Bundeswehrkapitän über Flüchtlinge: „Der Libanon macht's besser“
Ein Fünftel der Bewohner des Libanon sind jetzt syrische Flüchtlinge. Das Land meistert die Aufgabe gut, findet Fregattenkapitän Christoph Ciliax.
taz: Herr Ciliax, Sie waren bis zum 28. Februar Kommandeur des deutschen Anteils am UNIFIL-Einsatz vor der libanesischen Küste. Hat sich seit Beginn des Krieges in Syrien die Lage im östlichen Mittelmeer verändert?
Christoph Ciliax: Wir erleben dort einer sehr hohe Präsenz an internationalen Kriegsschiffen. Hierzu gehören natürlich die Schiffe der Mittelmeeranrainerstaaten wie Frankreich, Griechenland oder der Türkei. Aber auch Schiffe aus Großbritannien, Norwegen, Dänemark, China, und den USA sind präsent. Russland hat eine besonders hohe Anzahl von Schiffen in der Region. Das erklärt sich aus dem Bestreben, Handelswege zu sichern, dem Interesse an Energieressourcen, aber auch durch den Abtransport der Chemikalien aus Syrien.
Sie beraten sich regelmäßig mit der libanesischen Regierung in Beirut. Kommt der Libanon mit den über eine Million Flüchtlingen aus Syrien zurecht?
Unsere Beratung bezieht sich auf die Ausbildung der libanesische Marine. Sie soll die Kontrolle der Waffeneinfuhr auf dem Seeweg eines Tages selbst übernehmen. Doch relativiert sich angesichts der Lage im Libanon für mich persönlich die Debatte über die Zahl der etwa in Deutschland aufzunehmenden Flüchtlinge. Der Libanon mit nur 4,5 Millionen Einwohnern zählt bislang etwa 1,2 Millionen syrische Flüchtlinge. Das zeigt sich natürlich zunehmend im allgemeinen Straßenbild. Die Medien berichten auch über die Stimmungslage.
Es ist für mich dabei besonders beeindruckend, wie großartig und gastfreundlich die Menschen im Libanon die Flüchtlinge aufnehmen und mit dieser mächtigen Aufgabe umgehen. Ich weiß nicht, wie in anderen Nationen bei solchen Verhältnissen die Stimmung wäre. Ob die Hilfe von außen reicht, wage ich nicht zu beurteilen. Was ich sagen kann ist, dass jede noch so kleine Spende und Unterstützung durch jeden Einzelnen von uns hilft.
Werden Zypern und die EU bald erleben, dass Flüchtlinge übers Mittelmeer kommen und die zyprischen Häfen zu Evakuierungen in großem Stil dienen müssen?
Die EU hat mit Zypern ein seewärtiges, unmittelbares Tor zu Syrien und zum Libanon. Zyperns besondere strategische Lage verleiht ihm eine entsprechende Rolle für mögliche Evakuierungen. Derzeit erwarte ich aber keinen Zusammenbruch der Strukturen im Libanon. Die Sicherheitskräfte im Libanon, die Vereinten Nationen und alle beteiligten Hilfsorganisationen haben die Lage noch beeindruckend gut im Griff. Evakuierungsübungen aber gehören so oder so zu den ständigen Aufgaben der Bundeswehr.
Da UNIFIL nun schon einmal da ist und den Waffenschmuggel in den Libanon hinein verhindern soll - wäre es denkbar, wenn das UN-Mandat auf Waffenschmuggel nach Syrien erweitert würde?
42, war bis Ende Februar Kommandeur des deutschen Anteils am UNIFIL-Einsatz vor der libanesischen Küste. Die Marine ist seit 2006 an UNIFIL beteiligt, sie soll den Waffenschmuggel in den Libanon übers Mittelmeer verhindern.
Bereits heute sind etwa 12.500 VN-Soldaten und Soldatinnen im Libanon im Einsatz. In meiner Zeit im UNIFIL-Einsatz wurden beeindruckend viele Waffen- und Sprengstofftransporte in Autos gestoppt. Wir aber sind für die seeseitige Sicherung zuständig. Diese Frage müsste also an die Vereinten Nationen gestellt werden. Ich hoffe für die Menschen in Syrien und im Libanon das Beste und werde sie auch weiterhin fest in meine Gebete einschließen.
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