piwik no script img

Koordinator über „Stoppt kreuz.net“„Mehr als Klerikalfaschismus“

Der Buchautor und ehemalige katholische Religionslehrer David Berger über Kreuz.net, Antisemitismus, die katholische Kirche und einen homophoben Papst.

Was würde Jesus wohl zu Kreuz.net sagen? Bild: ap
Cigdem Akyol
Interview von Cigdem Akyol

taz: Herr Berger, „wer die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er Teile der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet, wird mit einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft“, heißt es zum Tatbestand der Volksverhetzung im deutschen Strafgesetzbuch. Treffen diese Kriterien auf kreuz.net zu?

David Berger: Diese Kriterien treffen meiner Auffassung nach eindeutig zu. Nach der offenen Homophobie, dem üblen Antisemitismus, der Verleumdung von Politikern und Gewalt- sowie Mordaufrufen muss man nicht lange suchen. Letztere stehen zwar nicht im redaktionellen Bereich, sondern bei den Kommentaren – werden aber nicht gelöscht.

Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen die kreuz.net-Urheber, das Portal ist aber schon seit 2004 online. Sie sind wegen Morddrohungen auf der Homepage 2011 in Köln zur Polizei gegangen.

Mir wurde mitgeteilt, ich müsse damit leben, man könne nichts gegen kreuz.net machen. Erst als der schwule Comedian Dirk Bach im Oktober starb und auf der Seite verhöhnt wurde, entstand öffentlicher Druck und die Justiz musste handeln. Bei mir sind die Drohungen irgendwann so heftig geworden, dass ich zeitweise Polizeischutz erhielt.

Haben Sie eine Ahnung, wer ihnen droht?

Aus dem Inhalt der anonymen Mails geht sehr deutlich hervor, dass es katholische Fundamentalisten sind.

Bild: Jo Goede
Im Interview: David Berger

Zur Person: David Berger (44) hatte in der katholischen Kirche Karriere gemacht und genoss auch in konservativen Kreisen Ansehen. 2003 wurde er in die Päpstliche Thomas-Akademie aufgenommen und gab die von Traditionalisten gelesene Zeitschrift Theologisches heraus. Wegen der „Verteufelung“ von Homosexuellen legte er seine Aufgaben nieder und veröffentlichte 2010 das Buch „Der heilige Schein“. Nach seinem Outing wurde dem habilitierten Theologen Berger vom Erzbistum Köln die kirchliche Lehrberechtigung zur Erteilung von katholischen Religionsunterricht entzogen.

Zur Kampagne: David Berger ist Koordinator der Initiative „Stoppt kreuz.net“. Der Bruno Gmünder Verlag hat am 5. Oktober ein „Kopfgeld“ für Informationen über die Macher von kreuz.net ausgesetzt. Das Portal hatte den Entertainer Dirk Bach nach dessen Tod als „Homo-Gestörten“ bezeichnet. Gegen die anonymen „kreuz.net“-Betreiber ermittelt die Staatsanwaltschaft Berlin wegen Volksverhetzung.

Zu kreuz.net: Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die seit 2004 aktive Seite als grundgesetzwidrig ein. „Kreuz.net“ zeichne sich „durch homophobe, muslimfeindliche und antisemitische Äußerungen“ aus. Das österreichische Innenministerium erstattete nun auch gegen kreuz.net Anzeige wegen Verhetzung.

Tradition und Rückbesinnung werden als Argumente genannt, um diese Hetze zu betreiben. Ein Vorwand?

Jein! Die katholische Kirche hat eine lange Tradition im Denunzieren, Bloßstellen und Ausspionieren. Im Impressum von kreuz.net steht „Sodalicium“. Das „Sodalitium Pianum“ war um 1910 eine Organisation im Vatikan, die damit beschäftigt war, liberale Katholiken in Rom zu denunzieren. Die verstehen sich als neues virtuelles Sodalitium, als Online-Pranger.

Ein ehemaliger Autor des Portals hat sich wegen des „Klerikalfaschismus“ von dem Portal verabschiedet. Finden Sie diesen Begriff passend?

Was auf kreuz.net passiert, ist komplizierter als Klerikalfaschismus. Hier verbindet sich ein linker Antiimperialismus gegen die USA und gegen Israel mit einem rechtsaußen Antisemitismus. Das sind ähnliche Positionen, die Neonazis vertreten.

Pater Hans Langendörfer, Sekretär der Bischofs-Konferenz, geht davon aus, dass niemand im kirchlichen Dienst für kreuz.net tätig sei – obwohl Gegenteiliges bekannt ist.

Spätestens seit Montag wissen wir endgültig, dass es nicht stimmt, was Langendörfer gesagt hat. Seine Methode ist die gleiche, wie bei dem Missbrauchsskandal vor einigen Jahren. Erst vertuschen. Sobald etwas auftaucht, unter den Teppich kehren, dann abwehren, schließlich in Salamitaktik einräumen und wenn es nicht mehr zu leugnen ist, die entsprechenden Personen aus der Öffentlichkeit wegnehmen.

Nach ihren Recherchen musste der katholische Pfarrer Hendrick Jolie einräumen, im kreuz.net-Forum Kommentare und Texte geschrieben zu haben. Jetzt hat er sein Amt als Sprecher des ultrakonservativen Netzwerks katholischer Priester niedergelegt.

Jolie hat aber nicht seine Positionen geändert, sondern wird so weitermachen wie bisher und neue Strategien entwickeln. Letztlich wird es auch mit den anderen Mitgliedern des Priesternetzwerkes so sein, wenn Vertuschungen und Werbetätigkeit für kreuz.net noch öffentlicher werden.

Ist diese Seite nicht ein Randphänomen?

Das war sie über viele Jahre. Das hat sich in den letzten Jahren verändert. Kreuz.net ist die katholische Seite, welche im deutschsprachigen Raum am häufigsten aufgerufen wird – so traurig das auch ist.

Die katholische Kirche scheint hilflos gegen dieses Portal – ist dem wirklich so?

Diese Hilflosigkeit ist natürlich vorgeschoben, um nichts tun zu müssen. Die Seite wird ja nicht von Außerirdischen gemacht, sondern von Katholiken. Die deutsche Bischofskonferenz hat auf unser Angebot einer Zusammenarbeit nicht reagiert, ihre Kollegen aus der Schweiz haben uns ausdrücklich gebeten, ihnen einen Brief zu schicken um eine Zusammenarbeit zu beraten. Die deutsche Bischofskonferenz will gar nicht so genau wissen, wer hinter kreuz.net steckt, weil sie Angst haben, was dabei herauskommt. Kreuz.net zeigt, wie die katholische Kirche in zehn Jahren aussieht, wenn sie so weitermacht, wie bisher.

Wird kreuz.net auch in Rom gelesen?

Da gibt es die Aussage eines Aachener Diözesanpriesters aus dem Netzwerk katholischer Priester (NKP), der bestätigte, dass die Seite gelesen wird. Auch in vatikanischen Büros wird morgens erstmal auf kreuz.net geschaut, was es Neues in Deutschland gibt. Er führte das mir gegenüber übrigens als Argument ins Feld dafür, dass er den Live-Ticker nicht löschen wolle, den das NKP zu kreuz.net auf der eigenen Seite geschaltet hatte.

Und warum hat sich der Papst bisher noch nicht zu diesem Thema geäußert?

Kreuz.net vertritt alle Intentionen des Papstes, die Grundideen sind identisch.

Sie unterstellen Benedikt XVI. Homophobie und Antisemitismus?

Ohne Zweifel! Es gibt keine Neujahrsansprache des Papstes, wo er die Homosexuellen nicht nur indirekt als Menschen zweiter Klasse bezeichnet und homosexuelle Veranlagungen verteufelt werden. Wie auf kreuz.net immer wieder gefordert, will auch Ratzinger zurück zur tridentinischen Messe und eine Wiedervereinigung mit der Piusbrüderschaft. Außerdem hat der Papst die Karfreitagsfürbitte in der katholischen Kirche wieder eingeführt. Die hatte Johannes XXIII. nach dem zweiten Weltkrieg abgeschafft, weil es im Gebet heißt: „Lasset uns beten für die perfiden Juden“ Das ist doch ein eindeutiges Signal für einen neuen katholischen Antisemitismus.

Herr Berger, soll man den Reaktionären nicht ihren virtuellen Spielplatz lassen, damit sie nicht im wirklichen Leben gefährlich werden?

Wenn uns die Werte der offenen Gesellschaft wichtig sind, dann müssen wir die Feinde der offenen Gesellschaft bekämpfen. Und wenn man sich anschaut, wie einflussreich die katholische, reaktionäre Lobby weltweit ist, haben wir keine andere Wahl, als uns damit auseinanderzusetzen. Man kann doch nicht zuschauen, wie im Namen der Freiheit alle Freiheiten, außer die der katholischen Kirche, bekämpft werden.

Oft wird gefordert, dass umfassende Recht auf Anonymität im Internet zu verbieten. Wäre dies eine Möglichkeit, um Seiten wie kreuz.net stillzulegen?

Nein, letztendlich kann das nicht gelingen. Über kurz oder lang wird es neue Technologien geben, die die wahre Identität der Schreiber erneut verschleiern. Dennoch kann es nicht angehen deswegen zu resignieren. Umso mehr ist es eben notwendig jene realen Sümpfe trockenzulegen, in denen solche üblen virtuellen Machwerke gedeihen. Unsere Suche nach den kriminellen Hintermännern von kreuz.net versucht das, soweit es einer Privatinitiative möglich ist.

Kardinal Bertone, der zweite Mann im Vatikan, hat 2011 die Missbrauchsopfer verhöhnt und gesagt, schwule, junge Männer hätten die Geistlichen verführt. Sie fühlen sich der katholischen Kirche immer noch zugehörig. Warum?

Homophobie, Frauenfeindlichkeit, Antimoderniusmus und Antisemitismus sind Krebsgeschwüre, die an der katholischen Tradition entstanden sind. Es gibt aber auch einen Katholizismus ohne diese Abartigkeiten. Das ist der Glauben, der mir in meiner Kindheit von meiner Großmutter beigebracht wurde: Sie hat mir nie mit der Hölle gedroht, hat meinen Partner immer akzeptiert, und mich gelehrt, dass die bedingungslose Nächstenliebe der Kern des Christentums ist.

„Die größte Schwulenfeindlichkeit geht in der katholischen Kirche von homophilen Geistlichen aus, die ihre Sexualität unterdrücken“ sagen Sie. Dann müssen die Macher und Autoren von kreuz.net verkappte Schwule sein?

Mit Sicherheit nicht alle, sie bilden dort aber einen großen Anteil. Fast jeder zweite Artikel beschäftigt sich mit Homosexualität, dann frage ich mich, warum die in der Homosexualität rumwühlen und vieles so detailliert beschreiben. Sie ekeln sich nicht nur, sie sind fasziniert. Ihre Faszination muss durch despektierliche Kommentare gegeißelt werden. Sie führen sich selber vor, indem sie andere bloßstellen. Virtuelle Selbstgeißelung zur Buße für die eigene nicht akzeptierte Homosexualität – das sind die scheinheiligen Flagellanten des 21. Jahrhunderts.

Die Betreiber der Seite sind sich ziemlich sicher, nicht enttarnt zu werden. „Satans Anonyme“ seien chancenlos, schreiben sie. Wie sicher sind Sie als Koordinator von „Stoppt kreuz.net“, diese doch zu finden?

Wir haben in einen großen, dunklen Raum Lichtkegel geworfen und wichtige Mitarbeiter namhaft machen können. Die Redaktion wird aber wohl derzeit weitergereicht. Die müssen ja einfach ihre Laptops weitergeben. Wir haben uns das am Anfang wesentlicher einfacher vorgestellt, als es wirklich ist. Ob wir den Sumpf trockenlegen können, weiß ich noch nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

31 Kommentare

 / 
  • PS
    petra schubert

    hab jetz nicht den artikel gelesen und passt evtl nicht direkt dazu, wollte nur irgenwo melden, das es

    scheissnet (sorry jesus, nicht wg dir) wohl doch noch gibt, bin irgenwie drauf gestoßen, interesse schon aber sicher nict positiv, könnt ihr mal nachrecherchieren?vlt ja doch nur 1 seite , archiv????

    gebe hoffnung nicht auf

     

    http://www.kreuz-net.at/index.php?id=52

  • O
    Olli

    @ ridgleylisp

     

    Klar kommt das auch bei Christen vor. Bei unseren Christen natürlich nicht das wir hier keine Theokratie haben und unsere staatlichen Organe bei Mord eher weniger Spaß verstehen in der dritten Welt kommt das aber immer noch häufig vor.

     

    Btw In einem erzkonservativem Dorf würde ich auch nicht unbedingt erzählen das ich ungetauft bin oder homosexuell bin kommt bei den Bewohnern gar nicht gut an.

  • HE
    Hans Erbarmer

    Liebe Taz,

     

    was für ein unseriöser Gesprächspartner. Im Deutsch- und Geschichtsunterricht würde der Mann für jede Textanalyse eine 6 bekommen, man lese zur Info http://www.theeuropean.de/alexander-kissler/5579-phobie-und-verleumdung. Schade, dass Ihr so zur Verluderung des öffentlichen Diskurses beitragt, indem Ihr Eure Gegner grundsätzlich herabwürdigt und dämonisiert. Und von der katholischen Kirche zu erwarten, dass sie mit einem Pornoverlag wie dem Auftraggeber von Berger zusammenarbeitet, ist ähnlich sensibel, wie von Euch, Ihr solltet Pro-Lifer unterstützen.

     

    Reißt Euch zusammen, schade um Eure Reputation!

  • WL
    Walter Liebmann

    Beabsichtlich dass der Nillenfriedrich Berger den Pabst entlarvt. Ist die TAZ für alles gut?

  • HH
    hristian Himberger

    Wenn jemand meint, Dirk Bach würde oder sollte in der Hölle schmoren, weil er schwul war, dann gehört das zur Meinungsfreiheit.

    Wenn jemand meint, diese Ansicht sei dumm, gehässig oder falsch, dann gehört auch das zur Meinungsfreiheit.

  • EM
    Erwin Mahnke

    Also, nach allem was ich über diesen Herrn Berger gelesen habe, sollte die taz lieber etwas nachrecherchieren. Es scheint mir, man reitet hier den falschen Hengst und Herr Berger eignet sich so gar nicht als tragischer wie komischer Held.

  • W
    Werner

    die asiatischen Religionen waren und sind auch gewaltätig. Wer das leugnet ist ungebildet. Die modernen politischen "Religionen" sind allerdings auch nicht besser wie man z.B. am Stalinismus sieht

  • R
    ridgleylisp

    Leute, die Christlichen Kirchen anzugreifen iast doch ziemlich billig! Da sollte man doch die Energie lieber dem Islam zuwenden. Das würde ich eher repektieren. Dort werden nämlich die Gays regelmäßig gelyncht. Bitte mal die Bilder aus Iran usw ansehen. Das kommt ja nun unter Christen heutzutage doch nicht vor. Man muss also als Erwachsener mal die Perspektive behalten.

  • P
    Peter

    Monotheistische Religionen sind per eigener Definition ausgrenzend, diskriminierend allen anderem gegenüber. Der globale und ewige Missionierungsanspruch gegenüber allem ist der Grundbaustein für den Faschismus, deren Erforschung momentan statt findet.

    Die grausamen Bibelzitate und Inhalte haben alle monotheistischen Religionen gemeinsam. Vor allem die Missachtung der Tierwelt, Natur.

    Hierarchie, als oberster Gott, dann die Kleriker dann Männer und irgendwann die Frauen.

     

    @Lena.

    Deutschland ist bei der Finanzierung der Kirche weltweit einmalig. In allen anderen Ländern kommen die Mitglieder ohne staatliche Gelder für ihre Kirche und Einrichtung auf.

     

    Nachdem Hitler den vatikanischen Geheimauftrag der rechristianisierung Russland vor Stalingrad nicht erfüllte, schwenkte der Vatikan in die USA.

    Um diese Allianz zu verstehen, kann ich wärmstens die Inhalte von Prof. Annie Lacroix Riz empfehlen.

     

    Seitdem feiert die USA z.B. G. Bush und Ratzinger eine Party, eine globale Missionierungsparty. Im Schlepptau Goldmann Sachs.

     

    Man möge sich nur einmal den Entwurf für das Amtskreuz des Landesbischofs von Braunschweig der Deutschen Christen ansehen.

    http://www.payer.de/religionskritik/karikaturK356.gif

  • E
    Elvenpath

    Die Hetzer auf kreuz finde ich ehrlicher, als unsere weichgespülte "Gott liebt alle"-Gute-Laune-Christen.

    Die Bibel ist voll mit unmenschlichsten Verbrechen, die im Namen "Gottes" oder direkt von ihm verübt werden.

    Genau so wurde klar und deutlich im alten und im neuen Testament, diejenigen, welche Ungläubig sind, oder nicht den Regeln gehorchen, die schlimmsten Strafen versprochen und mit übelsten Beleidigungen versehen.

     

    Wer sagt dass "Gott gütig und liebend" ist, der sollte sich mal die Bibel WIRKLICH durchlesen und sich nicht nur die netten Stellen heraussuchen.

    Sklaverei zum Beispiel wird nicht nur im alten und neuen Testament klar befürwortet, sondern es wird sogar genau beschrieben, wie man mit Sklaven umzugehen hat und unter welchen Umständen man sie tot schlagen darf.

    Genau so wird in der Bibel beschrieben, wie man mit aufsässigen Kindern umzugehen hat: steinigen!

    Daran sieht man übrigens dass "Du sollst nicht töten" nie als moralische Instanz gedacht war, denn getötet wird im Namen und auf Befehl des Gottes ohne Ende. Die Regel sollte einfach nur sicherstellen, dass sich die Leute nicht die Köpfe bei Streitigkeiten einschlagen.

     

    Das Christentum ist nicht die "Religion der Liebe" sondern hat richtig bösartige Seiten.

     

    Unsere Menschenrechte wurden gegen die Bibel und gegen die Kirche hart erkämpft. Und jetzt tun unsere Schönwetter-Christen so, als ob sie die Menschenrechte erfunden hätten.

    Tatsächlich jedoch ist das eine sehr selektive Auslegung der Bibel, bei der alles, was nicht in die (eigentlich humanistische) Weltsicht passt, ignoriert, oder uminterpretiert und heutige Ethik mühevoll hineingelesen wird.

     

    Wenn man zum Beispiel die Aussage, die Jesus getätigt haben soll "Liebe deinen nächsten" im Kontext liest, wird klar, dass er nur den nächsten Juden meinte.

    Diese Liste lässt sich endlos fortsetzen.

     

    Und nichts anderes, als konsequent zu ihrer "heiligen Schrift" zu stehen, tun die Leute von kreuz.net.

  • B
    Berger

    @ Lena: "menschenverachtender Verein" & "perverse Kirchenmänner": Sie wollen doch nicht, dass sich die taz dem Vorwurf aussetzen muss, sie dulde hetzerische Kommentare?

     

    Herr Berger, der ja offenbar eine große Affinität zur taz hat (siehe zahlreiche Kommentare als "Dr. David Berger"), stellt hier im Interview (ich vermute mal, die Fragen hat er auch selbst verfasst...) einiges verdreht dar:

     

    kreuz.net ist keine katholische Seite. Auf kreuz.net wird in abstoßender Form über kirchliche Würdenträger hergezogen, auch der Papst kommt hier nicht gut davon. Die katholische Kirche wird da noch heftiger angegriffen als hier in der taz!!! Stichwort "V2-Kirche".

     

    Selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass die kreuz.net-Leute gefunden würden, ist äußerst zweifelhaft, ob sie sich tatsächlich, wie von Berger suggeriert, wegen Volksverhetzung (§ 130 StGB) strafbar gemacht haben. Denn dazu müssten sie durch ihre Artikel den öffentlichen Frieden gestört haben, wofür allerdings sehr sehr hohe Anforderungen gelten. (Beispielsweise wäre selbst die Bezeichnung einer Religionsgemeinschaft als "Kinderfickersekte" noch nicht volksverhetzend).

     

    Dass die Kirche in zehn Jahren so aussieht wie in kreuz.net: (eine Befürchtung, die ich seltsamerweise immer wieder von links-progressiven Kirchenkritikern höre) - ich gehe mit Herrn Berger jede Wette ein, dass es dann doch anders kommt...

     

    @ Neubau: Selbstverständlich darf ich gegen Homosexualität sein. Ich darf ja auch gegen Fleischverzehr, Atomstrom, Abtreibung oder Wehrpflicht sein. Ich darf in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft überhaupt für alles und gegen alles sein, was mir so passt oder eben nicht.

  • N
    naseweiser

    Obwohl Gott ja schon länger tot ist (oder : sein soll ; jedenfalls hat er sich bei den "nach seinem Bilde geschaffenen" Zweibeinern auf dem kosmischen Sandkorn Erde schon lange nicht mehr gemeldet )- wird es wohl noch tausend Jahre dauern , bis die Mummenschanzkrankheit ausgestanden ist .

    Nehmen wir Atheisten es derweil geduldig hin und hauen den Untherapierbaren was um die Ohren .

  • E
    Einer

    Ich bin durchaus kein Freund der katholischen Sexualmoral. Nur: die Behauptung, Benedikt XVI. sei schuld an diesem Problem oder habe es verschärft, scheint unrichtig. Ich kann mich nciht erinnern, das sich einer seiner Vorgänger liberaler geäußert habe. Im Gegenteil könnte Benedikts Schwerpunktsetzung auf Liturgie und Gebet (anstelle von Moral) als Kernbestand katholischer Praxis auf diesem Gebiet entlastend wirken. Und was die Karfreitagsfürbitte angeht, so ist Bergers Darstellung (böswillig) verkürzt; die gegenwärtig wieder gültige Fassung redet keineswegs davon, dass die Juden "perfide" seien. Gerade ein Insider wie Berger sollte Differenzierteres zustande bringen als eine solche unrichtige Schwarzweißdarstellung, die die etwas akademischere Fassung aller gängigen antikatholischen Vorurteile darstellt (und man fragt sich, warum er das nicht tut).

  • N
    nihi.list

    @vic:

     

    Gehen Sie nach Rom, zerreißen Sie die Bibel und sagen öffentlich, Christenheit ist ein Verbrechen.

     

    Gehen Sie nach Mekka, zerreißen Sie den Koran und sagen öffentlich, Islam ist ein Verbrechen.

     

    Anschliessend können ihre Nachkommen beurteilen, vor welcher Religion Sie sich hätten fürchten sollen.

     

    Und bitte unbedingt die Reihenfolge einhalten. Erst Mekka (so Sie denn überhaupt einreisen dürfen) und dann Rom wird nicht funktionieren.

  • H
    Hinnerk

    "Wieso sollen wir weiter laufend mit unseren Steuergeldern für diesen mittelalterlichen, patriarchalen, letztlich menschenverachtenden Verein bezahlen, wenn wir noch nicht mal da Mitglied sind???"

     

    --> Gutes Argument. Und deshalb sollten auch alle staatlichen Zahlungen im "Kampf gegen Rechts", gegen den "Klimawandel", für "Frauenquote" und alle anderen nicht unbedingt notwendigen Projekte sofort eingestellt werden. Jeder, der so etwas gut findet, könnte dann selbst dafür spenden. Das wäre einer modernen, freiheitlichen Demokratie würdig.

  • PS
    Philipp Schade

    Antiimperialismus richtet sich immer gegen einzelne Staaten, nämlich gegen die sog. imperialistischen Staaten (Ich habe noch keinen Antiimperialisten gesehen, der ein Problem mit dem Imperialismus Russlands oder des Irans oder Burkina-Fasos hätte). Antimperialismus ist nicht unbedingt links, die Nazis waren große Antiimperialisten. Die Ausführungen von Hitler und Göbbels zu den USA und dem britischen Empire sind weitgehend kompatibel mit den Vorstellungen der SPD und sonstigen Linken und sontigen Antiimperialisten auf der rechten oder islamischen Seite. Antimperialismus ist stets antisemitisch.

  • L
    Lena

    Ein sehr interessantes Interview!

     

    ich frage mich grundsätzlich, wieso wir uns in unserem angeblich säkularen Staat derart viel von der kirche bieten lasen. Neulich kam die hervorragende Dokumentation "Gott hat hohe nebenkosten" in der ARD. Da hat es mir die Schuhe ausgezogen:

     

    Die ganzen kirchlichen einrichtungen werden fast zu 100 Prozent aus Steuergeldern finanziert. Christliche Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser. Gleichzeitgi drückt die Kirche die Löhne, sobald sie vom Staat solche Einrichtungen zugeschustert bekommt. Die ArbeitnehmerInnen dort werden mittelalterlich behandelt: Wer eine Abtreibung machen lässt oder wer sich scheiden lässt oder wer homosexuell ist, wird meist entlassen.

     

    Das muss sich endlich ändern! Diese alten, perversen Kirchenmänner müssen ihr Kirchenrecht endlich verlieren!

     

    Wie haben bei den Missbrauchsfällen erlebt, wie sehr die Kirche weg sieht, die Opfer im Stich lässt und die pseudo-christlichen Täter schützt.

     

    Für chritstliche Einrichtungen muss die Kirche allein bezahlen. Sie kriegt dafür schließlich die Kirchensteuer ihrer Mitglieder.

     

    Wieso sollen wir weiter laufend mit unseren Steuergeldern für diesen mittelalterlichen, patriarchalen, letztlich menschenverachtenden Verein bezahlen, wenn wir noch nicht mal da Mitglied sind???

  • V
    vic

    Ihr fürchet euch vor Islamisten? Ihr solltet euch vor Christen fürchten!

  • N
    neubau

    @David Mirschlecht:

     

    Warum sollte man "gegen Homosexualität sein" dürfen? Wem steht denn zu, anderen Menschen in die Unterhose hinein zu reden?

     

    Demokratie muss vielleicht Dummheit aushalten. Volksverhetzung und andere Straftaten sind eben strafrechtlich zu verfolgen.

     

    Und darüber hinaus sind die kreuz.net-Ritter schlichtweg nicht dumm, sondern haben eine gefährliche Agenda, wenn stimmt, dass viele wichtige Mitglieder der katholischen Kirche hier zu den Autoren und Kommentatoren gehören.

     

    Also: Demokratie muss einiges aushalten, aber nicht alles. Und ein Verbot kann im Falle der Ausübung von Straftaten ein wirksames Mittel zur Bekämpfung sein.

  • UM
    Ulli Müller

    Glückwunsch TAZ,

    ein wichtiges Thema gut aúfgegriffen.

    Ich bin überzeugt, wenn wir die gesamte verbrecherrische Seite der Institutionen unserer christlichen Tradition und "Migrationshintergrund" aufzeigen und angehen (nicht nur hier in Europa).

    Wenn wir den Balken in unserem Auge sehen wollen,

    dann dürfen wir uns auch mit den Splittern in den Augen der anderen beschäftigen.

  • R
    RAF/RZ/2.JUNI

    Antiimperialismus ist immer links und nicht gegen einzelne Statten gerichtet, auch wenn sich irgendwelche Spinner heute als antiimperialistisch bezeichnen, die damit etwas ganz anderes meinen.

    Was der Unwissende meint, nennt sich Antiamerikanismus.

  • S
    Schmidt

    Kreuz.net ist derart hinrissig, dass ich mich schon gefragt habe, ob es sich hierbei um Satire handelt.

    Katholisch ist daran allerdings nichts. Selbst der Papst wird nicht geschont und wird als solcher nicht anerkannt.

    Ich halte nichts davon, Meinungen zu verbieten und zu bestrafen. Demokratie muss Dummheit aushalten.

  • N
    naseweiser

    @mir-kommen-die-Tränen will uns sagen : Es gibt noch andere Pfühle , in denen Drecksäcke waten .

    Oder christlich-katholischer : Sind wir nicht alle Sünder , wenn nicht sogar Schweine !?

  • MS
    Michael Schlumm

    Ich verstehe nicht was das alles soll? Warum kann ein deutscher Staatsanwalt nicht einfach im sonnigen California tätig werden, das müsste doch eine seiner leichtesten Übungen sein. Da wird einfach ein Schreiben aufgesucht und an das FBI oder sonstwem gefaxt und die Webseitenbetreiberadresse ist bekannt und schon kann wegen Volksverhetzung angeklagt werden.

  • D
    dobermann

    interessantes interview.

     

    schade das solche leute wie @ David Berger, in der kirche von heute nix zu melden haben. wäre ein grund für mich, wieder einzutreten.

  • SM
    Stephan Mirwalt

    Ich bin aus der katholischen Kirche aus Überzeugung ausgetreten und freue mich über eine Seite wie kreuz.net, da sie das hässliche und abstoßende Gesicht der Kirche zeigt und dadurch vielleicht noch andere Menschen dazu bringt, aus der Kirche auszutreten.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Männer wie David Beger braucht die Kirche,hier die katholische Kirche um sie wach zurütteln,sie vor einem Dornröschenschlaf zu bewahren und alte Strukturejn,Hierarchien,Zöpfe abzulegen,den erin liegt die Zukunft der Kirche,auch was die Glieder der Kirche,hier katholischen Kirche betrifft.

  • DM
    David Mirschlecht

    Man darf gegen Homosexualität sein, dagegen hetzen darf man nicht.

     

    kreuz.net kann von keinem ernst genommen werden, der die seite besucht und etwas von sich hält.

     

    wir müssen aufpassen, dass wir über solche Seiten nicht aufeinander gehetzt werden, und unfassbar viel Energie aufwenden, für Dinge, die es nicht wert sind.

     

    Demokratie muss Dummheit aushalten.

     

    Dennoch bin ich, wenn alle dafür sind bereit, Hetzer zu entlarven und Ihnen das Handwerk zu legen. Wir müssen nur bitte zusehen, dass wir es mit demokratischen Mitteln tun, nicht mit Verboten oder Vereinfachung.

  • EH
    Erwin Hilbert

    Herr Berger verdankt seine Promotion letzlich dieser Chaotenseite.... Irgendwie passen sie schon zusammen....Hauptsache Öffentlichkeit?

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Und wenn wir schonmal dabei sind: Wie sieht es denn mit dem antisemitischen Sumpf "PAX CHRISTI" aus?

  • M
    mir-kommen-die-Tränen

    Ich hoffe, die taz beschäftigt sich in ähnlicher Weise auch mal mit der "Friedensrelgion"