Nach Polizeigewalt in Ferguson: Ermittlung gegen gesamte Abteilung
Das US-Justizministerium ermittelt nach den tödlichen Schüssen auf Michael Brown gegen die örtliche Polizei. Dabei soll nicht nur dieser Fall untersucht werden.
WASHINGTON/FERGUSON dpa | Knapp einen Monat nach den tödlichen Schüssen eines weißen Polizisten auf einen schwarzen Teenager ermittelt das US-Justizministerium gegen die gesamte Polizeiabteilung in Ferguson. Untersucht werden soll, ob sie seit Jahren in der Vorstadt von St. Louis systematisch die Rechte von Bürgern verletzt, gegen die Verfassung oder Bundesgesetze verstoßen hat.
Der Tod des 18-jährigen unbewaffneten Michael Brown am 8. August hatte tagelang zu Protestmärschen und Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten geführt. Der Fall entfachte insgesamt eine neue Diskussion über Polizeibrutalität und rassistisch motiviertes Vorgehen gegen Schwarze.
Die Einleitung der Ermittlungen gab Justizminister Eric Holder am Donnerstag in Washington bekannt. Anlässe sind die vielen Beschwerden und Klagen über die Polizei in Ferguson im US-Staat Missouri im Laufe der vergangenen Jahre und ein spürbares tiefes Misstrauen der Einwohner gegen die Beamten. Er sei nach eingehender Prüfung zu dem Schluss gekommen, dass Ermittlungen angebracht seien, sagte Holder.
Die Untersuchungen würden sich auf die Anwendung von Gewalt, auch tödlicher Gewalt, sowie auf Verkehrskontrollen, Festnahmen, Diskriminierungen und die Behandlung von Häftlingen im Stadtgefängnis konzentrieren. Holder versprach eine rasche und rigorose Arbeit, um das Vertrauen der Bürger in die Polizei wiederherzustellen.
Bereits kurz nach Michael Browns Tod hatte das Justizministerium strafrechtliche Ermittlungen gegen den Todesschützen Darren Wilson wegen möglicher Verletzung der Bürgerrechte des Teenagers eingeleitet. Diese Untersuchungen dauern an. Wilson droht auch eine Anklage auf staatlicher Ebene. Eine Grand Jury berät zur Zeit darüber, ob er vor Gericht gestellt werden soll.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Täter von Magdeburg
Schon lange polizeibekannt
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml