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„FAZ“ will Profil der „FR“ erhaltenFrankfurter grüne Soße

Die neuen Eigentümer der „Frankfurter Rundschau“ sind optimistisch: Die neue FR soll regional stark werden, der Mantelteil zunächst weiter aus Berlin kommen.

Drei Blätter, ein Verlag: FAZ, FR und die Societäts-Druckerei. Bild: dpa

FRANKFURT AM MAIN taz | Der Deal ist perfekt: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und ihr Schwesterunternehmen, die Frankfurter Societät, übernehmen ab dem 1. März die insolvente Frankfurter Rundschau (FR).

Seitdem die FR Mitte November Insolvenz angemeldet hatte, wurde über mögliche Investoren und die Zukunft der Zeitung spekuliert – nun, am letzten Tag vor der drohenden Einstellung der Zeitung, ist die Entscheidung für die konservative FAZ gefallen, sie übernimmt die Markenrechte an der FR sowie deren Abonnentendatei – der Rest des Unternehmens wie etwa die hauseigene Druckerei bleibt bei der Insolvenzverwaltung und wird verkauft und eventuell zerschlagen.

Bereits am Mittwoch genehmigte das Bundeskartellamt diese Übernahme. Das war nötig, weil in Frankfurt nun ein Zeitungsmonopol entsteht: Neben der FAZ und der Frankfurter Neuen Presse (FNP) erscheint künftig auch die FR unter dem Dach der Fazit-Stiftung. Das Kartellamt erwartet deshalb „die Entstehung oder Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung der Erwerberin“ und genehmigte die Übernahme nur im Rahmen einer Sanierungsfusion, weil „die bestehende Marktposition der FR bei deren Ausscheiden ohnehin der FAZ zuwachsen würde“.

Unter den neuen Eigentümern soll die FR von nun an in der „unabhängigen Verlags- und Redaktionsgesellschaft Frankfurter Rundschau GmbH“ erscheinen, die neu gegründet wurde und an der neben der FAZ (35 Prozent) und der Societät (55 Prozent) auch die Karl-Gerold-Stiftung beteiligt werden soll – vorbehaltlich einer Prüfung durch deren Gremien. Diese war bis zum Verkauf der FR 2004 Mehrheitseigentümerin, hielt zuletzt noch einen Anteil von 10 Prozent und soll laut FAZ „mit ihrer Stiftungsverfassung die Ausrichtung der FR als unabhängige, linksliberale Tageszeitung“ sichern.

Altes Redaktionsstatut in neuer Gesellschaft

So wird das alte Reaktionsstatut auch in der neuen Gesellschaft zum Tragen kommen, „um das Profil der FR zu erhalten“, wie Hans Homrighausen, Geschäftsführer der Frankfurter Societät und damit Verantwortlicher für die neue Gesellschaft, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz mitteilte.

Dort gaben sich die neuen Eigentümer optimistisch, ihre selbst gesteckten Ziele zu erreichen: „Wir wollen ein Schwergewicht auf die FR-Berichterstattung in der Rhein-Main-Region legen. Die nationale politische Berichterstattung soll aber nicht zurückgefahren werden“, so Homrighausen. Die FR werde „selbstverständlich“ auch weiterhin überregional erscheinen.

Wie genau diese Vorhaben zu schaffen sind, darüber herrscht in Teilen allerdings noch Unklarheit. Zwar betonte Homrighausen, man plane weder einen redaktionellen Austausch der FR mit der FAZ noch mit der FNP, so dass das Profil und die Unabhängigkeit der FR erhalten bleiben könne. Dennoch bleiben einige Fragen offen. Denn die FAZ plant einen massiven Stellenabbau: Sie will lediglich 28 feste Redakteure der FR übernehmen, die ihre Arbeit „schwerpunktmäßig auf die Regionalberichterstattung ausrichten“ sollen. „Mit dieser Mannschaft alleine kann man nicht einmal ein Drittel der Rundschau produzieren“, so der alte und neue FR-Chefredakteur Arnd Festerling.

Deshalb sei darüber hinaus geplant, die Zusammenarbeit mit der Leiharbeitsfirma Pressedienst Frankfurt (PDF) auszubauen. Deren Redakteure sollen unter anderem in den Außenredaktionen der FR rund um Frankfurt arbeiten sowie „redaktionelle Dienstleistungen“ zuliefern. Bereits in der Vergangenheit waren rund 25 PDF-Redakteure für die FR tätig, diese Zahl soll bis zum Jahresende auf rund 40 erhöht werden – was der FAZ Kosten sparen würde, weil die Leiharbeitsredakteure weniger verdienen als ihre direkt beim Verlag angestellten Kollegen.

Mantelteil aus Berlin

Der Mantelteil der Rundschau – also die überregionalen Seiten – soll demnach zumindest für eine Übergangszeit von drei Monaten weiterhin aus Berlin kommen, wo die FR bisher eine Redaktionsgemeinschaft (Rege) mit der Berliner Zeitung unterhielt. Ein Konzept für die Zeit danach haben die Verantwortlichen noch nicht – sie wollen dieses „gemeinsam“ in den nächsten drei Monaten erarbeiten und schlossen auch eine darüber hinausgehende Zusammenarbeit mit der Rege nicht aus.

Synergieeffekte soll es auf jeden Fall im Verlagsgeschäft sowie bei der Druckerei geben. „Die Verlagsaufgaben werden in großen Teilen in die bestehenden Strukturen der FAZ und der RheinMainMedia GmbH integriert“, erklärte Homrighausen. Gedruckt wird die FR ab Mai in der Frankfurter Societäts-Druckerei, wo auch FAZ und FNP gedruckt werden. Die bisherige FR-Druckerei wird dann dichtgemacht. Alle noch rund 250 dort Beschäftigten verlieren damit ihren Job – insgesamt sind laut Insolvenzverwalter Frank Schmitt „über 300 Beschäftigte“ von einem Verlust ihres Arbeitsplatzes betroffen.

„Weil wir die Fixkosten senken, sehen wir die FR für die Zukunft wirtschaftlich gut aufgestellt“, so Homrighausen. „Damit sehen wir künftig die Möglichkeit, auch in die FR zu investieren, anstatt nur sparen.“

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4 Kommentare

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  • G
    Gerd

    Die taz hat mir heute morgen schon den Tag verdorben: Wie kann man jemand, der keine Ahnung von Frakturschriften hat, so eine Titelzeile "basteln" lassen? Laufweite? Verwendung von langem "s" und rundem "s"? Schon mal davon gehört? Aua!

    Und der Kommentar auf Seite 1 macht wieder schmerzlich bewusst, welchen Verlust die taz durch den Weggang von Steffen Grimberg erlitten hat. Herrn Kruse hätte es gut getan, außer bei Springer noch ein paar andere Erfahrungen in der Welt der Printmedien zu sammeln, bevor er auf die Leser losgelassen wird.

  • NJ
    nun ja

    Auch wenn hier in dem Bericht von der "konservativen FAZ" geschrieben wird, meine ich, sollte man auch wohlwollend zur Kenntnis nehmen, dass die FAZ sich in den letzten Jahren gewandelt hat.

     

    Wer das Buch "Ego" vom Mitherausgeber der FAZ, Schirrmacher, gelesen hat, der wird feststellen müssen, dass selbst bis in diese Kreise eine Art "Kapitalismuskritik" vorgedrungen ist.

     

    Und man mag es kaum für möglich halten, aber auf faz.de gab es vor Monaten sogar ein Bericht pro der Occupy-Bewegung.

     

    Die alte "Freund-Feind"-Erkennung hat sich meiner Meinung nach ein wenig verschoben. Vielleicht ist der "heutige (moderne) Konservatismus" sogar ganz im Sinne derjenigen, die es nicht so mit der Globalisierung halten.

  • GP
    Grüner Popel

    Lieber Timo Reuter,

    Hand aufs Herz:

    Stört es dich sehr das die FR nicht von dem türkischen Oligarchen gekauft wurde?

  • G
    Gilbert

    Mal abseits von Fehlern die die FR inhaltlich vielleicht gemacht hat. Man hat viel zu lange gezögert neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Von Außen betrachtet wurde sogar nie darüber diskutiert. Insbesondere die neuen Medien hätten da auch Chancen geboten. Dieses konservatives Denken ist aber nicht nur auf den Zeitungsmarkt beschränkt. Der alten Musikindustrie musste ein Jahrzehnt, mit massivem Widerstand der Etablierten, neue Geschäftsmodelle vorgelebt werden. Nun fängt man dort langsam an, wieder zu verstehen, wie man Umsätze macht. Für die FR ist es leider zu spät...