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Gentleman über Homophobie im Reggae"Mich stört diese Doppelmoral"

Gehört Schwulenhass zum Reggae dazu? Der Reggaekünstler Gentleman wehrt sich gegen allgemeine Vorurteile. Er wünscht mehr Verständnis für die jamaikanische Kultur.

Am Freitag erscheint Gentlemans neues Album \"Diversity\" - ein doppelter Neuanfang. Bild: pa
Daniel Bax
Daniel Bax
Interview von Daniel Bax und Daniel Bax

taz: Gentleman, die Reggae-Szene ist in Verruf geraten, weil jamaikanische Stars wie Sizzla offenen Schwulenhass predigen. Dagegen gibt es massive Proteste - zuletzt wurde sogar ein Auftritt von Sizzla in Deutschland verhindert. Wie stehen Sie dazu?

Gentleman: Die Debatte ist meiner Meinung nach aus dem Ruder gelaufen. Sie hat ein Level erreicht, wo Anschläge mit Buttersäure verübt werden. Oder wo ein Volker Beck durchsetzt, dass bestimmte Künstler kein Einreisevisum mehr bekommen. Es geht dabei nicht nur um Sizzla - da wird ein ganzes Genre kriminalisiert. Ich glaube, die Musik hat davon schon jetzt einen unfassbaren Schaden abbekommen. Da steht eine riesige Lobby gegen eine kleine Szene. Und das macht mich wütend.

Die Leute, die gegen Sizzla protestieren, wollen gegen dessen Homophobie protestieren …

Gentleman und Sizzla

Ja, aber wir reden hier von einer anderen Kultur. Ich kann ja auch nicht Kondomautomaten im Vatikan aufstellen. Oder im Iran gegen Kopftücher protestieren. Genauso wenig kann ich etwas gegen die Homophobie auf Jamaika tun.

Man sollte also mehr Verständnis für solche Künstler zeigen?

Ich distanziere mich ganz klar von jeder Homophobie. Und ich finde auch manche Lyrics völlig unverantwortlich, die kann man nicht bringen. Aber natürlich hat auch jeder das Recht zu sagen, dass er Homosexualität nicht okay findet oder dass er das mit seinem Glauben nicht vereinbaren kann. Mein Vater ist evangelischer Pastor, der hält das auch nicht für von Gott gewollt. Der Papst sagt das Gleiche wie ein Sizzla, nur in einer anderen Form. Die Frage ist, wo kommt die Homophobie her? Der weiße Mann hat die Bibel nach Jamaika gebracht. Diesen Gedanken sollte man sich mal machen.

Welchen Gedanken genau?

Was mich stört, ist diese Doppelmoral. Manche Rapper, die genauso schwulenfeindlich sind und in ihren Texten Frauen verprügeln, werden gesellschaftlich anerkannt. Oder eine NPD, die auf der Straße ihre Parolen brüllt, wird dafür auch von meinen Steuern finanziert. Und gleichzeitig landen irgendwelche Reggae-Platten auf dem Index. Das macht für mich keinen Sinn.

Wird der Reggae also nur missverstanden?

Reggae wurde schon immer missverstanden. Früher dachte man, alles wäre peaceful und nice. Dabei hieß es schon bei Bob Marley: "I shot the sheriff". Aber wenn jetzt Sizzla "Mash them down" singt, wo es ums babylonische System geht und um die Korruption der Politiker auf Jamaika, dann kommt da ein Volker Beck und sagt: Damit meint er bestimmt die Schwulen. Die sind aber überhaupt nicht gemeint, trotzdem landet der Song auf dem Index. Dann, finde ich, müsste man auch die Songs von Bob Marley auf den Index setzen. Der hat auch nicht immer nur "One Love" gesungen.

Können Kulturen sich denn nicht verändern?

Es ändert sich ja auch etwas. Wenn ich mir heute Texte von Sizzla, Bounty Killer oder Buju Banton anschaue, die sind nicht mehr so krass, wie sie in den Neunzigerjahren mal waren. Den Künstlern ist klar: Wir kommen damit nirgendwohin, wir handeln uns nur Auftrittsverbote ein. Mittlerweile hört man auch auf Jamaika im Radio keine homophoben Texte mehr, und die Promoter achten genau auf das, was da gesungen wird. Reggae ist ja ein internationales Ding geworden, durch die Globalisierung und das Internet.

Also zeigt der Druck aus dem Ausland doch Wirkung?

Man ist vorsichtiger in der Wortwahl. Aber im Kern haben sich die Überzeugungen nicht geändert. Homosexualität gilt auf Jamaika als absolute Sünde. "God made Adam and Eve, not Adam and Steve", diesen Spruch hört man dort immer wieder. Und nicht nur auf Jamaika. Ich bin ja viel in der Welt unterwegs, in Afrika oder Asien. Wir, die Homosexualität akzeptieren, sind weltweit gesehen eine Minderheit.

Verständlich, dass Schwule und Lesben das gerne ändern möchten, oder?

Ja, aber das funktioniert so nicht. Auch diese Unterschriftenaktionen oder Petitionen haben keinen Sinn. Das ist eine feste Überzeugung, die in Jamaika auf der Bibel gründet und die dort sogar gesetzlich geschützt ist.

Manche Reggae-Texte klingen wie ein Aufruf zur Gewalt. Ist das nicht schlimm?

Auf jeden Fall. Aber einen Reggae-Text einfach eins zu eins ins Deutsche zu übersetzen, das funktioniert nicht. "Fire burn" zum Beispiel ist eine Metapher, die häufig vorkommt im Reggae, auch Bob Marley hat sie oft benutzt. Das heißt nicht wörtlich, dass man Leute anzünden soll. Das heißt so viel wie: Ich bin dagegen. I bun this. Da wird eine fremde Symbolsprache missverstanden. Und ich habe es noch nie erlebt, dass Leute nach einem Konzert auf die Straße gehen und Homosexuelle angreifen - so wie das jetzt dargestellt wird.

Aber Schwule leben auf Jamaika doch ziemlich gefährlich, oder nicht?

Natürlich wird da eine Aggression an Minderheiten ausgelassen, die gesetzlich keinen Schutz genießen. Im Gegenteil: Homosexualität wird auf Jamaika mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft. Und natürlich stört mich das: Jeder Übergriff ist einer zu viel. Aber im Schnitt kommt das auf Jamaika nicht häufiger vor als, sagen wir, in Russland oder im Iran.

Und Sie meinen, dagegen kann man nichts machen?

Als sich die Ersten dort geoutet haben, fand ich das sehr mutig und dachte: na endlich! Und ich hoffe auch, dass sich das irgendwann mal ändern wird. Aber ich glaube nicht dran. Weil sie da sehr radikal sind, im Vergleich zu westlichen Ländern.

Mit Sizzla haben Sie schon gemeinsame Songs aufgenommen. Sind Sie befreundet?

Ja, Sizzla ist ein Freund von mir. Er gehört zu den Leuten, mit denen ich mich immer treffe, wenn ich in Kingston bin. Ich stimme mit ihm in diesem Punkt zwar überhaupt nicht überein und habe auch schon mit ihm viele Diskussionen gehabt: Wie kannst du nur solche Texte schreiben? Aber da läufst du gegen eine Wand.

Was ist Sizzla denn für ein Typ?

Meiner Meinung nach ist er ein sehr spiritueller Mensch. Und ein Künstler, der unfassbar gute Lyrics schreibt, wenn man von dem homophoben Scheiß mal absieht. Außerdem ist er der jüngste Hohepriester, den es bei den Bobo Ashanti je gegeben hat [einer streng gläubigen Rastafari-Sekte, deren Mitglieder ihre Dreadlocks unter einem Turban verbergen, d. Red.].

Und was ist die Judgement Yard? Ist das seine Gemeinde oder seine Gang?

Im positiven Sinne ist das die Gemeinschaft, die ihn umgibt und die er in Augusttown, einem Stadtteil von Kingston, aufgebaut hat. Dort unterhält er sein Studio, bietet Leuten eine Struktur an und die Möglichkeit, Musik zu machen. Das ist wie bei Bob Marley, der hat seine Leute auch die Tuff Gang genannt, und deshalb heißen seine Studios "Tuff Gong". Sizzla ist radikaler, und vermutlich sehe ich ihn auch kritischer als andere. Auf der anderen Seite macht er auf Jamaika mehr als so mancher Politiker, er lässt Wasserleitungen legen oder Schulen renovieren. Das wird von seinen Kritikern komplett übersehen.

Er hatte schon Probleme mit der Justiz: Vor fünf Jahren stellte die Polizei auf seinem Anwesen Waffen sicher.

Ich bin kein Freund von Waffen. Ich bin davon überzeugt, dass ich Gewalt anziehe, wenn ich eine Waffe trage. Aber gleichzeitig muss ich erkennen, dass die Situation auf Jamaika so vertrackt ist, dass Waffen dort einen gewissen Schutz bieten. Auch Sizzla sagt: Ich glaube nicht an Waffen. Andererseits hat er so Anwandlungen, dass er auf einmal über "Guns" singt. Es gibt Gerüchte, dass manche Leute ihm an den Hals wollen. Er ist eben ein sehr paradoxer Mensch.

Sie lesen die Bibel vermutlich anders als Sizzla?

Ich finde die Bibel ein sehr interessantes, aber auch sehr gefährliches Buch. Mein Gott ist nicht der Gott des Alten Testaments. Was es da alles gibt, von der Opferungsgeschichte bis zur Homophobie, das ist wirklich unglaublich und hat mit meinem Gott nichts zu tun. Ich bin eher ein Freund des Neuen Testaments. Mein Gott ist vielleicht eher ein Konzept, der für das Gute im Menschen steht - für das, was uns zusammenhält.

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110 Kommentare

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  • B
    Babylon-Schnecke

    Das einzig beruhigende an alledem ist, daß ich diese ganze Reggae-Rasta-Kiffer-Scene inclusive der Musik ehedem nicht mag.

     

    Babylon 4ever !

  • A
    Andi

    Me Say Boom bye bye / Inna batty boy head / Rude boy no promote the nasty man / Dem haffi dead / Dis is not a deal / Guy come near we / Then his skin must peel / Burn him up bad like an old tire wheel

     

    Battyboy, get up and run, a gunshot in the head, man

     

    Blaze the fire, make we burn them Chi-chi-man

     

    Capelton: "Hang them up,String them up and hang them up alive"

     

    JETZT REGT EUCH BITTE NICHT AUF, DAS IST HALT DIE SPRACHE IN JAMAIKA, SO REDET MAN DA (das hin und wieder wirklich ein Schwuler irgendwo angezündet oder aufgehängt wird, spielt überhaupt keine Rolle.) Die sind da halt so,von der Kultur her und der Religion usw.

    z.B. Chi-Chi-man ist der Schwule Mann und manchmal hört man: "Blaze the fire, make we burn them Chi-chi-man".

    Jetzt würde jeder von euch Panikmachern denken, gemeint sei: Das Feuer solle aufbrennen und wir sollen den schwulen Mann verbrennen oder so ähnlich.

    Gemeint ist wahrscheinlich aber sowas wie: laßt uns ein Feuerchen machen, damit es dem armen schwulen Mann warm wird und er nicht mehr frieren muss.

    Also alles ganz ungefährlich!

  • K
    Kimas

    I translated this interview because i dont understand the german, i was a fan of Gentleman, i have all theses CD, i put them at the garbage, Gentleman is shocked because sizzla cant sing in Europe, but for me gentleman isnt shocked about the crimes and murders of gay people in jamaica, or him its cultural and normaly, for me its not normal! And the culture its a pretext for the hate! Only the hate!

     

    Gentleman speaks about his father who is a pastor, im a pastor too, i live in France, and gay people is also God people, lgnorance its the source of the hate, God is love, Jesus said nothing about the homosexuals! Nothing!

     

    Gentleman you are complice of the gay people who are murdered in jamaica, its sad, God bless you!

  • S
    Sam

    In 79 von 193 Staaten dieser Erde sind homosexuelle Handlungen illegal und in 7 dieser Länder ziehen homosexuelle Handlungen die Todesstrafe nach sich.

     

    Jamaika ist im Vergleich zu etlichen Staaten im nahen Osten auf einem guten Weg. Also warum Reggae verteufeln?

  • DS
    der sangriaz

    man weiß gar nicht was man zu soviel schwachsinn noch sagen soll.. FREE SIZZLA!

  • R
    Reimbold

    Ich habe aufgehört, den bis dato so sehr von mir geschätzten, CURSE zu hören, als ich vor Jahren von der Zusammenarbeit mit "Gentleman" erfahren habe. Dieses Interview gibt mir im Nachhinein erneut recht: Gentleman verliert sich in unerträglichem Relativismus - pfui! Nach dem Motto: Es ist ein Akt national-gleichberechtigter Unabhängigkeit auch hyper-homophob seien zu dürfen, weil irgendwo sonst auf der Welt Lesben und Schwule ebenso gedemütigt und verletzt und ermordet werden...

     

    Ich bin heterosexuel - und das ist gut so! Aber daraus abzuleiten, daß ich besser/lebenswerter sei als Menschen, die es nicht sind, finde ich absurd!

  • M
    Mr.No

    Oh mein Gott, bei so einem Interview schämt man sich ernsthaft CD's und Platten von so einem Künstler gekauft zu haben. Vielleicht sollte Gentleman in Zukunft, statt mit Sizzla, mit der Lunikoff Verschwörung auf NPD-Parteitagen auftreten (dort kann er dann Michael Regener erklären, dass er es nicht so gut findet, dass Michael denkt, dass Menschen mit Migrationshintergrund das "deutsche Volkstum" vergiften)... Ich sehe ehrlich gesagt keinen Unterschied ob man mit homophoben oder rassistischen "Künstlern" auftritt...

  • HP
    Hias PPA Brechter

    Wie man sehen kann, ist mein Kommentar zu diesem Artikel bereits 21 Monate hinten nach. Dennoch möchte ich Aufgrund er hohen Relevanz des Artikels auch nach einer solchen Zeitlichen Spanne meine Bemerkungen hierzu anfügen:

    Ende der Neunzigerals Teenager mit 15 Jahren hab ich die Jamaikanische Musik in der Bandbreite von Ska und Roots Reggae bis zum Raggamuffin und Dancehall kennengelernt. Damals hörte ich die Musik in einem Umfeld von weltoffennen multikulturellen OpenAirPartys im weiten Raum um München kennen. Zu jener Zeit hatte ich noch wenig vom textlichen als auch vom kulturellen Hintergrund verstanden. Als heranwachsender Dj hatte ich mich mit der Sache im Zuge der allgemeinen Entwicklung weiterhin beschäftigt. Langsam hatte erschloss sich mir die Spasche und somit der Inhalt der Texte. Auch mein Wissen bezüglich des kulturellen Hintergrunds ist stetig gewachsen. Meine Plattenkiste hat sich zunehmend aussortiert, dennoch hat sie nach wie vor Zulauf an Jamaican Music und Reggae gefunden.

    Für mich hatte der Ausdruck der Lieder, die mich zu jener Zeit umgeben hatten, einen großen inspirativen Wert auf meine soziale und politische Entwicklung. Mit Sicherheit waren es auch textliche Widersprüche Anstoß um sich mit einer inhaltlichen Diskussion zu beschäftigen. Dies führte auch dazu dass auf den damaligen Festen sich bald ein gewisser Anteil der Besucher das Patois, wie man das Jamaican English nennt, beherrschen und das Spielen eines homophoben Titels mündete somit unweigerlich mit einer Revolte gegen den DJ. Auch die dauf folgende Diskussion über das wieso und warum hierüber sensibilisierte weitere Anwesende zur Thematik.

    Ein Großtei der dort gespielten Lieder auf jenen Festenhatten und haben jedoch auch emanzipatorischen Inhalt. Gerade Reggae aus Großbritannien haben hierbei eine große Bandbreite von engaierten Texten zum Thema Rassismus und Sexismus engagierten. Macka B sei hierbei als herrausragender Künstler genannt. Seine Titel 'Don't Drink to Much', ' To Be Racist' und 'Sex Machine' avancierten derzeit dank des Children of the Most High-Soundsystems zu Hymnen der Münchener Szene.

    Im Zusammenhang mit u.a. den transzendierenden Klangwelten des Dubs, sowie reggaebeinflustem Hip Hop a la Wu-Tang-Clan, GangStarr, Mos Def, Roots Manuva etc. stelle sich in unserer lokalen Reggaekultur eine Gemeinschaftsgefühl basierend auf Offenheit, welches weitab von jeglicher Diskriminierung und Intoleranz geprägt war.

    Der Niedergang unserer lokalen emanzipatorischen Szene, kam meines ersachtens kam einen duch den kommerziellen Erfolg der bis Dahin nur im Insiderkreis bekannten Artists. Künstler wie Sizzla, Anthony B, Capleton etc. setzten ihre Texte auf methaphysische Religiöse Inhalte anstatt auf konkret diskutierbaren Inhalt um den Markt für sich zu vereinnahmen. Diese ware auch nachwachsenden Generation von Zuhörern bequemer zu komsumieren und anstatt im Detail genannte Thematiken des Alltags. Damals gingen viele der lokalen Szene-Youngsters lieber dem Szene-Hype des "Bobo Shanti" inklusive der Vertiefung in deren Mystik über. Das ca. 2000 erscheinende deutschsprachige Riddim Magagazin hat hierbei den Bezug zur Verwurzlung auf unsere eurpäisch basierte Kultur und den emanzipatorichen Stömungen im Reggae nicht wirklich wahren können. Bei gleichzeitiger Berichterstattung hatte dafür jene weniger verpflichtende und dafür mystisch anziehendere Strömung des Bobo Shanti-geprägtem Conscious Reggae eher zunehmenden Aufwind erfahren. Die Neuerscheinungen aus der Musikwelt waren nun auch hauptsächlich dem neuen Conscious Reggae gewidmet.

    Die weitere Geschichte kennen wir: Der Feuilleton der Zeitungen hatten nun das Problem der jamaikanischen Reggae immanenten Homophobie erkannt und berichteten darüber. Verschiedenste Verbände setzen sich zu Recht ein um Auftittsverbote gegenüber homophob artikulierender Performer. Der Mainstream nimmt mittlerweile Reggae als Grundsätzlich homphob war.

    Ich bin niun 30 Jahre, sammele immer noch Musik und in meiner Plattenkiste befinden sich neben Reggae, Dancehall, Dub, Ska, Jazz und Hip Hop auch Funk, Soul, Breakbeat,und vieles mehr. Für mich ist es dennoch immer noch äusserst traurig Reggae, was für mich einen derart reichhaltigen und facettenreichen Aspekt der musikalischen und historischen Kultur ist, , als pauschal stigmatisiert zu erleben. Mich würde es freuen wenn sich stattdessen wachsenden Zuspruch für Reggae finden würde. Denn Unabhängig von der unbrestrittenen lebenswerten musikalischen Seite haben die im Regge und in Jamaican Music Forderungen gegenüber Ausbeutung, rassistischer Diskrimminierung und Ungleichheit in der Gesellschaft auch nach wie vor Bedeutung.

  • MB
    Matthias 'PPA' Brechter

    Wie man sehen kann, ist mein Kommentar zu diesem Artikel bereits 21 Monate hinten nach. Dennoch möchte ich Aufgrund er hohen Relevanz des Artikels auch nach einer solchen Zeitlichen Spanne meine Bemerkungen hierzu anfügen:

    Ende der Neunzigerals Teenager mit 15 Jahren hab ich die Jamaikanische Musik in der Bandbreite von Ska und Roots Reggae bis zum Raggamuffin und Dancehall kennengelernt. Damals hörte ich die Musik in einem Umfeld von weltoffennen multikulturellen OpenAirPartys im weiten Raum um München kennen. Zu jener Zeit hatte ich noch wenig vom textlichen als auch vom kulturellen Hintergrund verstanden. Als heranwachsender Dj hatte ich mich mit der Sache im Zuge der allgemeinen Entwicklung weiterhin beschäftigt. Langsam hatte erschloss sich mir die Spasche und somit der Inhalt der Texte. Auch mein Wissen bezüglich des kulturellen Hintergrunds ist stetig gewachsen. Meine Plattenkiste hat sich zunehmend aussortiert, dennoch hat sie nach wie vor Zulauf an Jamaican Music und Reggae gefunden.

    Für mich hatte der Ausdruck der Lieder, die mich zu jener Zeit umgeben hatten, einen großen inspirativen Wert auf meine soziale und politische Entwicklung. Mit Sicherheit waren es auch textliche Widersprüche Anstoß um sich mit einer inhaltlichen Diskussion zu beschäftigen. Dies führte auch dazu dass auf den damaligen Festen sich bald ein gewisser Anteil der Besucher das Patois, wie man das Jamaican English nennt, beherrschen und das Spielen eines homophoben Titels mündete somit unweigerlich mit einer Revolte gegen den DJ. Auch die dauf folgende Diskussion über das wieso und warum hierüber sensibilisierte weitere Anwesende zur Thematik.

    Ein Großtei der dort gespielten Lieder auf jenen Festenhatten und haben jedoch auch emanzipatorischen Inhalt. Gerade Reggae aus Großbritannien haben hierbei eine große Bandbreite von engaierten Texten zum Thema Rassismus und Sexismus engagierten. Macka B sei hierbei als herrausragender Künstler genannt. Seine Titel 'Don't Drink to Much', ' To Be Racist' und 'Sex Machine' avancierten derzeit dank des Children of the Most High-Soundsystems zu Hymnen der Münchener Szene.

    Im Zusammenhang mit u.a. den transzendierenden Klangwelten des Dubs, sowie reggaebeinflustem Hip Hop a la Wu-Tang-Clan, GangStarr, Mos Def, Roots Manuva etc. stelle sich in unserer lokalen Reggaekultur eine Gemeinschaftsgefühl basierend auf Offenheit, welches weitab von jeglicher Diskriminierung und Intoleranz geprägt war.

    Der Niedergang unserer lokalen emanzipatorischen Szene, kam meines ersachtens kam einen duch den kommerziellen Erfolg der bis Dahin nur im Insiderkreis bekannten Artists. Künstler wie Sizzla, Anthony B, Capleton etc. setzten ihre Texte auf methaphysische Religiöse Inhalte anstatt auf konkret diskutierbaren Inhalt um den Markt für sich zu vereinnahmen. Diese ware auch nachwachsenden Generation von Zuhörern bequemer zu komsumieren und anstatt im Detail genannte Thematiken des Alltags. Damals gingen viele der lokalen Szene-Youngsters lieber dem Szene-Hype des "Bobo Shanti" inklusive der Vertiefung in deren Mystik über. Das ca. 2000 erscheinende deutschsprachige Riddim Magagazin hat hierbei den Bezug zur Verwurzlung auf unsere eurpäisch basierte Kultur und den emanzipatorichen Stömungen im Reggae nicht wirklich wahren können. Bei gleichzeitiger Berichterstattung hatte dafür jene weniger verpflichtende und dafür mystisch anziehendere Strömung des Bobo Shanti-geprägtem Conscious Reggae eher zunehmenden Aufwind erfahren. Die Neuerscheinungen aus der Musikwelt waren nun auch hauptsächlich dem neuen Conscious Reggae gewidmet.

    Die weitere Geschichte kennen wir: Der Feuilleton der Zeitungen hatten nun das Problem der jamaikanischen Reggae immanenten Homophobie erkannt und berichteten darüber. Verschiedenste Verbände setzen sich zu Recht ein um Auftittsverbote gegenüber homophob artikulierender Performer. Der Mainstream nimmt mittlerweile Reggae als Grundsätzlich homphob war.

    Ich bin niun 30 Jahre, sammele immer noch Musik und in meiner Plattenkiste befinden sich neben Reggae, Dancehall, Dub, Ska, Jazz und Hip Hop auch Funk, Soul, Breakbeat,und vieles mehr. Für mich ist es dennoch immer noch äusserst traurig Reggae, was für mich einen derart reichhaltigen und facettenreichen Aspekt der musikalischen und historischen Kultur ist, , als pauschal stigmatisiert zu erleben. Mich würde es freuen wenn sich stattdessen wachsenden Zuspruch für Reggae finden würde. Denn Unabhängig von der unbrestrittenen lebenswerten musikalischen Seite haben die im Regge und in Jamaican Music Forderungen gegenüber Ausbeutung, rassistischer Diskrimminierung und Ungleichheit in der Gesellschaft auch nach wie vor Bedeutung.

  • B
    bastapapsta
  • S
    Simon

    Endlich bringt`s mal jemand auf den Punkt!!!

    wer meint das nicht zu verstehen soll sich vor ort ein bild machen und die hintergründe verstehen....

     

    guter bericht von www.riddim.de

     

     

    Die französische Journalistin und Buchautorin von „Der erste Rasta“ mit gewagten Thesen über den Zusammenhang von homophoben Dancehall-Lyrics und Politik: Edward Seaga, Koksdealer, Studiobesitzer, Knastkultur, Bobo-Artists und „Fire Pon Chi Chi Man“ während der Amtszeit eines angeblich schwulen Premierministers.

    Dass Homosexualität in Jamaika verdammt wird, ist nichts neues. Das war schon immer so, genau wie "Unzucht" und andere "Abscheulichkeiten und Schweinereien" verdammt werden – Jamaika ist Bibelland. In den 70er Jahren war diese Verurteilung noch eher milde und konnte nicht als "Homophobie" bezeichnet werden. Wie überall auf der Welt, wurden die üblichen Witze darüber gemacht, worin sich aber eher ein leichtes Unbehagen gegenüber der "Differenz" ausdrückte. Jamaikanische Männer sind tollwütige "punanny" Liebhaber und Babymacher. Da macht Homosexualität einfach keinen Sinn.

     

    Doch die Dinge änderten sich wie so vieles in den 80er Jahren. Den Anfang machte die Politik. Das Ende der 70er Jahre war gleichzeitig auch das Ende eines Traums. Es war die Zeit, als Jamaikas Vision von einem "dritten Weg" radikal zerstört wurde, als die kleine Insel in der Sonne zum Schlachtfeld für Castro und dem CIA wurde. Als der Wunschkandidat des CIA, Edward Seaga, in den 80ern an die Macht kam, wurden Rastas von den Kampftruppen seiner politischen Partei gejagt, ihre Camps wurden zerstört. Hunderte von Roots-Künstlern waren gezwungen Zuflucht in den USA oder England zu suchen. Wer blieb, tat dies auf eigene Gefahr. Am 27. August 1983 wurde der radikale Dub Poet Michael Smith von einer Gang politischer Thugs zu Tode gesteinigt. Einen Tag zuvor hatte er eine Rede bei einer politischen Versammlung gegen die Regierung gehalten.

     

    Daher ist es kein "Zufall", dass sich in Jamaika die Inhalte des musikalischen Outputs zu Beginn der 80er auffällig veränderten. Der Journalist und Dub Poet Linton Kwesi Johnson beobachtete, dass Produzenten, Medien und Regierung slackness bewusst ins Zentrum rückten und conscious Artists verdrängten, die mehrheitlich die Vision des "dritten Weges" von Michael Manley, dem besiegten Kopf der PNP, unterstützt hatten. Als ich Shabba Ranks interviewte, der für das slackness Album "As Raw As Ever" einen Grammy gewonnen hatte, sagte ich ihm, dass ich nicht von ihm erwartet hätte, dass er sich über Gott oder seine Mutter auslässt. Shabba antwortete: "Ich habe mir slackness nicht ausgesucht. Jahrelang habe ich cultural Songs gemacht, doch keiner wollte sie hören. Nun werde ich slack und bekomme dafür einen Grammy. Nicht ich bin sexbesessen. Die Medien sind es! Du bist es!"Mir fällt auf, dass Bob Marley niemals mit einem Grammy ausgezeichnet wurde, Shabba "Mr. Loverman" Ranks war der erste Reggae-Künstler, der einen bekommen hat.

     

    In den 80er Jahren veränderten sich auch die Machtstrukturen der Ghettos. Seitdem der CIA-Freund Edward Seaga an der Macht war, mussten die Area Dons der besiegten PNP Schutz suchen oder in ihren abgeschotteten Enklaven bleiben und verhungern. Einige konnten in die USA oder nach England auswandern, wo sie bald darauf den Ganja-Handel kontrollierten. Doch nicht nur die Kampftruppen der PNP wanderten aus. Auch die JLP musste ihre gefürchteten Gunmen loswerden, da die Polizei und Armee jetzt die Aufgabe übernehmen konnte, Jugendliche und Rastas zu unterdrücken. Auch die Gunmen der JLP stiegen im Ausland ins Drogengeschäft ein. Drogengelder wurden mit Immobilien, Autovermietung und in der Gastronomie gewaschen, aber hauptsächlich im Musikgeschäft. Viele neue Studios wurden mit Geldern aus dem Ganja-Handel finanziert, die bald durch Einnahmen aus dem Kokaingeschäft erweitert wurden. Auf dem Höhepunkt des Kokainbooms, als die Shower Posse Miami terrorisierte, fand ein Wirtschaftswissenschaftler heraus, dass im Durchschnitt alle drei Monate Equipment für ein komplettes Studio, das mit gewaschenem Geld finanziert wurde, nach Jamaika verschifft wurde! Die Produzenten dieser Studios versorgten die jungen Gunmen, die Geld genug hatten Platten zu kaufen und Sound Systems aufzubauen: Gun & slackness tunes wurden die Norm, machten den Weg frei für die "bling bling" Kultur – Goldketten, Handys, rosafarbene Lexus-Modelle und kaum bedeckte "punannies".

     

    1989 verlor Edward Seaga die Wahl gegen seinen Erzfeind Michael Manley, der bald wegen einem Krebsleiden sein Amt niederlegen musste. Am 30. März 1992 wurde er durch einen jungen, schwarzen Anwalt ersetzt – dem ersten schwarzen Premierminister Jamaikas –, der am längsten an der Macht bleiben sollte: P.J. Patterson, der noch heute im Amt ist.

     

    Es kursieren Gerüchte, dass P.J. Patterson homosexuell sei. Er hat es niemals zugegeben und genau so gut könnte es eine Erfindung seiner Gegner sein, um seinen Ruf zu ruinieren. So überrascht es nicht, dass homophobe Songs zu florieren begannen, kurz nach dem er im Juli 1992 an die Macht gekommen war. Genau in diesem Monat explodierte das Ganze mit Buju Bantons "Boom Bye Bye", in dem es heißt, dass man Homosexuelle nur durch Kopfschüsse loswerden kann. Homophobie war geboren. Kann der exakte Zusammenfall dieser Ereignisse Zufall sein?

     

    Was ist mit Bujus Behauptung, das Stück sei eine Reaktion auf eine Vergewaltigung eines Schülers durch seinen Lehrer? Es könnte so gewesen sein, aber diese Art von Vergewaltigung findet sonst eigentlich eher im Gefängnis statt – und sie wird nicht von Homosexuellen begannen, sondern von Insassen, nicht so sehr aus Frust, sondern zur Machtdemonstration.Gewalt bestimmt (wie in den meisten Ländern, aber in Jamaika ganz besonders) die Gefängniskultur. Die soziale Struktur des Ghettos setzt sich in den überfüllten Zellen fort. Junge Rebellen werden von Thugs "gebrochen" und die größte Erniedrigung ist sich zu "beugen", den homosexuellen Akt zulassen zu müssen. 1992, unter der Regierung der PNP und zu der Zeit, als die Shower Posse and andere Gangs sich auf der Höhe ihrer Macht befanden, waren die jamaikanischen Gefängnisse voll von JLP- und Kokain-Gunmen. Der langjährige JLP-Gunman Vivian Blake, der unter dem Namen seines Sohnes Duane schreibt, verneint in seinem Buch "Shower Posse" die Verbindungen seiner Gang zu Edward Seaga und der JLP (siehe Riddim 02/04). Doch viele Informanten haben das Gegenteil ausgesagt, und betont, dass Jim Brown – der Anführer der Shower Posse – Seagas persönlicher Bodyguard war. Dass Jim Browns "Hinrichtung", während er im Gefängnis auf seine Auslieferung in die USA wartete, von der JLP angeordnet wurde, gilt inzwischen auch als Fakt. Sie konnte nicht zulassen, dass ihr Top Gunmen über seine Verbindungen zur Partei aussagt. Durch die von den harten Jungs der Opposition geäußerten Vergewaltigungsandrohungen in Gefängnissen verstärkte sich die krankhafte Angst – Phobie – vor Homosexualität zu einer Zeit, als Gerüchte die Runde machten, ein Homosexueller regiere das Land. Es ist bezeichnend, dass das Schimpfwort battyman sich nicht – oder weniger – auf den "männlichen" Partner bezieht: Er ist nicht derjenige, der sich "beugt"; er wird gefürchtet, aber er wird nicht verachtet, er kann wieder auf die Straße zurückkehren und seine Macht behaupten.

     

    Das Ganze spitzte sich 2001 zu, als der von allen Seiten beworbene Hit von T.O.K., "Chi Chi Man", veröffentlicht wurde. T.O.K. waren nicht sonderlich beliebt in Jamaika, das Boygroup-Prinzip kann sich nicht auf der Straße behaupten. Doch eine starke finanzielle Rückendeckung erlaubte es ihnen, sich in der internationalen Dancehall-Szene einen Namen zu machen. Als sie außerhalb Jamaikas etabliert waren, brachten auch jamaikanische Radiosender das Stück in die Charts. Obwohl "Boom Bye Bye" seit zehn Jahren auf dem Markt war, hatte der homophobe Vibe nicht die hysterischen Ausmaße angenommen wie nach "Chi Chi Man".

     

    Ich erinnere mich daran, wie ich im gleichen Jahr in einem Bus die Windward Road lang fuhr – die lange verlassene Avenue, die parallel zur Küste Richtung Rockfort läuft. Eine Gruppe junger Männer stieg irgendwo in der Nähe des Bellevue Hospitals zu und machte sich im Durchgang breit. Sie tauschten lauthals Kommentare über Homosexualität und "battymen" aus. Witze, Beleidigungen, schreckliche Details sexueller Verbrechen, die jene angeblich begangen haben. Mir wurde plötzlich bewusst, dass diese Szene etwas gezwungenes, unnatürliches hatte. Alle anderen saßen regungslos im Bus und sahen besorgt aus – und mir wurde klar, dass sie nicht besorgt darüber waren, was ihnen zu Ohren kam, sondern allein wegen der Anwesenheit der sechs Kids. Das waren toughe Jungs vom ärmsten Schlag, unterernährt, und mit ihren gefälschten Goldketten und billigen, gebleichten Frisuren versuchten sie auf hart zu machen. Der Typ, der sich von "Politikern" für ein Stück Brot kaufen lässt. Der für ein paar Dollar tötet.

     

    Politisch gewollte Homophobie schien eine Realität zu sein. Ein paar Monate später wurden meine Beobachtungen bestätigt, die JLP nahm den Song "Chi Chi Man" für ihre Wahlkampagne. Während böse Zungen das Gerücht der "Homosexualität" des Gegners verbreiteten, wurde viel Lärm um Seagas neu geborenen Sohn gemacht – mit 72, der Top Don hat es immer noch drauf! Patterson reagierte mit einem Wahlplakat, dass ihn mit seiner jüngsten Enkelin auf dem Schoß zeigt.

     

    Die traurigste Entwicklung des Ganzen war jedoch die Befürwortung von Homophobie durch die Bobo Ashanti. Die Geschichte dieser Rasta-Gruppe muss erst noch geschrieben werden, aber es ist eine traurige Geschichte. Die Bobos oder Emmanuelites (ihr alter Name) waren die ärmste Rasta Community, sie wurden ignoriert und mit Füßen getreten. Seit Jahrzehnten wurde die Gruppe von einer Müllkippe zur nächsten gescheucht, bis sie sich schließlich "zehn Meilen vor der Stadt" niedergelassen hat – so wie es Marcus Garvey prophezeite. In den Hügeln von Bull Bay haben sie endlich einen Ort gefunden, den sie ihr eigen nennen können, wo sie eine wundervolle (wenn auch widersprüchliche) Kultur entwickelt haben. Trotz Entbehrungen ist es ihnen gelungen ihre Unabhängigkeit und Würde zu wahren, wodurch Ende der 80er Jahre eine verzweifelte Ghetto Youth auf sie aufmerksam wurde. Eigentlich war die ursprüngliche Community nach dem Tod von Prince Emmanuel auseinandergebrochen, da sein Sohn Jesus nicht als Führer anerkannt wurde. Die Bewegung war gespalten. Fraktion gegen Fraktion, beating & burning. Prince Emmanuel war ein weiser, alter Mann, der Teil der Back-To-Africa-Bewegung gewesen war, unter Gelehrten und Intellektuellen verkehrte und sich nie an die Politiker, die ihn über Jahre schikanierten, verkaufte. Doch seine Adjutanten hatten einen sehr begrenzten Horizont – sie waren in einer festzusammengeschweißten Community aufgewachsen, wo Besucher nicht willkommen waren, und selbst wenn sie über die Insel reisten, um ihre Besen zu verkaufen, war es nicht gewünscht, dass sie mit der "anderen" Welt Kontakt aufnahmen. Einige versuchten ihre Kinder in die Schule zu schicken, aber Rasta-Kindern war der Zutritt verwährt – und sie konnten es sich im Gegensatz zu "Uptown"-Rastas natürlich nicht leisten einen Anwalt einzuschalten. Als homophobe Songs populär wurden, konnten sie der Versuchung nicht widerstehen, Homosexuelle zu Sündenböcken zu machen. Dieser Gedanke stand im Einklang mit ihrer biblischen Erziehung, mit ihrer Besessenheit von Regeln und "Reinheit", mit ihrem Konzept vom weißen Übel und der pervertierten babylonischen Kultur. Die wütenden Kids aus den Ghettos übernahmen ihre Kultur, ihre Kopfbedeckung, gewickelte Turbane, und kurze darauf florierte die "fire bun" Kultur.

     

    Hatte irgendeiner von ihnen eine Ahnung von dem politischen Einfluss ihrer Songs? Wahrscheinlich nicht. Wurden sie manipuliert oder für ihre Aufnahmen bezahlt? Nicht dass ich wüsste. Man könnte die Rolle von Rita Marley infrage stellen, die in der Nähe der Bobo Community wohnte (ihr Mann hatte ihr ein Haus in Bull Bay gesichert, als er noch eng mit dem PNP Wohnungsbauminister befreundet war). Sie wurde zur Retterin der Bobos, als deren Dorf von einem Hurrikan zerstört wurde und hatte seitdem ein Mitbestimmungsrecht in der Kommune. Als ehemalige Sonntagsschullehrerin sah sie sich wahrscheinlich nicht genötigt, das Recht zu verteidigen, sexuelle Neigungen selbst zu bestimmen. Seit dem Tod von Bob hat sie das JLP-Spiel mitgemacht, ist mit den Tuff Gong Studios in JLP-Gebiet umgezogen und könnte sehr wohl homophobe Ansichten gebilligt haben, etwas, was Bob in seinem ganzen Leben nicht getan hat (wahrscheinlich rotierte er im Grab, als sein Erzfeind Seaga, von dem er glaubte, dass er 1976 den Anschlag auf ihn angeordnet hatte, bei seiner Beerdigung eine Rede hielt...).

     

    Durch die Befürwortung der Bobos hatte Homophobie nun auch einen "mystischen" Status, der Tausende in "fire" Ekstase zu den Konzerten der Sizzlas, Capletons und anderen trieb. Nun musste man einen "battyman" Song schreiben, um zu beweisen, dass man selbst keiner war und sich der "fire bun" Begeisterung bei eigenen Auftritt sicher sein konnte. Beenie Man und Sizzla, beide mit einem starken PNP-Hintergrund, schlossen sich dem Kampf an. Wieder einmal geriet der politische Inhalt ins Abseits, wie schon damals, als die politischen Dons auf Kokain umstiegen, als aus politischen Bürgerwehren Posses wurden: Jeder wollte dabei sein. Dort war die Macht. Die Popularität von Homophobie hat ihre Wurzeln in der Ignoranz, in urbanem Terrorismus, in Misshandlungen in Gefängnissen. Wie jeder jamaikanische Fluch, hat er sich auf beiden politischen Seiten breit gemacht. Alle Sufferer sollten leiden, um die Reichen reicher zu machen.

     

    In der Zwischenzeit gab es in Jamaika Fälle von "homo bashing", die so manchen Schwulen ins Krankenhaus brachte (wenn jemand dabei ums Leben kam, wagte niemand zu fragen warum, die Tat wurde unter der jamaikanischen "drei Morde am Tag"-Routine verbucht). Nachdem sie Beweise für zahlreiche Angriffe erbringen konnten, suchten zwei jamaikanische Schwule in England Asyl, was ihnen auch gewährt wurde.

     

    Obwohl die internationale Kampagne gegen Homophobie in der Dancehall für den Durchschnittsjamaikaner nicht ganz nachvollziehbar ist, hat sie die Diskussion endlich eröffnet, jetzt wagen es auch diejenigen, die von je her Morde verurteilen, ihre Stimmen zu erheben. In naher Zukunft wird P.J. Patterson aufgrund seines Alters aus dem Amt scheiden, mit drei Regierungsperioden als Premierminister hat er bewiesen, dass jamaikanische Kultur doch gar nicht so homophob ist, doch jamaikanische Politiker werden sicherlich einen neuen Vorwand für Hass und Blutbäder finden. Keine Sorge.

  • M
    Meiner

    Jetzt scheinen ja alle juristischen und moralischen Vergehen von Sizzla und Gentleman aufgezählt worden zu sein. Was der interessierte Leser jedoch vermissen könnte in diesen zahlreichen Kommentaren, sind Argumente GEGEN Schwulenfeindlichkeit. Was ist denn gewonnen mit "Sizzla, Gentleman und Reggae sind schlimm"?

     

    In der Schwulenfeindlichkeit steckt doch auffälligerweise ein religiöses und moralisches Ressentiment, was hier verschwiegen wird: Schwule kommen nicht nur in der Bibel schlecht weg, auch in den Erste-Welt-Staaten sind die erkämpften Ehen etc. noch druckfrisch. Das kommt daher, dass Religionen, Moralvorstellungen und Gesetze (z.B. nach wie vor auf Jamaica) die DISFUNKTIONALITÄT für eine Reproduktion von Gottes- oder Staatsdienern an den Menschen festhalten, die sich mögen.

     

    Das SICH-MÖGEN wird also von Religionsfans wie von Staatsapologeten unter den Vorbehalt gestellt, nützlich zu sein - für Gott oder Vaterland. Ein katholischer Schwuler "vergeht" sich also an der Gabe seines Gottes (Kinderzeugenkönnen) genauso wie ein Rasta. Die Musik kann für diesen Riligionsfanatismus ohnehin nix.

  • RC
    Ras Culture

    Homophobie kann und darf nicht sein. Soweit sind wir uns einig... Aber mir scheint, dass in dieser ganzen Diskussion die Verhältnisse etwas verzerrt werden. Ich lese immer wieder, dass viele (ja klar, jeder einzelne ist zuviel) Schwule in Jamaika getötet werden. Entspricht dies tatsächlich der Realität?? Es gilt zu bedenken dass in Jamaika jeden Tag 4-5 Leute ermordet werden. Haben die erwähnten Schauergeschichten tatsächlich den Hintergrund, dass das Opfer schwul o.ä. war??

  • S
    Seven

    @coco price: Die Nummer ist 777. Nur einen kompatiblen Sender braucht man auch ! Gottgefällig ist was Früchte trägt !

  • G
    gump

    Mann, der Kerl is froh dass er ueberhaupt ein paar dieser Reggae-Stars besuchen darf wenn er in Jamaika auf Besuch ist. Klar wiegelt er ab. Nach aussen klingt er selbstsicher, er ist halt ein Medienprofi. Zwischen den Zeilen merkt man dass er sich nicht entscheiden kann. Nimmt er klar Stellung gegen diese homophoben Volksverhetzter, kann er sich auch in Jamaika nicht mehr blicken lassen.

    Ich will nicht in seiner Haut stecken. Ich hab keine rassistischen oder homophoben Leute in meinem Bekanntenkreis und wenns da jemanden gaebe wuerde ich auch konsequenter Weisse den Kontakt abbrechen! So etwas kann niemand tolerieren!

     

    Das Kurt Beck allerdings Konzerte verbietet ist Unfug, der Typ hat selbst genug Dreck am Stecken. Das haette die deutsche Reggae-Fankommunity eigentlich selbst tun sollen. Bzw. sollte man sich mal diesen ignoranten Booking-Agenten vorknoepfe, der die glorreiche Idee hatte diesen homophoben Volksverhetzer Sizzla nach Europa zu holen.

  • MN
    mr. nym

    "um mal eins klarzustellen: Niemand auf dieser Welt hat das Recht zu sagen, dass Homosexualität nicht okay ist!"

     

    aber sowas von. Danke fürs Aufdenpunktbringen.

  • CP
    coco price

    @seven: alle konsequent lebenden gläubigen? mann, wenn du weisst was gottgefällig ist, dann gib mir doch gottes faxnummer damit ich deine behauptungen ein für alle mal verifizieren kann.

  • CP
    coco price

    wer den unterschied zwischen aufruf zum mord und freier meinungsäußerung nicht rafft, mit dem ist jede kommunikation reine zeitverschwendung. es geht hier auch niemandem darum, jamaica ein westliches toleranzverständnis aufzudrücken, sondern zu unterbinden, dass künstler hier zur gewalt an minderheiten aufrufen. und das haben sie definitiv getan, auch auf konzerten in deutschland, das weiss ich aus sicherer quelle.

     

    sollen sie auf jamaica jeden von dem sie meinen er wär schwul, abfackeln, wenn sie meinen, dass das unbedingter teil ihrer kultur sei (und nicht etwa des kulturellen und geistigen vakuums und überbleibesl ihrer kolonialen bürde), bitte. ein hoch auf die jamaikanische kultur. für mich ist das simples nach-unten-treten. aber kann ja sein, dass ich in unkenntnis der jamaikanischen kultur da was fehlinterpretiere und das in wirklichkeit ein heroischer akt von befreiung aus der weißen repression ist.

     

    dass sowas jedesmal darin endet, dass man sich gegenseitig seine pigmentierung vorwirft, ist endlos erbärmlich.

  • S
    Stephan

    @Seven: Die Art, wie sie hier Opfer zu Tätern machen wollen, erinnert mich in der Tat sehr stark an den Faschismus.

  • A
    azyahoo

    Also ich habe in dem ganzen Interview keine Rechtfertigung für Homophobie erkennen können. Worauf es Gentleman ankommt ist doch zu zeigen, dass zum einen die jamaikanische Gesellschaft homophob ist (was nun mal Fakt ist, habe länger in Jamaica gelebt)und zum anderen dass "bun or mash chichiman" nicht wörtlich gemeint ist und auch nicht so aufgefasst werden sollte. Davon abgesehen herrscht hier (jedenfalls offiziell) Meinungsfreiheit was nunmal heißt dass jede Meinung egal wie schwachsinnig sie auch sein mag geäußert werden darf (wollen wir das wirklich ändern?)

    Zum Thema Reggae: Im Reggae gab und gibt es immer wieder Strömungen textlicher Art an die sich die Sänger halten müssen um im Gespräch zu bleiben, Platten zu verkaufen, Konzerte zu geben - z. B. slackness-battyboy-weed-tunes. Man darf nicht vergessen, dass die Sänger davon leben müssen (und eben nicht nur der Sänger selbst sondern auch seine Verwandschaft und seine Community).Mutiges Interview und offene Worte von Gentleman, dem es offensichtlich hierbei nicht um PR ging sonst hätte er wohl anders gesprochen.

     

    Jemandem die Einreise in den gesamten Schengener Raum zu verbieten nur aufgrund von Liedtexten ist doch wohl mehr als unverhältnismässig und entzieht vielen Reggaekünstlern die Möglichkeit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, da sie auf Konzerte im Ausland angewiesen sind.

  • S
    Seven

    Um mal eins klar zu stellen: Niemand auf der Welt hat das Recht auch nur Irgendjemandem den Mund zu verbieten. Wir hatten schon mal eine Zeit wo die freie Meinungsäusserung mit Füssen getreten wurde. Schon vergessen ? Oder verdrängt ?

    Ausserdem gibt es nicht eine monotheistische Religion welche Homosexualität toleriert - auch wenn so manche Interpretationskünster das nicht wahrhaben wollen.

    Und die Meinung aller konsquent lebenden Gläubigen zu ignorieren und sie als falsch darzustellen bzw. der Meinung einer im Gegensatz extremen Minderheit(gemessen an der Weltbevölkerung) unterzuordnen - ist mehr als Neokolonialismus - das ist Faschismus ! Faschismus im Namen der Toleranz!

    Aber wenn man einen Baum nach seinen Früchten beurteilt - gibt es da sowieso nix zu Diskutieren !

     

    lg

  • M
    michi

    Wer da nicht Kopfschmerzen bekommt, ist selber schuld. @karl" Was da im link steht, den Sie empfehlen

    (www.kulturstruktur.net/allgemeine-menschenrechte/),

    ist ein Wahnsinn: Sie beführworten z.B den Kannibalismus, weil sie irgendwelchen Märchen Glauben schenken, wo erzählt wird, dass es die Opfer der Kanibalen genossen, verspeist zu werden. Soll ich Ihnen wünschen, auch so ein Opferdasein genießen zu dürfen? - Ach ja, vielleicht haben Sie ein paar Pigmente weniger als ich und "denken" darum anders.

  • K
    Karl

    Auftritte Sizzlas in Deutschland sind schlicht unvereinbar mit dem Grundgesetz, zumindest wenn entsprechende Inhalte zum Besten gegeben werden. Trotzdem stellt sich in diesem Zusammenhang die ueberuas interessante Frage nach der Universalitaet von Menschenrechten. Vergleiche dazu:

     

    http://www.kulturstruktur.net/love-music-hate-homophobia/

     

    und

     

    http://www.kulturstruktur.net/allgemeine-menschenrechte/

  • I
    Ifasoaso

    Nur weil einige Nazis schwul sind, sind nicht alle Schwulen Nazis. Und nur weil einige Homophobe Reggae machen, sind nicht alle Reggae-Leute homophob.

  • J
    Josef

    Zur Hauptfrage hier: Gehört Schwulenhass zum Reggae dazu?

     

    Meine Antwort: selbstverständlich nicht! - Der Reggae ist wie jede Musik zur Unterhaltung der Hörenden und zur Selbstverwirklichung und Lebensunterhalt der Künstler da!

     

    Ich sehe dass hier unter dem Aspekt dass dann das Hören 'afrikanische Musik' generell z.B. Befürwortung von 'Beschneidung von Klitoris' impliziert, nur weil es doch weitverbreitet ist und als kultureller 'anständiger' Ritus bei den Ausführenden gilt.

     

    Und unter dem Gentleman Aspekt. Das war schon eine 'Suggestivfrage' bei der der Künstler nur 'verlieren' kann, unter dem Aspekt war es mutig das Interview zu geben - oder es war dumm sich nicht vorher klar zu sein welches Thema auf den Sänger zukommt, und eventuell das Interview nicht zu geben.

     

    Das ganze ist so komplex wie die Menschheit und ihre Entwicklung überhaupt, und ist wohl auf die Schnelle nicht zu klären, überspitzt ausgedrückt ähnlich dem Palästina / Israel Konflikt. Das ist ein Entwicklungsprozess von Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten.

  • S
    Stephan

    @dan "sobald ihr es geschafft habt allen ein leben nahe dem europäischen standart zu gewährleisten dürfte es euch möglich sein ihre aufmerksamkeit auf eine solche banalität wie die gleichberechtigung von hetero- und homosexuellen zu lenken."

     

    Es geht hier in erster Linie nicht um Gleichberechtigung im Sinne von "Homo-Ehe", sondern ums blanke Überleben.Das darf nicht relativ zum Lebensstandard sein, oder sehen Sie das anders? Im übrigen geht es in diesem Fall nicht ums Überleben von "vollgefressenen konsumgesteuerten weißen Männern", sondern um JamaikanerInnen die sich als LesBiSchwulTrans* identifizieren. Neben ihrem (eventuellen) täglichen ökonomischen Überlebenskampf müssen sie sich auch mit "Luxus-Problemen" wie Mordaufrufen, Inhaftierungen und Lynchjustiz auseinandersetzen. Für diese Menschen ist das keine "Banalität".

  • T
    Tom

    "Dann,finde ich, müsste man auch die Songs von Bob Marley auf den Index setzen". Einige Songs, nicht "die Songs", du sensibler Sprachkünstler.Hast Dein Interview doch gegengelesen. Oder nicht ?

    Apropos: Dachte auch zunächst: Was für ein unkritischer ZeitTAZgenosse der Fragesteller doch ist, aber den Gentleman mal einfach reden lassen, zeigt,was in ihm steckt: ein fetter Phrasenklops.

    Haschischstammtisch ist halt so quälend wie der bierselige.

  • G
    Günther

    Da haben wirs wieder! Toleranz versus Kulturimperialismus(bei manchen eher Kulturfaschismus). Und keiner kann gewinnen! Warum das so ist? Philosophie studieren und Erkenntnis erlangen.

    Eins ist fakt. Es ist falsch, aus jedem Land der Erde Deutschland machen zu wollen.

    Sollte das ein Querschnitt des Taz-Klientel sein, bin ich maßlos entsetzt.

  • V
    vic

    Ich war auf vielen Sunsplash-Concerts, sowohl in D als auch auf Jamaica. Dort natürlich auch auf vielen lokalen und kleineren. Mir sind eure Erfahrungen fremd, ich habe immer nur friedliche Menschen erlebt. Friedlich und gut drauf.

    In finsterer Nacht kilometerweit am Strand gehen, und alle, die wir trafen wollten nach einem kurzen what´s up höchstens ne Kleinigkeit verkaufen.

    (Ich würde aber nicht unbedingt Kingston Down Town bei Nacht besuchen)

    Allerdings waren mir die genannten Sizzla und Gentleman bislang unbekannt, vielleicht sind die ja anders drauf.

    Irie

    vic

  • BF
    Balle flach

    Wenn ein jamaikanischer Künstler singt: " Ich mag keine Schwulen (Polizisten, Weiße, Ausländer, Leute, die sich die Haare schneiden lassen)" muss man das nicht unterstützen, es gehört aber zur demokratisch geschützten Meinungsfreiheit.

     

    Wenn ein jamaikanischer Künstler in Deutschland gegen geltendes Recht verstößt kann man ihn anzeigen; Volksverhetzung, Mordaufrufe oder das Antidiskriminierungsgesetz, irgendwas sollte doch "funktionieren". Dass dies trotz einer starken Lobby und von der Polizei überwachter Konzerte noch nicht geschehen ist, lässt für mich einen Schluß zu: Die Künstler bringen solche Texte nicht in Deutschland und verstoßen somit nicht gegen geltendes deutsches Recht.

    Aufführungen dieser Texte in Jamaika unterliegen nicht deutschem Recht, und sind nach dortigem Recht wohl legal, weshalb man sie nicht zur Begründung von Einreiseverboten nutzen können sollte.

    Wenn ein Künstler sich hier an geltendes Recht hält, sind Einreiseverbote schlicht unverhältnismäßig, das sieht der Bundestag ja genauso.

  • S
    ösizecke

    Ach und noch was @coco price (und auch andere): Danke für den äußerst zutreffenden und offensichtlich kenntnisreichen Kommentar! Ich denke, dass es auch im Reggae, den ich liebe, eine conscious community gibt! Respect!

  • S
    ösizecke

    @dan: "bitte geht doch in die entwicklungsländer, füttert und kleidet die menschen dort." Ach was soll man dazu noch sagen: Füttern verboten? Schnallst du eigentlich, welches Bild von den Menschen in den "Entwicklungsländern" du im Kopf hast? Ich sags dir: Genau das selbe, das die Missionare im Kopf hatten/haben. Mal ganz abgesehn davon, dass dein Statement mich vermuten lässt, dass du selbst auch noch keine praktische Hilfe zur Selbsthilfe geleistet hast. Denn dann wüsstest du, dass Entwicklung ganz viel mit Bildung zu tun hat. Und das heißt eben auch, total depperte tradierte Denkweisen zu überwinden. (Was keineswegs heißen soll, dass alle Traditionen bescheuert sind!)

    @Gentleman: Heißt deine Tour nicht "Diversity"? Die wäre ja etwas eingeschränkt, wenn alle Schwulen von deinem Kumpel Sizzla verbrannt worden sind. Oh Mann, bin ich enttäuscht!

  • D
    David

    Es ist doch Fakt, dass in unserem wohlgebildeten und aufgeklärten Land keine Schwulen und Lesben verfolgt und verbrannt werden, nur weil Stunden vorher ein Reggaekonzert stattgefunden hat.

     

    Genauso ist es Fakt, dass diese "Hassprediger" keine Plattform mehr haben Ihre "Musik" zu vertreiben, und Geld zu verdienen!!!, da sie gar keine Visa mehr für den Schengenraum mehr bekommen.

     

    Was wollen Sie also mehr???

     

    Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber die Energien die weiterhin in den Kampf gegen Reggae gesteckt werden, wären meiner Meinung nach in anderen Bereichen unserer Gesellschaft viel besser angelegt.

     

    Guten Tag

  • R
    rutger

    Die ganze Aufregung nützt doch nichts... Sizzla und Gentleman sind coole Künstler. Wenn einer von ihnen mal scheisse redet, dann isses halt so! Jeder labert halt irgendwann mal scheisse, auch ein Gutmensch! In jedem stecken doch irgendwo Hassgefühle und Menschenfeindliche Tendenzen! IN JEDEM!! Auch in Reggaefans, Reggaemusikern, Schwulen, Lesben, Heteros, Linken, Rechten... Also gibts weder einen Grund hier über die Reggaeszene, noch über die Homosexuellen herzuziehen.. Wie wärs wenn sich mal jeder selbst hinterfragt? In jedem Menschen steckt ein kleiner Hitler, genauso, wie auch die Liebe in jedem steckt! Ausserdem gibts genügend reggaemusik, die auf hasstiraden verzichtet. Z.B. deutscher reggae (da zähl ich gentleman nicht zu...). Checkt doch mal www.surviva.de und dann viel spaß beim Hören und Abregen... Alles wird gut!

  • CP
    coco price

    @dan:

     

    1. "[...] vollgefressene wieße männer[...]" ist eine offensichtlich rassistische formulierung, die, wenn sie in ähnlicher form gegen schwarze geäußert worde wäre, mit sicherheit hier nicht abgedruckt worden wäre. abgesehen davon, dass sie nicht wissen, wer hier weiß und wer hier vollgefressen ist.

     

    2. der aufruf zum mord an schwulen ist alles mögliche, nur ganz sicher keine banalität.

     

    3. auch mir ist kein fall bekannt, in dem solche hetze auf einem konzert in deutschland zu entsprechenden taten geführt hätte, aber es produziert eine gewisse stimmung.

     

    4. in jamaica jedenfalls ist gewalt gegen schwule durchaus keine seltenheit.

     

    5. schwulenhetze ist kein ausdruck jamaikanischer kultur und schon garnicht ausdruck von kolonialer befreiung, im gegenteil ist schwulenhetze die fortführung kolonialer christlicher religion.

     

    6. wenn gentleman aka tillmann otto (als weisser) definiert, was typisch jamaikanische kultur sei und was nicht, steht das in absolut kolonialistischer denktradition, weil es einen essentialismus impliziert a la "dies und das ist essentiell jamaikanisch und das nicht". schwulenhass ist sicher NICHT repräsentativ für jamaikanische kultur

     

    7. wer aufruft, schwule anzuzünden, der meint das nicht im übertragenen sinne, sondern ganz genau so wie er es sagt.

     

    8. menschen, die erzählen, was gottgegeben ist und was nicht, sollten zum arzt gehen.

     

    9. wenn sizzla auch wasserrohre und schulen baut, ist das ganz toll, aber das alleine reicht nicht; das macht die mafia in sizilien auch. es ist im übrigen auch eine selbsteverständlichkeit, dass jemand, der die sozialen probleme seines landes kulturindustriell vermarktet, auch dem land etwas davon zurückgibt.

     

    10. die verquickung von financier der community, hohepriester, künstler und sprachrohr, mäzen, schwulenhetzer, waffenverherrlicher, politischem vertreter und gangster in einer person ist genau das, was dafür sorgt, dass jamaica es nie schaffen wird, sein postkoloniales erbe abzuwerfen, weisser mann hin oder her.

     

    11. die enttäuschung in der deutschen szene über die ganze geschichte rührt daher, dass reggae seit jahrzehnten - sicherlich romantisiert und verklärt und in unkenntnis der sozialen umstände in der karibik - als aufruf zu toleranz und verständigung verstanden worden ist (alpha blondy: black and white we are all the same!)

     

    12. ich finde es vollkommen in ordnung, wenn der aufruf zum mord an minderheiten mit einreiseverbot belegt wird.

     

    13. sexualität ist privatangelegenheit.

     

    14. sexualität ist privatangelegenheit.

     

    15. sexualität ist privatangelegenheit.

  • K
    Kommentator

    @Gentleman:

     

    Dein Gelaber ist sauhohl, weswegen ich es auch nur knapp bis zur Hälfte gelesen habe.

    1. Was dein Vater und Sizzla denken ist keine Legitimation für Menschenhass. Gerade der Pfaff hat da die fresse zu halten.

     

    2. Ich weiß um den kulturellen Hiuntergrund des Schwulenhasses auf Jamaica, weswegen ich gegen JEDE Unterdrückung bin.

     

    3. ICh weiß auch um den deutschen hintergrund der Homophonbie im 3.Reich.

     

    4. Jede Form von Homophobie gehört überall vergolten. Im Iran, In Jamaica und in Deutschland.

    Buttersäure und Konzertverhinderungen können da nurt der Anfang sein, euch homophoben und (schwarzen) Rassisten (inkl. weißen Sympathisanten) aufzuzeigen, was ihr seid.

     

    One Love!

  • KF
    klaus f.

    wer zuerst sagt "ich verurteile gewaltaufrufe gegen schwule" und dann siebenhundertmal "aber" dranhängt, dem glaube ich den ersten satz nicht mehr.

     

    ob die schwulen, die in jamaika vom mob mit benzin übergossen und angezündet werden, wohl wissen, dass das feuer zum glück ja nur eine metapher ist?

  • M
    MvD

    Würden also ein paar Nazi-Skins beim nächsten Gentleman-Konzert in, sagen wir, Erfurt die schwarzen Fans vor der Halle aufmischen, dann wäre das zwar irgendwie nicht okay, aber aufgrund ihres kulturellen Hintergrunds (die sind halt so) auch zu verstehen und mit Nachsicht zu betrachten ?

  • GS
    Gottlose Schnecke

    TAZ schafft es mit diesem "running gag"-Thema immer wieder dem Hund auf den Schwanz zu treten auf daß er jault.

  • D
    dan

    so leid es mir tut.

    aber wollt ihr, vollgefressenen, konsumgesteuerten weißen männer euch tatsächlich ein so billiges urteil über menschen erlauben, die tagtäglich ums überleben kämpfen?

    bitte geht doch in die entwicklungsländer, füttert und kleidet die menschen dort.

    sobald ihr es geschafft habt allen ein leben nahe dem europäischen standart zu gewährleisten dürfte es euch möglich sein ihre aufmerksamkeit auf eine solche banalität wie die gleichberechtigung von hetero- und homosexuellen zu lenken.

     

    der unfassbar primitive vergleich zwischen schwarzer homophobie und dem ns- regime stinkt übrigens gewaltig.

     

    war von den tapferen boykotteuren jemals einer auf einem reggaekonzert und sah danach den mordenden mob durch die strassen ziehen und wahllos schwule verbrennen?

  • LK
    Lars Körrecken

    Ich fand das Interview klasse, es hat einmal mehr die Intelligenz und Bedachtheit von Gentleman offen gelegt.

    Was ich nicht verstehe ist diese fast schon faschistoide einstellung der Homosexuellen den "andersdenkenden" gegenüber.

    Ich weiß jetzt schon, dass das ein Riesengeheul geben wird...

    Egal.

    Ich finde die Kirche, (Nicht Gott, oder wer auch immer da oben rumsitzt) zum kotzen, denn sie schlägt Kapital aus der Schwäche anderer.

    Ihre Ansichten kann ich in kaum einem Punkt auch nur ansatzweise teilen.

    Ich hatte, habe, und werde niemals etwas gegen homosexualität haben, warum auch?

    Was mich aber unglaublich ankotzt ist die Art und Weise in der jedes mal, wenn auch nur ansatzweise ein Wort gegen Homosexualität fällt, alle aus ihren Ecken gekrochen kommen und "NS" und "Das ist ja als ob man...." und "ja und hätten WIR nicht damals" schreien.

    Heutzutage fühlt man sich ja schon fast schuldig, NICHT homosexuell zu sein - DAS NERVT!

    Ich glaube das war letztes Jahr, die Miss Texas wurde bei der Miss America-Wahl gefragt was sie von Homosexualität hält. Ihre Antwort war nicht mehr als "Ich bin katholisch in Texas aufgewachsen und ich denke, dass Homosexualität widernatürlich ist".

    Spätestens jetzt fangen alle an vor ihrem PC zu grollen was für ein böses Weib das ist und bla...

    Ist irgendetwas an ihrer Aussage falsch?

    Weiter im Text.

    Haben Schwule in Deutschland denn wirklich Angst vor Herrn Sizzla?

    Das ist doch nur EIN Mann, und die mit Abstand friedlichsten Konzerte meines Lebens waren Raeggaekonzerte.

    Die einzige Gruppierung die ich mir vorstellen kann, die was Sizzla (gegen Schwule) sagt gut finden könnte sind Nazis, und die finden ihn bestimmt total doof, weil er nicht weiß genug ist.

    Es kommt bestimmt noch der Tag an dem die Popmusik im Radio nur noch über homosexuelle Liebe singt, und

    dann werd ich Raeggaesänger, glaubt mir das...

  • BB
    @ Buster

    Bevor Sie hier mit "Aldi und Glotze" kommen (kleiner Intellektueller, was?) differenzieren Sie erst mal. Aber das fällt vielen anderen hier ja auch schwer. Die sogenannten "Reggaekünstler" sagen nicht nur, dass sie Homosexuelle nicht mögen; das wäre auch eine rein persönliche Angelegenheit. Nein, sie rufen zum Hass und zur Gewalt bis zum Mord auf. Wenn sie das in Jamaika tun, ist das bedauerlich. In Deutschland möchte ich solche Aufrufe aber nicht haben - egal von wem und gegen wen.

  • L
    LeO

    Kinners, man muß sicherlich nicht immer den angeblichen "Gegner" in- und auswendig kennen. Wie sehr jedoch so mancher Kommentator hier mit Halb- oder gar keinem Wissen glänzt und meint, mit Vorurteilen gegen Vorurteile punkten zu können,ist erschreckend. Und mein lieber DAYAN: der NPD- Vergleich ist nicht etwa provokant, sondern strunzdumm...

  • B
    Buster

    @Hans Maulwurf

     

    Es hat auch jeder das Recht zu sagen, daß er Ausländer nicht okay findet. Auch wenn ich die Ansicht nicht teilen würde, verboten ist es nicht und das ist gut so.

     

    Gentlemen will, vielleicht tw. etwas unbeholfen, nur auf die Diskursmacht des Westens hinweisen. Der Sizzla hat sogar Waffen? Eine Gang auch noch? Und dann singt er auch noch homophobe Texte? Wie abartig!

    Sonnt euch darin wie tolerant und aufgeklärt ihr seid, und dann setzt euch wieder vor die Glotze und kauft bei Aldi ein.

  • VV
    Volker Vonssen

    "Ja, aber wir reden hier von einer anderen Kultur ... Oder im Iran gegen Kopftücher protestieren. Genauso wenig kann ich etwas gegen die Homophobie auf Jamaika tun" - ja ja, so ist das nun mal in Diktaturen... schrieb ich Diktaturen? Menno, voll verschrieben, ich meinte doch in anderen Kulturen!

  • D
    didi

    Eine homophobe Kultur muss ich nicht tolerieren. Wenn Schwulenhass zur jamaikanischen Kultur gehört, dann gibt es keinen Grund, dies Kultur auch nur einen Deut zu tolerieren oder zu fördern. Im Gegenteil.

     

    Ein Vergleich mit der katholischen Kirche oder dem Islam wird der sache nicht gerecht. Zunächst gilt immer folgender grundsatz: Es gibt keine Gleichheit im Unrecht. Ich kann also die Sexfeindlichkeit des Vatikan nicht mit der Schwulenfeindlichkeit der Kamaikaner gleichsetzen. Zweitens: Mir ist noch nie ein Aufruf des Vatikans zum töten von Schwulen begegnet. Der Islam ist betreffend die Scharia allemal indiskutabel.

  • M
    MKG

    Zu einigen Kommentaren hier kann ich nur den Kopf schütteln.

     

    Anstatt aus der sicheren Deckung des Elfenbeinturms moralinsaure Geschosse abzufeuern, sollten einige Apostel hier mal ihren Hintern hinaus in die Realität bewegen, um zu sehen wie die Welt in der Praxis aussieht.

     

    Genausogut könnte man argumentieren: Wenn Dir die Rechte der Homosexuellen so wichtig sind - dann fahr doch nach Jamaica und bekämpfe die Vorurteile vor Ort.

    Dafür reicht die Sympathie aber dann doch nicht, hm?

     

    Natürlich ist jede Art von Phobie Scheisse. Aber, auf eine Kultur einzuprügeln die von weissen, viktorianisch-konservativen Missionaren (oder noch schlimmer) geprägt wurde, ist ja wohl der Lacher schlechthin.

     

    Meiner Meinung nach ist es eher kontraproduktiv eine moralische Position einzunehmen, und den Gegner durch Boykott auszuschliessen. Das schweisst diese eher noch zusammen.

     

    Unsere Aufgabe wäre einen Dialog aufzunehmen und allmählich, und vielleicht sehr langsam, Verständnis und Toleranz zu erzeugen.

     

    Irgendwann kommt die Aufklärung in allen Köpfen an.

     

    MKG

  • EB
    Erwin Brandenburg

    In vielen Ländern, sogenannten christlichen und auch islamischen, habe ich erlebt, daß junge Männer und Jugendliche wegen Mädchenmangel selbstverständlich Sex mit ihren Freunden haben, aber nie und nimmer auch nur ein Wort darüber verlieren. Man darf fast alles tun, aber nicht darüber reden. Der Akt findet dann auch schweigend statt, und man spricht danach nicht darüber.

    Die heftige Ablehnung der Schwulen in Jamaika spricht nicht für eine neutrale Haltung, die man erwarten dürfte, wenn kein "Interesse" vorhanden wäre. Es ist einfach auch wenig Klarheit und Ehrlichkeit sich selber gegenüber. Für den Ruf und die Öffentlichkeit gibt man sich als Macho. Dumm und unreif diese Haltung, oder?

  • J
    Jonny

    Der "weiße Mann", der vor Jahrhunderten die schwarzen Sklaven missionierte ist also ultimativ daran schuld wenn Jamaikaner homophob sind?

    Dann muss Afrika vor 400 Jahren ja gerade zu ein Paradies für Schwule gewesen sein.

    Oh man, der Typ labert so einen Schwachsinn...

    Der sollte mal ganz schnell wieder mit dem Gras rauchen anfangen, anscheinend hat seine Abstinenz seinen IQ nicht gerade gefördert...

  • I
    Izmir_Übel

    Gentleman, ein scheinbar intellektueller Fels in der Reggaebrandung- mit einem einzigen Interview zu einem Häufchen Irrsinn zerstoben.

    "Aber im Schnitt kommt das auf Jamaika nicht häufiger vor als, sagen wir, in Russland oder im Iran."

    Na dann bin ich ja beruhigt.

    "Der Papst sagt das Gleiche wie ein Sizzla, nur in einer anderen Form."

    Das ist mal eine glatte Lüge.

    Suchen Sie sich andere Freunde, wenn Sie denn bei den Ihrigen immer und immer wieder gegen eine Wand laufen.

    Nach diesem Interview glaube ich allerdings eher an das alte Sprichwort: Gleich und gleich gesellt sich gerne.

  • KS
    King Schmalhans

    OK OK, Gentleman hat mal die Hosen runtergelassen und gezeigt wie volontaristisch er sein kann, in Anbetracht der Wichtigkeit seines eigenen PR-Outputs. Da windet er sich schon ganz gut, um den Sizzla-Move zu rechtfertigen. Aber das mal beiseite, müsste hier eines mal klar gestellt werden:

    Ja, es ist richtig: Reggae ist immer falsch verstanden worden, vor allem von den nicht-jamaikanischen, nicht-britischen, und natürlich auch den deutschen "Fans":

    Zu glauben, Reggae sei nur spirituell und alles, was die Reggae-Kultur hervorbringt sei folglich so zu lesen, ist gänzlich falsch. Die spirituelle Richtung des Reggae begann erst ab ungef. 1972/73 und repräseniert nur ein Fragment dieser Kultur. Rastafarianismus und Reggae sind dissoziabel und wer wie ich Claudette and the Corporations "Skinhead a bash dem" kennt und einzuordnen weiss, dem wird nicht unbekannt sein, das Reggae und Ska nicht kongruent mit diesem weissen mittelklassen Hippie-Konsens war und ist, für den viele diese Kultur heute halten.

    Fakt ist, dass in den späten Sechzigern weisse (britische) und schwarze (jamaikanische) Skinheads auf Pakistanis eindroschen (Paki-Bashing) und das, selbst damals, ca. 1969, wo -trotz Paki-Bashing und Homophobie- die Skinhead Szene (noch) nicht teilw. Nazi-mässig drauf war, die Reggae-Kultur für alles Mögliche stand, nur nicht für Peace & Love.

    Von daher besteht hier erstmal ein generelles Missverständnis von jamaikanischer Upbeat-Kultur. Weitergehend bleibt zu sagen, dass jemand, der annimmt, schwarze- oder sonstwelche als irgendwie "ethnic" rezipierte Musik oder Subkultur sei per se anti-rassistisch, alternativ oder in irgendeiner Weise kongruent mit der politisch korrekten Vision sog. "ethnischer" Kultur, wie sie im bürgerlichen Alternativismus vorherrscht, ist selber von rassistischen Vorurteilen nicht frei.

    Gentleman's Versuch Sizzla et al vom Vorwurf der Homophobie und des Sexismus reinzuwaschen ist überaus erbärmlich. Ganz selbstvertändlich ist die Rastafari-Kultur homophob und sexistisch. Vielleicht nicht in Bayern, beim hochgeschätzten Hans Söllner. Aber in Kingston sehr wohl. Das betrifft nicht alle Repräsentanten des Kults, aber durchaus Einige. Dass der Rastafari-Kult hingegen zwingend mit Reggae etwas zu tun hat, stimmt hingegen nur bedingt. Die allgemeine Religiösität des Reggae und dessen Spiritualität sind konstrukt. Genauso, wie eine etwaig allgemein zu konstatierende politische Unkorrektheit.

    Im Reggae gab und gibt es interessante sozialistische Künstler wie Derrick Morgan, Delroy Wilson, Big Youth, The Ethiopians, Prince Buster oder Max Romeo; Anti-Rassismus wie bei den Heptones usw., Feminismus wie z.B. bei Phyllis Dion und sogar Statements gegen Homophobie wie jüngst bei Buju Banton. Aber es gibt natürlich auch Sexismus und Homophobie wie neuerdings in der Ragga und Dancehall-Kultur zu sehen. Da steht mancher in der Roten Flora in Hamburg unter Umständen blöd da, aber das ist -leider- auch die Wahrheit. Und alles, was hier nicht differenziert, macht sich zum Komplizen der Sexisten, der Rassisten, der Homophoben. Ja, auch einer, der nur eindimensional, stets das Gute im sog. Ethnischen vermutet ist auf seine Weise ein Rassist und ein Gentleman.

  • Q
    quame

    Und was halten die Herren von seinem Kommentar, dass " Nazi Aufmärsche von Steuerzahlern finanziert werden"? Da hat er doch Recht. Und die sind, soweit ich weiss, auch nicht besonders tollerant Schwulen gegenüber!

     

    Ist halt ein komplexes Thema.

    Ich finde aber, er liegt da mit seiner Argumentation gar nicht so falsch.

  • IA
    I and I

    Ich finde auch, dass es unverträglich ist, die Intoleranz und Unterdrückung in der ganzen Welt einfach zuzulassen. Deswegen unterstütze ich auch den Afghanistaneinsatz der Bundeswehr, da man die Taliban nicht an die Macht lassen darf. Andernfalls würden Homosexuelle dort nämlich nicht nur diffamiert, sondern gesteinigt oder erhängt werden.

     

    Eigentlich sollte man die Afghanen sowieso ganz umerziehen und ihnen ihre reaktionären und patriarchalischen Ansichten möglichst schnell austreiben. Wenn sie das nicht mit sich machen lassen, bin ich für einen Boykott afghanischen Opiums.

  • T
    Thadea

    ,,Manche Rapper, die genauso schwulenfeindlich sind und in ihren Texten Frauen verprügeln, werden gesellschaftlich anerkannt. Oder eine NPD, die auf der Straße ihre Parolen brüllt, wird dafür auch von meinen Steuern finanziert. Und gleichzeitig landen irgendwelche Reggae-Platten auf dem Index. Das macht für mich keinen Sinn"

     

    Hä ??

     

    sorry aber das hab ich schon im Kindergarten gelernt;

    Nur weil ein paar Kinder in der Gruppe Dummheiten anstellen, heisst das doch nich, dass andere Kinder auch Dummheiten anstellen dürfen ...

     

    Die Nazisdemos sind zwar erlaubt, aber ganz und garnicht toleriert. Selbst wenn Sizzla in Deutschland auftreten darf, ist und bleibt seine Aussage menschenfeindlich.

     

    ...

    ich würds mir auch nicht ins Haus holen.

  • S
    Sascha

    Gentleman, wäre ein solcher, wenn er sich dafür einsetzen würde, dass die Vorurteile gegen Homosexuelle abgebaut würden. Meines Erachtens wurden noch keine Rastas von einem Lynchmob umgebracht, unter den Augen der Polizei! Und da kann man auch nicht mit der kolonialistischen Keule um sich schlagen!

    Kiffen verdreht die Realität! Mal wieder ein Beweis dafür, dass Kiffen abstumpft und als Spiritualität bezeichnet wird!

  • S
    sauerkreatur

    tja lieber gentleman, da hast du dem reggae wohl eine bärendienst erwiesen. volker beck ist ja nun wirklich nicht das problem an der geschichte...

     

    klar gibt es im reggae schwulenfeindlichkeit, was scheisse ist und traurig macht; klar ist aber auch, dass nicht der reggae die wurzel dafür ist, man seine energie also auf komplexere sachverhalte richten sollte. Doch: wenn wir eine tolerante gesellschaft sind, müssen wir auch das recht haben, auftritte in denen schwule verbal verbrannt werden - und sei es nur aufgrund unserer beschränkten übersetzungsleistung - zu verhindern. Wenn wir aber eine tolerante gesellschaft sind, sollten wir auch künstlern, die besserung gelobt haben, nicht texte aus den neunzigern nachtragen (solange sie nicht singen "rastaman na apologize!")

     

    grüße von einem der sich heute dafür schämt vor zehn jahren "burn the chichi man" mitgesungen zu haben, ohne zu wissen was er eigentlich sagt...war einfach n geiler song

  • D
    Dayan

    Ich finde es gut und bemerkenswert, ja geradezu löblich, wenn Sizzla in Jamaika sich so verhält wie es Gentleman uns wissen lässt:

     

    "Auf der anderen Seite macht er auf Jamaika mehr als so mancher Politiker, er lässt Wasserleitungen legen oder Schulen renovieren."*

     

    Das ist an sich ein wirklich tolles Engagement, und so ist er doch schon auf einem guten Weg, den er weiter ausbauen sollte.

     

    Solange dieser aber aufgrund seiner m. E. sehr rudimentär ausgeprägten emotionalen Intelligenz (über die geistige kann ich nicht urteilen) weiterhin ewiggestrig bleiben möchte, haben dessen Hetzgesänge gegen Minderheiten hier nichts verloren, die einzig und allein darauf abzielen, unter dem Deckmantel der Religiosität hinterwäldlerisches Machotum wieder hoffähig machen und festigen zu wollen.

     

    Ob mir Reggae liegt oder nicht, ist Nebensache. Willkommen ist mir so ein Vertreter hier jedenfalls nicht.

     

    Es gefällt mir zudem außerordentlich, wenn MdB Volker Beck dafür sorgt, dass solchen Leuten das Einreisevisum verweigert wird. So soll es sein!

     

    * Ähem, dass die NPD mit ähnlichen Aktionen, wie z. B. Seniorenbetreuung, Jugendarbeit etc. Mitgliederwerbung betreibt scheint mir nur ein Zufall zu sein, wenn ich in dem Handeln Parallelen erkenne.

     

    Ein Schelm, der Arges dabei denkt...

  • R
    Rainer

    Jeder hat das Recht auf freie Meinungsäußerung, solange die Raegekünstler nicht anfangen Schwule zu prügeln oder umzubringen müssen wir eben damit leben.

     

    Die Ländern in denen auf Homosexualität noch immer die Todesstrafe steht haben unseren Zorn eher verdient.

     

    Uneingeschränkte Tolleranz sollten die Reggaeleute mit ihrem Verhalten natürlich auch nicht bekommen.

  • NM
    nestor m

    überidendifikation ist das stichwort bei den kommentatoren hier,aber ganz derbe.

    ich bin nicht schwul-und das ist auch wunderbar so!!

    meine güte,sobald man nicht pro-gay ist,ist man der feind oder was? sich anmaßen die eigenen kulturmaßstäbe als leitkultur-weltweit-zu einzuführen-dafür ist kulturimperialismus noch ein zu nettes wort!

    darüber sollte evtl. mal nachgedacht werden...aber nein, der homophobe poster

  • C
    chris

    dochdoch, stimmt schon. sexistische, gewaltverherrlichende rapper - gesellschaftlich sowas von anerkannt. und auch die npd sonnt sich seit jahren im freundlich-warmen licht der öffentlichkeit. nur die armen reggae-künstler kriegen auf den deckel - wo doch lieber mal eine philologisch differenzierte analyse ihrer flirrend-mehrdeutigen texte am platze wäre. was nun aber jenseits solcher dummheiten das nervigste an der argumentation gentlemans ist: die herablassende haltung, die darin besteht, der jamaikanischen kultur das beharren auf homophobem, halten zu gnaden, scheissdreck deshalb zuzugestehen, weil man ihr von vornherein die möglichkeit der transformation abspricht. hauptsache, der weiße mann schleppt nach seiner bibel nicht auch noch postmodernen relativismus ein. das ist ja nicht so gut für bekiffte ursprünglichkeitsromantik.

  • M
    Martin

    Sehr gutes Interview. Gentleman ist ja wirklich mal selten daemlich,

  • D
    denninger

    Ok, "King of Babylon" wenn Du meinst, "Aufrufe zu Gewalt muss man nicht tolerieren, freie Meinungsäußerung schon" dann darf der Denninger auch "88" und das "Horst-Wessel-Lied" grölend die Ausweisung aller "Ausländer" fordern.

    Ist ja nur "freie Meinungsäußerung", nicht wahr?

    Gut dass der Gesetzgeber und die Justiz das nicht so sehen!

    Was die Leute in Jamaika reden oder singen geht mich erst einmal nichts an. Sie sind aber der Meinung, auf Grund ihrer "Kultur" diesen Mist auf der ganzen Welt verbreiten zu dürfen. Und das geht mich dann doch etwas an.

    Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist verwirkt, wenn andere dadurch diskriminiert werden.

  • Y
    Yoboo

    ...also meine Gentlemen-CDs sind so grade in dem Mülltonne gegangen und den Bericht werde ich morgen mal im AZ an die Pinnwand pappen.

     

    Er sollte mal ein wenig überlegen, ob Raggae wirklich "Weggucken und Missstände ignorieren, um die Welt schön zu singen" ist -

    Da hat er wohl was falsch verstanden.

     

    Jemand der es für akzeptabel hält, dass homophobes Gedankengut veräußert wird, ist für mich inakzeptabel.

    Und da kann man sich nicht mit einem "Kulturkreis" heraus reden.

    Dann muss ich ab morgen auch die braunen SchulhofCDs für "akzeptabel" halten;

    denn Nazis sind halt "auch nur ein anderer Kulturkreis".

     

    Ekelig!

    Ein wenig mehr Profil wäre mal angesagt!

     

    Nachsatz: Nein, nicht der "weisse Mann" hat die "böse Bibel" nach Jamaika gebracht.

    Die Jamaikaner haben sie akzeptiert... schliesslich war der weisse mann ja ein anderer Kulturkreis...

  • R
    reggae

    aber wie kann man auf den abwegigen gedanken kommen, dass man durch Auftrittverbote oder Einreiseverbote irgendetwas an der Grundhaltung in Jamaika ändern könnte.

     

    das schürt doch nur die Abneigung??!!

     

    ich kann mir nicht vorstellen das das zu einer Besserung beiträgt.

  • A
    anna

    Zitat:

    "Aber natürlich hat auch jeder das Recht zu sagen, dass er Homosexualität nicht okay findet oder dass er das mit seinem Glauben nicht vereinbaren kann."

     

    Und wenn einer es mit seinem Glauben nicht vereinbaren kann, dass Frauen keine Menschenrechte besitzen sollen, Kinder von den Vätern misshandelt werden dürfen oder schwarze Hautfarbe irgendwie nicht okay ist, dann ist für diesen Mann auch noch alles in der Reggae-Butter?

     

    Nein, Mann, ist es echt nicht. Überhaupt nicht und kein bißchen.

    Und Synapsen sind zum Benutzen da.

  • S
    Schwuler

    Na klar, knallt mich einfach ab, wenn's für die Kultur ist...

  • S
    ösizecke

    Oh Mann Gentleman, ich bin echt enttäuscht, dachte ich doch, dass du mehr politisches Bewusstsein hast. Natürlich würde ich im Vatikan keine Kondomautomaten aufstellen. Aber wenn der alte Mann in dem hübschen Kleid (also der Dings, der Ratzinger) hierzulande gegen Kondomautomaten wettern würde, würde er Stress kriegen. Genauso wie die bekloppten homophoben Christen hier Widerstand zu spüren kriegen, wenn sie sich aus ihren Löchern trauen (sh. Christival). Und du kannst auch davon ausgehen, dass die Menschen, denen Sizzlas homphober Mist auf den Keks geht, sich auch für Frauenrechte im Iran einsetzen. Und wäre es für dich ok, wenn Ahmadinejad bei seiner nächsten Deutschlandtour (die ja wem auch immer sie Dank auch nicht stattfindet) dazu aufrufen würde, Israel zu vernichten und Ehebrecherinnen zu steinigen? Weil das halt seine "Kultur" ist? Mal ganz abgesehen davon, dass du ja selber einräumst, dass die Proteste offensichtlich Wirkung zeigen. Hey, Menschenrechte sind universell. Oder bezieht sich "Respect", der ja ständig im Reggae verbalisiert wird, nur auf diejenigen, die ihre Dreads unter einem Turban tragen?

    Also denk bitte nach, bevor du so einen kulturalistischen Scheiß absonderst. "Der Jamaicaner ist nun mal homophob". Das ist doch, wie Hans Maulwurf und andere richtig anmerken, nix anderes als zu sagen: "Der Neger ist nun mal faul."

    @Muffin: Zu behaupten, Jamaica hätte die Fesseln des Kolonialismus abgestreift, ist ja wohl der Brüller. Wie (fast) alle ehemaligen Kolonien kämpft auch Jamaica natürlich immer noch mit den Folgen des Kolonialismus (unter anderem mit dem, was Missionare den Leuten da an Müll ins Hirn gepredigt haben) und der Realität des neokolonialen Kapitalismus.Oder habe ich da die Ironie übersehen?

  • E
    Elenie

    Was will dieser Herr uns sagen? "Ich hab' nichts gegen Schwule aber wenn andere sie umbringen wollen finde ich das o.k."?!

    "Gentleman" ist wohl das Gegenteil eines Gentleman, er ist eher einer von den Leuten die sich nicht trauen zu ihrer eigenen Homophobie zu stehen und deshalb solche wiederwärtigen Interviews geben.

  • DD
    der dude

    Bei allem Verständnis für die jamaikanische Kultur ist die Bezeichnung Homophobie für die Situation in Jamaica doch stark untertrieben!

    Zwar hat sich in den vergangenen Jahren meiner Beobachtung nach die staatliche Gewalt sowie die öffentliche Hetze, bis hin zu wörtlichen(!) Mordaufrufen im Radio verringert, letzteres allerdings geschah durch ein generelles Verbot von jeglichen sexuellen Texten im Radio und das Verbot von CD Playern in öffentlichen Verkehrsmitteln. Dieses Verbot wird nach ausgehöhlt und die verbotenen Worte durch neue Metaphern und Vokabeln ersetzt.

    Meiner Beobachtung nach handelt es sich in aller Regel in diesem Land um eine naive Homophobie, ich behaupte, dass ein Großteil der Bevölkerung überhaupt kein Verständnis dafür hat, um was es eigentlich geht.Aufklärung tut da Not. Gentleman selbst hätte da durchaus einen großen Einfluss in Jamaica aber solche Äußerungen sind meiner Ansicht nach kontraproduktiv!

  • DI
    Dancing In The Dirk

    Ich kann die Argumente Gentlemans nachvollziehen, die Argumente der offensichtlichen Gegner aber ebenfalls.

     

    Trotzdem gebe ich Gentleman recht, dass es sich um eine, wenn auch sehr vertrackte, Frage der Kulturen handelt, nur im Übrigen mit dem seltsamen und nicht einordenbaren Beigeschmack der Verständlichkeit einer anderen Kultur gegenüber.

     

    Man muss weiter ausholen, um das ins Verstehbare zu rücken: Europäer sind sicherlich (zumindest in vielen Dingen und im Allgemeinen) toleranter als die Gesellschaften anderer Kontinente. Hier hat es Punk gegeben, die Ursprünge des Heavy Metal und diverse andere Genres mit ganz klar sehr aggresiven Ansätzen in Wort und Musik. Wenn man mir als Europäer vor Jahren mit einem Marylin Manson als DER Schockrocker kam, musste ich müde gähnen. Letztendlich jedoch verstehen und tolerieren wir Europäer problemarm krude Aggressivität, bis hin zu Menschenverachtendem (Slipknot [People=Shit]), wenn man es denn so verstehen will.

    Was machen uns - um der Sache musikalisch näher zu kommen - uns denn Scharen von Gangstarappern außer kopfschütteln? Würden wir einem Ice Cube noch irgendwo den Auftritt verbieten, nur weil der mal ab und an Polizisten erschießen, verbrennen, verkloppen, steinigen ... - was weiß ich - will?

    Würden wir Slayer den Auftritt verbieten, nur weil sie mit umgedrehten und brennenden Kreuzen und ein klitzekleinwenig Hass auf Religionen hantieren? Usw. Da laufen dann ein paar seltsame Vereine mit Kerzen rum und die Lokalpresse hat für zwei, drei Tage Stoff, aber das interessiert - zurecht - sonst niemanden.

     

    Kurz und gut: Was tun Sie denn bitte gegen die Vollstreckung von Todesurteilen in China? Gegen religiöse Beschneidungen, teilweise in Ihrer Stadt? Was macht bei diesem Wege die Bescheidung eines Jungen weniger verurteilenswert als die eines Mädchens? [... setzen Sie sich bitte gedanklich einfach diverse andere Unrechte auf dieser Welt ein.] Und warum glauben Sie, dass man Ihre Religionen in den Ländern, die Sie so bereisen akzeptiert? Warum regen Sie sich denn auf, wenn mal irgendwer an der türkischen Riviera wegen der versuchten Mitnahme eins Steines vom Strand inhaftiert wird?

     

    Ich bin selbst auf Jamaika gewesen - Gentleman sicher weit öfter - und hatte bereits den Eindruck, dass diese Homophobie tief verwurzelt ist. Woher das kommen mag ist zunächst nebensächlich. Denn wenn es denn tatsächlich eine Alarmiertheit der Promoter geben sollte, die zu weniger homophoben Texten führt - fein. Aber habe ich das Problem gelöst? Sind Sie alle dann bereits auf einem anderen Zug unterwegs, weil über Sizzlas, Bujus, Beenies, Capletons nicht mehr geredet wird? Oder die einfach aus der Stadt sind?

     

    Was glauben Sie wieviel Verständnis Ihnen ein Jamaikaner entgegenbringt, wenn Sie ihm auf die Frage nach etwas Kleingeld nichts geben? Für den sind Sie sehr weit gereist und haben entsprechend - und da hat er recht - für seine Verhältnisse sehr viel Geld ausgegeben. Geben Sie alle Ihre jährlichen Urlaubsgelder mal für Projekte zur Toleranz gegenüber Schwulen auf Jamaika aus und zwar den Rest Ihres Arbeitslebens lang. Ich bin mir sicher, dass die Wurzeln zu einem Schwulen gegenüber toleranteren Jamaika sprießen würden.

     

    Im Übrigen dürfte es in Afrika eine ähnlich ausgeprägte Homophobie geben. Warum stört Sie das denn nicht?

     

    Ich bin ganz sicherlich kein Freund dieser Ansichten, wundere mich aber sehr über soviel Unverständnis von einer Gesellschaft, die ihre Homophobie grad erst abzustreifen beginnt. Ich möchte die Gedanken nicht hören müssen, die durch die bundesrepublikanischen Köpfe geistern, wenn die Nachrichten von den CSDs berichten.

     

    Guten Tag.

  • RS
    Reggae statt Rastafari-Propaganda

    Rastafaris sind nichts anderes als eine jamaikanische christliche Sekte die zusätzlich Reggae machen und hören. Nicht anders beschreiben sie sich selbst.

     

    Es gab schon lange bevor Rastafaris ihre christlich-fundametalistischen und homophoben Mordaufrufe verkaufen wollten Reggae. Das war noch gute Musik mit einer positiven Botschaft. In Mordaufrufen sehe ich keine positiven Botschaften und auch keine "Kultur" die ich anerkennen muss.

     

    Und da "Gentleman" so für die freie Meinungsäußerung ist hier meine Meinung zu Gentleman:

     

    Gentleman ist jemand der vorgibt Homophobie abzulehnen aber gleichzeitig meint man müsse die tolerieren das in Jamaika Schwule getötet werden nachdem Musiker zu Morden aufrufen. Wenn das eine Kultur sein soll dann bin ich gerne intolerant.

     

    In England gibt es auch Nazis die zu Morden an Jamaikaner aufrufen. Soll ich nach Gentleman diese britische "Kultur" nun auch tolerieren?

     

    Wenn er sich schon beschwert, daß ZITAT "ein Volker Beck" ZITAT ENDE sich für ein Auftrittsverbot einsetzt, dann lese ich schon seine homophobe und manipulative Meinung heraus. Auftrittsverbote gabs auch in anderen Ländern und da haben nicht nur Leute wie "ein Volker Beck" diese Verbote befürwortet.

  • B
    Benjamin

    Du lieber Himmel, was fuer ein Stuss! Das ist so grotten-dumm, dass braucht man ja eigentlich nicht mehr zu kommentieren (die Mehrheit der hier geposteten Kommentare kann ich auch unterschreiben).

     

    Das tut schon immer weh, wenn jemand der schoen singen kann dann nachher so einen Mist verzapft. Aber weder Bildung noch Intelligenz sind eben zwingende Voraussetzungen fuer eine Karriere im Musikgeschaeft. Wie hies dass frueher: "Si tacuisses, philosophus mansisses"...

  • R
    rajas

    > Auf der anderen Seite macht er auf Jamaika mehr als

    > so mancher Politiker, er lässt Wasserleitungen legen

    > oder Schulen renovieren. Das wird von seinen

    > Kritikern komplett übersehen.

     

    Und die Antifa übersieht immer das Faschisten so tolle Jugendcamps und Heimatabende abhalten...

  • E
    Egal

    Leute wie Gentlemen für die voraussichtlich ihre Freiheit als Individuum einen recht großen Wert hat, stellen dennoch im Bezug auf andere Kulturen die Souveränität der Kultur, Nation oder des Staates weit über die des einzelnen. Merkwürdig...

  • D
    DiversityAndEquality

    Bedauerlich, dass die taz dieser widerlichen Demagogie auch noch eine Plattform bietet.

     

    Der Herr "Gentleman" hat ein äußerst fragwürdiges Verhältnis zu Faschismus, Rassismus und Xenophobie insgesamt, insbesondere für jemanden, mit dem sich Musik-Konzerne schmücken wollen.

     

    Da wird deutlich, dass man sich in dieser ach so liberalen Branche mit Schwulen weiterhin Dinge erlauben kann, die bei jeder anderen gesellschaftlichen Gruppe völlig undenkbar wären!

     

    Umso erschreckender, dass viele Klemmschwestern auf allen Ebenen der betreffenden Konzerne auch noch bereitwillig an diesem Heterrorsexismus mitwirken!

  • Z
    zalog

    Mich stört diese Doppelmoral auch. Nur weil jemand aus dem Jamaika stammt, darf er gegen Schwule hetzen? Und hier im Forum wird das auch noch verteidigt.

  • S
    schlegel

    Nach Meinung von Herrn "Gentleman" müssen wir den Hass auf Schwule auf Jamaika tolerieren, weil es dort eine andere Kultur ist. Was für ein Schwachsinn! Nach dieser kruden Logik müßten wir auch Gewalt tolerieren.

     

    Schul an diesem blöden Machogehabe ist natürlich auch jemand anders. Nämlich der weiße Mann, der die Bibel gebracht hat. Ohne die Bibel wäre Jamaika sicher das Paradies der sexuellen Toleranz.

     

    Wo wir Hass auf keinen Fall tolerieren sollten ist in Deutschland. Das gilt auch für den "spirituellen" Sizzla. Und um bei dem dummen Beispiel "Ich kann ja auch nicht Kondomautomaten im Vatikan aufstellen. Oder im Iran gegen Kopftücher protestieren" zu bleiben. Genau, und aus diesem Grund kann Sizzla samt seinem Hass auch sein Geld woanders verdienen.

  • P
    Peter

    Mich stört eher die Doppelmoral dieses Reggae Künstlers, es sieht es aus als wenn er die Intolleranz in dieser Gruppe auch noch verteidigen möchte.

     

    Einem rassistischen Deutschen begegnet man ja auch nicht mit Verständnis wegen des kulturellen Hintergrunds. (Die NS-Zeit mein ich.)

  • HM
    Hans Maulwurf

    "Aber natürlich hat auch jeder das Recht zu sagen, dass er Homosexualität nicht okay findet oder dass er das mit seinem Glauben nicht vereinbaren kann."

     

    Ist genauso rassistisch wie:

     

    "Aber natürlich hat auch jeder das Recht zu sagen, dass er Ausländer nicht okay findet oder dass er deren Anwesenheit mit seinen Ansichten nicht vereinbaren kann."

     

    Tritt Gentleman also auch demnächst für die Rechte von Nazis ein?

  • KO
    King of Babylon

    Freut mich, dass ihr auch mal einen Künstler zu Wort kommen lasst.

     

    Aufrufe zu Gewalt muss man nicht tolerieren, freie Meinungsäußerung schon.

  • F
    Flo

    "Aber natürlich hat auch jeder das Recht zu sagen, dass er Homosexualität nicht okay findet oder dass er das mit seinem Glauben nicht vereinbaren kann."

     

    Na klar, dann singe ich demnächst ein Lied, von schwarzen Unter-Rassen, verbinde das mit einer netten Forderung nach mehr Holocaust und setz ne Zerstöre-Jamaika-Melodie oben drauf. Das müsste dieser Gentleman ja demnach auch völlig okay finden.

     

    Doppelmoral ist für mich Platten mit Charity- und HeileWelt-Bezug zu machen und verkaufen zu wollen und dann eine krasse, menschenrechtsfeindliche Intoleranz verteidigen.

  • A
    Aufrechtgehn

    Klasse Interview, vielen Dank dafür! Und in einigen Punkten bringt Gentleman, den ich als Musiker übrigens auch sehr schätze (auch wenn Reggae per se nicht so mein Ding ist), auch gute Argumente. Er hat zum Beispiel völlig Recht, wenn er sagt, dass Sizzla in der Quintessenz auch nix anderes sagt als der Papst und dass es merkwürdig anmutet, dass man hier mit Verboten reagiert und bei der katholischen Kirche nicht. Es wird also mit zweierlei Maß gemessen, da weist Gentleman richtigerweise darauf hin.

     

    Als schwuler Mann würde ich mir solche scharfen öffentlichen Reaktionen, wie sie bei Sizzla-Konzerten mittlerweile erfolgen, nämlich auch bei Äußerungen aus dem Vatikan (oder deutschen Bistümern) wünschen. Denn natürlich können homophobe Texte nicht einfach so hingenommen werden, würde Sizzla in Frankfurt auftreten wollen, stünde ich also auch vor der Location und würde protestieren.

     

    Das ist auch nicht mit der jamaikanischen Kultur zu entschuldigen. Ohne massiven Druck von außen und Proteste regt sich da nämlich nichts, und wären die Schwulen in den USA und Deutschland nicht in den Siebzigern und Achtzigern auf die Straße gegangen, sähe es bei uns heute auch noch ziemlich finster aus.

     

    Verbote finde ich dennoch falsch - denn das ist Zensur. Und die ist immer und ausnahmslos verkehrt. Aber wenn es Gegendemonstranten gelingt, ein Sizzla-Konzert zu verhindern, freue ich mich natürlich trotzdem. Denn so lange der Mann Gewalt gegen Schwule predigt, ist er mein Feind und muss bekämpft werden. Das gilt aber natürlich auch für Gestalten wie Bushido und Konsorten.

  • H
    HubertAitken

    In den Kommentaren höre ich heraus, dass viele Intollerant gegenüber anderen Meinungen sind und diese überhaupt nicht nachvollziehen wollen.

     

    Nach dem bei Linken sehr beliebten Motto, willst du nicht meiner Meinung sein - schlag ich dir den Schädel ein.

     

    Ich kann mit jemanden befreundet sein, der in manchen Punkten anderer Meinung ist als ich und mich auch darüber mit ihm auseinandersetzen.

     

    Intolleranz ist es, wenn man dazu nicht in der Lage ist!

  • C
    Christian

    Also als diese Meldung heute in der schwulen Presse aufgetaucht ist, dachte ich, ich lese nicht recht. Ich habe den Gentleman eigentlich immer für einen niveauvollen, klugen und toleranten Ausnahmekünstler gehalten. Das ist dann wohl jetzt vorbei.

     

    Ist echt ne Kunst so einen geistigen Stumpfsinn von sich zu geben. Der Gute stellt also "Sitten und Gebräuche" und "kulturelle Besonderheiten" über unveräußerliche Menschenrechte ja? Nicht schlecht, die geistige Schieflage ist nen echter Hammer.

     

    Mich würde mal interessieren, wie die Welt heute für ihn aussehen würde, wenn zur Zeit des 2. Weltkriegs die Welt so über Nazi-Deutschland gedacht hätte: "Lasst die mal machen, die sind halt so!". Mh?

     

    Nebenbei denke ich, dass Gentleman ehr um seine wirtschaftliche Lage bangt. Je weiter seine Musik durch Kritik vom Mainstream ausgegrenzt wird, desto weniger wird er wohl verdienen.

  • M
    Matthias

    Ein sehr gutes und sehr hilfreiches Interview. Es bestätigt noch einmal, wie gefährlich Leute wie Sizzla tatsächlich sind. Und so homophob die Äußerungen des Papstes auch sind, sie rufen dennoch niemals zur Gewalt auf. Zu behaupten, dass Gewaltaufrufe bloße Metaphern sind, ist wirklich kühn und dreist. Besonders schockierend ist der Hinweis auf Sizzlas Unterstützung sozialer Projekte. Das erinnert an diejenige, die das NS-Regime mit Verweis auf Autobahnen in Schutz nehmen.

  • HP
    Heinz Paul

    Kombiniere Mr. Gentlemen:

     

    weil Sizzla & Co. keine Kondomaten im Vatikan aufstellen und eben auch im Iran gegen Kopftücher nicht protestieren kann, kann er in Deutschland keine Haßomaten aufstellen und auch nicht gegen geltendes Recht verstoßen...

  • A
    adam&steve

    Sicher ist nicht der gesamte Reggae homophob. Doch der Vergleich mit der Kirche hinkt gewaltig. Der Papst lehnt Homosexualität zwar ab, aber er ruft sicher nicht dazu auf Homosexuelle zu töten. Und wer auch immer das nur ein einziges mal von sich gegeben hat, der muss eben damit rechnen, dass er hierzulande, glücklicherweise, ein Auftrittsverbot bekommt.

  • R
    Robert

    Man kann vielleicht nicht die Homophobie in der Welt abschaffen, aber man kann und darf in Deutschland Grenzen setzen. Wenn Menschen aus anderen Kulturen zum Hass aufstacheln oder diesen verteidigen, ist es das Mindeste, diese Leute, wenn möglich, aus Deutschland rauszuhalten. Nach dem Motto: Du kannst vielleicht draußen deinen Hass verbreiten, aber dafür bleibste da auch - draußen.

  • M
    Muffin

    "Ich kann ja auch nicht Kondomautomaten im Vatikan aufstellen. Oder im Iran gegen Kopftücher protestieren."

     

    ein (leider) sehr schlüssiger, wenn auch zynischer, Kommentar.

     

    Großartiger Künstler, der mit vielen Dingen durchaus recht hat. Manche Dinge sind nicht einfach zu verstehen, aber wie können wir so anmaßend sein und über eine Kultur urteilen, die ihre kolonialistischen Fesseln abgestreift hat?

  • MV
    Mit Verlaub,...
  • D
    davidly

    Könnte Gentleman befreundet sein, mit jemand, in dessen Texten von Schwarzhass gepredigt wird (natürlich von jenem Abschnitte abgesehen)?

  • UR
    Udo Radert

    Also die Quintessenz seiner Aussage ist dann wohl:

     

    Es gibt ja noch soooo viel andere Homophobe und solange es die noch gibt, müßt ihr uns auch lassen.

     

    Doch, so ähnlich ist der Tenor bei ihm wirklich.

     

    Und mehr noch, er hält sogar etwas bereit, was sich in Dumm-Deutschland bisher immer als erfolgreich erwiesen hat:

     

     

    ______ZITAT______

     

    "Ja, aber wir reden hier von einer anderen Kultur.

     

    Ich kann ja auch nicht Kondomautomaten im Vatikan aufstellen. Oder im Iran gegen Kopftücher protestieren.

     

    Genauso wenig kann ich etwas gegen die Homophobie auf Jamaika tun."

    _________________

     

    Wenn mans nicht mal versucht sowieso nicht, also das ist schon klar.

     

    Ich meine, *das* da oben, muss man sich doch wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen. - Ganz "prima". :-(

     

    Hätten damals alle, die sich über viele Jahrzehnte dafür eingesetzt haben, dass sich in vielen Dingen (nicht nur in Punkto Homosexualität) etwas ändert, so gedacht und vor allem: so gehandelt, dann wären wir heute sowohl geistig, als auch politisch und kulturell immer noch in den späten fünfziger Jahren stehen - nein "stecken" geblieben.

     

    Manche wünschen sich das ja sogar.

     

    Ich nicht.

  • CP
    coco price

    also die einzige doppelmoral die ich hier erkennen kann ist die vom guten herrn tilmann otto aka gentleman.

     

    ich sing zwar "zünd den schwulen ab, knall ihn ab", aber mein das garnicht so? ich sing verherrlichende texte über waffen und ganggewalt aber mein das garnicht so? ich bau ein wasserrohr und sanier eine schule? das macht die mafia in sizilien auch und wenn man in seiner community der reichste sack weit und breit ist, ist sowas eigentlich eine selbstverständlichkeit, oder? will er dass sizzla dafür einen orden bekommt? der mann hat doch geld wie heu, und er hat die sozialen probleme jamaicas erfolgreich vermarktet. da isses doch auch nicht weiter erwähnenswert wenn er mal was abgibt.

     

    mein papa findet schwule auch nicht gut, der ist evangelischer priester? dann soll er doch als erstes mal lernen die fresse über anderer leute privatleben zu halten.

     

    mein schwarzer kumpel ist hohepriester in der bobo- ashanti sekte? spitze tilmann. das lässt mich vor ehrfurcht erstarren, du wirkst gleich viel weniger weissbrotartig.

     

    die weissen haben die bibel nach jamaica gebracht? und was soll uns das sagen? dass jeder religiöse intolerante gehirnamputierte bullshit der jetzt von dort aus verzapft wird hingenommen werden muss?

     

    auf jamaica wird man verknackt, verdroschen, oder abgeknallt, weil man schwul ist.

     

    hier kriegt man halt auftrittsverbot wenn man gegen minderheiten hetzt.

     

    andere länder andere sitten.

  • B
    Bernd

    Volker Beck hat sich unter "Multi-Kulti" sicherlich etwas anderes vorgestellt.

     

    Aber nicht jedes Land und jede Gesellschaft schwebt auf einer "Friede, Freude, Eierkuchen" Wolke wie die deutschen Politiker der GRÜNEN. In vielen Teilen der Welt werden eben andere Wertvorstellungen geteilt. Kein Problem sofern diese nicht nach Deutschland kommen. Gut, daß es in Berlin keine homophoben Migranten gibt!

  • M
    Mat

    "Jeder Übergriff ist einer zu viel. Aber im Schnitt kommt das auf Jamaika nicht häufiger vor als, sagen wir, in Russland oder im Iran."

     

    Na dann ist ja alles gut und in Butter und wir können uns ganz ruhig diesen Schwachsinn anhören. Dazu rauchen wir dann eine Tüte oder zwei und fühlen uns locker und leicht und peaceig.

     

    Ist schon nicht so schlimm, das wir mit dem Dope Kriege und Waffen finanzieren und es ist auch nicht wichtig, das wir mit der gekauften CD Homophobie auf Jamaika unterstützen. Ey, mann, nun mach mal nicht so´n Wind: Der repariert davon Wasserleitungen und schlimmer als im Iran ist es auf Jamaika auch nicht. Ey, und jetzt geh ma´aus der Sonne,ich bin grad so schön eins mit der Welt.

  • B
    Bio

    Mich stört diese NULLMORAL:

     

    Weil es in Russland auch homophob zugeht, müsst ihr das im Reggae auch tolerieren. Aha. Was soll das für ein Argument sein? Verstehe ich nicht.

     

    Und er selbst ist natürlich nicht homophob. Also kauft seine Platten, oder was ist damit gemeint?

     

    Und wir Weißen haben schließlich die Homophobie mit dem Christentum nach Jamaika gebracht. Also sollen wir Homophobie im Reggae doch einfach akzeptieren?

     

    Das Homosexuelle auch gegen Homophobie in der Kirche, in Russland, egal wo "kämpfen", wird von ihm wohl vergessen. Anstatt dass er sich mal öffentlich gegen Homophobie im Reggae einsetzt und vielleicht dagegen singt, spielt er die beleidigte Leberwurst, die Angst hat, dass die Verkaufszahlen im Reggae allgemein zurückgehen. Das ist doch dann selbst schuld, wenn die Verkaufszahlen zurückgehen. Man könnte ja auch MORALISCH handeln.

  • T
    Toby

    In einem Punkt hat Herr Otto aka Gentleman Recht. Man darf es sich nicht ersparen, auf die Kultur zu schauen, aus der etwas Verstörendes oder Irritierendes kümmt. Das hat etwas mit Respekt zu tun. Keine Frage. Und er hat (natürlich) mit vielen Details Recht, die er über die Reggaekultur referiert. Es hat seine Geschichte und seine Gründe, daß die Reggaekultur weitaus militanter und eben auch homophober ist, als es vielen in Deutschland klar ist.

    Unrecht hat er, wenn er auf andere Leute und Kulturen verweist, sei es den Iran, den Papst, den Vatikan oder seinen eigenen Vater, den Pfarrer. Denn nur weil die denselben Fehler machen, ist und bleibt es ein Fehler. Homosexualität ist natürlich. Sie ist da. Es gibt sie und sie schadet niemandem. Sie macht allenfalls manchen Leuten Angst, so wie es vor ein paar (wenigen!) Generationen manchen Menschen Angst machte, den ersten dunkelhäutigen Afrikaner zu sehen. Und es ist eine simple Wahrheit, daß es gleichermaßen dumm und verbrecherisch ist, Menschen ihrer Hautfarbe oder ihrer homosexuellen Natur wegen zu diskriminieren.

    Das zu verstehen hätte ich von einem Menschen verlangen, der erwachsen ist. Gleich, ob er Wasserleitungen baut, Platten aufnimmt oder in Rom predigt.

    Ende.

     

    P.S.: Obwohl ich die Idee unglaublich attraktiv finde, dem Papst könne wegen dementsprechender Haltungen seiner Kirche ein Einreiseverbot ausgesprochen werden. Wundervolle Idee!

     

    P.P.S.: Der Slogan mit "Adam and Steve" ist wundervoll pointiert polemisch. Respekt. Aber als Argument kaum tauglich.

  • M
    Mensch

    um mal eins klarzustellen: Niemand auf dieser Welt hat das Recht zu sagen, dass Homosexualität nicht okay ist!

  • KF
    klaus f.

    ob gentlemen den freunden und angehörigen eines jamaikanischen schwulen, der in einem stapel mit benzin übergossener brennender autoreifen sein leben ließ, erzählen würde, das feuer sei nur eine metapher gewesen?

  • R
    René

    Den Doppel-Moral-Vergleich mag ich noch nachvollziehen; die NPD darf ihre Schulhof-CD bis heute uneingeschränkt legal vertreiben (siehe taz vom 07.02.2010).

     

    Aber Gentlemans Argumentation im Sinne von "Das ist so, das war schon immer so" ist ein Schlag ins Gesicht derer, die weltweit um ihr Leben und das anderer Menschen kämpfen. Von selbst und mit freundlichen Reggae Compassionate Acts ändert sich nichts. Die Verfolgung von Minderheiten ist barbarisch und gehört verurteilt.

     

    Zurück zum Thema Doppel-Moral: Wenn wir uns in Europa für Antidiskriminierung und den Schutz aller Menschen einsetzen, dann müssen die Sanktionen auch für alle Hetzer gelten - auch für Sizzla.

  • M
    MaDaG

    Mir scheint, die Doppelmoral liegt auf Seiten der Sizzla-Verteidiger. Ginge es um Rassismus, ich denke, Gentleman würde mit seinem Freund längst gebrochen haben. Bei Homophobie und Sexismus ist die Toleranz meist höher.

     

    Offenbar steckt er in einem ähnlichen Loyalitätskonflikt wie weite Teile der Reggaeszene. Man weiß genau, was für ein gefährlicher Schwachsinn in manchen Texten behauptet wird, aber zu einer klaren Solidarisierung gegen der Homophobie der eigenen Kumpels und Idole kann man sich nicht durchringen. Sonst würde man sich nicht halbgar von den schwulenfeindlichen Worten distanzieren und gleichzeitig deren Urheber als Freunde titulieren. Leichter ist es da schon, sich und die Kumpels als Rebellen gegen einen übermächtigen Gegner zu sehen: "riesige Lobby gegen eine kleine Szene".

     

    Und das Opfer sind dann nicht die Homos, die auf Jamaika eingesperrt, zusammengeschlagen und ermordet werden (http://www.gruene-bundestag.de/cms/archiv/dok/240/240008.homophobie_in_jamaika.html). Nein, es ist die arme Musik, also der Transportstoff u.a. dieser Hasslyrics:

     

    "Ich glaube, die Musik hat davon schon jetzt einen unfassbaren Schaden abbekommen."

    Durch Kritik an Sizzla (durch eine "Lobby") wohlgemerkt, nicht durch den homophoben Schwachsinn selbst.

     

    Wer zu Gewalt und Mord an Schwulen aufruft, wie Sizzla, muss damit leben, wenn der Druck gegen ihn steigt und zu Konzertverhinderungen führt. Ganz einfach. Ich verstehe nicht, was es da zu diskutieren gibt.

  • R
    Reggae

    Die rote Überschrift sagt teilweise immer noch "Raggae". Pls change, thx.

  • M
    Matthias

    Ein sehr gutes und sehr hilfreiches Interview. Es bestätigt noch einmal, wie gefährlich Leute wie Sizzla tatsächlich sind. Und so homophob die Äußerungen des Papstes auch sind, sie rufen dennoch niemals zur Gewalt auf. Zu behaupten, dass Gewaltaufrufe bloße Metaphern sind, ist wirklich kühn und dreist. Besonders schockierend ist der Hinweis auf Sizzlas Unterstützung sozialer Projekte. Das erinnert an diejenige, die das NS-Regime mit Verweis auf Autobahnen in Schutz nehmen.

  • G
    glamorama

    Langer Rede kurzer Sinn: "Wenn Sizla, der Papst und die Russen was gegen Homosexuelle haben, kann die Sache mit der Schwulenfeindlichkeit ja nicht soo falsch sein".

     

    Deshalb danke für dieses Interview, liebe taz! Die Leser wissen nun, was sie von diesem "Künstler" zu halten haben.

  • B
    Bernd

    Tja, irgendwie hat sich Volker Beck "Multikulti" wohl anders vorgestellt.

     

    Aber nicht jedes Land und jede Gesellschaft schwebt auf einer "Friede, Freude, Eierkuchen" Wolke wie unsere lieben deutschen GRÜNEN Politiker.

  • P
    Peterchen

    Na, die Lehre aus der Doppelmoral sollte aber nicht die sein, dass man nun nichts mehr gegen Gewaltaufrufe und Homophobie im Reggae unternimmt/sagt, sondern die dass man genauso vehement gegen die anderen Mißstände vorgeht.

  • B
    bEn

    Ich kann in Jamaika nicht gegen Homophobie demonstrieren und im Iran nicht gegen Kopftücher? Beides mag stimmen - aber hier kann ich es.

    Und die Begründung hier stünde eine große Lobby gegen ein armes kleines Häuflein ist ja wohl nur dumm. Solche Argumente nehmen doch sonst nur Nazis oder andere undemokratische Minderheiten für sich in Anspruch.

  • T
    Tobi

    Gentleman diskreditiert sich durch dieses Interview in höchstem Maße.

     

    Homophobie als unveränderlichen Teil einer Kultur darzustellen ist nicht nur völliger Blödsinn, sondern auch äußerst gefährlich.

  • J
    Juergen

    Ich finde es total doof von der TAZ , dass sie dem GENTLEMAN , der keiner ist, hier Raum fuer

    seine albernen Meinungen gibt...

     

    mein Pappi ist Pfarrer und damit hat er ein Recht

    gegen SCHWULE zu sein...

     

    hallo¿?¿?¿?

     

     

    ich bin entsetzt..

    das haette

    ich von der TAZ nicht erwartet

     

    es folgt BOYKOTT

    jorge

  • L
    Lars

    Von Gentleman hätte ich intelligentere Aussagen erwartet.