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Megastädte versinken im BodenWie vom Erdboden verschluckt

Das Absinken des Erdbodens ist gefährlicher für Küstensiedlungen als der vom Klimawandel verursachte Anstieg des Meeresspiegels.

Gefahr durch Absinken: Flut in der indonesischen Hauptstadt Jakarta im Januar Bild: dpa

BERLIN taz | In manchen Städten sinkt der Grund zehn mal schneller als das Wasser steigt. Grundwasserentnahme und steigende Bevölkerungszahlen sind der Hauptgrund dafür, heißt es in einer neuen Publikation des Deltares Forschungsinstituts in Utrecht. Eine weitere Ursache sei, dass Küstenstädte häufig auf sehr weichem Grund gebaut sind.

„Bodenabsenkung und der Anstieg des Meeresspiegels tragen zu demselben Problem bei: größere, längere und tiefere Fluten“ sagte Gilles Erkens, der Leiter der Forschungsgruppe, der BBC.

„Die drastischste und beste Lösung ist damit aufzuhören, Grundwasser aus dem Boden zu pumpen, um Trinkwasser zu gewinnen. Natürlich braucht man dann eine neue Trinkwasserquelle für die Städte“, erklärte Erkens. Tokio sei nach Jahrzehnten Grundwasserentnahme zwar zwei Meter tief gesunken. Erst als die Wasserentnahme beendet wurde, konnte das Absinken gestoppt werden. Inzwischen „entnimmt kein Grundwasser mehr aus dem Boden“, sagte Erkens. Die italienische Lagunenstadt hat aber noch ein weiteres Problem: In Venedig führen allein Verschiebungen von Kontinentalplatten zu einer Absenkung von etwa 1 Millimeter pro Jahr.

Viele Megastädte besonders in Asien sind gefährdet: In Jakarta wurde inzwischen ein 30 Kilometer langer Damm errichtet, um die Stadt vor Überflutungen zu schützen. Wenn dieser Damm brechen würde, so die Forscher, würden innerhalb von 48 Stunden die Häuser von einer Million Menschen überflutet werden.

Die Forscher warnen, dass Teile von Jakarta, Ho Chi Minh City, Bangkok und zahlreichen anderen Küstenstädten unter den Meeresspiegel sinken würden, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Erkens und sein Team schätzen, die Kosten von Bauschäden und Instandhaltung durch sinkenden Untergrund auf mehrere Milliarden Dollar pro Jahr.

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