vorlauf : Akkurater Mörder
„Adolf Eichmann – Begegnungen mit einem Mörder“, 23.00 Uhr, NDR
Am Ende sah der Organisator des Holocaust aus wie ein Buchhalter, der sich eine gewisse Glanzlosigkeit zugute hält. Die Banalität des Bösen, formulierte Hannah Arendt, erkenne man in diesem Deutschen, der noch in den letzten Kriegstagen akkurat seinen Sadismus im Pflichtbewusstein versteckte – die europäischen Juden auszurotten. Clara Glynn und Peter Kessler haben in einer BBC/NDR-Dokumentation versucht, das Leben Eichmanns nachzuzeichnen. Befragten Menschen, die ihm damals begegneten, überlebende Juden, Eichmanns Sekretärin, Menschen, die ihm auf der Flucht nach Lateinamerika bei Lüneburg ein Zimmer vermieteten, ohne zu wissen, dass es Eichmann höchstpersönlich war. Und alle Interviewten, tatsächlich alle, können sich bis heute nicht erklären, was an diesem Mann denn so furchtbar war: Seine Sekretärin meint gar, Hühnerzucht brächte sie mit ihm mehr in Verbindung als die tödliche Verfolgung von Juden: „Wir hatten doch nur Papier vor dem Gesicht.“ Viele Menschen haben sich gefreut, dass Adolph Eichmann, wenigstens der auch noch, in Israel gehenkt wurde. JAF