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Debatte Rechte und FlüchtlingeVon Pegida lernen

Ines Kappert
Kommentar von Ines Kappert

In Dresden formiert sich eine Protestbewegung, die in weltoffeneren Gegenden viele unappetitlich finden. Doch das greift zu kurz.

Gute Lehrer? Naja. Pegida-Demo in Dresden Bild: ap

M it Flüchtlingsfragen lassen sich keine Wahlen gewinnen, also: Politiker, Finger weg! Diese Binsenweisheit gilt nicht mehr. Flüchtlingsfragen sind in aller Munde.

In Dresden fürchten rechtskonservative und rechtsradikale BürgerInnen, dass sie islamisiert werden. Sie fühlen einen Kontrollverlust und eine Zukunftsangst, die sie dem unbekannten Fremden, dem Muslim und der AsylbewerberIn anlasten. Der Flüchtling wird damit zur einer dem Medusahaupt ähnlichen Figur hochstilisiert: Wie auf den schlangenumzüngelten Frauenkopf projiziert der in seinem Status Verunsicherte alles Bedrohliche auf ihn, in der Hoffnung es von sich zu entfernen, es also bannen zu können. Gleichzeitig fixiert er sich aufs Abgewehrte, kriegt es also nicht los. Das macht ihn noch wütender.

Die abstrakte Redeweise vom Flüchtling als Figur ist angemessen, denn getroffen haben die Fußtruppen der AfD einen Flüchtling oder Muslim bislang eher nicht. Insgesamt, so besagt eine jüngst veröffentlichte Studie der Bosch-Stiftung, hatten nur fünf Prozent der Deutschen je Kontakt zu einem geflüchteten Menschen. Trotzdem sind die Unbekannten nun Teil der politischen und gesellschaftlichen Agenda. Wenn die Linken sie wieder ad acta legen wollen, werden die Rechten sie zum Wahlkampfthema machen. Es ist also Zeit, Alternativen zur Ignoranz und Abwehr durchzuspielen.

Menschen, die in ihrer Heimat alles aufgeben, weil sie es ablehnen, auf die ein oder andere Weise zu sterben oder unterzugehen, stellen die herrschende Ordnung in Frage, in ihren Ländern und auch im Ausland. Sie sind Verbindungsleute, denn sie verbinden das Eigene und das Fremde. Daher fordern sie bereits mit ihrer puren Existenz die zunehmend auf Hierarchien und Exklusion bedachten Eliten heraus. Es ist kein Zufall, dass sich das AfD-Milieu auf Flüchtlinge einschießt.

Dazulernen als Demütigung

Auch die Pegida-Anhänger misstrauen den Eliten, auch sie fühlen sich ausgegrenzt, wenn nicht materiell, dann doch symbolisch. Auch ihnen fehlt die Wertschätzung und sie fordern mehr Resonanzraum, auch sie haben ihre Heimat verloren, wenn auch nur im übertragenen Sinn. Ungewollt haben sie mit dem Prototyp des geflüchteten Menschen einiges gemeinsam und müssen sich umso heftiger abgrenzen.

Mit solchen Verwerfungen lässt sich umgehen, Feindbilder und Fremdenfeindlichkeit sind nichts Neues. Nehmen wir etwa die historische Feindschaft zwischen Deutschen und Franzosen. Begegnungsprogramme, SchülerInnenaustausch sowie Kooperationen im Kulturbereich gehören zum Standardprogramm von der Kommune bis zur Regierungsebene.

Ähnliches braucht es auch im Umgang mit Flüchtlingen. So groß der Medienrummel um die Pegida-AnhängerInnen ist: Zwei Drittel der Deutschen haben in der erwähnten Bosch-Studie erklärt, sie möchten, dass Deutschland mehr Flüchtlinge aufnimmt. Das ist der erste Schritt, im zweiten gilt es, Begegnungen zu organisieren und auch staatlich zu fördern: In Form von Veranstaltungen, Praktika oder entsprechenden Mitwohnzentralen.

Deutschland kann sich das leisten. Denn Asylsuchende sind entgegen der gängigen Überzeugung kein Faktor, der die deutsche Wirtschaft in Bedrängnis bringt. 2,5 Millionen Aussiedler leben heute hier, ohne dass der ökonomische oder soziale Kitt je in Gefahr war. Geflüchtete Menschen sind nur dann ein Problem, wenn das Kollektiv den Perspektivwechsel verweigert, also Beweglichkeit als Bedrohung erfährt und Dazulernen als Demütigung. Das aber ist ein Kollektiv, das in seiner Starrheit antidemokratisch wird.

Wer geflüchtete Menschen aber als ExpertInnen anspricht, also mit ihnen auf Lernreise geht, verteidigt nicht nur die demokratische Pluralität der Gesellschaft, sondern auch die eigene Souveränität. Nichts verhärmt mehr als Berührungsangst. Auch das lässt sich von den Protesten in Dresden lernen.

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Ines Kappert
Gunda-Werner-Institut
leitet seit August 2015 das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie der Heinrich-Böll-Stiftung.   Mich interessiert, wer in unserer Gesellschaft ausgeschlossen und wer privilegiert wird - und mit welcher kollektiven Begründung.   Themenschwerpunkte: Feminismus, Männlichkeitsentwürfe, Syrien, Geflüchtete ,TV-Serien.   Promotion in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft zu: "Der Mann in der Krise - oder: Konservative Kapitalismuskritik im kulturellen Mainstream" (transcript 2008).   Seit 2010 Lehrauftrag an der Universität St. Gallen.
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39 Kommentare

 / 
  • Ich schicke voraus: Ich bin KEIN Pegida- Anhänger und auch KEIN Rechter

    Es ist jedoch meiner Meinung nach der falsche Weg, die berechtigten Ängste breiter Schichten der Bevölkerung einfach abzutun und mit der rosaroten Brille der Multi-Kulti - Gläubigen als ungerechtfertigt und nicht relevant abzutun. Die Ängste SIND gerechtfertigt, ein kurzer Blick nach Sydney (gestern) oder heute nach Pakistan reicht.

     

    Die Politik muss diese Ängste verstehen und anfassen, um dem rechten Gesockse das Wasser abzugraben.

    • @Kuddel:

      Es ist ja gerade "die Politik", die solche Ängste geschürt hat und die täglich ihre Waffendeals damit macht.

  • Der soziale Kitt ist doch schon lange in Gefahr.

    Und mit den Aussiedlern haben wir es auch nicht einfach. In der Oberschicht, wo Cosmo politisches denken chic und cool ist und alle gebildet und wohlhabend, da ist das bestimmt schön. Aber im Volk selbst gibt es Schwierigkeiten und wenn da nicht hingeschaut wird, knallt es über kurz oder lang. Wir haben es schwer, versteht das doch endlich! Leiharbeit, Arbeitslosigkeit, geringe Bildungschancen .Es bröckelt an allen Ecken.

  • PEGI DADA

     

    Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes.

     

    Das hätten Walter Serner oder Richard Huelsenbeck nicht besser formulieren können.

     

    Dazu mal ein paar Fakten.

     

    Mein Vater, als Teilnehmer des ungarischen Aufstandes von 1956, bekam – als Opfer der Sowietunion, die der deutsche Schäferhund nicht hatte tot beißen können – in der BRD zügig politisches Asyl auf Lebenszeit. Meine Mutter ist deutsche Staatsbürgerin. Damit war ich aber zu dieser Zeit automatisch erst einmal Ungar, obwohl ich in der BRD geboren wurde. Die Ungarn mussten mich und meine Brüder erst aus der ungarischen Staatsbürgerschaft entlassen, damit wir Deutsche werden konnten, wie mein Vater, der nur mit der deutschen Staatsbürgerschaft seine alte Heimat wieder sehen wollte. Mein Vater sprach nicht ganz akzentfrei deutsch. Die Schlesier sagten: „für einen Ostpreußen sprechen Sie aber ein sehr gutes Hochdeutsch.“ Und umgekehrt.

     

    Jedes mal, am Anfang des neuen Schuljahres, wurde das Klassenbuch geführt. Der Lehrer fragte Dinge wie Religions- und Staatszugehörigkeit ab. Wahrheitsgemäß antwortete ich: „Ungarisch, aber ich bin hier geboren.“ Für meine Mitschüler war ich damit und mit meinem ungarischen Namen der Ausländer und Sohn eines Gastarbeiters. Etwas früher in diesem Land reichte es, Blumenthal zu heißen, um sich abseits der Volksgenossen zu stellen.

     

    Witzigerweise haben es diese Pegidaranten es den freiheitsliebenden Ungarn (natürlich auch der Portokasse, da zahlen wir heute noch ein, die Soli-Sondermarken, ich vergaß) zu verdanken, dass Helmut Kohl sie heim ins Reich holen konnte.

     

    Für mich hat das mit Phantomschmerz und Identitätsverlust zu tun, diese Montagscharaden. Da die Schlesier und Ostpreußen weniger werden, wäre doch hier ein neues Betätigungsfeld für den Bund der Vertriebenen.

     

    Man muss nicht die großen Theorien bemühen. Manchmal reicht ein Blick zurück in die eigene Biographie.

    • @higonefive:

      Ungarn haben wir Ossis viel zu verdanken. Mich hat als Kind gestört, dass mich alle darauf ansprachen, dass ich dünn war. Soll ich da jetzt die Fernsehköche bekämpfen?

  • @ Einbein

    "Und Pegida demonstriert gegen die Islamisierung des Abendlandes – klar, die Moslems/Ausländer/Asylbewerber sind mal wieder (selbst) schuld, sollen die doch zuhause einfach mehr arbeiten, dann können die auch da anständig leben."

     

    Warum setzen Sie sich nicht mal sachlich mit den PEGIDA-Argumenten auseinander? Das sagt niemand. Ich würde es auch so machen. Aber das heißt ja nicht, dass es zugelassen werden muss.

     

    Ich bin PEGIDA-AnhängerIn. Um hier nicht sinnlos auszuschweifen, nur einfache Fragen:

     

    1. Ich nehme mal an, hier sind eh alle gegen die Abschiebung von abgelehnten AsylbewerberInnen, oder? Das heißt dann, alle die kommen, dürfen bleiben. Ist dann bei irgend einer Anzahl Schluss, oder wie soll das konkret abgewickelt werden?

     

    2. Könnte sich der AnkömmlingIN irgendwie disqualifizieren, also durch a) Diebstahl

    b) Heroin-Handel (gegen Koks habt ihr sicher nichts)

    c) Prostitution (Zwangs- natürlich)

    d) Verbreitung faschistischen Gedankengutes (also wenn ich z.B. mal auswandere und dann zurück will)

    e) Totschlag (Nazis zählen natürlich nicht)?

     

    Ich bitte um sachliche AntwortenInnen!

    • @Jarosh Viktor:

      Zu Frage 1:

      Ich halte die Zahl 18 Mio für angebracht. Und zwar wenn 18 Mio im Gebiet der ehemaligen DDR sind. Denn 18 Mio ist die Zahl der "Wirtschaftsflüchtlinge" aus der DDR, die wir seit 1989 durchziehen müssen. Insofern ist es nix als konsequent, von denen jetzt mal die gleiche Leistung zu verlangen.

      2.Leider hat es bislang keine Möglichkeit gegeben, die Mauer oder die innerdeutsche Grenze wieder aufzubauen und somit dafür zu sorgen, dass diese kriminelle Pegidasprecher Lutz Bachmann auch in meine Heimat nach Niedersachsen einreisen darf.

      Da verwechseln Sie auch was btw. Diejenigen, die offenbar den Handel mit Kokain nicht so schlimm finden, sind diese Pegida-Leutchen, die diesen vorbestraften, der mit insgesamt 90 Gramm Kokainbesitz schon in den Knast geschickt wurde als ihren Sprecher anerkennen. Abgesehen von den bekannten HoGeSas, die da wohl auch mitmachen.

      Tja, solange uns Westdeutscher niemand die Möglichkeit gibt, das kriminelle Pegida-Pack wieder hinter einer Mauer sperren zu können, sehe ich auch kaum Möglichkeiten, sich von anderen Kriminellen mit räumlich ausgrenzenden Maßnahmen ausreichend zu schützen.

  • "Das ist der erste Schritt, im zweiten gilt es, Begegnungen zu organisieren und auch staatlich zu fördern: In Form von Veranstaltungen, Praktika oder entsprechenden Mitwohnzentralen."

     

    Warum so kompliziert?

    Nach der neuen Regelung erhält jede Kommune für die Aufnahme eines Asylbewerbers ungefähr 1100 € im Monat. Nach Abzug einer Krankenversicherung und 20% Abschlag für Verwaltungskosten sind das immer noch 800 € monatlich. PRO PERSON. Bei mir z.B. könnte locker 'ne dreiköpfige Familie wohnen. Nur Bad und Küche müssten wir uns teilen, aber das ist für die bestimmt immer noch angenehmer wie das mit 50 anderen zu teilen. Da kommen dann für eine dreiköpfige Familie 2400 € bei raus. Okay, ich brauche das Geld nicht. Aber was ist mit dem HartzIV-Bezieher, der in einer zu großen Wohnung wohnt, der für sich alleine das alles unterhalten muss? Oder die altersarme Oma, deren Mann verstorben ist und die dennoch nicht aus dem großen Haus raus will?

    Da wären doch dann Möglichkeiten für viele im Rahmen der Asylbewerberunterbringung durch private Initiative noch zusätzlich was einzusparen (Auch 4 Leute kommen mit einem großen Kühlschrank aus und mit einer Waschmaschine; WGler wissen, was ich meine.) und die Menschen zu betreuen und kennenzulernen.

     

    Das Geld hat die BRD, sonst hätten wir nicht die berühmte schwarze Null im Haushalt. Ich denke, es wird Zeit für ein zivilgesellschaftliches Engagement, dass aber auch bitte für diejenigen, die sich engagieren, etwas finanziell entlastend sein soll.

    • @Age Krüger:

      Ein Hartz-IV Bezieher der in einer zu großen Wohnung wohnt? Wo haben Sie denn diesen Witz her? In meiner Welt werden diese vom Amt gezwungen die Wohnung aufzugeben und/oder den Unterschied zwischen Regelmiete und der tatsächlichen Miete vom üppigen Hartz-IV Satz zu bezahlen. Das gilt übrigens auch für Ihren Super-WG-Vorschlag, auch hier wird sofort auf Hartz-IV verrechnet.

      Achja, und die vielberühmte schwarze Null kommt großteilig daher, dass man beispielsweise die Alters- und Sozialversicherung der Kinder für die jetztige Generation verschachert und sämtliche Sanierungsmaßnahmen in die Zukunft verlegt hat.

  • "...denn getroffen haben die Fußtruppen der AfD einen Flüchtling oder Muslim bislang eher nicht..." Das dürfte auch für viele gelten, die hier eine quasi unbegrenzte Aufnahme von Flüchtlingen (seltsamerweise bevorzugt aus Syrien) fordern. Viele halten sich für echt tolerant, weil sie einmal die Woche beim Türken Gemüse kaufen gehen. Diese Toleranz ist dann meist zuende, wenn die lieben Kleinen in die Schule müssen. Auf der Strasse gegen Ausländer zu demonstrieren, ist sicher dämlich, aber unreflektiert vom heimischen Sofa aus für ziellose Einwanderung zu appelieren, ist unverantwortlich und heuchlerisch.

  • "Auch die Pegida-Anhänger misstrauen den Eliten"

     

    ...welche Eliten??

    Diese Formulierung ist so unscharf wie veraltet. Wer also sollen diese Eliten noch sein?

    Am ehesten doch die Steuer-Immunen-u.

    Staatskassenzugriffsberechtigten.

     

    Um die Verteilungsungleichheit, welche sich anhand der Kriegsflucht und Armutsmigration am deutlichsten zeigt, um diese zu rechtfertigen wird immernoch ein freiheitliches System propagiert in dem jeder mit jedem im Wettbewerb steht. Da wundert man sich noch, dass da kräftig nach unten getreten wird? Vor Jahren titelten deutsche Mainstreammedien schon 'Wie gefährlich ist der Islam?'

    Wen wundert noch dieser ängstliche Mob da auf der Straße?

     

    Von Pegida lernen, das erinnert mich an den alten Witz über Sozialarbeiter, die nicht dem Opfer sondern dem Schläger helfen möchten.

    Ertrinken täglich dutzende (hunderte?) im Mittelmeer weil sie von nem sicheren Leben und nem Job träumten - betroffenes Schweigen und Schuldzugeschiebe.

     

    Treten dagegen latente Fremdenfeinde auf... schauen alle hin.

     

    Von Pegida lernen?...endlich AUS Pegida lernen. Vielleicht auch mal ne differenzierte Rassismusdebatte. Nicht unbedingt die hohlen Demonstranten sollte man dabei in den Fokus nehmen, sondern jene, welche der Gesellschaft ein kaputtes System verkaufen.

  • Ich bin so stolz auf die lehrnfähigkeit von uns Deutschen.

    Wir mussten es schmerzhafterweise lehrnen, dass es falsch ist Juden zu Hassen. Deswegen haben wir unsere falsche ideologie abgelegt und Hassen nun den Moslem und sehen in ihn selbst eine Unterrasse, die im besten Fall von uns lehrnen kann und im schlimmsten fall für unsere Vernichtung eintritt und von daher selbst vernichtet werden muss.

    Ich bin so stolz auf uns Deutsche und dass wir endlich unseren Judenhass überwunden haben.

  • Das hat doch mit Flüchtlingen nichts zu tun ist ein ersatzthema. die sollen lieber gegen H IV demonstrierfirmen und Sklavenlöhne im Osten. Ist auch irgendwie unverständlich für die dass halb Dresden als "Wirtscaftsflüchtlinge" in Österreich kellnert und in Rattenlöchern dort wohnt.Und in Dresdner Kneipen russische Frauen arbeiten.

  • Flüchtlinge sind keine Manövriermasse für soziale, mediale oder politische Spielchen, Frau Kappert. Sie kommen zu uns, weil sie Hilfe und Schutz brauchen, weil ihre Heimat in Schutt und Asche liegt und weil sie auf vielfältige Weise in ihrer Existenz bedroht sind. Es ist unsere verdammte Pflicht, Sie aufzunehmen. Wenn Pegida darin ein unlösbares Problem sieht, sollten sich diese Leute besser den eigentlichen Ursachen widmen und gegen weltweite Aufrüstung durch Waffenproduktion und Waffenexport und andere miese Geschäfte mit den Lebensgrundlagen in den Herkunftsländern protestieren.

    • @Rainer B.:

      Dat wär ja schon mal n Anfang.

       

      Wenn die dann diesen intellektuellen Rösselsprung geschafft ham, dann kann man sie auf die Schulden/Gläubiger-Probleme zwischen Industriestaaten und Schwellenländer ansetzen. Und wenn se das auch gerafft haben, dann könnte man ihnen noch solche wirtschaftlichen Spezialitäten wie verbilligte EU-Agrar-Exporte zu Lasten heimischer Agrarproduktion schmackhaft machen.

       

      Fraglich ist ob das gewünscht ist. Weil es für manche immer bequemer ist, nach unten zu treten, damit man keine Energie mehr übrig zu haben braucht, um sich mit den verantwortlichen Entscheidungsträgern anzulegen. Da kommt dann nur noch: Die da oben machen eh was sie wollen.

  • Ein deutscher Professor, der aktuell eine Ringvorlesung zu Themen wie interkultureller Dialog, Weltethos, Friedensforschung und Religionsfreiheit leitet, findet dieses Umfeld einschließlich der auch hier hereinwirkenden Rechtsesoterik offenbar nicht unappetitlich:

    "Im realen Leben ist Rainer Rothfuß ebenfalls politisch engagiert. Im Jahr 2012 war er für die CSU zur Oberbürgermeisterwahl seines Wohnortes Lindau angetreten, hatte dann aber seine Kandidatur zurückgezogen und die Piratenpartei unterstützt (40). Aktuell lehnt sich Rothfuß eher AfD sowie an Figuren wie Ron Paul, Beatrix von Storch und - große Überraschung – Vladimir Putin an (41). Besonders bringt sich Rothfuß in eine Frauenrechtsorganisation namens „Sabatina e.V.“ ein, für die er etwa am 7.12.2013 in Stuttgart als Redner aufgetreten ist. Der Verein widmet sich Themen wie „Christenverfolgung“, „Zwangsheirat“ und „Ehrenmord“ (42); durch die Hintertür betreibt man hier sogenannte Islamkritik. Beworben wird Sabatina e.V. von Politically Incorrect, zudem ist man mit Xavier Naidoo, dem neuen Troubadour der Reichsbürger-Bewegung, verbandelt (43). Der Internet-Account, von dem aus Rothfußs Demo-Rede ins Netz gestellt wurde, bietet daneben auch Videos zu „Gender-Erziehung“ und „Geburtenjihad“ an (44)." Weiterlesen unter: http://sochi2014-nachgefragt.blogspot.com.tr/2014/12/rainer-rothfu-goes-querfront-tubinger.html

  • Pegidaversteher jetzt auch schon in linken Blättern.

  • Ich denke mal, dass die schweigende Mehrheit der Pegida-Leute auf Antworten seitens der Politik warten. Tagein, tagaus wird man in der Presse mit dem Horror der IS konfrontiert. Dann sind da noch die Hassprediger hierzulande, die Salafisten, vor denen uns der Inneminister warnt. Wer soll da noch durchblicken und wissen, welche Moslems gefährlich und welche ungefährlich für das Abendland sind? Keine Frage: Flüchtlingen muss geholfen werden. Aber es muss auch eine vernünftige Einwanderungspolitik her. Jeder Mensch, der in Deutschland lebt, ob In- oder Ausländer, sollte eine Bereicherung darstellen und nicht eine potentielle Gefahr.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Danke Bildzeitung, für Jahrzehnte der Hetze, jetzt geht die Saat auf und der Mob wütet...

    • @4845 (Profil gelöscht):

      So eine Lüge. Die Bild-Zeitung war noch nie so links. Springer hat sicher 8500rpm im Grab.

    • @4845 (Profil gelöscht):

      Nicht nur Bildzeitung. Da haben sich noch ganz andere gleich- äh, eingeschaltet.

  • Die Moderation: Kommentar entfernt.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @Claus Brandstetter:

      "hr solltet mal alle für kleines Geld arbeiten und Euch die Abzüge ansehen."

       

      Stört Sie dann nicht, dass z.B. die Kapitalertragssteuer nur 25% beträgt, wo sie früher dem ESt-Satz glich (53-57% in den 80ern)?

      • @10236 (Profil gelöscht):

        Früher war sie bei 0. Durch die Totalüberwachung wird sie sicher bald steigen. Hoffentlich verhindert ihr das.

      • @10236 (Profil gelöscht):

        Korrekt. Die müsste sogar noch viel höher liegen. Beispiel: Ein Finanzunternehmer verleiht 1000 € zu 6% Zinsen, 1 Jahr Laufzeit. Tatsächlich haben muss er nur 20 € (2% Eigenkapitalreserve). Der Kreditnehmer zahlt den Kredit zurück (>>Nullsumme auf beiden Seiten) plus 60 € Zinsen, macht für den Unternehmer 40 € Gewinn, Gewinnspanne 200%. Sowas findet man sonst nur selten, vielleicht noch im Drogengeschäft, und das war jetzt nur 1 Jahr Laufzeit. Wenn ich als Obsthändler 20 Äpfel besitze, aber 1000 verkaufe, ist das Betrug und ich komme in den Knast.

    • @Claus Brandstetter:

      Dass es Pediga um Flüchtlinge geht, haben diese doch selbst in ihren Thesenpapier ausgesagt.

      Und immer dieses unsinnie Argument mit den kriminellen Ausländern. Natürlich gibt es die. Es gibt aber auch kriminelle Deutsche. Beides sind nämlich in erster Linie Menschen, und es gibt nun einmal kriminelle Menschen. Warum immer diese sinnlose Unterscheidung zwischen Aus- und Inländer hierbei?

       

      Und wenn alles teurer wird und am Ende weniger übrig bleibt, sollte das doch ein Grund sein, sich für soziale Zwecke zu engagieren, so dass für jeden genug zum Leben bleibt.

       

      Und ihre Gleichsetzung dessen, dass jeder Moslem ein potentieller Terrorist ist, reißt dann endgültig die Maske der Bürgerlichkeit hinunter und entblößt puren Rassismus. Komisch, warum bezeichnen Sie eigentlich nicht eine Kirche als "Treffpunkt von potentiellen Terroristen", spätestens nach Breivik? Ich habe übrigens auch eine Moschee vor der Haustür. Terroristen habe ich da aber noch keine getroffen.

      • @Dubiosos:

        Das Thesenpapier kenne ich nicht, aber ich habe genügend Interviews gesehen, dass ich sagen kann, dass die große Mehrheit nichts gegen Flüchtlinge hat.

         

        Ihr Rassismusvorwurf ist beste sozialistische Sandkastenschule und Sie können gerne damit argumentieren. Mich stört das nicht. :)

        • @Claus Brandstetter:

          Warum sollte man sich rassistischer Argumente bedienen, solange man angebliche wirtschaftliche vorschieben kann?

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Claus Brandstetter:

      Pegida läuft nach dem Motto "ich habe nichts gegen Ausländer, aber..."

  • Ungeschminkt:

     

    Wir müssen das kapitalistische und imperialistische Welt-Wirtschafts-System nicht nur theoretisch in Frage stellen.

     

    Den Kapitalismus als Quelle von Krieg, Flucht und Vertreibung, Angst vor Armut und sozialer Konkurrenz -- mit noch billigeren Arbeitskräften, um schlecht bezahlte Arbeitsplätze -- oder in die Erwerbslosigkeit und in den staatlichen Hartz-IV-Strafvollzug. Und in weiterer Folge: in die reale Alters- bzw. Armutsrente (analog Sozialhilfe: sog. Grundsicherung, die keine soziale Sicherung in Deutschland ist).

     

    Der Kapitalismus als Quelle von Nationalismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

     

    Die sog. "Soziale Marktwirtschaft" -- der christlichen GroKo-BND-AfD-DGB-"Sozialpartner" und der BDI-Finanz- und BDA-Monopolbourgeoisie, der Großbourgeoisie, Dividendenaktionäre und (persönlich leistungslosen) Erbschaftsmillionäre, Mulitmillionäre und Milliardäre, bietet keine Zukunft für die sozialen Interessen der differenziert (werktätigen) wert- und mehrwertschöpfenden Bevölkerungsmehrheit.

     

    Wir brauchen eine demokratische, menschenrechtliche und antikapitalistische Gesellschaftsordnung! -- Auf der sozial-ökonomisch-ökologischen Grundlage des Gemeineigentums an gesellschaftlichen Produktionsmitteln. So, nicht nur in Deutschland und deren Europäischen Union.

     

    Nur auf dieser Grundlage, für Gleichheit (keine Gleichmacherei) und Gemeineigentum an den sozial-ökonomisch-ökologischen Reproduktionsmitteln (am Kapital) der Gesellschaft, können wir dauerhaft Kapitalfaschismus: Nationalismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Krieg und Vertreibung überwinden und aufheben.

    • @Reinhold Schramm:

      Wow, Respekt! Bullshit-Buzzword-Bingo in Perfektion!

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      Auch wenn ich nicht unbedingt den klassenbewussten Stil teile, wird hier etwas angesprochen, was in den meisten Debatten fast gar nicht vorkommt. Der langsamere Zuwachs an Wohlstand verbunden mit seiner ungleichmäßigeren Verteilung und härterer Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt sind die Ursache Nr. 1 für Frustrationen und Ängste jeglicher Art.

       

      Wie die neueren Geschehnisse eindrucksvoll bestätigt haben: Streiken (d.h. *wirklich* für eigene Sache protestieren) ist verpönt, Bashing der anderen (Griechen beim Euro, Juden bei Gaza-Krieg, Flüchtlinge und HartzIV - bei jeder Gelegenheit) dagegen, eine Möglichkeit, die Ursache und damit die Schuld extern zu verorten.

       

      Schon bezeichnend, dass die Vertreter der "Wirtschaft" da meistens still halten in der diebischen Freude, dass sich Volkeszorn wieder in die falschen Ventile entlädt.

       

      Ich glaube, auch wenn demnächst nur ein Bruchteil der Flüchtlinge kommen sollte, die Griechen kein Euro mehr haben, HartzIV nur in Essensmarken ausbezahlt wird und die Israelis unter dem Iron Dome friedlich bleiben, wird sich immer irgendwelche Gruppe finden lassen, die Schuld daran ist, dass die Autos immer älter, die Alten immer ärmer und die Armen immer mehr werden.

  • Binsenweisheiten sind das. In diesem Beitrag. Allerdings richtige und wichtige. Zur (auch prophylaktischen) Behandlung dieser - "Pegida" - Form der Sozial-Hysterie. Die Initiative dazu beim Staat zu reklamieren ist eins. Eher eine long & winding road (to nowhere). Agiler und greifender ists, wenn die die solches Wissen tragen, selbst in die Graswurzelinitiative gehn. Beim Bäcker, im Kiez, in der Werkstatt, im Klassenzimmer...

  • Ich denke, Pluralität ist hier ein wichtiger Aspekt. Die Rassisten in unserem Land haben einfach ein völlig verqueres Verständnis demokratischer Freiheiten. Ihre Definition des Begriffs Meinungsfreiheit liegt darin, dass niemand ihnen widersprechen darf. Folglich weigern sich die Pegida-Vertreter auch, ihre Meinung gegenüber Journalisten auf der Straße und in politischen Talkshows zu vertreten.

     

    Meinungs- und Redefreiheit bedeutet jedoch, dass wir unsere Meinung sagen dürfen, dass wir die Regierung kritisieren dürfen, und die Regierung darf uns dafür nicht ins Gefängnis stecken. Im Mittelalter hat man den Ketzern, die es wagten, die Macht der Kirche zu kritisieren, die Zunge rausgeschnitten. Meinungsfreiheit bedeutet, dass das nicht passieren darf.

     

    Ich hatte einmal eine längere und hitzige Debatte mit einer Rassistin darüber, ob nun alle Muslime schlecht sind oder nicht. Was mich geschockt hat, war, als sie mich am Ende anklagte, dass ich meine Meinungsfreiheit ja gar nicht nutze. Sie meinte so etwas wie, "Ach komm doch, alle behaupten das, was du sagst. Warum hältst du weiter an dieser Mainstreammeinung fest, dass nur eine geringe Minderheit von Muslimen unsere Demokratie unterwandern will? Du hast doch Meinungsfreiheit in diesem Land, wieso nutzt du sie nicht?!"

     

    Ich war zum Glück geistesgegenwärtig genug, sie daraufhin zu bitten, den Begriff Meinungsfreiheit zu definieren. Sie konnte es nicht... daraufhin habe ich ihr erklärt, was ich oben geschrieben habe.

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Smaragd:

      Stimmt sobald man diese Pappenheimer argumentativ widerlegt werden Sie wütend und versuchen sich in der Opferrolle einer angeblich linken Meinungsdiktatur zu suhlen...

  • Warum kommen Leute von anderswo? Weil die Lebenssituation dort beschissen ist. Letzten Endes ist die Ursache der meisten Probleme auf der Welt (v.a. auch schlechte Lebensverhältnisse, Krieg, Bürgerkrieg) und den damit verbundenen Folgen (Flucht, Migration) auf ein weltweites Schuldgeldsystem zurückzuführen, welches absurd (Zinsen werden erhoben aber das Geld dafür nicht herausgegeben) und kriminell ist (es wird etwas verliehen, was gar nicht/nur zum Teil existiert).

    Das ist aber den wenigsten klar, Gewinnspannen von 100% lassen sich außer im Finanzwesen vielleicht noch im Drogenhandel finden. Hilfreich wäre auch, sich mal wieder mit Exponentialkurven zu beschäftigen, um zu erkennen, warum dauerhaftes "Wachstum" nicht möglich ist.

    Solange wir nicht eine Politik machen, die es sich zum Ziel setzt, das bestehende Geld -und Wirtschaftssystem grundlegend in Frage zu stellen, wird sich am Status Quo in der Welt nichts ändern: Konkurrenz (wenn nötig bis aufs Blut) statt Kooperation, Korruption statt Aufrichtigkeit, maximaler Profit für wenige statt Nutzen für alle, vor allem das Paradoxon „Mangel durch Überfluss“ wird weiter gehen.

    Der eigentliche Skandal ist für mich, dass sich allen Ernstes Menschen in diesem Land noch wundern, dass Menschen von anderswo nach Euopa/Deutschland kommen wollen. Wir würden doch genau dasselbe versuchen, wenn wir betroffen wären. Und zwar mit Recht! Wo unser aller Wohlstand doch letztendlich auf der Ausbeutung genau dieser Länder, von Lateinamerika über Afrika bis Asien, beruht (früher durch Besatzung, Versklavung und Ausbeutung, heute durch Verschuldung, Gläubigertum und Globalisierung).

    Und Pegida demonstriert gegen die Islamisierung des Abendlandes – klar, die Moslems/Ausländer/Asylbewerber sind mal wieder (selbst) schuld, sollen die doch zuhause einfach mehr arbeiten, dann können die auch da anständig leben. Da fällt mir nur noch ein Wort ein: „Uninformiertheit“ ist da noch eine nette Umschreibung.

    • @Herr Einbein:

      "...dem Muslim und der AsylbewerberIn"

       

      Würde gern mal mitdiskutieren, aber ohne faschistoide Fehler zu machen.

       

      Wann muss ich genau ein "I" setzen?