wochenübersicht: bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Langsam beginnt es, in den Theatern zu weihnachten. Im Maxim Gorki Theater zum Beispiel, wo Kerstin Lenhart für Kinder ab 5 Leonid Braussewitschs und Irina Kaunauchowas Märchen vom Mädchen Aljonuschka inszeniert, das sich nach der „Feuerroten Blume“ sehnt und auf der Suche danach ein verwunschenes Schloss entdeckt. Oder in der Volksbühne, deren Jugendclub P14 ab heute 17 Uhr „Die merkwürdigen Abenteuer des dicken und nimmersatten Edudant und des spindeldürren Franzimor“ erzählt. Der Mitmach-Musical-Fassung von P-14-Leiter Sebastian Mauksch liegen Szenen des tschechischen Schriftstellers Karel Polácek aus dem Jahr 1933 zugrunde, in denen recht realistische Schilderungen böhmischen Kleinbürgerlebens mit märchenhafter Fantastik verwoben sind. Polácek ist übrigens 1945 in Auschwitz umgekommen. Im Theater unterm Dach erzählt eine deutsch-armenische Koproduktion ab Donnerstag „Das Märchen vom letzten Gedanken“, das Edgar Hilsenrath über die Tragödie der Armenier geschrieben hat. Eine moderne Gespenstergeschichte ist Jon Fosses neues Stück „Schlaf“, dessen deutsche Erstaufführung Michael Thalheimer an den Kammerspielen des Deutschen Theaters inszeniert. Schauplatz ist eine leere Wohnung, die für zwei Paare zum Gefäß für unterschiedliche Lebensentwürfe wird. Und während sie noch darüber reden, zieht geisterhaft das Leben, das sie gelebt haben könnten, an ihnen vorbei. Im Theater Hans-Wurst-Nachfahren gibt es „Hamlettt“ (mit drei T!) als Puppenspiel mit einem Gespenst und sieben Leichen. In der Komischen Oper streiten sich Mozartfreunde und Kunstinspektoren ab Samstag um die Plätze und halten Ausschau nach abgeschlagenen Köpfen. Denn da hat Hans Neuenfels’ Inszenierung von Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ Premiere.