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Archiv-Artikel

verpasst? Ganz reell: RTL

„20 Jahre RTL“, Sonntag, 20.15 Uhr, RTL

Warum nicht mal auf Olli Geißen hören? Am Ende des ersten Teils von „20 Jahre RTL“ sagte er: „Wenn Sie was vermisst haben, dann ist das auch gut so, denn der zweite Teil wartet schon.“

Aber: Was soll man nach über drei Stunden Jubiläumsshow eigentlich noch vermissen? So was wie Spaß am eigenen Geburtstag vielleicht, eventuell Kreativität, Inspiration, Überraschendes, einfach irgendwas, das darauf hindeutet, dass es bei der Sendung zum 20-jährigen von RTL nicht nur darum ging, die Zeit zwischen den Werbeblöcken zu füllen. Ja, wir haben etwas vermisst: eine völlig andere Sendung, ehrlich gesagt.

Das war bei der „Harald Schmidt Show“ zu 20 Jahren Sat.1 nicht anders. Sie war nicht nur doppelt so lang, sondern auch doppelt so langweilig wie sonst.

Dass die zweite Hälfte der Sendung kurz nach dem Rausschmiss des Sat.1-Geschäftsführers Martin Hoffmann aufgezeichnet wurde, mit dem Schmidt befreundet ist, erklärt zwar einiges, entschuldigt aber nur wenig.

Gestern Abend lief nun der zweite Teil von „20 Jahre RTL“ (20.15 Uhr), laut Programmzeitschrift wieder fast drei Stunden lang. Weil aber keine Hoffnung bestand, dass Günther Jauchs Produktionsfirma I & U vom „bewährten“ Konzept, das man von der „70er Show“, der „80er Show“ (ebenfalls von I & U produziert), der „Ultimativen Chart Show“ oder der „DDR-Show“ kennt, abweichen würde, haben wir sie gar nicht erst angesehen. Die ewig selben Gesichter (Günther Jauch, Hella von Sinnen, Hugo Egon Balder, Henry Maske, Verona Feldbusch, Gaby Köster usw.) entweder mit Olli auf der Couch oder in den Einspielfilmen.

Es laufen Ausschnitte aus dem RTL-Programm, und jemand erzählt, wie er das damals so fand. Warum sollte man sich den Programm gewordenen Beweis für die Erstarrung eines Senders, der einmal mit dem Slogan „erfrischend anders“ um Zuschauer geworben hat, noch ein zweites Mal antun? Um daran erinnert zu werden, dass es mal anders war?

So wie Olli Geißen es im ersten Teil schon nach zehn Minuten feststellte: „Damals galt in erster Linie die Devise: Hauptsache, den Machern macht es Spaß. Und denen hat’s richtig Spaß gemacht.“ Ja, so war das wohl vor 20 Jahren.

Werbekunden ködert RTL übrigens neuerdings mit dem Slogan „So viel ist sicher“. HEIKO DILK