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Archiv-Artikel

zahl der woche Eingebrochen: Preis für Milch

Bauern protestieren, denn ohne Kühe keine Wiese

Die Milch machts – aber wie lange noch? Das fragen sich die deutschen Milchbauern angesichts der sinkenden Preise für ihre Produkte. Nur noch 28 Cent zahlen die Molkereien den Bauern zur Zeit pro Liter Milch. „Die Talsohle ist noch lange nicht erreicht“, prognostiziert Rudolf Schmidt vom Deutschen Bauernverband.

Nachdem die Milchbauern in den vergangenen drei Jahren von BSE und sonstigen Fleischskandalen profitiert haben, weil die Verbraucher lieber zu Käse oder Quark gegriffen haben, geht es jetzt dramatisch abwärts: einerseits weil das Angebot zu groß ist, andererseits weil die Discounter kräftig auf die Preisbremse drücken. Aldi, Lidl und Co. nehmen zwar große Milchmengen ab, zahlen aber schlecht.

Daher könnte zur Zeit der eine oder andere Aldi-Parkplatz mit Treckern verstopft sein. „Wir wollen mit Protestaktionen auf die Folgen des Milchpreis-Dumpings aufmerksam machen“, so Bernd Voss von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. An der Milch hängt in Deutschland über die Hälfte der landwirtschaftlichen Arbeitsplätze. Es geht aber nicht nur um den Lebensunterhalt der Bauern, sondern auch um die Entwicklung im ländlichen Raum, denn: ohne Kühe keine Wiese. Mit der Milchwirtschaft ist die Nutzung von 6 Millionen Hektar Grünfläche verbunden. So hat der Milchmarkt auch Bedeutung für Natur- und Erosionsschutz – und für den Tourismus. Denn ohne Kühe ist Urlaub auf dem Bauernhof irgendwie sehr langweilig.

Zur Zeit verhandeln die Bauernorganisationen mit dem Lebensmittelhandel über höhere Milchpreise. Wenn das nichts bringt, ist für Bernd Voss auch ein Milchlieferstreik denkbar: „Es ist besser, ein paar Tage auf das Milchgeld zu verzichten, als jahrelang zu geringe Preise gezahlt zu bekommen.“ Aber nicht nur der Einzelhandel, so Voss, sondern auch Politik und Verbraucher seien gefordert. Einerseits dürfe die Milchquote nicht weiter erhöht werden; andererseits müsse der Verbraucher bereit sein, Milchpreise zu zahlen, die die Erzeugerkosten widerspiegeln. MIRIAM EWALD