das Brot bei A*** eben doch weit billiger ist, als es selbst zu backen.

     

    Frau Wolff, nichts gegen Sie persönlich als Mensch, aber das Buch ist nur einer von vielen gescheiterten neoliberalen Versuchen, der Öffentlichkeit zu suggerieren, daß die Hartz-IV-Bezieher immer noch viel zu gut leben würden.

     

    Thomas Kallay,

    c/o

    Erwerbslosen-Initiative

    ARCA Soziales Netzwerk e.V.

    - gegründet 1998 -

    An den Anlagen 8a

    37269 Eschwege

    Tel.: 05651-754706

    Fax: 03212-1041462

  • L
    lutzindasky

    Sehr geehrte Frau Wolff,

     

    beleidigen wollte ich Sie auf keinen Fall. Nur meiner Entrüstung Ausdruck geben. Werde Ihr Buch nun lesen. Danach werde ich mich wieder melden. In diesem Medium, so die taz das zulässt. Sie müssen verstehen, dass die Lage, Hartz4-Mensch zu sein, schwer am Selbstwertgefühl kratzt. Man hat studiert, man hat eine Ausbildung gemacht, was auch immer und plötzlich ist man Auswurf, rechtloses Gesindel, Abschaum. Man krebst finanziell rum, hat keine Möglichkeit, am gesellschaftlichen Leben teil zu nehmen. Weil einfach kein Geld da ist. Und dann geht man in den Bioladen und sieht die Yuppies beim selbstgerechten Einkaufen, während es für einen selbst grade für ein halbes Kilo Kartoffeln und, wenn es gut geht, für einen biodynamischen Joghurt reicht. Das wäre ein Abendessen. Es reicht eben grade so. Man sieht die Anderen, denen es gut geht, gerade im Bioladen, wie sie sich den Korb vollmachen. Ich weiß das, habe selbst in einem Bioladen gearbeitet, bei unterirdischer Bezahlung. Das nervt!!! Sie sehen, die Emotionen können hochkochen. Sei's drum. Ich lese erstmal Ihr Buch.

     

    Besten Gruß, Lutz

  • RW
    Rosa Wolff

    @lutzindasky:

    Entschuldigung gern angenommen. Trotzdem: Es sollte kein "Hintergrund"-Wissen nötig sein, um nicht gleich beleidigend zu werden, oder?

    Zum "Bärendienst": H4 ist für viele Realität. Denjenigen, der versucht, mit der Situation zurechtzukommen, so anzugehen, als habe der alles Elend verschuldet, ist wenig sinnvoll, um es behutsam auszudrücken. Tatsächlich habe ich von einer ganzen Reihe Leute, die das Buch gelesen haben (!), sehr freundliche Reaktionen erhalten und gesagt bekommen, dass sie das Buch und die enthaltenen Tipps und Rezepte nützlich und für ihre persönliche Situation als hilfreich empfinden. Die finden zum Beispiel gut, wenn sie erfahren, dass selbstgebackenes Biobrot billiger ist als Fabrikbrot von Aldi.

    Wie hätten diese Tipps entstehen sollen, wenn nicht durch so einem Versuch?

    Ist mir auch bewusst, dass es umso schwieriger wird, je länger es dauert. Ist für mich trotzdem kein Grund, zu sagen: Mei, wie schrecklich, kann man halt nichts machen. Was wäre das denn für eine Einstellung?! Sorry, aber der "Schlag ins Gesicht" kommt wirklich nicht von mir und meinem Versuch, aus einer misslichen Lage das Beste zu machen, den Schuh zieh ich mir nicht an.

    Herzlich, Rosa Wolff

  • L
    lutzindasky

    Nachtrag: Warum nennen Sie Ihr Buch nicht: Bio trotz bedingungslosem Grundeinkommens? Da wird doch ein Schuh draus. Hallo? Verstehen Sie das?

  • L
    lutzindasky

    Hallo Frau Wolff, entschuldigung, "Wohlstandsschickse" war nicht okay, wenn ich mir Ihre Reaktion so durchlese. Ich finde aber, das kommt verdammt nochmal so rüber, wenn man den Hintergrund nicht kennt. Und ja, man hätte vielleicht vorher mal einen Blick in das Buch werfen sollen. Dennoch finde ich nicht gut, hier Hartz4 als Versuchshintergrund zu verwenden. Als selbst gewesener Hartzer kann ich nur "Hartzer seit 2000" zustimmen: ne zeitlang ist das zu machen, aber wenn dann die ersten Neuanschaffungen anstehen, wird's essig mit Bio. Wissen Sie, dieser Ihr Selbstversuch unter der Überschrift ist ein Schlag ins Gesicht für Hartz4-Opfer. Das ist alles nicht witzig. Beten Sie auf den Knien darum, niemals in die Hartz4-Mühle zu geraten. Lieber unterbezahlt arbeiten gehen, ich sag's Ihnen. Mit wenig zu essen haben ist es nämlich nicht getan, man muss sich auch noch regelmäßig von (unterbezahlten) Angestellten anpöbeln lassen, die einem mit Leistungsentzug drohen, wenn man auch nur einmal "aber" sagt. Da ist Ihre letzte Sorge, ob Sie abends Möhren vom Bioladen oder vom Discounter auf dem Tisch haben. Und was den Hartz4-Satz angeht: bei mir war es so, dass davon regulär gar nix übrig blieb, weil es noch andere Nebenkosten gab, z. B. Schulden abbezahlen. Auch wenn es sich feige anhört, wenn ich mich hier so anonym echauffiere - meinen Namen + Hartz4 im internet? Ich bin doch nicht bescheuert. Lange Rede kurzer Sinn: Sie haben den Hartz4-Leuten mit dem Kochbuch einen Bärendienst erwiesen. Hätte nicht sein müssen.

     

    Ihr Lutz

  • RW
    Rosa Wolff

    Wenn ich mal selbst nochmal was dazu sagen darf:

    Wieso "Wohlstands-Schickse", "mit silbernem Löffel groß geworden", "keine Ahnung von Familienleben"? Grundlos was unterstellen und damit angreifen, ist als Diskussionsmethode ja wohl ziemlich daneben.

    Ausgangspunkt für den Versuch war, steht so auch im Buch, dass ich – Auftragsrückgang wegen Krise – selbst damit rechnen musste, demnächst mit Hartz IV dazustehen. Ich wollte wissen, wie ich wohl zurechtkäme mit meinem Anspruch, dass Lebensmittel möglichst bio sein sollten und habe es ausprobiert. Und habe festgestellt, es ist mühsam, aber möglich - wenn es einem wirklich wichtig ist.

    Wem also ebenfalls nicht gleichgültig ist, wo Essen herkommt, der/die findet gute Tipps und Rezepte in dem Buch. Wem es wurscht ist, ob die Wurst auf der Stulle von gequälten Tieren stammt und die Agrarindustrie weiterhin unsere Umwelt einsaut, dem ist eh nicht zu helfen.

    Ja, die Hartz-IV-Sätze sind zu niedrig, und das System Hartz IV, das Empfänger von Transferleistungen unter Generalverdacht stellt, ist entwürdigend. Besser - und möglich - wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle. Aber das ist jetzt ein anderes Thema. Ich verteidige H4 nicht, ich versuche nur, das Beste aus einer Situation zu machen.

    @ Erna: Ich weiß übrigens, wie man mit wenig Geld allein Kinder großzieht, hab ich nämlich gemacht.

    Herzliche Grüße an alle, denen nicht gleichgültig ist, was sie sich einverleiben, Rosa Wolff

  • S
    Sonja

    Schöner Selbsversuch!

     

    Nur: Es ist dazu nötig

     

    1. irgendwo zu wohnen, wo der nächste Bioladen nicht allzu weit entfernt ist,

     

    2. viel Zeit zum Einkaufen und kochen,

     

    3. willige Esser.

     

    Was bedeutet: Für Alleinerziehende Berufstätige ohne Auto sicher nicht geeignet.

  • L
    lutzindasky

    Lächerlich: Wohlstandschickse macht Selbstversuch. Das andere ständig so leben müssen, fällt komplett aus dem Focus. Manchen fehlt ein Arm. Einen Monat mit auf den Rücken gebundenen Arm verbringen: ist doch mal ne witzige Erfahrung. Ich könnte vomitieren. Dass sie ihre ach so tolle Erfahrung auch noch mit H4 in Verbindung bringt, ist geradezu eine Frechheit. In heutiger Zeit aber sicher ne gute Propaganda für ihr Koch(!)buch. Die will doch auch nur Geld machen. Ich kenne H4 aus eigener Erfahrung. Wenn du dann nur Bio kaufst, dann hast du auch nur was zu essen. Gibt's hier jemand, der die gesamte Barschaft, über die er verfügt, allein für Nahrungsmitel ausgibt? Das geht mir richtig auf den Sender: Leute, die nicht betroffen sind, sondern nur mal Betroffenheit spielen, wollen den wirklich Betroffenen vorschreiben, wie sie mit ihrer Situation klar kommen sollen. Na, wenn's dem Buchabsatz dient. Die sollte sich was schämen, die Frau Wolff. Besser wär's gewesen, wenn sie einfach nur gezeigt häte, wie man günstig Bio einkauft. Aber das so PR-wirksam mit nem echten Gesellschaftsproblem aufzupumpen, das ist arm.

  • P
    Polenta

    Die Aussage zu Bonzenautos vor'm Aldi lässt mich schmunzeln, denke direkt an aufgeregte Hausfrauen/-männer die dem Joghurt und der Milch für 3 Cent billiger aus dem Angebot hinterher jagen um schön zu sparen - und die dann noch 3 Tüten Chips und Schokolade einpacken... es muss ja nicht gleich völlige Askese sein, aber VERSTAND! Nur so am Rande...

  • G
    gaijinette

    'Spielen Sie mit Ihrem Versuch nicht Leuten in die Hände, die Hartz-IV-Empfängern am liebsten das Geld kürzen würden?'

     

    Danke für die Frage. Egal, was darauf geantwortet wird, allein diese Frage zeigt die Funktion dieser "STUDIE".

     

    Ich hatte mal im Rahmen eines 'experimentalpsychologischen Praktikums' das Thema 'Motivation der Friedensbewegung' (nicht selbstgewählt). Zum Glück kam nichts dabei heraus. Das Thema mißfiel mir nämlich sowieso. Meine heutige Erfahrung mit diesem Staat und den von ihm (also: unser aller Steuergelder) finanzierten Nazi-Organisationen wie vornehmlich dem BND sagen mir: So spielt man den Faschisten in die Hände. Also, Motivation der NPD-Mitglieder oder anderer Nazis (der BND läßt sich leider nicht in die Karten gucken (das wär' doch mal was für Herrn Walfraff...), sowieso: er steht über den Gesetzen, ja, über den Menschenrechten, die ihn nämlich nazitypisch einen Scheiß (sorry) kümmern) -- also zu untersuchen, was jemanden dazu bringt, sich als Schwein (Nazi) zu verdingen: Das wäre ein wenig mehr im Sinne der Gesellschaft. War wieder eher Exkurshaftes, egal.

     

    Aber ich will der interviewten Journalistin nichts Böses unterstellen. Alles kann schließlich mißbraucht werden... wir müßten Wissenschaft verbieten, um ihren Mißbrauch durch den Nazi-BND und anderen Dreck zu verunmöglichen...

     

    Shalom!

    gaijinette

  • W
    Wolfgang

    Hartz IV / Regelleistung und Menschenwürde

     

    Die Hartz-IV-Gesetzgebung bedient sich des absoluten Armutsindikators (40%) - um die Menschen in Lohnarbeit und die Arbeitslöhne nach unten unter Kontrolle zu halten.

     

    Das 60 %-Kriterium, z. Z. rund 1050 Euro, macht deutlich, dass Armut mit der Entwicklung von Reichtum zusammenhängt und an sie gekoppelt ist. Je reicher eine Gesellschaft ist, um so mehr muss sie für eine qualifizierte Beteiligung der Armen aufwenden.

     

    Die künftige Regelleistung muss bei 622,00 Euro liegen:

    http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/hilfe/schramm_regel.pdf

     

    Ideologische und gesellschaftspolitische Sozialdarwinisten - aus Wirtschaft, Regierung und Parlament, die Armut nur darauf beziehen, dass Menschen nicht verhungern und verdursten, die brauchen diese inhaltliche Begrifflichkeit und Klarstellung natürlich nicht.

     

    Trotz alledem!

  • 4S
    4,50€, schön wär´s.

    Ich beziehe keine Hartz IV Leistungen, sondern finanziere mein Studium durch Bafög und Nebenjob. In den letzten 8 Tagen des Monats stehen mir meistens nicht einmal mehr die 4,50 Euro für Lebensmittel zu Verfügung. Trotzdem ist es aus meiner Erfahrung möglich, sich weitesgehend "bio" zu ernähren, zumindest als Single.Klar muß man sich eine Weile auf das Notwendigste zugunsten anderer Prioritäten reduzieren, aber diese Erfahrung ist auch nicht die Schlechteste.

  • LA
    Lotte aus W.

    Ich finde den Versuch völlig i.O..- nur.. - ist er, wie alles im Leben nicht verallgemeinerbar.

     

    Natürlich sollten die"Bonzen"... nur "TRansfair, Bio § Regional" einkaufen...und andere, wenn möglich auch..,-

     

    insofern ist dieser Beitrag richtig und wichtig.

     

    Das nun aber ausgerechnet.. die H4ler.. immer als Versuchskarnickel herhalten müssen.., ist irgendwie merkwürdig.

     

    Vorschlag.., man versuche mal mit einem normalen

     

    Einkommen ( wenn ich nur wüßte, was das ist?)

    rein auf Bio für eine fünfköpfige Familie auszukommen. ( P.S.: die Kleinen essen auch nicht alles, nur weil da Bio draufsteht.. ;O)

  • H
    Hans

    Ich würde sagen, dass es mit einer sehr einfachen Bio-Ernäherung geht, aber nicht mit Bio-Fleisch und ohne großartige Highlights. Ansonsten finde ich die Frage grundsätzlich falsch gestellt: Es kann ja nicht wirklich interessant sein, mit einem Armutssatz eine bio-Küche zu entwickeln. Wer mal ein paar Monate Hartz hatte, weiß was ich meine. Man rennt durch vertraute Supermärkte und merkt: Hier kann ich nicht mehr kaufen. Man geht am Ende zum Discounter und wechselt denn auch wieder. Irgendwann weiß man, wie man von Mini-Geld leben kann, aber spaß sieht anders aus.

     

    Und mindestens Bio-Fleisch ist im Preis korrekt berechnet: So viel kostet Fleisch, wenn man da nicht Tausende Mittel und Billigfutter in die Tröge kippt. So teuer war Fleisch eben auch früher.

    Tip: Vegetarisch essen, große Mengen Burgul, Nudeln, Reis kaufen. Sich mit Preisen beschäftigen. Es gibt in Großstädten oft arme Gegenden, wo die Wochenmärkte deutlich unter dem Preis-Niveau bessere Gegenden liegen.

  • B
    BerlinMarcus

    Ein wichtige Komponente wurde dabei vergessen...ZEIT! Eine Familie die in den Prozessen steht, also regelmäßig Arbeiten muss und noch die täglichen Dinge (Kita, Schule, Einkaufen, Saubermachen,...) erledigen muss, hat schwierigkeiten nach Bio- Sonderangeboten zu suchen. Fazit: Bio mit Hartz IV ist möglich, das Geld reicht und die Zeit dafür ist auch da ... aber wehe du gehst wieder Arbeiten... Geld ist zwar etwas mehr vorhanden (in der Regel), aber keine Zeit mehr für Suchaktionen da...;-(

  • M
    Mike

    Danke für den Artikel, sehr interessant und wichtig, finde ich. Es muß, finde ich, auch gar nicht so sehr um Bio gehen. Zurück nach Berlin, kann man auf den Kreuzberger Gemüsemärkten auch glücklich werden. Wer Getreide in großen Mengen kauft, kann sich mit Buchweizen u.a., Kräutern und eben dem Basisgemüse noch günstiger ernähren. Der Regelsatz muß erhöht werden. Die Verteilung von und der Umgang mit Geld ist vermutlich in kaum einer Regierung vernünftig - it's hard to get rid of bad habits.

  • MS
    Michael Scheier

    OK, Bio ist billig, wenn man bei den grossen Märkten kauft und Obst aus Südamerika akzeptiert. Aber mir vergeht der Appetit, wenn meine Äpfel aus Chile eingeflogen werden: BIO-Obst auf Kerosin-Basis, und der Rest geht den Bach runter. Für die weitere Perspektive siehe Harald Welzer: KLIMAKRIEGE.

  • P
    pete

    alle die so einen komischen selbstversuch machen der dann heißt "100 Prozent Bio trotz Hartz IV" und was sonst noch so, vergessen immer eine sache.

    nämlich das gefühl, das es im nächsten monat so weitergeht und im nächsten und im nächsten und im nächsten... wie viel zeit haben sie, frau wolff dafür aufgewendet über das essen nachzudenken? vermutlich viele viele stunden...

     

    genauso wie man mit 4,5 € leben kann, kann man auch mit 10€ leben.. man kann sich auch ein loch ins knie bohren und heiße milch durch gießen......

    um welche frage geht es hier eigentlich?? wohin wollen wir?? gehen tut immer irgendwie alles.. für den einen einfacher für den anderen schwerer..

     

    aber dieses leidige thema "selbstversuch hartz V" immer wieder aufzurollen ist doch einfach nur zeitverschwendung...

  • JK
    Juergen K

    Globale Verteilungsgerechtigkeit:

     

    Das die Ärmsten hier kein Fleisch essen sollen, während im 5 Liter Bmw die mahrungsmittel der Dritten Welt nach art eine "Vorsprung durch Technik - Gaskammer" gejagt werden ...

     

    Da hab ich schon eine andere Vorstellung, Definitiv.

     

    Trotzdem: der versuch in allen Ehren.

     

    Eine Zeitangabe wäre ohl notwendig; stelle mir nicht vor, dass diese Einkäufte ohne einen halben tag aufwand von statten gehen können.

  • N
    Nadi

    Kein Fleisch, keine Wurst - das klingt leicht, aber nur für diejenigen, die eben kaum solche Sachen essen. Wer als Vegetarier Hartz-IV bezieht, hat es gut, aber wer dann doch Fisch ist, der muss schon tief schürfen, um sowohl Bio-Fisch (Wildfang) und dazu noch eine umweltverträglichkeit zu erreichen.

    Wer mit Burgul, Weizen, Reis und ähnlichem Essen kochen kann und nicht auf seine Figur achten muss, der kommt mit Hartz-Bio gut klar. Aber das hatte die Frau ja gesagt: Gemüse ist sehr gut, aber sehr teuer. Bei mir bleiben ein paar Zweifel, zumal in ganz Deutschland Bio-Läden, Bio-Supermärkte und Einkaufsgelegenheiten sehr unterschiedlich sind.

  • E
    Erstaunter

    "Man fragt sich dann wirklich, warum die Leute mit ihren teuren Autos vor Aldi stehen.

     

    Wie war es denn, mit so wenig Geld sein Bioessen kaufen zu müssen?

     

    Sehr mühsam. Es ist kein Spaß. "

     

     

    Na die Frau hat Kombinationsgabe.

  • L
    LIngo

    Hat sie während dieser langen Schaffensperiode denn auch Öko-Toilettenpapier benutzt? Ich denke diese Frage wäre doch mal ein neues Buch wert.

  • H
    HeinBloed

    Ich empfehle der Dame, das sie einmal ein ganzes Jahr mit Hartz IV auskommt, natürlich mit allen Konsequenzen. Soll heißen auch alle anderen Kosten die so noch anfallen, z.B. Fahrtkosten?!?

    Ich schlage der Dame dann auch vor das sie dann auch in eine Wohnung zieht die entsprechend groß (ca.45 QM) ist, möglichst in einer Trabantenstadt weit weg von der Citie.

  • M
    Mascha

    Einer HartzIV-Empfängerin wird also 4,50 pro Tag für Essen zugesprochen. So weit, so gut.

    Schaut mensch sich aber an, wie viel Geld einer HartzIV-Empfängerin für andere Dinge zugesprochen wird - Hygieneartikel, Freizeit, Kleidung ... - dann fällt auf, dass einige Dinge dort gar nicht berechnet werden. Eine kaputte Waschmaschine die ersetzt werden muss zum Beispiel. Und schon fehlt das Geld an anderer Stelle und beim Essen muss erstmal gespart werden.

     

    Der Versuch, Menschen dazu zu motivieren mehr Bio zu essen und zu kaufen ist ja lobenswert, aber bitte mit ein bisschen Realitätssinn beim nächsten mal.

  • O
    Ottokar

    Hier geht die Autorin leider schon im Ansatz fehl, denn im aktuellen Eckregelsatz für Alleinstehende sind tatsächlich nur 4,43 Euro für Nahrung, Getränke, Alkohol und Tabakwaren enthalten (EVS 2003, Anlage 5).

    Rechnet man Alkohol und Tabakwaren heraus, verbleiben lediglich 3,69 Euro, die der Gesetzgeber einem ALG II-Bezieher maximal für Essen und Trinken pro Tag zubilligt. Soweit die Tatsachen.

    Selbst wenn man - im Widerspruch zur allgemeinen sozialen Bewertung von ALG II-Empfängern - unterstellt, dass diese kein Geld für Alkohol und Tabak ausgeben, sind es nur 4,43 Euro pro Tag für Alleinstehende und -erziehende, 3,85 Euro für Partner und zwischen 2,57 Euro und 3,42 Euro für Kinder.

    Lt. aktueller Statistik der Bundesagentur für Arbeit sind nur 52% der 3,7 Millionen ALG II-Bedarfsgemenschaften (BGs) sogenannte Single-BGs, in 48% aller BGs leben jedoch mindestens 2 Personen (Partner), oder mehr.

    D.h. rund die Hälfte aller ALG II-Bezieher hat nur 3,85 Euro pro Tag für Essen und Trinken - oder noch weniger, wenn es Kinder sind.

    Also Frau Wolff: inwiefern kann man sich als Paar von 3,85 Euro pro Tag und sein Kind von 2,57 Euro bis 3,42 Euro pro Tag gesund ernähren?

  • E
    Erna

    Das ist doch wieder so typisch für eine Wohlstandstussi, die von Familienleben Null-Ahnung hat, mit nem silbernen Löffel im Mund groß wurde und in die Kniekehlen, von vorwiegend alleinerziehenden Frauen, die H-4 beziehen, schießen muss. Wozu braucht man so einen unnötigen Bericht? Liebe Autorin werde erst einmal erwachsen, bekomme Kinder und ernähre sie dann von H-4, da kommen nämlich noch ganz andere Kosten zusammen, als das Essen, die vom Tagessatz H-4-Essen beglichen werden müssen.

  • HS
    Hartzer since 2000

    4,50€ x 30 Tage macht 135,-€.

     

    Soviel habe ich im Monat für Essen, Kosmetik, Tabak und Klamotten etc.

     

    Was die Versuchsperson nicht begreift, wie all' die, die solche Versuche durchführen; ich glaube nicht, daß Frau Wolf zu Beginn des Versuchs ihre Schränke leer geräumt hat. Meine Erfahrung ist, daß es von Monat zu Monat schwerer wird, zu überleben. Nicht, weil man weniger Geld bekommt, sondern weil man mit der Zeit immer mehr Dinge neu anschaffen muß, die man zu beginn der Erwerbslosigkeit noch im funktionstüchtigen Zustand besitzt. Mein letztes paar Schuhe habe ich zum Beispiel 2007 gekauft und Bettwäsche zuletzt 2003. Die Klmotten im Kleiderschrank werden auch immer älter und weniger. Es gibt nicht wenige Dinge in meinem Haushalt, die dringend ausgetauscht werden müßten, aber ich kann es mir nicht leisten.

     

    Einen Monat würde ich auch locker schaffen...

  • L
    Lulu

    Ja Klasse, für Einzelpersonen mach es hinkommen, wenn man aber drei Söhne im Alter von 13 bis 18 hat, geht das gar nicht. Die fressen einem-im wahrsten Sinne des Wortes-die Haare vom Kopf.

  • U
    udid

    Ich kann Rosa Wolff aus meinen eigenen Erfahrungen nur recht geben.Es ist zwar mühsam, aber BIO Ernährung funktioniert inzwischen auch mit sehr schmalem Geldbeutel.

     

    Trotzdem - wenn tägliches mit dem Pfennig rechnen zum Lebensinhalt wird, ist das dauerhaft nicht nur unendlich zermürbend, sondern untergräbt auch den Selbstwert massiv.

     

    Und so gesund kann man garnicht essen, um das aufzufangen.

  • RW
    Rainer Wenk

    Selbst nach der „aktuellen“ Erhöhung und bei positiver Betrachtung und ausschließlicher Hinzurechnung der Erhöhung des Regelsatzes (auf 359 Euro bei Alleinstehenden) auf die Position Nahrungsmittel beträgt der Tagessatz dafür lediglich 4,10 Euro.

    Es gibt bereits ein allgemeines Sparkochbuch, nachdem sich ALG II Empfänger für 4,40 Euro ihr Menü preiswert und gesund am Tag zusammenstellen können. Zum Zeitpunkt der damaligen Buchveröffentlichung betrug die Regelsatzhöhe für allein stehende ALG II Empfänger noch 351 Euro. Wenn die Bundesregierung den Regelsatz noch weiter als aktuell anhebt, lassen sich die Zubereitungstipps aus diesem Buch sicher auch eines Tag in der Praxis von den Betroffenen umsetzen. Denn der Tagessatz für Lebensmittel und nichtalkoholische Getränke lag zum damaligen Zeitpunkt bei 3,85 Euro. Zum damaligen Zeitpunkt hatten Paaren für Essen und Trinken 90 Prozent oder 3,55 Euro des Regelsatzes für Alleinstehende zur Verfügung. Kindern unter 14 Jahren standen nur 2,31 Euro zur Verfügung.

    Diese Relationen haben sich unerheblich nach oben verschoben. Die beiden Autoren sowie auch die Autorin des Biokoch-Sparbuchs haben also keine Zeit für Recherchen nach der tatsächlichen Höhe der “Hartz IV-Regelsätze“ verwandt.

    Beim allgemeinen Sparkochbuch wurden dafür aber die Kosten für die Rezepte einfach auf die Portionsgrößen heruntergerechnet. In der Praxis lassen sich somit für ALG II Empfänger die Tipps weder anwenden noch realisieren. „Hartz IV“ als Etikett zu verwenden und dann inhaltlich aber nicht anzubieten, halte ich für äußerst bedenklich. Detaillierte Einzelheiten über die Zusammensetzunge des Regelsatzes können den „Geschichten eines Hartz IV Paria“ http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=14042010ArtikelPanoramaSK1 entnommen werden.

  • B
    Beate

    Ja ich wiege 48 Kilo.

     

    SOll das jetzt heissen, dass sich ein 80 Kilo schwerer Mann für 4,5 Euro Bio ernähren kann.

     

    Dass ist doch Blödsinn.

  • S
    Saby

    Das Experiment ist sicher gut gemeint und mag von einigen (dank konsequenter Biokost?) kerngesunden, alleinstehenden, extrem anspruchslosen Leute tatsächlich dankbar aufgenommen werden. Leider krankt es wie viele andere von oben herab erteilte Ratschläge daran, dass den allermeisten Hartz-IV-Beziehern in der rauhen Wirklichkeit keineswegs 4,50 Euro am Tag fürs Essen zur Verfügung stehen. Denn weil viele Posten, auf die auch arme Leute nur schwer verzichten können oder wollen – wie Telefon und Internet, Strom, Warmwasser und öffentliche Verkehrsmittel, Anschaffungen und Reparaturen – absurd niedrig veranschlagt oder gar, wie Hunde- oder Katzenfutter, Tierarztkosten, Arzneimittelzuzahlungen, Geschenke und Bücher überhaupt nicht vorgesehen sind, verringern die Kosten dafür natürlich das reale Nahrungsbudget ganz erheblich...

  • V
    vic

    Die hübschen Äpfel mit den Klebern drauf mögen Bio sein, aber i.d.R. kommen die aus Neuseeland oder Argentinien. Da kauf ich lieber regionale Ware. Frühjahr und Sommer aus dem Winterlager, und im Herbst wieder frisch.

    Südfrüchte verneife ich mir, da alles Flugware und zudem "behandelt" ist.

    Ja, man kann sich günstig ernähren, gerade als Veggie wie ich. Aber es muss nicht Bio sein um des Bio willen. Denn die Ökobilanz von Bio ist nicht immer so gut wie manche denken.

    Meint vic

  • FP
    Fabian Perez

    Ein Monat ist zwar Lebenszeit, aber dieser Selbstversuch wäre glaubhaft gewesen, hätte er ein Jahr Lebenszeit gedauert.

  • A
    Andreas

    ..wenn die 'Bios' dann auch noch ihre etwa siebenmal pro Saison verspruehten Steinzeit-Pestizide a la Pyrethrum und Neemazal, ihren Kupfergrosseinsatz und ihr Parkinson-induzierendes Rotenone weglassen wuerden, dann, ja dann koennte man sich das ja auch noch einmal ueberlegen..aber ich weiss, Bio ist ja 'pestizid-frei', nicht wahr Frau Irrational?

  • V
    vjm

    Ich empfehle Frau Wolf, nicht nur einen Monat, sondern ein ganzes Jahr, sich von 4,50 Euro am Tag zu ernähren, ( kein Honig, keine Schokolade, keinen Kuchen usw.) alles andere ist, Spielerei und Selbstbeweihräucherung.

     

    Ich kann auch einen Monat lang fasten und hinterher ein Buch schreiben mit dem Titel:

    >Null Diät für Hartz-IV Empfänger< und glaube auch noch daran, etwas gutes und aufrichtiges getan zu haben.

  • MN
    Mein Name

    Sehr schön! Genau das, was ich den vielen Leuten, die über zuwenig Geld für Bio klagen, immer wieder sagen will.

    Es kommt in erster Linie auf die Prioritäten an. Lebensmittel sollten - finde ich - ganz weit oben stehen. Es ist unserer aller Umwelt.

    Und wenn ich mit ein paar Cent das zigfache an "versteckten Kosten" produziere, dann spare ich lieber mit "teurem" aber ökologischerem Essen.

     

    Auch dies soll selbstverständlich nicht als Verharmlosung mikriger Hartz-IV-Beiträge verstanden werden!

  • B
    Bio-Esserin

    Zwar liest sich dieser Artikel auch nicht anders als eine redaktionelle Werbung, aber immerhin ist mir das 100x lieber als die inhaltliche Fehlinformation und Leere eines Herrn Till Ehrlich. ;-)

  • D
    Duke

    Warum wird denn Aldi hier so kritisiert? Ist es etwa besser, das doppelte für Produkte gleicher Qualität auszugeben?

  • W
    Wahrheitsiegt

    Nun, das ist ja ganz nett, dass eine Frau mit 4,50 Euro auskommen kann, ein Mann braucht aber in der Regel mehr Nahrung. Auch für das nervige Herumgerenne und Gekoche fehlen einfach Zeit, Lust, Können und die passende Küche samt nötigen Utensilien. Des Weiteren muss man bedenken, dass jeder Mensch unterschiedliche Nahrung braucht, was dem einen schmeckt, kann den Allergiker töten. Generell ist es natürlich gut nur noch Bio zu essen, aber da müsste dann schon eine größere Studie gemacht werden, die vor allem auch Männer und Kinder einbezieht.

  • K
    Karotte

    ES braucht mehr so Versuche. Hier ist viel möglich. Regional unterschiedlich. Und auch was man kauft, ob discaunter einbezogen werden. Märkte. Containern, food coops vokues.

     

    Es ist ein Patchwork system, das how can i get cheap organic food with social welfare????!!!!

  • H
    hto

    Unsere Welt ist dermaßen nachhaltig mit ABC verdreckt, aber die Bio-Nano-Suppenkaspermentalität beharrt noch immer auf ihre ein- und ausgrenzenden Illusionen - Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche, in höchster Manier der ignorant-arroganten Überproduktion von systemrationalem Kommunikationsmüll für den "freiheitlichen" Wettbewerb!?

  • HW
    hans wurscht

    Wenn ich mich nicht schwer täusche dann hat man als hartz 4 Empfänger leider nur 3 Euro und ein paar gequetschte zur Verfügung... was bei dieser Rechnung fast 25% unterschied zur Autorin sind... durchgefallen...

     

    Es wäre schön wenn die TAZ wieder mal recherchieren würde statt solch einen Schwachsinn einfach zu drucken bzw ins Internet zu stellen!!!