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„Stern“ über Fischers VergangenheitBeim Putzen erwischt

Der „Stern“ rollt die militante Vergangenheit des Ex-Außenministers nochmal auf. Das Magazin zeigt, dass der Grüne ein flexibles Verhältnis zur Wahrheit hat.

Schwarz-weiße Vergangenheit: Joschka Fischer auf einer Demo in Frankfurt 1974 Bild: dpa

BERLIN taz | Am Abend des 9. Mai 1976 versammelten sich Frankfurter Militante, angeführt von Joschka Fischer, um Rache zu nehmen. Rache für das RAF-Mitglied Ulrike Meinhof, die sich in Stammheim selbst getötet hatte. Damals kursierte bei den Militanten indes das Gerücht, dass der Staat Meinhof ermordet hatte. Die Frankfurter Putztruppe diskutierte, ob sie bei der Demo am 10. Mai Brandbomben einsetzen sollte.

Sie taten es: Am 10. Mai wurde bei der Demonstration der damals 23-jährige Polizist Jürgen Weber von Putzgruppen-Aktivisten lebensgefährlich verletzt. Joschka Fischer musste sich 2001, damals noch grüner Außenminister, für seine Teilnahme an gewalttätigen Aktionen rechtfertigen. Fischer beteuerte, er habe stets etwas gegen den Einsatz von Molotowcocktails gehabt.

Brandsätze hätten nicht seiner „Haltung und Überzeugung entsprochen“. Im Bundestag erklärte Fischer 2001: „Ich habe niemals Molotococktails geworfen, und ich habe auch nicht dazu aufgerufen, Molotowcocktails zu werfen.“ Im Übrigen, so Fischers 2001 wenig überzeugende Verteidigung, könne er sich an den 9. Mai 1976 leider nicht erinnern.

Im aktuellen Stern liest sich dies etwas anders. Michael Schwelien, später Redakteur der Zeit und Autor einer Biographie über Fischer, war laut eigenem Bekunden am 9. Mai 1976 bei der Versammlung der Militanten dabei. Schwelien zufolge hat Fischer „die Leute regelrecht ermuntert, er hat die Stimmung aufgeheizt“. An dem Abend sei auch konkret besprochen worden, wie man die Brandsätze anfertigt. Wenn Schweliens Erinnerung richtig ist, hat Fischer den Bundestag 2001 belogen.

Vorwurf fehlt im Nachwort

Interessant ist allerdings, dass Schwelien in der per Nachwort aktualisierten Taschenbuchausgabe der Biografie auf diesen Vorwurf verzichtet. In dem im Heyne Verlag 2001 erschienenen Band fehlt der Hinweis, dass Schwelien auf der Versammlung anwesend war. Zudem spekuliert er nur über den Abend des 9. Mai 1976.

Das im August 2001 verfasste Nachwort wurde offensichtlich wegen der damaligen Debatte um Fischers militante Vergangenheit im Zusammenhang mit dem Prozess gegen den Ex-Terroristen Hans-Joachim Klein eingefügt. Der damalige Außenminister sagte als Zeuge aus. Im Nachwort mutmaßt Schwelien nur über den entsprechenden Abend: „Nahe liegend ist der Schluss, dass der Anführer der Putzgruppe während der Vorbereitungsdiskussion die Bereitschaft zum Krawall und zum Anfertigen von Molotow-Cocktails zumindest billigend hingenommen hat, dass das kolportierte 'Sei's drum' von Fischer wirklich ausgesprochen war.“

Auf Nachfrage sagt Michael Schwelien, er habe beim Verfassen des Buches seine Anwesenheit und Fischers Rolle auf der Versammlung am 9. Mai 1976 als „nicht so wichtig empfunden“. Wichtiger sei ihm während des Schreibens die Debatte um den Bundeswehreinsatz im Kosovo-Konflikt und den damit verbundenen Streit bei den Grünen gewesen.

Fischers Glaubwürdigkeit wird auch durch eine Aussage des Ex-Terroristen und Frankfurter Ex-Militanten Hans-Joachim Klein in Frage gestellt. Klein hatte schon 2007 erklärt: „Wenn Sie in der Putzgruppe waren, haben Sie irgendwann auch Molotowcocktails geworfen.“ Die Brandsätze seien gezielt gegen Polizisten eingesetzt worden. Diese Aktionen seien in der Putzgruppe stets „im Konsens“ beschlossen worden. Dass ausgerechnet Joschka Fischer, Leitwolf der Frankfurter Militanten in den 70er Jahren, von diesem Konsens nichts mitbekommen haben soll, ist eher unwahrscheinlich. Fischer, heute Lobbyist für verschiedene Konzerne, schweigt zu den Vorwürfen.

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28 Kommentare

 / 
  • B
    Benedetto

    Schade, Hans Filbinger ist schon im Jenseits für einen aufmunternden Senf zur Sache. Was damals Recht war kann heute nicht Unrecht sein - und so wurden und werden mit Staatsgeldern beide Alpha-Männchen verwöhnt, trotz krimineller Vergangenheit.

     

    Schade, der Radikalenerlass von Willy Brandt traf die auffälligen Staatsbürger sehr wählerisch.Und in der BILD wurde Joschka einaml als künftiger UNO-Generalsekretär gehandelt. wie relativ ist doch die Welt!

  • E
    entsetzlich_peinlich

    Ich fand Fischer immer furchtbat peinlich, und zwar in 2-facher Hinsicht:

     

    Zum einen war da immer diese beinahe parodienhafte narzistische Selbststilisierung und -inszenierung, beispielsweise als "Riesenstaatsmann", der uns, den "Blöden", die Welt erklärt. Banale Zusammenhänge wurden da in Duktus und Diplomatenneusprech zu wichtigsten Erkenntnissen hochgejazzt.

     

    Geraaade vor seinem biographischem Hintergrund wirkte das immer parodienhaft, zutiefst lächerlich auf mich.

     

    Zum anderen war da diese peinliche Anbiederung an das deutsche Bürgertum, als er Außenminister wurde. In der ganzen Attitüde ausdrückend: "Seht her, ich bin seriös, ich bin einer von Euch!".

     

    Auch das bei dem biographischem Hintergrund einfach nur peinlich.

     

    Warum war er damit karrieremäßig so erfolgreich?

     

    Ich denke, weil er zwei Fraktionen des dt. Bürgertums erfolgreich bedienen konnte. Einmal die grünen Fanboys, ebenfalls im leicht fortgeschritteneren Alter, gesetzt, gut situiert. Mann, waren die früher radikal - aber dennoch haben "wir" es zu etwas gebracht! Die woll(t)en sich in Fischer wieder erkennen.

    Und andererseits hat er ja nicht nur beim grünen, sondern auch beim konervativen Besitzstandsbürgertum politisch überzeugend "abgeliefert".

     

    Sicher wird sich an dem medial mit-erzeugten Bild von Fischer durch die neuerlichen Infos nichts ändern.

     

    Aber als Jugendlicher jedenfalls war ich mit Kerstin Müller, die sich ebenfalls öffentlich so furchtbar wichtig geben und formulieren kann, auf einer Schule.

     

    Dabei hätten wir uns früher über einen Politikstil, der suggerieren will, daß Politik etwas für furchtbar wichtige Experten ist, einfach nur kaputtgelacht.

  • L
    LocksteinW

    Wenn im Wahljahr 'Aktionen' von Politikern ausgegraben und breitgetreten werden, die nicht mehr zur Wahl stehen hat es wieder ein Gschmäckle...

     

    Was steht's mit Aktionen von zur Wahl stehenden Politikern?

     

    Beim Beschatten erwischt

    ========================

     

    In der WDR Redaktion plante man 2005 den Bericht ” Im Auge der Macht- die Bilder der Stasi” und wollte über die Stasiarbeit (auch: die Observierung Robert Havemanns durch die FDJ im Auftrag der Stasi) senden.

     

    Die Redakteure stiessen dabei auf ein Foto, dass eine junge Frau zeigt, die sich um 1980 in dieser Zeit dem Grundstück der Familie Havemann in Grünheide bei Berlin näherte: Auf dem Foto war ANGELA MERKEL [26 jährig, also kein pubertierendes Mädel, "ich war so jung und brauchte das Geld"] zu sehen, die sich dem Grundstück Havemann in der Zeit der Observation und der Isolation von Havemann näherte.

     

    Das vom WDR gefundene Merkel-Bild durfte nicht gesendet werden, weil Angela Merkel die Ausstrahlung des Fotos im WDR Film untersagt hatte.

  • T
    Triebtier

    @ Irene

     

    Dieser aufgewärmte Zeuge ist völlig unglaubwürdig, so als ob man plötzlich ein zweites und anderes Exemplar der Doktorarbeit von Merkel finden würde um sie damit rein zu reiten...

  • S
    slimak

    Hat die taz frueher nicht mit viel Sympathie ueber so manches RAF-Mitglied berichtet, der nach all den vielen Jahren im Knast nicht ohne Schwierigkeiten ein neues Kapitel anfaengt? Und jetzt so was, der boese Josef Fischer und die arme, belogene Staatsmacht. Viel Spass noch beim FAZ-Nachahmen.

  • K
    Kollateralschaeden

    sind nicht so schlimm, Demokratie ist sowieso egal, Hauptsache "das Gute" siegt und ein Polizist war ein legitimes Ziel.

     

     

    Kriegslogik, was den Kosovokrieg nicht schlechter macht. Wie frueher....

  • I
    Irene

    Wenn Joschka Fischer eine plagiierte Doktorarbeit hätte, wäre er jetzt erledigt, aber das jetzt, kommt, Schwamm drüber.

  • T
    Triebtier

    Unfasslich, was im Wahljahr alles an- und aufgewärmt wird, um von den katastrophalen aktuellen Schwächen dieser Regierung (ein korrupter Präsident, etliche zurückgetretene Abgeordnete und Minister wegen Betrugs bei ihren Doktorarbeiten). Wieviel Geld wohl geflossen ist, damit diesem "Zeugen" "plötzlich" im Wahljahr weitere Details "einfallen".

     

    Die Beweisführung in diesem Artikel und z.B. beim Spiegel reicht bei Weitem nicht aus für eine Verurteilung, und wir leben -bitte nicht vergessen- in einem Rechtsstaat, wo die nicht ganz uninteressante Unschuldsvermutung gilt (was z.B. bei Schavan und Guttenberg selbstverständlich war, gilt auch für Hrn. Fischer, egal ob man ihn persönlich toll findet oder nicht).

     

    Die TAZ begibt sich immer mehr auf BILD- und SPIEGEL-Bild- Niveau, Journalisten sollen informieren und nicht Richter spielen.

  • H
    Horst

    @ C. Antonius

     

    Wie zu erwarten war, wird hier linker Terrorismus relativiert.

     

    Baader, Meinhof und Co. waren Mörder.

    Sie waren Mörder in den 70ern.

    Und sie werden für immer Mörder bleiben.

     

    Aber die Haftbedingungen dieser Mörder waren erheblich besser als die der anderen "normalen" Mörder in Stammheim.

     

    Und Böll... Lachhaft!

    Der hat sich ganz einfach aus ideologischen Gründen mit Mördern gemein gemacht.

    So wie Otto Schily und der verurteilte Terroristenunterstützer Hans-Christian Ströbele u.a.

     

    Lesen Sie doch auch ein mal etwas anderes als die taz.

    Z.B. Den Stern-Artikel um den es hier geht.

  • U
    Ute

    Dass damals Aussichten bestanden, es könne sich die Republik zu einem Polizeistaat entwickeln, musste auch in der Zeit danach bei den anhaltenden Anti-AKW Protesten festgestellt werden.

    Die Beurteilung von Polizei als “Freund und Helfer“ musste oft mit Sarkasmus als die Frage wessen Freund und Helfer für was verstanden werden. Viele entschieden sich damals für gewaltfreien Widerstand, aber es wurde einem damit oft nicht leicht gemacht.

    Und natürlich gab es damals, wie bei fast allen Strömungen und Zeiten, Mitläufer, Phantasten, wie auch stark Betroffene und im Übermaß einseitige Engagierte, die den Hasspredigern und Befürwortern eines „starken Staates“ gegenüberstanden.

     

    Aber es scheint dem Stern doch nicht darum zu gehen, diese Zeit objektiv darzustellen.

    Wie will er dann über diesen Joschka einen Einblick gewähren wollen, egal, was man sonst von ihm halten mag?

  • K
    KlausK

    >>Ich bedaure was aus ihm geworden ist. Nicht was er war.

  • C
    C.Antonius

    Ich muss meinen Beitrag wohl korrigieren. Es handelt sich hier um eine anti-autoritäre Revolte à la Röhl gegen 68er Eltern, die moralisch versagt haben. Ich bitte um weitere Zuspitzung.

     

    Und zu Horst: Sollte es so sein, wie sie es beschreiben, ehrt Sie Ihr Mitgefühl. Aber -

    damals wurde Ulrike Meinhof in den Tod getrieben. Heinrich Böll hat die Pogromstimmung ("Lüge, Dreck, Faschismus") beschrieben.

    Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Kollegen der Polizei am Tag nach ihrem Tod Urlaub genommen haben. Nein, einige grinsten übers ganze Gesicht. In allen Teilen Westeuropas kam es zu heftigen Protesten. Wenn Sie die 70er rekonstruieren wollen, dann bitte ganz, mit dem ganzen Dreck, der u.a. daraus bestand, dass damals über die Hälfte der Deutschen Brandts Kniefall in Warschau bedauerte. Sie können die Geschichte nicht umschreiben, indem Sie mit den moralischen Erwartungen von heute auf die Widerständigen von damals einschlagen, die diese Liberalität - 70% der Deutschen wollen türkische Journalisten beim Neonazi-Prozess - erst ermöglicht haben, trotz Prügelorgien, ständige Hausdurchsuchungen mit MP's, ständige Hetze, Verleumdungen, Haftstrafen für Parolen an den Wänden. Dazu zählte lange Zeit Meinhof, die vom bewaffneten Kampf zuerst nichts hielt und andere Konzepte hatte, die ihr bei der Baaderbefreiung und in der Totalisolation in Ossendorf abhanden kamen.

  • D
    D.J.

    @lowandorder,

     

    hat etwas gedauert, aber wir sind endlich mal einer Meinung! :)

  • N
    neubau

    Angesichts der aktuellen Lage im Land kann man doch nur sagen: es wär' besser gewesen, wenn die 68er den Stadtguerillakampf gewonnen hätten...

     

    Traurig, was aus Fischer wurde; vielleicht wollte er in seiner linken Vergangenheit aber auch nur an die kürzer werdenden Röcke der Genossinnen ran? Steinewerfen machte damals ja noch sexy...

  • D
    Demokratie-Troll

    Erst war er militant, dann wurde er staatstragend. So passiert das nun mal im Leben. Das darf man ruhig wissen. Nichts korrumpiert einen so sehr wie die verlorene Illusion, die mit der Anerkenntnis der Realitäten einhergeht. Am Ende hat man für sich das Beste aus der Realtiät gemacht, indem man ihre Verkommenheit ignorierte.^^

  • R
    rita

    Ich kanns kaum glauben, dass ausgerechnet die taz jetzt mit Fischers Vergangenheit daherkommt, wo es wahrlich wichtigere Themen gibt in der Deutschen Politik-Landschaft. Fischer ist längst out, weg aus der Politik in Deutschland, und das ist wohl gut so. Welchen Anlass gibt es also für diesen Artikel? Und überhaupt: Welchen Standpunkt hat die taz denn vertreten, in ihren Anfangszeiten, als sie noch echt politisch war?

  • V
    vic

    Ich bedaure was aus ihm geworden ist. Nicht was er war.

  • D
    DerDemokrator

    Das eine Rudelführerschaft uns weit weniger vom animalischen unterscheidet, als es (Schein)Zivilisationsforscher wahr haben wollen, scheint eine Binsenwahrheit zu sein. Das diese wie bei den Piraten geschehen schneller durchs Rudel für weitere Machtkämpfen genutzt wird, scheint unsere wirkliche Zivilisation zu bestimmen,nicht nur in der Politik-überall. Schade das "die Krone der Schöpfung" so wenig Sinnvolles ergeben hat.

  • J
    Josef Švejk

    1976: Joseph Fischer

    2011: Lothar König

     

    ....oder hat die kuschelige Gemeinschaft der "Guten" den Joschka wegen des Einmarschs im Amselfeld schon aus ihrer Mitte verbannt?

    (......"heute als Lobbyist tätig"......)

  • H
    Horst

    @ Ewald Schleiting

     

    Ihre Haltung widert mich unendlich an.

    Molotowcoktails sind also egal, wenn es nur gegen den Kapitalismus geht??!

    Sagen Sie so etwas mal dem getroffenen Polizisten Jürgen Weber. Seine Haut war zu über 60% verbrannt. Er hat seine Kollegen angefleht, ihn zu erschießen.

    Das Werfen eines Brandsatzes ist ein Mordversuch, der strafrechtlich nicht verjährt.

    Fischer hat dies mindestens billigend in Kauf genommen. Der Täter wurde bis heute nicht gefaßt.

    Obwohl es offensichtlich ist, daß es ein Kumpan Fischers war, ein Mitglied der "Putztruppe", hat Fischer niemals und bis heute nicht an der Aufklärung mitgewirkt. Er, Gerhard Schröder, Trittin und Konsorten haben sich in der Bundestagsbefragung dazu sogar noch königlich amüsiert!

    Während Jürgen Weber bis heute leidet, hält Fischer Vorträge bei RWE und der Deutschen Bank.

    Aber hauptsache es geht gegen das "Schweinesystem", nicht wahr?

  • J
    Jupp

    Zunächst einmal, wenn es heißt,

    "..damals kursierte bei den Militanten indes das Gerücht..", so ist dies schon eine unzutreffende Darstellung,

    Wer damals den von Werner Höfer geleiteten sonntäglichen Frühschoppen sah, dürfte mitbekommen haben, dass ein weit verbreitetes - auch über die Grenzen der BRD hinaus - Gefühl bestand, es sei der Selbstmord von Ulrike Meinhof so oder so nicht ohne eine Beteiligung und Einfluss des Staates erfolgt, wie weit der aber gegangen sein konnte, dass wollte man sich zum Teil dann doch nicht als Wahrheit vorstellen.

     

    Ansonsten gilt auch für einen widerwärtigen Josef Fischer, dass Mutmaßungen über ihn klar als solche gekennzeichnet werden müssen. Ich traue Herrn Fischer aber durchaus zu, aus Opportunismus eine „Haltung und Überzeugung“ gehabt, aber nicht offen ausgesprochen zu haben.

     

    Jedoch nichts genaues weiß man eben nicht und für die Umstände muss auch das Verhalten der staatlichen Behörden mit den RAF-Häftlingen, wie auch generell gegen Proteste betrachtet werden. Dieses Verhalten war durchaus dazu angetan, Schlimmes für die Hintergründe des Todes von Ulrike Meinhof zu befürchten. Polizei und Justiz bestanden auch damals nicht ausschließlich aus honorigen, einfühlsamen, kühlen Kopf bewahrenden, auf

    Rechtsstaatlichkeit in allen Fällen ausgerichteten Personen, was manch einer mit Fußtritten und Knüppeln zu spüren bekommen hatte.

     

    Wer Erhellendes über Josef Fischer vortragen will, soll dabei nicht die damaligen Umstände umdeuten, gerade, wenn es um "Glaubwürdigkeit" gehen soll.

  • L
    lowandorder

    @von D.J.:

    "…

    (O.K., liegt auch daran, dass ich ihm sein Gesabbel damals beim Angriff auf Serbien abgenommen hatte)."

     

    Dem kann ich im Ergebnis nur zustimmen.

    "Gesabbel " - würd ich's nicht nennen, sondern faustdicke

    instrumentalisierte Lügen - wie Hufeisenplan usw - haben Fischer und

    Scharping aufgetischt, um den Teilnahme der Bundesrepublik an einer

    Bombardierung Kosovo zu "erschleichen".

    Küppersbusch:" …da haben wir alle gepennt!"

     

    Als Mitentscheider über einen damals zuvor dagegen gerichteten Eilantrag

    kommt's mir heute noch hoch, wenn ich daran denke.

     

    Da Fischer auch sonst sich gerne nicht erinnern kann

    und sich's gern passend macht, sehe ich jetzt erst recht keinen Anlaß,

    ihm seine vollmundigen Erklärungen im Bundestag

    - Ehrenwort-Barschel läßt grüßen - abzunehmen.

  • C
    C.Antonius

    Joschkas Jugend ist abgegrast. Das hatten wir schon. Schlage vor, die Taz findet heraus, wer bei der deutschen Novemberrevolution 1918 die Bahnsteigtickets gekauft hat, um den Bahnhof schön brav zu besetzen. Da fing die ganze Misere an. Ihr seid so etwas von langweilig und irrelevant, während die Krise überall explodiert, ich fasse es nicht.

  • N
    Nico

    Um ehrlich zu sein, ich habe auch kaum noch ne Ahnung was ich damals 1976 zu diesem Zeitpunkt gemacht habe.

    Ich denke mir, dass sind haarspalterren, die schon frueher gefuehrt wurden sind m andere spezialen Charakteren in der dt. Politik- H. Wehner, FJS, etc. und was hat gebracht? Ich wuenschte mir, dass wir noch heute mehr Leute haetten, die in der Politik teilnehmen, die nicht nur einfach weichgespuellt wuerden.

  • N
    Nico

    Um ehrlich zu sein, ich habe auch kaum noch ne Ahnung was ich damals 1976 zu diesem Zeitpunkt gemacht habe.

    Ich denke mir, dass sind haarspalterren, die schon frueher gefuehrt wurden sind m andere spezialen Charakteren in der dt. Politik- H. Wehner, FJS, etc. und was hat gebracht? Ich wuenschte mir, dass wir noch heute mehr Leute haetten, die in der Politik teilnehmen, die nicht nur einfach weichgespuellt wuerden.

  • I
    ilmtalkelly

    Das passt nur ins Bild des machtbesessenen Verwandlungs-Künstlers Fischer. Ein Charakter ohne erkennbaren Kern, der sich immer wieder zu Opportunismus des persönl. Eigennutzes hinreißen läßt.

    Die grünen Fundis hätten 1991 gut getan, Jutta Ditfurth zu folgen, anstatt dem Narzissten Fischer. So hätten wir heute eine wirklich grüne Partei, und nicht solche schwammigen Schein-Ökologen mit kapitalist. Führungs-Anspruch und Windrad-Plakette am Nadelstreifen-Anzug.

    Da ist selbst Söder authentischer.

  • ES
    Ewald Schleiting

    Ob er 1976 Molotowcocktails geworfen oder werfen lassen hat oder nicht ist relativ egal im Vergleich zu seiner Zustimmung zum Auslandseinsatz der Bundeswehr. Dass er sich heute wie sein Kumpan Schröder an die Kapitalisten verkauft, ist zwar auch ein Grund zum Kotzen, aber nicht der Wichtigste.

  • D
    D.J.

    Ich mag die Grünen absolut nicht und Joschka Fischer kann ich schon gar nicht ausstehen (O.K., liegt auch daran, dass ich ihm sein Gesabbel damals beim Angriff auf Serbien abgenommen hatte). Aber: Gebietet journalistische Fairness nicht, zumindest im Konjunktiv I zu schreiben, also "will zeigen, dass ... ein flexibles Verhältnis zur Wahrheit habe"?