wahlkampfbarometer : CDU-Beiräte klagen wenig über Kriminalität
Bremen, friedliche Stadt
Terrorismus, Todesschuss, Verslummung. Wenn Männer wie Thomas von Bruch, Staatsrat im CDU-geführten Innenressort, über ihre Arbeit sprechen, haben sie die Problemlagen der Welt vor Augen. Ihre Aufgabe klingt dann groß, schwer – und irgendwie geschichtsgeladen: „Wir müssen der Hydra Kriminalität die nachwachsenden Köpfe abschlagen“, glitt von Bruch am Mittwochabend im CDU-Haus am Wall bisweilen vom Polizeigesetz direkt in Pathos ab.
Doch die zwölf grauhaarigen ZuhörerInnen – lebenserfahrene CDU-Mitglieder, die in den verschiedensten Bremer Ortsbeiräten Sitz und Stimme haben –, waren nicht wegen der großen Themen der Welt gekommen. Die Probleme, die sie bei der „Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU“ anbringen wollten, lagen allesamt direkt vor ihrer Haustür: Lärmende, trinkende Jugendliche, schreiende „türkische Kinder“ und Handtaschenräuber auf dem Riensberger Friedhof. Alles keine Schauplätze für dramatische Polizeieingriffe zu Wahlkampfzeiten. Aber vielleicht Indikatoren für die Kriminalitätsangst von Bremer Senioren: minimal. Zumal solche Klagen nicht wirklich die Polizei beträfen, wie der Staatsrat schnell erklärte.
Zwar müsse Kriminalität im Keim – Stichwort Graffiti – erstickt werden. Kontaktbereichsbeamte leisteten hier wertvollste Arbeit. Doch „Zivilcourage“ müssten Bürger selbst zeigen, mahnte von Bruch. Direkt oder gemeinsam mit Nachbarn müsse auf jugendliche Störenfriede reagiert werden, empfahl er, während Ulrich Schlüter, Moderator des Abends, den Ortsamtsleiter Osterholz durchblitzen ließ, der er im Hauptberuf ist. „Die Alten müssen auch mal auf die Jungen zugehen“, forderte Schlüter. Nicht immer müssten die Kinder zurückstecken. Es sei Zeit für neue Signale, ließ er erkennen, und was er gar nicht leiden kann: Den ewigen Ruf nach der Polizei oder nach Dritten, die eingreifen sollen, vom Beschwerdeführer oft versehen mit dem Zusatz: „Sagen Sie bloß nicht meinen Namen“. Mancher Zuhörer nickte.
Den Rabauken gab nur der ehemalige Polizist und jetzige CDU-Abgeordnete Rolf Herderhorst. Mehr Polizei müsse her. Und mehr Eingriffsrechte – gegen Leute, die die öffentliche Ordnung störten –, aber auch präventive, gegen mutmaßliche Verdächtige. Ein Ärgernis sei hier „die Blockade“ durch die SPD, die solche Kontrollen nicht wolle. Dabei sei die Lage „wirklich dramatisch“, hob Herderhorst die Stimme. Das wisse er aus inoffiziellen Polizeidokumenten. „Deren Inhalt möchte man keinem Bürger mitteilen. Darf man auch nicht“, setzte er geflissentlich hinzu. Während seine zwölf ZuhörerInnen fragend in die Runde blickten. ede