piwik no script img

Kreml-Kritiker Alexej NawalnyJustiz erhebt neue Anklage

Der derzeit schärfste Opponent Putins hat wieder ein Verfahren wegen Betrugs und Geldwäsche am Hals. Diesmal drohen ihm zehn Jahre Haft.

Alexej Nawalny: „Sie brauchten eine zweite absurde Affäre im Ärmel als Garantie." Bild: dpa

KIROW afp | Russische Ermittler haben am Dienstag eine neue Anklage gegen den populären Kreml-Kritiker Alexej Nawalny erhoben. Ihm und seinem Bruder Oleg würden Betrug und Geldwäsche vorgeworfen, teilte das mächtige Ermittlungskomitee mit. Bei einer Verurteilung drohen Nawalny zehn Jahre Haft. Der Blogger und Oppositionspolitiker bezeichnete die Vorwürfe als „absurd“ und neuen Versuch der Regierung, ihn zum Schweigen zu bringen.

Nawalny und sein Bruder sollen 26 Millionen Rubel (knapp 600.000 Euro) aus einem Geschäft mit dem französischen Kosmetikkonzern Yves Rocher und mehr als vier Millionen Euro von einer anderen Firma veruntreut sowie 21 Millionen Rubel (480.000 Euro) gewaschen haben. Die entsprechenden Aktivitäten liegen fünf Jahre zurück. Erste Ermittlungen hatte die Justiz wegen Verfahrensfehlern verworfen. Nach neuen Ermittlungen gab es nun grünes Licht für die Anklage.

Nawalny war erst im Juli zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, weil er den staatlichen Holzbetrieb Kirowles um umgerechnet 372.000 Euro geschädigt haben soll. Die Strafe wurde kurz darauf zur Bewährung ausgesetzt. Dies ermöglichte Nawalny die Teilnahme an der Bürgermeisterwahl in Moskau, bei der er im September mit überraschend starken 27 Prozent auf Platz zwei hinter dem Kreml-Kandidaten Sergej Sobjanin landete.

Nawalny bezeichnete schon das erste Verfahren als Versuch von Präsident Wladimir Putin, ihn politisch kaltzustellen. „Die Kirowles-Affäre wurde erfunden, um mir Angst zu machen“, sagte er am Dienstag nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax. „Schon sie war absurd. Deswegen brauchten sie eine zweite absurde Affäre im Ärmel als Garantie, falls sich die erste Affäre auflöst.“

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!