piwik no script img

Strafe für Aktivisten in Saudi-ArabienHaft und tausend Peitschenhiebe

Der liberale Menschenrechtsaktivist Raif Badawi ist verurteilt worden. Er hatte auf einer Webseite die Religionspolizei im Land kritisiert.

Facebook-Kampagne für die Freilassung des Aktivisten. Screenshot: www.facebook.com/pages/Free-Raif-Badawi/397956733638642

RIAD afp | Wegen „Beleidigung des Islams“ hat ein Gericht in Saudi-Arabien einen Menschenrechtsaktivisten zu zehn Jahren Haft und tausend Peitschenhieben verurteilt. Der Gründer der Organisation Liberales Saudiarabisches Netzwerk, Raif Badawi, müsse zudem ein Bußgeld von umgerechnet knapp 194.000 Euro zahlen, sagte die Vorsitzende des Netzwerks, Suad Schammari, am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte die sofortige Freilassung Badawis.

Schammari kritisierte das Urteil als „ungerecht“. Badawi sei ein „politischer Gefangener“. Der Aktivist war im Juni 2012 festgenommen worden. In erster Instanz wurde er im Juli vergangenen Jahres zu sieben Jahren Gefängnis und 600 Peitschenhieben verurteilt. Die Behörden verboten ein vom ihm betriebenes Internetportal, in dem er vor allem die saudiarabische Religionspolizei kritisiert hatte. Das Portal ist aber über einen anderen Server weiter erreichbar, wie Schammari betonte.

Amnesty International kritisierte das Urteil als „skandalös“ und forderte, den Aktivisten unverzüglich und ohne Vorbedingungen freizulassen. Das Liberale Saudiarabische Netzwerk existiert nur virtuell. Eine für Mai 2011 geplante Konferenz in Dschiddah war damals auf Druck der Religiösen wieder abgesagt worden. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hatte im Dezember das Königreich aufgerufen, die „Einschüchterung“ von Aktivisten zu beenden und das Strafgesetzbuch gemäß den Menschenrechten zu reformieren.

In Saudi-Arabien herrscht die besonders puritanische Auslegung des Islam, der Wahhabismus. Die Religionspolizei setzt die Gesetze in dem Königreich mit harter Hand durch. Kritiker bemängeln, dass vielfach nicht die Regierung, sondern religiöse Autoritäten das Sagen hätten. In den vergangenen Monaten wurden mehrere Menschenrechtsaktivisten strafrechtlich verfolgt und belangt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • D
    D.J.

    Wichtige Ergänzung: Eines seiner "Verbrechen" bestand darin, die Gleichwertigkeit von Muslimen, Christen und Juden zu behaupten. Das scheint mir wichtig, da es sich hier um einen klassischen Ketzerprozess handelt. Unsere "Verbündeten". Widerlich.

  • Wann endlich beendet die Menschheit die Barbarei der Religionen???

    Spätestens seit Charles Darwin wissen wir doch, dass die Religionen nichts weiter als ein Machtinstrument sind und so gar nichts mit der Realität zu tun haben.

    Weg mit allen Religionen!!!

    • @amigo:

      Jedenfalls wird diese Religion dort noch gebraucht, damit das Oel zu uns fließt und die Waffenaufträge auch nicht versiegen. Wie können Sie nur ?

    • D
      D.J.
      @amigo:

      Zu einfach. Religion ist - man möchte fast sagen leider - nicht ausschließlich ein Machtinstrument, sondern dient eben auch der Autosuggestion. Oder wie Marx es ausdrückt "Opium des Volkes". Süchtigmachen. Oft tödlich. Jedenfalls unangenehm hartnäckig.