zeller und der 8. mai : Allein auf hoher See
Der Schaden könnte kaum größer sein für Joachim Zeller. Wochenlang bekriegen sich die CDU Steglitz-Zehlendorf und ihr Landesverband. Beschädigt geht aus diesem Schlagabtausch vor allem der Landesvorsitzende hervor. Lange hat er auf den Parteiausschluss des CDU-Bezirksverordneten Torsten Hippe gedrängt – und bekam dabei heftigen Gegenwind. Bezeichnend ist Zellers Unvermögen, einen Beschluss des Landesverbands im Bezirk durchzusetzen. Bezeichnend ist jedoch vor allem, dass er den Parteiausschluss von Hippe fordert, weil der sich nicht eindeutig von NPD-Inhalten distanziere. Zeller verlangt aber keine Änderung des unseligen Textes der Südwest-CDU zum Gedenken an den 8. Mai.
KOMMENTAR VON MATTHIAS LOHRE
Der Landesvorsitzende hat eine Person bekämpft statt einer Idee. Problem war nicht eine einzelne Äußerung eines Kommunalpolitikers seiner Partei, dessen politische Orientierung viele andere teilen. Zeller hätte vielmehr Flagge zeigen müssen gegen die in der CDU weit verbreitete Meinung, dass sich deutsche und sowjetische Kriegsverbrechen gegeneinander aufrechnen lassen, und damit gegen die undifferenzierte Wahrnehmung vieler Deutscher.
Der Sturm scheint sich jetzt zu legen, die Südwest-CDU rudert langsam zurück ins Trockendock. Ihren Wählern wird sie sich als standhaft präsentieren können. Schließlich haben ihre Mitglieder lange dem Gegenwind von CDU-Landesverband und anderen Parteien getrotzt.
Zurück auf offener See bleibt ein beschädigter Landesvorsitzender. Auch wenn sich eine Geisteshaltung in einer Partei selten besiegen lässt, hätte er doch gegen sie angehen müssen. Joachim Zeller wäre aus diesem Kampf zumindest als moralischer Sieger hervorgegangen. Er hat seine Chance vertan.