Kommentar über den Landärztemangel: Imagewandel ist nötig

Allgemeinmediziner werden sowohl von den Patienten als auch von den Medizinstudenten oft nur noch als Überweiser zum Facharzt wahrgenommen. Daran muss sich etwas ändern.

Es ist ein wenig merkwürdig, wie in Niedersachsen und Schleswig-Holstein die Werbetrommel für das Landleben gerührt wird. Als hätten sie zu häufig den abgesetzten „Landarzt“ im ZDF angeschaut. Da gibt es Broschüren mit glücklich lächelnden Familien auf der Wiese und fröhlich dreinschauenden Ärzten auf dem Weg zum nächsten Hausbesuch. Die Botschaft: Wer will schon in der bösen Stadt wohnen, wo niemand seinen Nachbarn kennt, man nur auf Betonwegen herumjoggen muss und die Kinder niemals draußen spielen können? Aber das Problem der medizinisch unterversorgten Gegenden löst sich nicht durch Fantasien vom schönen Leben im Reetdachhaus.

Denn es ist ja nicht so, als würde es auf dem Land überhaupt keine Ärzte geben. Fachärzte lassen sich sehr wohl nieder, da und dort fehlen zwar auch welche, aber bei keiner anderen Arztgruppe ist der Mangel so gravierend wie bei den Hausärzten. Auch der Ansatz, die Residenzpflicht aufzuheben, sodass Hausärzte in der Stadt wohnen und auf dem Land eine Praxis führen können, hat keine große Erleichterung gebracht – ebenso wenig wie die finanziellen Anreize für Praxisgründungen.

Es muss sich vor allem etwas daran ändern, dass Allgemeinmediziner sowohl von den Patienten als auch von den Medizinstudenten oft nur noch als Überweiser zum Facharzt wahrgenommen werden. Da kann der neue Studiengang in Oldenburg schon ein richtiger Schritt sein.

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Jahrgang 1977, die Soziologin arbeitete fast 15 Jahre - meist als freie Autorin - für die taz nord sowie für den NDR in Hamburg als Nachrichtenredakteurin Online und Radio, ging dann kurz zum stern und war anschließend stellvertretende Ressortleiterin Lokales bei der Hamburger Morgenpost. Seit 2023 ist sie Redaktionsleiterin der taz nord.

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