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Jesus-Karikatur entferntAuch Atheisten haben Gefühle

Die Kasseler Kirchen stören sich an einem Caricatura-Plakat. Der Zeichner Mario Lars gibt dem Druck nach und lässt es entfernen.

Hängt nicht mehr: Karikatur mit Attacke auf Marias Jungfräulichkeit. Bild: dpa

Jetzt hängt das Plakat also nicht mehr vor der Caricatura in Kassel. Die dortigen Passanten erblicken keinen Jesus mehr, der zerknirscht einer Stimme aus dem Off lauscht, die „Ey … du … Ich hab deine Mutter gefickt“ erklärt.

Die Zeichnung des Künstlers Mario Lars ist nicht witzig. Die Jesusfigur mit ihren dünnen Gliedmaßen, dem riesigen Schädel und den Bartstoppeln, das schiefe grüne Kreuz, dazu der blaue Himmel und ein paar Wölkchen – das alles ist von limitierter Lustigkeit. Auch die Bildidee, die umgangssprachliche Attacke auf einen der ältesten Hüte der Kleriker, die Jungfräulichkeit von Christus’ Mama, ist mäßig. Da verfügte das Vatileaks-Titelbild der Titanic immerhin über eine Basispointe.

Aber das ist kein Argument gegen die Karikatur und schon gar keines für ihre Entfernung, die nach Protesten der Kasseler Kirchen und auf Wunsch des Künstlers geschah. Was der Humorproduzent Robert Gernhardt einst verkündete, gilt auch hier: Bis zum Ende der Welt müssten alle denkbaren Witze gemacht werden. Auch die schlechten. So ist also das Recht auf Witze und Karikaturen aller Art zu verteidigen, zumal sich einzelne Fälle zu einer Offensive der vereinten Religionen gegen Karikaturisten und andere vernünftige Menschen auswachsen.

Selbst in Zeiten eines kulturellen Backlashs sollten atheistische Träumereien möglich sein. Wie viel angenehmer wäre doch die Welt, wenn auf einmal alle Kirchen verschwänden, niemand mehr verbrannt, gesteinigt, drangsaliert und schikaniert werden kann? Wobei wir ja, zugegeben, in der permissiven Postmoderne leben. Wenn also die Kirchen deren Credo akzeptieren, das alle Neigungen ausgelebt werden dürfen, aber niemand, der andere hat, dadurch zu Schaden kommen darf, können sie weiterexistieren und ihren Glauben verkaufen – als Lebensstilgruppe unter vielen.

Doch bis dahin bleibt auch dem abgeneigten Beobachter der Bereich unfreiwilliger Komik. Die Stadtdekanin Kassels gehört hierhin. Sie meinte, sie habe nichts gegen Karikaturen über kirchliche Amtsträger und ihre Organisation, es sei jedoch eine Grenze überschritten, wenn religiöse Gefühle verletzt würden. Auch der Schriftsteller Martin Mosebach mit seiner skurrilen Forderung nach einem Blasphemiegesetz hat sich in diesem Bereich eingefunden.

Schlimmeres als die Verletzung religiöser Gefühle

Aber was sind eigentlich religiöse Gefühle? Haben Atheisten keine Gefühle? Sicher lassen sich soziologische Schwergewichte wie Emile Durkheim herbeizitieren, die über „die elementaren Formen des religiösen Lebens“ geschrieben haben. Aber in eher kleinen Debatten kann das schwere Geschütz in der Reserve bleiben. Wenn man bedenkt, was in der Geschichte im Namen religiöser Gefühle alles getan wurde, gibt es Schlimmeres als die Verletzung religiöser Gefühle.

Kirchen betreiben auch heute Politik, setzen Geld und Macht ohne Skrupel ein. Treffen sie auf Kritik, Spott und Häme, entdecken sie ihre religiösen Gefühle. Vielleicht steht es aber gar nicht schlecht um die Aufklärung. Die Zeichnung von Mario Lars ist nicht witzig. Überhaupt gibt es mittlerweile wenig wirklich gute Komik gegen die Kirche.

Kulturell betrachtet, also hier humorkritisch, ist sie wohl nicht mehr satisfaktionsfähig. Das Titanic-Titelbild ist noch im Bereich eines guten Lachers, aber da geht es auch um die dunklen Geschäfte des Macht- und Geldkomplexes Vatikan, also das Unternehmen „Papst Inc.“. Die Geschichte mit der Jungfräulichkeit hingegen ist doch historisch gesehen durch.

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32 Kommentare

 / 
  • MC
    Mariah Curry

    Hat nicht die Kirche ursprünglich die Behauptung aufgestellt, dass Gott Jesus Mutter geschwängert hat?

  • T
    TUTUUUT

    Also ich finde die Karrikatur auch schrecklich - so ganz persönlich gefällt sie mir nicht. Ich bin Muslim. Trotzdem oder gerade deswegen gefällt sie mir nicht. Jesus oder wie wir sagen Isa ibn Maryam (a.s.) gehört nämlich auch zu unseren Propheten und deswegen finde ich es als nicht so toll - diese ganze Sache. Das war die religiöse Ebene.

     

    Aus Gründen der Gleichberechtigung würde ich mir allerdings trotzdem wünschen, dass Angela Merkel dem Schöpfer dieser Zeichnung die gleiche Ehrung zu Teil werden lässt, wie sie es bei Herrn Westergaard getan hat (Mohammed-Karrikaturen).

     

    Damals lasen wir:

     

    "Mit ihrer Ehrung des dänischen Mohammed-Karikaturisten macht die Kanzlerin deutlich, dass Europa ein Ort der Meinungsfreiheit ist." FAZ, 08.09.2010

     

    Und das mit der Meinungsfreiheit sollte auch bitte so bleiben.

  • H
    Hannah

    Marco Lars ist wegen Blasphemie angezeigt worden - und muss sich, trotz der Entfernung des Plakats, diesbezüglich verantworten. Unerhört! (Im hessischen Recht existiert ein entsprechender, wenn auch selten zur Anwendung kommender Paragraph). Diese Karikatur, die ich im Übrigen nicht witzig finde, kann und soll kritisiert werden, sicher. Dass aber die Interventionen von Kirchen und deren Klientel dazu geführt haben, dass ein Künstler kuscht und sein Werk verschwindet – inakzeptabel! Und an diejenigen, die durchaus zahlreich darauf hinweisen, dass eine ähnliche, Mohammed geltende Figur unvergleichlich dramatischere Reaktionen provoziert hätte: spürt Ihr, wie Ihr Euch danach sehnt, wie Ihr sie herbei wünscht, wie Ihr bedauert, dass nichts Diesbezügliches geschieht? Ja?! Oha, spätestens jetzt: Nachdenken!

  • MG
    Miss Geschick

    Satire als Gesellschaftskritik muss und darf sein, aber auch für sie gelten die Grenzen des guten Geschmacks, - und die sind mit dieser Karikatur nun wirklich überschritten. Es wäre interessant zu wissen, was wohl passiert wäre, hätte am Kasseler Kulturbahnhof etwas ähnlliches Geschmackloses über den Islam gehangen.

  • Z
    Zwergenrepublik

    "Rund 18 Millionen Gartenzwerge (Schätzungen zufolge die Hälfte der Gartenzwerg-Weltbevölkerung) tummeln sich in deutschen (Vor-)Gärten. Nicht immer zur Freude der Eigner und schon gar nicht der Nachbarn, die sich dann nicht selten vor Gericht treffen."

    "Die Wichtel berühren Menschen in ihren Gefühlen und können ideologisch überfrachtet sein, meinte bereits im Jahr 1988 das Oberlandesgericht Hamburg (Az.: 2 W 7/87)."

     

    "Das Amtsgericht Grünstadt (Az.: 2 a C 334/93) musste sich Anfang der 90er Jahre mit einer neuen Sorte Gartenzwerge beschäftigen, den so genannten Frustzwergen."

    http://www.sueddeutsche.de/geld/nachbarschaftsstreit-wenn-gartenzwerge-provozieren-1.568435

     

    Zwerge sind meist an ein Kreuz genagelt und wer den Ältesten hat, hat das Patent auf diesen.

    Alle neben ihnen, werden als Plagiator, Frustzwege überführt.

     

    "Die Zeichnung des Künstlers Mario Lars ist nicht witzig"

    Umso witziger scheint der Psalm 137,9 zu sein.

    "Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und sie am Felsen zerschmettert!"

     

    Künstler sollten schwarze Karikaturen über die grausamen Bibelzitate anfertigen und privat, hinter einer Glasscheibe aushängen.

    Über subtil, perfide nazi Werbung regt sich keiner auf, über eine Karikatur ja?

    Zwergenrepublik

  • W
    wauz

    Karikatur weg - gut so!

     

    Satire , und damit auch ihre bildliche Form, die Karikatur, darf zwar alles, aber: der Witz soll witzig, die Kritik dahinter aber ernst sein. Da fehlt es an dieser Zeichnung. Es ist bloßer, inhaltsleerer Spott, der von nichts anderem als der Unkenntnis der Inhalte des christlichen Glaubens kündet. Es ist eben diese dumme Inhaltsleere, die Christen beleidigt und auch zu Recht erzürnt.

    Wie Kritik in Glaubensfragen aussehen kann, lässt sich an Hand des derzeitigen Papstes gut aufzeigen. Als Theologieprofessor hat sich Joseph Ratzinger nie gescheut, in eine Diskussion mit Marxisten (oder solchen, die sich dafür hielten) einzutreten. Dabei fiel zuerst immer seine hervorragende Kenntnis des Stoffes auf. Man kann auch heute noch nachlesen ("Einführung in das Christentum"), wie er Lenins 'Grundfrage der Philosophie' mit dem von ihm postulierten 'Primat des Heiligen Geistes' beantwortete. Damit hat er seine Glaubensentscheidung klargemacht und gleichzeitig auch die komplementäre andere anerkannt. Er nutzt diese Klarstellung, um aufzuzeigen, dass unterschiedliche Grundentscheidungen notwendigerweise zu anderen Ergebnissen führen müssen. Auf dieser Basis kann er dann die 'marxistische Praxis' als ersatzreligiös bezeichnen. Nachvollziehbar, da auch Andere zu diesem Schluss gekommen sind.

    Das ist Kritik, mit der beide Seiten durchaus leben können. Sie hat ihre Wurzeln in der Marx'schen Ideologiekitik. Wenn man dagegen dieses Titanic-Titelbild und jetzt diese Karikatur dagegensetzt, sieht man sofort die Unterschiede im Niveau, wenn man da noch dieses Wort gebrauchen mag.

  • AH
    A. Hopfenschauer

    Natürlich witzig!

     

    Aufs Korn genommen wird hier ja nicht die Religion, sondern ein bekannter, abwertende Ausspruch aus der heutigen Jugendsprache. "Ey, isch hab deine Mutter gefickt" ist eigentlich ein recht armseeliger Versuch, den Angesprochenen zu beleidigen. Zu unwahrscheinlich die enthaltene Behauptung, die den dissenden auch in einem zweifelhaften Licht erscheinen lässt: eine Gleichaltrige kriegt er wohl nicht ab?

     

    Tatsächlich ist diese Karikatur recht raffiniert. Man muss erst die Situation mit den beteiligten Personen dechiffrieren, und auch dann ist die Lage nicht eindeutig. Spricht hier Gottvater zu Gottsohn? In jeder anderen Vater-Sohn-Konstellation würde "Ich habe deine Mutter gefickt" seine ursprüngliche Bedeutung zurückerlangen (Wer denn sonst?). Andererseits soll Jesus ja nicht das Ergebnis einer Kopulation sein, womit wir einen Spezialfall hätten, in dem der Satz dann nicht mehr passen würde. Die Bibel macht zudem den Heiligen Geist für die Empfängnis Marias verantwortlich, der aber wieder mit Gottvater und Gottsohn eine Einheit bilden soll. Reichlich kompliziert, das.

     

    Jesus ausgerechnet bei seiner Kreuzigung zu zeigen, mag vielleicht etwas taktlos erscheinen. Tatsächlich ist es aber die von den Christen selbst bevorzugte Darstellungsform. (Ziemlich unlogisch übrigens, ist doch der Kern des Christentums nicht der Tod, sondern die Auferstehung. Religion und Logik passen nun mal nicht zusammen.)

     

    Wahrscheinlich wären ähnliche Witze auch auf Basis anderer Mythologie denkbar, etwa der griechischen. Dort gibt es noch viel mehr (unklare) Familienkonstellationen (Zeus zu Helena: Ey, isch hab deine Mutter gerupft). Versteht nur keiner...

     

    Das Christentum behauptet immer wieder stolz, Bestandteil der abendländischen Kultur zu sein. Dann muss es aber auch damit leben, dass seine Mythen Allgemeingut sind und in den unterschiedlichsten Kontexten rekurriert werden. Daher ist auch der unvermeidliche Vorwurf, Karikaturisten würden sich nicht an den Islam herantrauen, obsolet; die entsprechenden Bilder wären entweder unverständlich oder primitiv denunzierend wie etwa die Zeichnung von Mohammed mit einer Bombe im Turban. Dass christliche Motive in Karikaturen Verwendung finden stellt daher nicht per se eine Verunglimpfung dieses Glaubens dar, sondern spiegelt nur ihre Bekanntheit wieder.

  • UH
    Ulrich Hartmann

    Lassen wir die religiöse Seite einmal weg: In dieser "Karikatur" wird ein Mensch, der unschuldig auf grausamste Weise zu Tode gebracht wurde, in seinem Leiden äußerst unflätig verhöhnt. Man muß ihn nicht für den Sohn Gottes halten, um das unerträglich zu finden.

  • SS
    silentium sacrum

    Auch Atheisten haben Gefühle? Ja doch. Aber bitte nicht dieses beleidigte Gegreine, nachdem man den anderen kräftig in die Weichteile getreten hat!

  • M
    matz

    Ich hätte nicht gedacht, dass ich in der TAZ islamophobe Artikel lesen könnte.

     

    Jesus war bzw. ist im Koran ein Messias. Der Umgang in Form der Karrikaturen als auch in diesem Kommentar zeugt von mangelnder Bildung und mangelndem Respekt vor Andersgläubigen.

     

    Der Kommentator trägt wohl Jogginghosen.

     

    Ich für meinen Teil habe den Zentrarat der Muslime auf diese Ausstellung und die Herabwürdigung aufmerksam gemacht.

  • VA
    vom Acker

    "Alle denkbaren Witze..." ? Wirklich, Ihr Heuchler? Also die Sachen bei Julius Streicher hatten mehr Witz. Und ich könnte Euch Auschwitz-Jokes zum Besten geben, daß Ihr Latte und Sushi kotzt, ;)Aber Ihr würdet heulen, was das Zeug hält. Hehehe.

  • N
    noisette

    oh die "religiösen gefühle"!

     

    ich als gottloser habe natürlich keine entsprechenden gefühle, auf die irgendeiner dieser frommen menschen rücksicht nehmen müsste bzw. nimmt...

     

    solange diese menschen nicht auch nur ansatzweise die grundsätze der religionen leben, zu denen sie sich zählen, nehme ich sie und ihre "religiösen gefühle" schon mal gar nicht ernst, sondern als das, was sie sind:

    gut etablierte gesellschaftliche hebel der interessenwahrung...

  • J
    Joo

    Karikaturen und Kabarettisten überspitzen, verzerren und tun manchen weh - das ist normal. Einerseits dürfen in Dtl. alle ihre Meinung veröffentlichen, andererseits gelten Respekt und Menschenwürde. Es ist oft unsicher, was beiden Werten gerecht wird.

    Mich als ev. Christ stört so ein Bild nur ein bisschen - v.a. macht mich traurig, dass manche Menschen christliche Vorstellungen (nur) aus der Sicht von Macht, Geld und Sex wahrnehmen. Sicher spielen alle diese drei Werte eine Rolle, doch m.E. nicht die entscheidende.

     

    Und da ist sie wieder, diese Meinung, dass Menschen friedlicher, respektvoller und offener wären, wenn es Religion nicht gäbe. Also wenn da kein Gott sagen würde: "Vertrau mir am meisten und verachte und verprügle jeden, der das anders macht."

    Dabei sagt er in den 10 Geboten:

    "Vertrau am meisten mir, dass ich für dich da bin. So brauchst du niemandem Würde, Leben oder Dinge wegzunehmen aus Angst, zu wenig zu bekommen."

    Ich meine, dass Gewaltbereitschaft und Missachtung in allen Menschen angelegt sind und dass sowohl Vernunft/ Verstand als auch Religion/ Weltanschauung diese fördern können.

    Und ich meine, dass die Hauptbotschaft der Bibel ist: Gott hat allen Menschen Frieden und Leben angeboten; freilich ist es schwierig, einem nicht beweisbaren Gott da zu vertrauen. Er zeigt sich jedem einzeln- oft durch Menschen, aber zwingt sich niemandem auf.

  • M
    Max

    Verstehe jetzt nicht was an der Karrikatur nicht stimmen soll:

     

    Jesus ist Gottes Sohn (check)

     

    Maria ist immer noch Jungfrau auch wenn Gott sie gefickt hat denn Gott ist ja nicht-stofflich, kann also seinen nichtvorhandenen Pimmel nirgends reinstecken,also bleibt Maria Jungfrau (immaculate conception: check)

     

    Nur Josef ist und bleibt der Gehörnte, aber das war doch schon immer so.

     

    Einziger Kritikpunkt den ich verstehen könnte: Als Vater sollte man etwas mehr die Wortwahl wahren während der eigene Sohn gerade gekreuzigt wird. Und natürlich dass Jesus dies alles als Gottes Sohn und Teil der Trinität doch sicherlich wusste wie das geht mit den Blümchen und den Bienchen, ihm also durchaus bewusst gewesen sein muss wer da mit seiner Mutter gelegen hat....

  • RP
    rolf platiel

    Vielleicht sollten die Besitzer bzw. Teilnutzer religiöser Gefühle diese einfach etwas stärken, damit sie nicht durch harmlose schlechte (oder gute ) Witze in Verletzungsgefahr gebracht werden; dann müssten diese spirituell begnadeten Menschen auch nicht ständig nach Zensur und Inquisition rufen.

  • JR
    jan reyberg

    "Aber was sind eigentlich religiöse Gefühle?“

     

    Das ist natürlich rhetorische und intellektuelle Brillianz, die der Aufklärung auch alle Ehre macht.

     

    a:

    1) A findet, dass seine Gefühle verletzt werden.

    2) Mario sagt B hat auch Gefühle, die man verletzten kann, also ist das in Ordnung.

    Genau so funktioniert eigentlich auch der Satz „Wenn man bedenkt, was in der Geschichte im Namen religiöser Gefühle alles getan wurde, gibt es Schlimmeres als die Verletzung religiöser Gefühle.“ Rechtfertigung kultureller Gewalt?

    b:

    1) A sieht Gefühle der Art d verletzt.

    2) Mario sagt: "Haben B keine Gefühle?"

    Erstens macht der erste Satz keine Aussage über B und zweitens ignoriert er die Einschränkung auf eine bestimmte Art von Gefühlen.

    Außerdem fände ich es interessant, wenn man die Verbindung von Aufklärung und der Karikatur mal erläutert, anstatt sie einfach so als Phrase in den Raum zu schnoddern. Immerhin, fällt das Schaumschlagen, das keinen Bezug zum Inhalt drumherum hat, an der Stelle nicht ganz so stark auf, wie wenn man Dürkheim bemüht, ohne, dass eine andere Aussage dabei herauskommt, als die, dass man den jetzt gerade gar nicht bemühen muss.

    Durchhalten Jungs! Und immer schön die Fahne der Aufklärung, des Diskurses und des selbst definierten Fortschritts hochhalten –äh, Entschuldigung, der permissiven Postmoderne meine ich natürlich! - Zugegebenermaßen. Oder doch was falsch verstanden? Naja, kann man mir auch nicht verdenken, die Absätze haben ja auch kaum einen inhaltlichen Bezug zueinander, da gerät man schon einmal ins Schlingern.

    „Bis zum Ende der Welt müssten alle denkbaren Witze gemacht werden. Auch die schlechten.“ Daher ist auch dieser Artikel verzeihlich. Er schadet ja keinem, sondern ist Ausdruck eines Lebensstils, wie wir durch ihn gelernt haben. Ich hoffe ich schade niemandem durch meinen Teilzeit-Lebensstil als Shit-Stormer.

  • P
    Paul

    Das ist keine Karikatur. Das ist einfach nur schäbig und unanständig. Falls noch jemand weiß, was unanständig bedeutet.

  • I
    Interpretator

    Manchmal hat die Karrikatur ja etwas Hintergründiges... Dass Gott im Slang diverser muslimischer Jugendlicher zu Jesus spricht, und zwar im Jargon einer vulgarisierten Ehrbeleidigung ... ein Schelm, der sich dabei mehr denkt als die TAZ ...

     

    Ich bin für den Schutz religiöser Gefühle, denn wir leben leider in einer Gesellschaft, in der Religion wieder das Potential hat, Menschen aufzuhetzen und zu Mördern zu machen. Um dem vorzubeugen, muss man über so ein Gesetz sprechen. Die Bereicherung durch Multikulti bedingt halt, dass die gesellschaftliche ORdnung auf die kulturelle "Vielfalt" einlässt, damit sie uns nicht um die Ohren fliegt. Übrigens könnte man wohl etliche Salafisten werden Aufstachelung zum religiösen Hass und Beleididung von Juden und Christen reihenweise verurteilen. Realpolitik in den Zeiten beglückender Migration...

  • S
    scardanelli

    Wieder die typische TAZ-Doppelmoral bzw. die Lebenslüge unserer ganzen Gesellschaft ... da wo es nichts kostet, schon gar keinen Mut, wo keine Gefahr droht, und wo kerine großen Gründe mehr bestehen, da inszeniert man sich als "Tabubrecher", zieht alles durch den Kakao, meint alles müsste erlaubt sein, es dürfe keine Rücksicht auf sowas wie religiöse Gefühle genommen werden - beim Christentum ...

     

    Dagegen knicken die selben "mutigen Freiheitskämpfer" beim Islam ein, wenn da Karikaturen (die viel harmloser sind) öffentlich gezeigt werden, dann sie die, die das tun, böse Nazis, dann müssen Gegendemos organisiert werden, dann "beleidigt" man die "religiösen Gefühle" der armen Moslems, die hier plötzlich wieder höchst schützenswert sind... wobei im Namen des Islam, nicht des Christentums, massenhaft Minderheiten drangsaliert, Menschen getötet, Frauen unterdrückt werden ...

     

    Und dann noch sowas als Krönung: "Wie viel angenehmer wäre doch die Welt, wenn auf einmal alle Kirchen verschwänden, niemand mehr verbrannt, gesteinigt, drangsaliert und schikaniert werden kann" - NEIN, im Islam gibt es KEINE Kirchen, und diese Dinge geschehen fast ausschließlich im Islam heute - aber es ist hier genauso wie bei den wirklichen Nazis - massenhaft "Widerstandskämpfer" gibt es nur da, wo längst keine wirkliche Gefahr mehr droht, der Massenmensch ist ein feiges Würstchen, der linke besonders ...

  • K
    Kommu

    "Wie viel angenehmer wäre doch die Welt, wenn auf einmal alle Kirchen verschwänden, niemand mehr verbrannt, gesteinigt, drangsaliert und schikaniert werden kann?"

    Lieber Herr Scala,

    wie eine Welt aussähe,wo Kirchen/Moscheen/Synagogen verschwänden,können Sie sehen,wenn Sie sich ein Geschichtsbuch über die ehemalige UDSSR oder besser über Albanien angucken.Albanien war der erste atheistische Staat der Welt.

    Ergebnis:Millionen Tote (Russland),Gulag,identetitätslose Menschen,Führerkult etc.

    Wenn Sie es aktueller mögen: Nord-Korea

     

    Ein Blick auf postkommunistische Gesellschaften sagt alles.Religion ist definiv das kleinere "Übel".

  • U
    Uli

    Also, wenn der Glaube verschwindet, kommt ein paradiesisches atheistisches Friedensreich?

    Darf ich daran erinnern, dass Stalin ein Atheist war?

    Nein, das Geheimnis des Bösen könnt ihr so nicht lösen!

  • DM
    David Mirschlecht

    Stimmt, lustiger als die Karikatur selbst ist Eure Bildunterschrift "Hängt nicht mehr".

     

    Die Zeichnung kann nicht NICHT WITZIG sein. Diese Wertung hängt zu sehr vom persönlichen Geschmack des Betrachters ab. Ich persönlich habe nicht gelacht, als ich das Bild gesehen habe, höchstens leicht geschmunzelt, einfach weil ich den Spruch noch nicht kannte und er mich überascht hat. Diesen einen originellen Gedanken hat die Zeichnung, den kann man ihm nicht wegnehmen. Im Gegesnsatz zur Kirche, die sich seit Ihrer Erfindung nur noch, zu Recht, rechfertigen muss.

     

    Ich finde den verwendeten Humor pubertär. Er setzt keine Bildung voraus, hat Schimpfwortcharakter, ist aggressiv ohne zu erklären warum, erklärt nicht warum Jesus eine Person war die man verarschen soll, er erklärt nicht mal, warum man davon ausgehen muss, das Gott in menschlicher Personifizierung Maria geschwängert hat. Dieser Witz lässt alles offen, bezieht keine Stellung, hat nicht mal eine Wertung. Man kann eigentlich nicht erkennen, dass dieser Witz überhaupt von einem Atheisten stammt.

     

    Man kann sagen, "Überhaupt gibt es mittlerweile wenig wirklich gute Komik gegen die Kirche". Das ist kein Grund, damit aufzuhören, sondern weiter zu üben. Pubertät halt.

     

    Bisher habe ich keinen guten Grund gegen diese Karikatur gehört. Mindestens Atheisten sollten intelligent genug sein, welche zu finden.

  • H
    Harleyquin

    Dann nehmen wir uns als nächstes halt einfach eine beliebige andere Religion vor. Der Islam ist schon wieder out so in ist der, das ist auch viel zu beliebig und zu simpel aber da wirds wohl noch Trittbrettfahrer geb en für ein zwei Jahrzehnte. Ich wär da für was radikaleres.. Judentum? Buddhismus? Shintoismus? Das wären echte Humororgien die da noch möglich wären, ich male mir einen klischeehaft überzeichneten Anhänger des jüdischen Glaubens vor einem katholischen Kreuz mit dem Subtitel "Nailed it." Oder, wenn es exklusiv bleiben soll, wie wärs mit dem Dalai Lama mit Warenetikett "Made in China"? Für die Shintoisten fiele mir auch was ein (niesender Shintoist vor Kami-Schrein als Mangacomicfigur mit Kamikami Ha statt Kamekame Ha-Ausruf?), genauso wie für die Anhänger des Cargo-Kults, des Kokovorismus o.ä.

     

    Irgendwann ist Religion dann endlich was mehrheitlich ihre Prinzipien sind - tot.

  • DO
    der opa

    Seit wann hat eigentlich Mario Scalla die Deutungshoheit, wann sich etwas um einen "gelungenen Witz" handelt?

     

    Will sagen: nicht witzig?! Im Gegenteil!!

    Ich habe wirklich laut gelacht! Gott: original Gangster!

    "...deine Mutter gefickt" - khihihhihi, voll gut! *träne-wegwisch*

  • Z
    zat

    Themaverfehlung – es geht ja gar nicht um die Karikatur selbst , sondern um ein Plakat im öffentlichen Raum. Die Karikatur wird auch weiterhin in der Ausstellung zu sehen sein (soweit ich weiß).

     

    Ein Plakat ist etwas anderes. Es gehört zum Wesen des Plakats, die Öffentlichkeit zu penetrieren und sich auf schamlose Weise aufzudrängen zu wollen. Das ist seine Aufgabe. Es gehört ebenfalls zum Wesen des Plakats, dass hier immer wieder gerne Grenzen überschritten werden, die zuvor mehr oder weniger respektiert wurden. Beispielsweise durch sexistische Motive. Oder die politischen, aber auch skandalträchtigen Fotomotive von Oliviero Toscani für Benetton.

     

    Das Carikatura-Plakat wirbt für eine Karikaturen-Ausstellung. Das Motiv wurde aber offensichtlich nicht deshalb ausgewählt, weil es stellvertretend für die gezeigten Karikaturen stehen kann. Sondern deshalb, weil das Motiv besonders geeignet erscheint, Aufmerksamkeit zu erregen und die Medien zu beschäftigen. Die Frage ist, ob man es sich nicht ein wenig zu einfach damit gemacht hat. Ist es wirklich im Sinne der anderen gezeigten Karikaturen, wenn die Ausstellungsmacher versuchen, das überreizte Thema religiöser Befindlichkeiten für ihre Ausstellung zu instrumentalisieren? Verändert das nicht den Blick und die Erwartungen der Besucher?

     

    Was wäre, wenn sich diese Masche weiter ausbreitet? Wenn plötzlich auch Unterwäscheverkäufer auf den Trichter kommen, mit religiös provokanten Bildern auf ihre Dessous aufmerksam zu machen?

     

    Plakate können nur plakativ sein. Sie kennen keine differenzierten Botschaften. Sie kennen keinen Diskurs, sie penetrieren einfach. Will man wirklich, dass die hakelige Debatte um Freiheit von und für Religion ausgerechnet auf diese Plattform ausgedehnt wird?

  • S
    Stanislaus

    Ob der geneigte Kommentator auch bei einer Mohammed-Karikatur so freigeistig argumentieren würde?

  • L
    Luzifer

    Hoffentlich kommt bald der Islam an die Macht in Deutschland, damit linke Asoziale wie Lars und Scalla in den Vorort der Hölle geschickt werden... und die Kirche wird solche Hartz IV Karikaturisten und Hartz IV Journalisten noch lange überleben!

  • M
    Markus

    Och, ich finde die Karikatur eigentlich recht witzig. Und dass man vor der Kirche und den Religiösen einknickt ist schon ein Armutszeugnis, wenn man bedenkt was bei den muslimischen Protesten gegen die dänische Mohammedkarikatur für ein Aufschrei der Toleranz passierte. Arm, sehr arm!

  • J
    Julian

    Ich finde die Karikatur ziemlich witzig. Das könnt ihr doch nicht so schreiben: die ist nicht witzig. Ob sie Gefühle verletzt, oder zum lachen reizt, das lässt sich nicht pauschal festmachen. Weder die Kirche, noch die taz kann das.

  • SH
    Stefanie Hauser

    Auch Atheisten haben Gefühle, die nicht verletzt werden dürfen, sicher.

    Und für Karikaturen gibt es Grenzen.

    Zeichnungen, die z.B. den Holocaust negieren, sollten aus der Öffentlichkeit entfernt werden.

    Gute Satire zeichnet sich dadurch aus, dass sie einen ethischen Mehrwert erkennen lässt.

    Doch das ist oftmals nicht mehr der Fall.

    Viele Kirchenkritiker sind einfach altmodisch und eine Karikatur ihrer selbt.

    Sie kommen mit Pauschalverurteilungen und machen weder einen Unterschied zwischen verschiedenen Kirchen noch verstehen sie theologische Sprache.

    Sie übersehen oft, dass es z.B. auch eine christliche Religionskritik gibt.

    Ferner kommt der Atheismus mitunter ziemlich unreflektiert daher.

  • I
    imation

    Wenn auf der Zeichnung Mohamed währe würde die TAZ bestimmt über die üble Provokation schreiben.

    Aber bei Jesus wird man ganz mutig und faselt über Kunstfreiheit.

  • DM
    das Mittelalter komme

    Wen wunderts? Wenn es mittlerweile wieder zum guten Ton gehört Mohammed-Karrikaturen, als Provokation gegen Salafisten und somit schädlich und nicht zielführend zu bezeichnen, muss man sich nicht wunder, dass die christlichen Kirchen das selbe Recht für sich einfordern.

     

    Vielleicht ist das unseren "linken" Aktivisten zu vermitteln, wenn sie sich mal wieder vor eine derartige Moschee stellen, um ihre Solidarität mit den "Religion des Friedens" zu bekunden.