village voice : Drängend: Die Meister des Rap heißen Rapüstad
Auch im türkischsprachigen HipHop werden die Kräfte gebündelt. Was Method Man & Redman vormachten, Afrob und Samy Deluxe unter dem Kürzel ASD kopierten, dürfte auch den Berliner Türken Killa Hakan und Fuat als Anregung gedient haben. Der besondere Reiz solcher Projekte besteht in der Regel darin, zwei verschiedene Stile miteinander zu kombinieren. Dies ist hier denn auch geschehen. Killa Hakan, der Gangster, der seinen Karriereweg über Islamic Force nahm, ist seinem Namen entsprechend der Mann fürs Grobe, während Fuat dem entgegengesetzt eher für eine lyrische Herangehensweise steht. Es ist allerdings schwer zu sagen, was einem diese Information eigentlich bringt, wenn man kein Wort türkisch versteht.
Sicher ist jedenfalls, dass sie sich auf Anregung ihres Produzenten Volkan unter dem Namen Rapüstad zusammenschlossen, wobei Rap für Rap steht und Üstat das osmanische Wort für Meister ist. Auch wenn das t in Üstat auf dem Wege zu Rapüstad zu einem d wurde, heißt der Projektname übersetzt unmissverständlich Meister des Rap, was eigentlich schon alles ist, was man über die näheren Inhalte dieser Formation weiß. Da es sich bei den Herren Fuat und Killer Hakan jedoch um kampferprobte Battle-Reimer handelt, darf man allerdings annehmen, dass es nicht allzu sanft, freundlich und schnuckelig sein kann. Eko Fresh ist das jedenfalls nicht. Dazu passt denn auch, dass auch das Gesamtaufgebot der deutschsprachigen Gäste – unter anderem Kool Savas, Battle Rap, D-Flame, Tone, Laki und Galla – im Großen und Ganzen eher zu deutlicheren Worten neigt.
Kommen wir deshalb zur Musik. Wie schon nach wenigen Takten deutlich wird, lag es Produzent Volkan, der auch schon Teile von Killa Hakans Soloalbum „Cakalar“ gefertigt hat, am Herzen, diesem Superalbum türkischer Großrapper auch einen spezifisch türkischen Klang zu verpassen. Folglich wird mit viel Geklöppel und Gezupfe ausgiebigst orientalisch musiziert. Dabei kommen Streicher, so genannte Baglamas, und perkussive Instrumente zum Einsatz, um die Beats mit arabesken Melodien zu umspielen. Die Beats sind wiederum recht untürkisch und klingen durchaus international. Man könnte also sagen, die Produktion sei damit gut gelungen.
Problematisch ist allerdings, dass das Album auf längerer Laufzeit dann doch zunehmend nervt. Dafür ließen sich vor allem mehrere Gründe anführen, wobei nicht ganz klar ist, welcher davon wirklich zählt. Entweder liegt es an einem selbst und daran, dass die Platte mit ihrem orientalischen Drumherum das ungeübte Ohr einfach überfordert. Oder es liegt daran, dass Produzent Volkan es zu gut meinte und die Stücke mit dem genannten orientalischen Drumherum wie einen türkischen Tee einfach überzuckerte. Oder es liegt doch an den Raps, die eingebettet in den Sound einfach zu drängend, forsch und gehetzt klingen. Dies könnte allerdings auch wieder an einem selbst liegen und daran, dass das Ohr nicht an die türkische Sprache gewohnt ist. Dem widerspricht jedoch, dass auch der große Kool Savas in seinem Gastbeitrag ungewohnt drängend, forsch und gehetzt klingt – was wiederum daran liegen könnte, dass Savas nach seiner Trennung von Eko Fresh wieder etwas mehr Härte zeigen möchte und sich das ungünstig auf den Fluss ausgewirkt hat.
Da aber auch die anderen deutschen Gastrapper allesamt irgendwie drängend, forsch und gehetzt klingen, könnte es sein, dass dies das geheime Thema des Albums ist, zu dem man wiederum nichts zu sagen weiß, wenn man, wie gesagt, von den Texten im Grunde nichts versteht.
HARALD PETERS
Rapüstad: „Rapüstad“ (Rough Mix Recordings)