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Papst FranziskusDie neue Bescheidenheit

Kein Prunk und Protz: Der neue Papst, Franziskus I., wirkt wie ein Landpfarrer. Schlicht gekleidet, kleine Wohnung und er nimmt den Bus.

Noch ein wenig ängstlich: Jorge Mario Bergoglio. Bild: reuters

ROM taz | Als, vor nunmehr fast acht Jahren, Joseph Ratzinger auf die Loggia des Petersdoms trat, soeben zum Papst gewählt, da versprach er, als Benedikt XVI. wolle er „ein demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn“ sein. Von Jorge Mario Bergoglio war, unmittelbar nach seiner Wahl, das Wort Demut nicht zu vernehmen – und doch bemühte er sich in jeder Sekunde, eben jene Demut auszustrahlen, sich als Pontifex darzustellen, der der Kirche eine Wende verspricht.

Bergoglio hat ganz gute Karten dafür. Im Konklave 2005 war er der einzige ernsthafte Gegenkandidat Ratzingers. Zwar gehört auch er zum konservativen Mainstream der Katholischen Kirche, die mit Johannes Paul II. definitiv die Überhand gewonnen hatte, doch die versprengten „Progressiven“, die es 2005 noch gab, setzten ihre Hoffnung, wenigstens Ratzinger zu verhindern, damals in Bergoglio. Der selbst soll einigermaßen erschrocken sein angesichts der Perspektive, er könne Stellvertreter Jesu werden, ja er soll seine Anhänger überredet haben, doch bitte nicht für ihn zu stimmen.

Das fügt sich in das Bild von einem Mann, der – anders als viele andere seiner Kardinalskollegen – mit den oft schmucken Insignien religiöser Macht, mit prächtigen Gewändern und gehobenem Lebenswandel, nichts anzufangen weiß. Bergoglio, eines von fünf Kindern eines italienischstämmigen Eisenbahners und einer Hausfrau, hat den Ruf, eher schüchtern zu sein.

Als er am Mittwochabend auf die Loggia trat, gab er sein bestes, diesen Ruf erst einmal zu bestätigen. Fratelli e sorelle“, hob er an, „Brüder und Schwestern“, dann folgte eine weit ausholende, linkische Armbewegung, „buona sera!“ Doch seine Stimme war fest, seine Botschaft klar – und ganz im Zeichen der Bescheidenheit. Gewiss werde er den Segen erteilen, erklärte er, erst einmal aber sollten doch die Gläubigen auf dem Platz dafür beten, dass ihm, dem neuen Bischof von Rom, Segen zuteil werde. „Bischof und Volk, ein gemeinsamer Weg“, und der lebe vom Vertrauen.

Wie ein Landpfarrer wirke der schlicht Gekleidete, wenn er in den Gassen hinter dem Petersdom unterwegs sei, erzählen die, die ihn kennen. Auch aus Buenos Aires wird berichtet, der Mann lebe dort in einem kleinen Apartment, und er nehme regelmäßig den Bus. Als er zum Kardinal ernannt wurde, sammelten Gläubige aus Argentinien Geld, um den Feierlichkeiten in Rom beizuwohnen.

Bergoglio war nicht einverstanden: Er riet seinen Fans aus der Heimat, das Geld lieber für Arme zu spenden und zu Hause zu bleiben. Solche Zeichen wohl müssen seine Kardinalskollegen beeindruckt haben, die eine Wahl im Zeichen neuer Schlichtheit trafen. Nicht umsonst nennt der frisch gewählte Papst sich Franziskus – nie in der Kirchengeschichte hatte ein Vorgänger für den Namen des Heiligen Franz von Assisi optiert, jenes Radikalen, der im frühen 13. Jahrhundert für die Umkehr der Kirche im Zeichen der Armut stritt, allerdings in der, nicht gegen die Kirche.

Konservativ, aber für eine vorsichtige Öffnung der Kirche in Sexualfragen, für eine Öffnung auch im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen – dieser Ruf eilt Bergoglio voraus. Mit seiner Wahl verspricht die Kirche, mit der Wahl seines Papst-Namens verspricht auch Bergoglio, eine Wende für den mit Vatileaks und Pädophilieskandalen schwer ins Gerede gekommenen Verein. Ob das Versprechen eingehalten wird, muss sich zeigen. Auch bei Ratzingers Wahl hatte es ja geheißen, der Mann werde die Welt überraschen – doch das tat er dann erst mit seinem Rücktritt.

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40 Kommentare

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  • J
    jogo

    Ach ja Franziskus war 1976 und 1983 zur Zeit der Junta nicht Kardinal, wie hier behauptet wird, das wurde er erst 2001...

  • J
    jogo

    Na die Taz kann doch auch neutral schreiben, geht doch... Sollte man ja bei diesem, naja, weißnichtwas nicht glauben.

     

    http://taz.de/Kommentar-Franziskus/Kommentare/!c112813p3295/#send-comment

     

    Und ja, es wurde ihm vorgeworfen, dass er mit der Junta kolaborierte. Nachgewiesen werden konnte es ihm, trotz Anzeige nie. Ich kann ja auch genauso gut behaupte: XYZ hat seine Oma abgemurkst, stimmen tus deswegen noch lange nicht.

  • P
    Pino-Niederbayern

    Ein wunderbarer Mann!

  • PN
    Pino - Niederbayern

    Ein wunderbarer Mann. Da können sich die Atheisten und Agnostiker aber eine Scheibe abschneiden.

  • W
    Waage

    Super, zuerst habe ich den Artikel nur überflogen und als ich mehr Zeit hatte komplett gelesen. Vom ersten bis zum letzten Satz: absolute Spitze (vor allem die vielen "Spitzen")!

     

    Lasst der katholischen Kirche ihre Schrullen (take it or leave it) und wendet euch den wichtigeren Dingen zu.

  • F
    FraTreno

    Bescheidenheit?

    Ich weiss nicht, jemand, der sich qua Amt für unfehlbar hält, ist doch wohl eher grössenwahnsinnig, in aller Bescheidenheit natürlich.

    Nähe zur Junta? Wenn's weiter nichts ist: Die katholischen Bosse haben immer mit allen gekungelt, um ihre Pfründe zu retten. Mit linken wie mit rechten Arschlöchern. Die Geschichte ist voll davon.

    Im übrigen geht mir diese Papsterei mittlerweile tierisch auf den Senkel. Ich finde, jeder Gläubische jedweder Couleur soll meinetwgen den Guru seiner Wahl anhimmeln so viel wie mag, aber dass der Rest der Menschheit damit belästigen werden muss, finde ich schon sehr unverschämt!

    Ich meine, diesen mittelalterlichen Mummenschantz kann man doch ein bisschen privater gestalten, wie Religiösität eben Privatsache ist und bleiben soll.

  • RG
    Reinhardt Gutsche

    Wie es heißt, sei der neue Papst Jesuit. Das führt zu der Frage, welche Positionen jener Orden zu den wichtigen Menschheitsfragen einnimmt, z.B. zur Frage des Eigentums und der sozialen Gleichheit. Dazu heißt es etwa bei dem jesuitischen Moral- und Rechtsphilosophen Victor Cathrein: „Zu dem von Gott gewollten Zweck unserer Prüfung, zur Übung der Tugend und dadurch zur Erwerbung des ewigen Lebens ist die Ungleichheit der irdischen Güter ein überaus wichtiges Mittel. Durch diese Ungleichheit werden Reiche und Arme aufeinander angewiesen zur gegenseitigen Unterstützung in der Erfüllung der göttlichen Absicht... Nur dann dürfte man dem Staat das Recht der Eigentumsbeschränkung zuerkennen, wenn bewiesen würde, daß der unbeschränkte Eigentumserwerb mit dem Gemeinwohl unvereinbar ist. Dieser Beweis ist aber nie erbracht worden und auch nicht zu erbringen.“ (Victor Cathrein, „Der Sozialismus: Eine Untersuchung seiner Grundlagen und seiner Durchführbarkeit. Freiburg, 1890)

     

    Hartz IV als göttliche Absicht...

  • V
    Valentin

    Nach allem, was ich jetzt so gelesen habe in den Kommentaren, muss ich feststellen: ein ganz normaler katholischer Kardinal wird Papst. Also nichts neues wird uns da erwarten.

  • W
    Wolfram

    Bei einem Schneesturm an der US-amerikanischen Ostküste oder nach der Auslosung eines Austragungsortes für die Fußball-WM reagieren die Dow-Jones, Dax und andere Indizes. Eine Papstwahl ist der Weltwirtschaft völlig gleichgültig. Nicht das geringste Zittern in den Kurven der Indizes, die die den Gang der Dinge bestimmen. Ein neuer Papst wird genauso ein willfähriger Helfer der Rockefellers und Co. sein, dafür instrumentalisiert, den katholischen Schäfchen die bestehenden Verhältnisse in der Welt schmackhaft zu machen und sie auf das Jenseits zu vertrösten. Als Person völlig austauschbar, und wenn er doch mal zu unbequem würde, dann stirbt er eben wieder nach kurzer Zeit an irgendeiner unklaren Todesursache. Wir können uns getrost den wirklich wichtigen Dingen zuwenden und das Geschwafel über den neuen Papst der Springer-Mohn-Burda-Clique überlassen.

  • S
    Synoptiker

    Alle stehen am Anfang einer Recherche! Lasst uns abwarten,wie er ist und was er anstoßen wird.

    Hoffnungen darf man äußern: Ich hoffe, dass er Bescheidenheit mit Demut für die Armen dieser Welt und unsere geschundene Tierwelt verbindet. Dass die Kurie Macht abgeben und zur funktionierenden Verwaltung umgebaut wird, der Pomp und der Reichtum verkauft wird und Franz von Assisi`s Denken offizielle Doktrin der kath. Kirche wird!

  • M
    mr.spock

    ...und ich dachte bisher, die katholiken hätten so fürchterliche angst davor, dass, wenn es raucht und qualmt, immer der teufel dahinter stecken muß. fehlt nur noch, dass es auf dem petersplatz nach schwefel riecht... sah der rauch nicht doch ein wenig gelblich aus? na denn, hallejulia!

     

    beam me up scotty!

  • O
    Odendahl

    Die Vorgänge während der Juntazeit müssten sich doch noch aufklären lassen. Unabhängig von der Rolle der Person lässt sich wohl insgesamt sagen, dass die Annahme der Komplizenschaft der katholischen Kirche zur Junta nicht durch einige humanitäre Einsätze für Einzelpersonen zu widerlegen wäre - eher im Gegenteil!

  • J
    Jiri

    danke für diesen schmierigen, unkritischen Artikel, der sich in keiner Weise von der anderen unkritischen, die katholische Kirche beweihräuchernde Berichterstattung abhebt.

     

    Ein Mensch, der alle Sicherheiten des Lebens in Anspruch nehmen kann, der mit Diktatoren gekungelt hat, wird als Vertreter der Armen, dargestellt.

     

    Es ist wirklich zum Heulen diese Doppelmoral

  • UR
    Uwe Roos

    Die schlichte Kleidung, die kleine Wohnung und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sind wohl jetzt Geschichte.Durch die Ordenszugehörigkeit zu den Jesuiten und den gwählten Papstnamen vorschnell auf ein Pontifikat der Erneuerung zu schliessen, ist doch mehr Wunschdenken als einer realistischen Einschätzung geschuldet.

  • A
    anonymous

    die kirche ist doch eh nur ein weiteres unternehmen

  • GS
    Geht schon

    Sobald der Papst sagt was die Lehre aller monotheistischen Religionen ist, daß nämlich Detlev und Klaus weder verheitatet sind wenn sie sich gerne von hinten beglücken noch damit geeignet sind Mutter zu werden, dann marschiert doch die Bewegung wieder mit festem Tritt und Gebrüll voran. So wie manches theologisch eindeutig nicht Vorgeschriebenes in der Kirche bröckelt, wie Verhütung oder Zölibat, so sehr kann man aber auch zusehen wie immer schneller die Macht der Bewegung in der Gesellschaft zerfällt. Ob bei WM-Deutschlandfahnen, Sarrazin, Frei.Wild oder Neusprech-Pipi Langstrumpf - die Deutungshoheit ist jeden Tag ein Stück weg und nur noch medial vorhanden. In der kommenden Krise werden die maroden Dinge der 70er weggespült und die Kirche ist mit dem neuen Papst eigentlich ganz gut für ein neues Europa aufgestellt.

  • V
    vic

    Jetzt hat also Jesus wieder mehr Zeit für die Familie, und hier und da eine Blume hinzurichten.

    Und die Katholen haben Franz, den mit dem Bus.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Habemus Papam-noch nicht in Amt und Würden und schon gibt es Kritik an den von den 115 wahlberechtigten Kardinälen gewählten neuen Papst Franziskus I.Lateinamerika war an der Reihe ,dass sie den Papst stellen.Wie jede und jeder sollte auch Papst Franziskus I eine 100 tägige Schonfrist eingeräumt werden,bevor man mit der konstruktiven Kritik beginnen kann.Wolfgang Banse

  • TH
    Thomas H
  • TH
    Thomas H

    Die Kirche in Argentinien, der Vatikan in Rom, und deren umfassende Verstrickung in die Verbrechen der Militärjunta, veranschaulicht u.A. auch diese Internetseite:

    http://argentinien-nachrichten.blogspot.de/2007_10_01_archive.html

     

    Nach wie vor deckt der katholische Klerus eng mit der Kirche verbundene Täter und schweigen Kirchenleute wie Bergoglio eisern vor Gericht, wo sie in Prozessen gegen Folterer und Mörder der einstigen Militärjunta immer wieder als Zeugen vorgeladen werden.

     

    Einfach mal auf google und youtube jeweils als Suchbegriff "Bergoglio Massera ESMA" in die Suchleiste eingeben, dann erhält man jede Menge informative Treffer zum Themenkomplex (zumeist auf Spanisch). Darunter auch zahlreiche argentinische TV-Nachrichtensendungen mit Berichten über Gerichtsverhandlungen zu Verbrechen der einstigen Militärherrscher, auf denen Bergoglio als Zeuge aussagen sollte

     

    Bergoglio ist im Übrigen auch für seine lautstarke Verachtung von Homosexuellen bekannt (die ihm als "Werkzeuge des Teufels" gelten), sowie für seinen demagogischen (zuweilen auffällig antisemitisch klingenden) Antikapitalismus.

     

    Während des vom verbrecherischen argentinischen Militärregime vom Zaun gebrochenen verlustreichen Falklandkriegs (1982) gehörte Bergoglio zu jenen Mitgliedern des Klerus, welche der verbrecherischen Kriegstreiberei der argentinischen Junta-Generäle öffentlichkeitswirksam ihren Segen erteilten.

     

    Ein besonderen Phänomen in Argentinien ist auch die überdurchschnittlich hohe Zahl an jüdischen Opfern der faschistischen Militärdiktatur.

    Dazu passt dann auch, dass sich einstige Schergen der Militärjunta in den 90er Jahren als willige und Kenntnisreiche Helfer für jene eingeschleusten Hisbollah-Terrorkommandos betätigten, die im Auftrag Irans in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires zwei Terrormassaker an argentinischen Juden durchführten, wobei mehr als hundert Menschen getötet und mehrere hundert zum Teil schwer verletzt wurden.

  • S
    SchnuH

    Matteo, es ist unfassbar, was du da schreibst! Du steckst alle Geistlichen in einen Sack und nennst ihn "pädophil" und "Diktator" ??? Wer bist du, dass du so über Menschen urteilst? Sei froh, dass du nicht weißt, was Gott mit dir vor hat....

    Viele schreiben hier so unglaublich garstige Dinge, dass einem ganz schlecht wird. Elendes Gehetze!!!!

     

    Ich finde diesen Artikel gut geschrieben! Etwas Zynismus steckt auch darin aber das schadet nicht! Ich finde, das ist ein sehr unbefangener, fairer bericht, der auch zum nachdenken anstößt!

  • D
    DonnyD

    Wie kommen Sie denn auf eine Wende in der Sexualmoral??? Dieser Papst ist in dieser Hinsicht deutlich konservativer als sein Vorgänger, sowohl theologisch als auch rhetorisch. Dazu genügt ein Blick in Wikipedia.

  • W
    Wolfi1989

    Ich würde mich freuen, wenn die taz auf der einen Seite den Vorwürfen zu eventuellen Verfehlungen des neuen Papstes während der argentinischen Militärdiktatur mit penibler Recherche auf den Grund gehen würde, andererseits aber dem historisch bedeutsamen Teil der Wahl (erster Jesuit, erster Lateinamerikaner, Änderungen beim ersten öffentlichen Auftritt, Bedeutung der Namensgebung) etwas mehr Aufmerksamkeit schenken würde. In diesem Artikel ist die Berichterstattung aus meiner Wahrnehmung etwas zu kurz gesprungen, sorry.

  • E
    Erhard

    Châpeau, wie wohltuend unterscheidet sich so ein fairer Artikel von dem unqualifizierten Gew... von Deniz Yücel...

    Das hatte ich von der TAZ schon nicht mehr erwartet.

  • G
    glas

    Das ist ja mal ein erfreulich sachlicher Text zum Thema. Dankeschön.

  • LA
    Lux Aeterna

    Oha,

     

    derlei relative journalistische Fairness ist man von der taz - zumindest in Kirchendingen - nicht unbedingt gewohnt. Meinen Respekt dafür, dass Ihr Euch diesmal am Riemen gerissen habt. :-)

     

    Kleine Anmerkung nur, da der Vatikan (in Person Pater Lombardis) extra noch mal dezidiert drauf hingewiesen hat: Der neue Papst heißt "Franziskus", ohne römische Numerierung. Diese wird erst nachträglich angefügt, falls sich ein späterer Papst denselben Namen geben sollte.

     

    @Volker Birk:

     

    Ja klar doch, Papst Franziskus "ist nun Multimilliardär". Da man(n) als Papst natürlich niemals ein AMT im Auftrag der Kirche bekleidet, besitzt man mit Annahme der Wahl automatisch alles, was irgendwo auf der Welt dem Stuhl Petri zuzurechnen ist, persönlich. Das gilt selbstverständlich auch für die Vatikanbank, die nicht etwa dem Heiligen Stuhl in toto gehört, sondern nun zwingend zum persönlichen Eigentum Bergoglios wird (Zank mit Benedikt, der sie bislang sein Eigen nannte und nicht kampflos wird herausrücken wollen, ist vorprogrammiert).

     

    Aufgrund dieses immensen Qua-Amt-Reichtums eines jeden Pontifex Maximus wird sich der emeritierte Benedikt XVI. ja auch nicht etwa bescheiden in ein spartanisches Kloster zurückziehen, sondern lässt sich tagtäglich in einem seiner unzähligen sündhaft teuren Sportwagen von einer seiner eigenen prachtstrotzenden Alters-Residenzen zur nächsten kutschieren, wo er von morgens bis abends seine schier unüberschaubare Sammlung an Prunkgewändern und Goldkelchen hegen und pflegen wird.

     

    Nichts einfacher als das mit einer Rente von geschätzt sicherlich mehr als zwölf Millionen pro Monat und einem Bar-/Wertpapier-/Immobilien-Vermögen in Höhe von gut zweiundvierzig Milliarden Euro. Aber doch mindestens!!

     

    Ja, Papst müsste man sein. Nichts zu tun haben, aber fett abkassieren und mit einem Schlag unermesslich reich werden. Schon klar.

  • I
    inflexible

    Argentinien hat der Welt einen Maradona, eine Evita und einen Messi beschwert. Jetzt den ersten Papst "down under". Mal schauen, welches Programm der Name bergen wird.

     

    Glückwunsch, Herr Papst, machen Sie es gut - und auf gut bairisch: auf geht´s!

     

    Zu den Vorwürfen mit der Militärjunta - wie gierig das gleich wieder aufgegriffen wird. Audacter calumniare, semper aliquid haeret. Laut englischer wikipedia war so: "both men were freed after Bergoglio took extraordinary, behind-the-scenes action to save them". Ja mei, was ist besser? Effizientes Wirken für Verfolgte hinter den Kulissen vor Ort oder scheinheilige Rechthaberei aus der anonymen Sicherheit von Zeit und Raum?

  • G
    geraldinho

    Deutschlandradio kritischer als die taz. Wohin soll das führen?

     

    http://www.dradio.de/aktuell/2040199/

  • KK
    Kleine Korrektur

    Der Neue hat sich nicht nach Franz von Assisi benannt, sondern nach Franz Xaver (Francisco de Xavier), einem Mitbegründer des Jesuitenordens. http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Xaver .

  • NF
    Norbert F. Schaaf

    Bezeichnend war die Stille, mit der das Kirchenvolk auf dem Petersplatz die Bekanntgabe des neuen Pontifex aufgenommen hat. Womöglich kann ja ein stiller Papst erfolgreich in der Kurie aufräumen, die offenen Probleme der katholischen Kirche anpacken und die Grundlage des Glaubens, das Neue Testament und Evangelium reformieren, also in die ursprüngliche Form bringen ohne die ganzen Irrtümer, Falschübersetzungen, Fälschungen und unrichtigen Übernahmen aus der Thora, dem Alten Testament. Doch das ist bei diesem Kleriker der alten Schule eigentlich nicht zu erwarten, zumal seine Gesundheit zu wünschen übrig lassen soll. @weingraefin Norbert Franziskus Schaaf, Koblenz

  • F
    Flugwolf

    1. Danke an die Taz für den fairen Artikel. Das Wort "Verein" am Schluss hätte nicht unbedingt sein müssen.

     

    2. An Matteo und Thomas H.: Haben Sie BEWEISE oder betreiben Sie einfach pawlowschen Rufmord auf Vorrat?

  • VB
    Volker Birk

    Fanziskus? Jorge Mario Bergoglio ist nun Multimilliardär.

     

    Denn das wird man automatisch, wenn man Papst wird. Allein das Istituto per le Opere di Religione, die Vatikanbank, ist Milliarden wert – und der Papst ist der Alleineigentümer.

     

    Mal sehen, wieviel der neue Papst von den Ideen seines Namensvetters hält:

     

    “Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen; so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach.” Mt 19,21

  • R
    reblek

    @ Thomas H. und Matteo:

    Jorge Mario Kardinal Bergolio aus der Societas Jesu ist neuer Papst. Er wählte den Namen Franz I.

    Offen ist, ob er damit an den heiligen Franziskus erinnert, den Gründer des Ordens der Minderen Brüder, des Heiligen der Armut und des Sonnengesangs. Das wäre ein sehr gutes Vorbild.

    Beim ersten Blick in die Nachrichten, die es zu Bergolio im Internet gibt,erfährt man auch von den Jesuitenpatres Franz Jalics und Orlando Yorio , die Bergolio - nach 2005 erhobenen Vorwürfen - im Jahr 1976 bei der argentinischen Militärjunta denunziert haben soll. Bergolio soll damals enge Kontakte zu Junta-Mitglied Emilio Massera unterhalten haben, der wegen des Verschwindenlassens, der Folterung und Ermordung von Gegnern der Militärdiktatur verurteilt wurde. Franz Jalics und Orlando Yorio wurden aufgrund ihrer Sozialarbeit in Armenvierteln von Todesschwadronen festgenommen und monatelang eingesperrt. Nach ihrer Freilassung wurden sie von Bergolio angeblich aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen.

    Franz Jalics ist 1978 in die Bundesrepublik ausgereist, wo er als Theologe und Autor arbeitet.

    Vielleicht wollte der neue Papst mit der Wahl seines Namens Abbitte leisten.

  • H
    Helmut

    Mich würde interessieren, was der Jesuit Franz Jalics von der Wahl des Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst hält. Es würde mich nicht wundern, wenn ihm da der Spruch vom Bock und dem Gärtner in den Sinn käme.

  • AM
    aus Mataró

    Der nennt sich wahrscheinlich Franziskus aus Propagandagründen. In jeder schlichten Hütte Nordostbrasiliens (z.B.) hängt der heilige Franz (meist neben Charles Chaplin).

    Francisco wird verehrt, der Vatikan oft gar nicht wahrgenommen, denn die Katholen, die fürs "Volk" da sind, kommen nicht im Zeichen dieser ofiziellen Kirche. Die ist denen meist relativ wurscht, auch wenn sie nicht offen rebellieren.

    Es ist eigentlich zum Lachen, wie die Vatikaner immer wieder durch oberflächliches Zurschautragen irgendeiner gerade angesagten Tugend und vorgefertigten Phrasen dem offensichtlichen Anachronismus, den "Skandalen" und ihrer eigenen Nutzlosigkeit entgegenwirken wollen.

     

    Viele Gruselis aus einem arg katholisch geprägten Ländle, wo seit Tagen alle (!) Tageszeitungen mindestens 10 Seiten der "Berichterstattung" aus dem Vatikan widmen, was eigentlich kaum jemanden interessiert.

  • TW
    Tobias W.

    @Matteo: Pädophile ungleich Kinderschänder. Die Begriffe implizit gleichzustellen - und warum sonst sollten Pädophile Geistliche sonst in der Hölle landen? -, zeugt von einer Weltsicht, die der der katholischen Kirche nicht voraus ist.

  • F
    Flugwolf

    @Matteo, @Thomas H: haben Sie Beweise für diese Anschuldigungen oder geht es Ihnen jetzt einfach einmal um präventiven Rufmord, im Sinne von: Kirche beschädigen, egal wie?

  • TH
    Thomas H

    Ich will die geballte gefühlslinke Ahnungslosigkeit hier in D und bei der taz ja nicht überstrapazieren, aber mir fehlt da etwas in Eurer Berichterstattung:

     

    Denn der neue Papst war als Kardinal unmittelbar in die Verbrechen der argentischen Militärdiktatur verstrickt!

    Er denunzierte damals u.A. mehrere seiner kirchlichen Mitarbeiter als angebliche "Subersive Elemente" beim Militärgeheimdienst - die der Geheimdienst der Junta daraufhin "verschwinden" ließ.

    Zwei überlebende Folteropfer (die beiden Jesuiten Franz Jalics und Orlando Yorio) bestätigten später vor Gericht, dass sie von Kardinal Bergoglio denunziert worden waren.

    Außerdem unterhielt Kardinal Bergoglio laut weiteren Zeugenaussagen enge Beziehungen zu dem Juntamitglied Emilio Massera, der als Oberkommandierender der argentinischen Marine für das zentrale Folterzentrum in der Marineschule ESMA zuständig war, und der somit zu den übelsten Folterern und Massenmördern Argentiniens zählt.

     

    In Argentinien dürften die Wogen also bereits ganz schön hochschlagen, angesicht der überraschenden Papstwerdung dieses Verbrechenskomplizen.

  • DG
    Der Grökatz

    Schlicht gekleidet, kleine Wohnung und dazu noch bescheiden. Er ist wohl wieder da ;-)

  • M
    Matteo

    Dem zum neuen Papst gewählten Jorge Bergoglio wird vorgeworfen, aktiv mit der argentinischen Militärjunta kollaboriert zu haben. So soll er bei dem Besuch einer internationalen Menschenrechtskommission während der Militärherrschaft mitgeholfen haben, politische Gefangene zu verstecken, u.a. indem er sein eigenes Ferienhaus zu zeitwilligen Unterbringung zur Verfügung stellte. Das kann bereits recht ausführlich z.B. beim britischen Guardian online nachlesen.

    Wenn das stimmt - und wen würde es wirklich überraschen? - wäre die treffende Charakterisierung von Franziskus I. wäre nicht "bescheiden", sondern: "moralisch ganz und gar verkommen. Würde mit seinen anderen pädophilen Kollegen und Diktatorenfreunden direkt in der Hölle landen, wenn es denn einen Gott gäbe."