piwik no script img

Kommentar US-DrohnenangriffePakistan gegen die Ohnmacht

Sven Hansen
Kommentar von Sven Hansen

Bisher ist noch nie jemand dafür verurteilt worden, mit einem Drohnenangriff Unschuldige getötet zu haben. Nun können sich die Opfer wehren.

Proteste gegen die Drohnenangriffe in Islamabad. Bild: dpa

A ngriffe mit Drohnen sind der schmutzige wie ohnmächtige Krieg einer Hightech-Nation gegen eine Aufstandsbewegung, deren Bekämpfung mit Bodentruppen als zu kostspielig gilt. Drohnenattacken werden dabei als chirurgisch präzise gepriesen.

In der Praxis hat sich das als unhaltbare Propaganda erwiesen. Denn so schwer es schon Bodentruppen fällt, den Feind von der zu schützenden Zivilbevölkerung zu unterscheiden, so ist dies per satellitengesteuerter Drohne erst recht unmöglich. Deshalb sterben bei solchen Angriffen immer wieder Zivilisten.

Von Drohnen- wie anderen Luftangriffen heißt es im sogenannten „Krieg gegen den Terror“, sie produzieren für jeden getöteten Zivilisten ein Mehrfaches an neuen Gegnern, die fortan die Waffe in die Hand nehmen. Deshalb sind Drohnenangriffe kontraproduktiv. Doch auch die de facto juristische Immunität ihrer Piloten wie Auftraggeber ist kontraproduktiv.

Bisher ist noch nie jemand dafür verurteilt worden, mit so einem Angriff Unschuldige getötet zu haben. Klagenden Angehörigen wurde stets eine eigene Rechtlosigkeit und damit Ohnmacht vermittelt. Wehren konnten sie sich bisher eigentlich nur mit eigenen Waffen.

Es ist der Verdienst eines pakistanischen Richters, diese arrogante Verantwortungslosigkeit der Drohnenkrieger nicht zu akzeptieren und sich für die Rechte von Opfern und Angehörigen einzusetzen. Das dürfte zu keinem schnellen Erfolg führen, aber die politisch-moralische Diskussionen anheizen und langfristig dem Völkerrecht zu mehr Achtung verhelfen.

Die Befürworter von Drohnenangriffen blieben bislang den Beweis schuldig, dass sie rechtskonform handeln. Vielmehr deutet gerade die klandestine Praxis des Drogenkriegs auf die damit einhergehenden Rechtsbrüche hin – nicht nur in Pakistan.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Sven Hansen
Auslandsredakteur (Asien)
Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    Deutschland trägt die Mitschuld an solch einer völkerrechtswidrigen Praxis. Schließlich werden Drohnenangrifffe von hier aus koordiniert und gesteuert.

    "Westliche Werte" lassen sich durch Drohnenangriffe im Ausland auf Dauer schlecht vermitteln.

    Moralisch und ethisch einer der ekeleregensten Terror- Praktiken die der Westen neben Folterei und Bombardierung fremder Länder -ohne UN Mandat - in jüngster Vergangenheit geschaffen hat.

    Verlöre ich Angehörige durch solch perfide Praktiken des Westens würde ich mich radikalisieren- allein aus Ohnmacht, weil sich das Kriegsverbrechertribunal nicht für eine verarmte Witwe aus der Region Peschawas interessieren wird.