wochenübersicht: lautsprecher : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Lage der Stadt
Alle sind in Weihnachtsstimmung, bei den Eltern oder im Glühweinwahn. Alle? Nicht ganz! Ein paar Aktive versuchen am Dienstag noch einmal Aktivität, Angriff und Aktionismus zu einem einzigen Antrag zu vereinen, und helfen bei Anträgen für Hartz IV + ALG II. „Welche Rechte habe ich gegenüber dem Job-Center?“, lautet die Leitfrage.
Nahezu zeitgleich wird in der Johannisthaler Chaussee, an der Ecke zur Fritz-Erler-Allee, gegen einen Laden in den Gropius-Passagen demonstriert, der „Thor Steinar“-Ware verkauft. „Kein Weihnachtsgeschäft mit Neonazis!“, lautet hier die Parole. Daher noch mal die Frage von letzter Woche: Warum nur „Weihnachtsgeschäft“?
Der Donnerstag ist der Religionskritik gewidmet, im Kastanienkeller werden Videos über die neue christliche Rechte gescreent, einer der RegisseurInnen, Robert Cibis, stellt sich auch zur Diskussion. Es geht um die Rückkehr des Religiösen in Europa und den USA, doch bei der Unterschiedlichkeit der Filme, die nur schwer in eine Reihe zu stellen sind, lässt sich schon jetzt ahnen, dass es das Publikum wohl bei einem allgemeinen Seufzer über die schlimmen Zustände belässt. Dass hinterher Episoden aus dem Leben der lustigen gelben Kleinfamilie aus Springfield gezeigt werden, lässt ebenfalls vermuten, dass Kritik hier eher vermieden als geübt werden soll. Stattdessen wird es wohl ein schönes Treffen in der Kleinfamilie, die die Szene ist.
Ebenso wird es im FAU-Lokal aussehen, wo am Freitag eine „Anti-Weihnacht“ unter dem originellen Motto „Wir warten NICHT auf’s Christkind!“ veranstaltet wird. Plätzchen sind vorhanden, den Tannenbaum wird die schwarzrote Fahne machen, und die Biere werden dafür sorgen, dass die Nasen leuchten wie Christbaumkugeln. Und spätestens dann ist es ja doch wie bei Vaddern und Muddern.