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wortwechselRaus aus der Komfortzone. Schule in der Pandemie

Braucht die linke Theorie frische Erzählungen? Für und Wider zum Regelbetrieb in Schule und Kita. Kanzlerin trifft Greta Thunberg und verurteilt Anschlag auf Kreml-Kritiker Nawalny

Die wahre Gefahr

„Gegen die Fassungslosigkeit“,

taz vom 31. 8. 20

Der Debattenbeitrag von Timm Kühn erwähnt ein interessantes Detail, das bisher sonst in den Nachrichten keine Erwähnung fand. Es geht um die Einsätze der Polizei, da diese ja gerügt wurde, die Treppen des Parlamentsgebäudes nur mit drei Polizisten gesichert zu haben; dass dagegen aber ein Einsatzkommando der Polizei alles daran setzte, die Teilnehmenden einer Gegendemonstration am Protestieren gegen die @covidioten zu hindern.

Ich kann Timm Kühn nur zustimmen: „Teile der Staatsgewalt sehen anscheinend im Antifaschismus die wahre Gefahr – und nicht etwa in Faschisten, die das ,Vierte Reich‘ beschwören.“

Helga Schneider-Ludorff, Oberursel

Eher rechtspositivistisch

„Das „linke“ Aushalten“, taz vom 1. 9. 20

Der Artikel ist in mehrfacher Hinsicht ärgerlich: Erstens nennt der Autor nicht die Gruppen beziehungsweise Personen, die derartiges Verständnis äußern für das, was in Berlin passiert ist. Er erwähnt „einige Linke“ oder „manche Linke“ und prügelt dennoch auf die gesamte Linke ein. Zweitens verwechselt der Autor Etikett und Inhalt. Wie viele Parteien im ehemaligen Ostblock nennen sich Sozialdemokraten oder Sozialisten und sind beides nicht, sondern lediglich korrupte Diebe der Erbmasse des Stalinismus. Drittens, hätte der Autor sich ernsthaft mit den kritisierten Positionen auseinandergesetzt, käme er unweigerlich zu dem Ergebnis, dass solche Auffassungen einer rechtpositivistischen Vorstellung von Recht und Grundrechten folgen, die im politischen Spektrum eindeutig rechts angesiedelt ist. Das als linke Position zu bezeichnen, ist falsch und dreist.

Karl-Heinz Minks, Hannover

Preis – Wert

„Der wahre Preis der Wurst“,

taz vom 31. 8. 20

Es gibt also ein seriöses Modell, nach dem der tatsächliche, „wahre“ Preis für Lebensmittel errechnet werden kann. Was genau hindert den Staat daran, sämtliche offenbar ziemlich genau zu beziffernden Folgekosten der Nahrungsmittelproduktion einzufordern? Und zwar unmittelbar und transparent beim Produzenten.

Robert Hansel, Köln

Politik muss handeln

„Zwei Frauen, die sich ähneln“,

taz vom 20. 8. 20

Ist es Greta Thunbergs Aufgabe, die wirtschaftlichen Konsequenzen der buchstäblich notwendigen Veränderungen öffentlich zu machen?

Das hat die Politik schon lange auf allen Seiten versäumt, weil Machterhalt oder Machtgewinn süß ist. Wirtschaftsfachleute, seien sie nun pro oder contra Klimawandel beziehungsweise zwingende Systemveränderungen, trauen sich auch nicht oder vernachlässigen die Auseinandersetzung mit der Breite der Schlussfolgerungen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sie einfach nicht gelernt haben, sich mit anderem als Wachstumspflege zu beschäftigen.

Jürgen Weinert, Birkenwerder

Schule in der Pandemie

„Schulen müssen offen bleiben“,

taz vom 30. 8. 20

Was Kristina Schröder und Dieter Janecek als „These“ ausgeben, ist leider nur der erneute Versuch, ein inzwischen bekanntes Narrativ zu verbreiten: die Schulen müssten geöffnet bleiben, weil Kinder kaum Anteil an der Pandemie hätten.

Die Autor*innen stellen recht früh in ihrem Text erfrischend klar, worum es ihnen geht: weniger um die Kinder und Jugendlichen oder um deren Bildung, sondern um das Funktionieren der Volkswirtschaft. Schulen hätten „nicht nennenswert zum Infektionsgeschehen beigetragen“, schreiben die Autor*innen. Sofern sie sich dabei auf die entsprechende, jüngst veröffentlichte Studie des RKI stützen, vergessen sie leider, deren Nachsatz zu zitieren: weil die entsprechenden Daten überwiegend während der Schulferien beziehungsweise der vorangegangenen (Teil-)Schließungen erhoben wurden.

Nebenbei gefragt: Nach all den Studien, die im Lockdown gemacht wurden, als Kinder kaum Gelegenheit hatten, sich anzustecken – wo findet jetzt eigentlich die wissenschaftliche Begleitung des Großexperiments „Regelschule in der Pandemie“ statt? Heiko Habbe, Hamburg

Corona nicht verleugnet

„Die Sache beim Namen nennen“,

taz vom 31. 8. 20

Ich bin ganz der in diesem Text vertretenen Meinung, für die Charakterisierung der unter dem Motto „für Freiheit und gegen Coronaregeln“ stattfindenden Proteste keine verharmlosenden Wörter zu verwenden. Aber im selben Atemzug widerspreche ich auch dem in diesem Text erneut und inzwischen überall etablierten Wort Coronaleugner. Diese Protestierenden leugnen nicht die Existenz von Covid-19, sondern die Ursachen und drastischen Folgen dieser Krankheit. Aus dieser Leugnung leiten sie dann die Legitimation ab, die Präventionsregeln zu ignorieren. Doch Leugner dieser Krankheit sind sie deshalb trotzdem nicht.

Wolfram Hasch, Berlin

Schule bietet Schutz

„Schulen müssen offen bleiben“,

taz vom 30. 8. 20

Herr Janacek und Frau Schröder sprechen mir aus der Seele! Auch als optimistischer Mensch ist mir bewusst, dass nicht alle Erziehungsberechtigten ihre Kinder liebevoll behandeln.

Wenn während der über zweimonatigen Schließung der Kitas und Schulen nur 1 Prozent der 11 Millionen Kinder unter 14 Jahren zu Hause physische oder psychische Gewalt, Misshandlung oder gar Missbrauch in der Zeit des Lockdowns von überforderten Erziehungsberechtigten erfahren haben, dann sprechen wir von 110.000 Kindern, denen die Coronamaßnahmen einen schrecklichen Dienst erwiesen haben. Wie Janacek und Schröder schreiben, muss die Gesellschaft das Infektionsrisiko, das durch Schulen und Kitas entsteht, akzeptieren. Clemens Türck, Ravensburg

Der Fall Nawalny

„Mit Nervenkampfstoff vergiftet“,

taz vom 2. 9. 20

Der aktuelle Polithammer von Kanzlerin Merkel lautet derzeit: „Er sollte zum Schweigen gebracht werden.“ Gemeint ist damit der russische Oppositionelle Alexej Nawalny.

Es muss doch klar sein, dass Russland über einen der mächtigsten und effizientesten Geheimdienste der Welt verfügt und dieser Geheimdienst Nawalny sehr leicht hätte umbringen können, noch dazu im eigenen Land. Auch hätte Putins Regierung den Mann nicht ausreisen lassen müssen. Erst recht nicht, um dann am internationalen Pranger zu stehen. Die Hintergründe des bedauerlichen Zustandes des Oppositionspolitikers müssen also fast zwangsläufig andere sein. Möglicherweise nutzt die Kanzlerin die nun entstandene Öffentlichkeit lediglich, um aus der Zwickmühle des Konflikts um Nord Stream 2 herauszukommen und das Projekt kurz vor der Fertigstellung doch noch zu canceln. Das wäre wenigstens eine logische Erklärung.

Claus Reis, Schwabach

Köpenickiaden

„Überflüssiges Gremium“,

taz vom 1. 9. 20

Wenn es um Milliarden geht, erstarrt ja offensichtlich selbst das Kanzleramt vor Ehrfurcht. Und dass interessierte Kreise nun aus der größtmöglichen Blamage der Selbstkontrolle freien Wirtschaftens parteipolitische Vorteile ziehen, kann eigentlich nur als entlarvend bezeichnet werden. Verantwortliche Politik würde wohl eher gesetzliche Vorkehrungen treffen, die solch blamable Köpenickiaden für alle Zeit ausschließen.

Klaus-Joachim Heuser, Gütersloh

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