piwik no script img

Musik-Streaming in DeutschlandGoogle großes App-Gedudel

Google bringt die Radiofunktion und ein Streamingangebot seiner Musik-App Play jetzt auch nach Deutschland. Dafür einigte sich das Unternehmen sogar mit der Gema.

War Google sogar eine Einigung mit der Gema wert: Google Play. Bild: dpa

BERLIN dpa | Google drängt auch in Deutschland ins Geschäft mit dem Streaming von Musik. Die Musik-App „Google Play“ bekommt neben dem Streamingdienst auch eine Radiofunktion. Für das Angebot einigte Google sich mit der Gema, die die Rechte von Musikern vertritt, über Lizenzgebühren.

Das Musikangebot fällt unter einen //www.gema.de/musiknutzer/lizenzieren/meine-lizenz/online-anbieter/music-on-demand.html:ähnlichen Gema-Tarif, wie er auch für Googles Videoplattform Youtube gelten würde. Der Streit zwischen Youtube und der Gema ist festgefahren.

Der Musikdienst ist am Freitag unter dem Namen „Google Play Music All Inclusive“ gestartet. Für knapp 10 Euro im Monat bekommen Nutzer damit Zugang zu etwa 20 Millionen Musikstücken, können eigene Abspiellisten zusammenstellen und automatisch erstellte Radiostationen anhören.

Außerdem gibt es Musikempfehlungen auf Basis des bisherigen Nutzungsverhaltens. Dazu werden auch Informationen aus dem Onlinenetzwerk Google Plus ausgewertet, sagte Produktmanagerin Sara Hecht bei der Vorstellung des Dienstes.

Einigung bei Youtube in Sicht?

So fließe etwa das Äquivalent zu Facebooks „Daumen hoch“, bei Google „+1“ genannt, in die Musikempfehlungen ein. Zudem werden Informationen aus der Musik-App selbst verarbeitet, etwa welche Musik zuletzt angehört oder positiv bewertet wurde. Zusätzlich gibt es Abspiellisten, die von Google-Mitarbeitern erstellt werden.

Die Gema lobte die Einigung mit Google über Lizenzgebühren für den Musikdienst. Der Musikdienst falle unter den Tarif für kostenpflichtige Streamingangebote, sagte ein Gema-Sprecher der dpa. Diese Tarife umfassen sowohl Musikdienste wie auch Videodienste im Internet. Finanzieren sich die Angebote nicht über Nutzergebühren, sondern über Werbung, gilt für sie ein Schwestertarif.

Dieser würde also auch für Googles Youtube gelten. Allerdings könne man die Verhandlungen um Googles Musikdienst nicht direkt mit denen um Youtube vergleichen, schränkte der Gema-Sprecher ein.

Youtube und die Gema streiten seit Jahren um die Höhe der Lizenzgebühren für den Videodienst. Seit Monaten wird nicht mehr verhandelt, der Fall liegt bei einer Schiedsstelle. „Anfang des Jahres dürfte da einiges in Bewegung geraten“, sagte der Gema-Sprecher. Google argumentiert, die von der Gema verlangten Summen seien viel zu hoch. Damit könne man einen werbefinanzierten Dienst wie Youtube nie profitabel betreiben.

Große Konkurrenz

Mehrere Streaming-Dienste kämpfen derzeit um Marktanteile, darunter Juke, Rdio und die schwedische Firma Spotify. Auch Konkurrent Apple hat eine Radiofunktion in seinen Musikdienst iTunes eingebaut, die bisher aber nur in den USA läuft.

Googles Musikdienst wird in die bestehende App „Google Play“ integriert, die es für Android- und Apple-Geräte gibt. Nutzer können darüber auch Musik kaufen und ihre eigene Musiksammlung in Googles Cloud hochladen. Sie werden ihre Abspiellisten auf ihrem Smartphone oder Tablet speichern können, um sie ohne Internetverbindung anzuhören.

Zudem können sie eine geringere Übertragungsqualität für die Musik einstellen, um Datenvolumen zu sparen, sagte Hecht. Bei Mobilfunkverträgen können Musik-Streamingdienste schnell die monatlich verfügbare Datenmenge verbrauchen. Konkurrent Spotify arbeitet daher mit der Deutschen Telekom zusammen, der Musikdienst ist dort bei bestimmten Verträgen vom monatlichen Datenvolumen ausgenommen. Solche Kooperationen seien bei Google nicht konkret geplant, sagte Hecht. Den Google-Streamingdienst gibt es bereits in mehr als 20 Ländern.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!