BND–NSA–Affäre: 12.000 Suchbegriffe gelöscht
Der BND hat dem US-Geheimdienst offenbar geholfen, europäische Regierungen auszuspähen. Im Zuge dessen sollen Tausende Selektoren eleminiert worden sein.
BERLIN dpa/afp/rtr | Der Bundesnachrichtendient (BND) hat nach Darstellung des Spiegel Tausende Suchbegriffe gelöscht, mit denen der US-Geheimdienst NSA europäische Regierungen auszuspähen versuchte. Nach einem am Freitag veröffentlichten Vorabbericht hatte ein BND-Mitarbeiter im August 2013 bei der Durchsicht einer aktiven NSA-Suchdatei rund 12.000 so genannte Selektoren mit den Kürzeln „diplo“, „bundesamt“ und „gov“ gefunden.
Dabei handelt es sich um Bestandteile von E-Mail-Adressen, wie sie Diplomaten, Behörden und Regierungen in Deutschland und anderen europäischen Ländern verwenden. Mit Selektorenlisten werden die Daten-Sammlungen des deutschen Auslandsgeheimdienstes BND durchsucht.
Der Spiegel berichtete, der BND-Mitarbeiter habe seinen Fund am 14. August 2013 dem BND-Verantwortlichen vor Ort mitgeteilt. Demnach schrieb der Beamte „Was soll ich machen?“. Die Antwort sei gewesen: „Löschen.“ In der Selektorendatei hätten sich etliche E-Mail-Adressen befunden, die zu hochrangigen französischen Diplomaten geführt hätten. Auch E-Mail-Konten von EU-Institutionen und von Mitarbeitern mehrerer europäischer Regierungen sollen sich darunter befunden haben.
Die Bild am Sonntag berichtet, dass die NSA hat, über die Zusammenarbeit mit dem Bundesnachrichtendienst (BND) auch österreichische Behörden auszuspionieren. Mailadressen mit dem Bestandteil „Bundesamt“ richteten sich gegen Österreich, erfuhr die Zeitung aus weiteren Quellen. Er tauchte demnach in mehr als zehn Anfragen der NSA auf.
Entgegen bestehender Absprachen wollte die NSA angeblich die Hilfe des BND auch beim Ausspähen von Unternehmen befreundeter Länder in Anspruch nehmen, darunter der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS, die heutige Airbus Group. Das Kanzleramt soll davon gewusst haben.
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