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Archiv-Artikel

uwe schwenker, zurückgetretener Der Handball-Pate

Vor kurzem wurde Uwe Schwenker noch als „Sportmanager des Jahres 2008“ geehrt. Der 50-Jährige, der den Turnverein Hassee-Winterbek Kiel zu einem Handball-Hochglanzprodukt entwickelt hatte, schien auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Gestern nun ist Schwenker als Geschäftsführer des Rekordmeisters zurückgetreten – auf Druck der THW-Gesellschafter. Gegen Schwenker ermittelt die Staatsanwaltschaft, weil er Schiedsrichter bestochen haben soll.

Früher, als sich Uwe Schwenker als Linksaußen des THW den Ruf als „Mister Tempogegenstoß“ erwarb, trug er die Rückennummer 14. Das war ein Hinweis: Der gebürtige Bremer wollte eigentlich Fußballprofi werden, hatte sich, auch als Linksaußen, in der Jugend des SV Werder durchgebissen. Zum Leistungshandball kam er, als dem Landesauswahltrainer, seinem Vater Hinrich, ein Linksaußen fehlte. Der Sohn sprang ein und wurde prompt für die Juniorennationalmannschaft nominiert. Auf Anhieb setzte er sich in der neu gegründeten Bundesliga durch. Er ging 1980 vom TV Grambke Bremen nach Kiel und wurde dort, als er 1992 seine Karriere beendete, mit „Uwe, Uwe“-Chören gefeiert.

Als 1992 die THW Kiel Handball-Bundesliga GmbH & Co. KG aus dem Gesamtverein ausgegliedert wurde, begann seine zweite Karriere, die ihm den Ruf eines „Uli Hoeneß des Handballs“ einbrachte. Zuvor belächelt als „Ewiger Zweiter“, schuf Schwenker mit Trainer Noka Serdarušić einen der erfolgreichsten Klubs der Welt. Seit 1994 gewann der THW Kiel elf Meisterschaften, fünf Pokalsiege, drei EHF-Pokale und 2007 die Champions League – die Krönung von Schwenkers Lebenswerk.

In der Szene galt der Mann mit dem Pokerface als gewiefter und harter Verhandlungspartner. Zuletzt war er der einflussreichste Handballimpresario Deutschlands. Ob es um die Verteilung von Geld, um TV-Rechte oder um Abstellungsgebühren für Nationalspieler ging – Schwenker saß stets mit am Tisch.

Das alles ist mit einem Mal verloren. Nur wenn sich alle Vorwürfe als haltlos herausstellen sollten, wäre eine Rückkehr Schwenkers in den Handball vorstellbar. ERIK EGGERS

Fotohinweis:UWE SCHWENKER, 50, ist Vizepräsident der HBL, an deren Spitze er seinen alten Kumpel Reiner Witte hievte. FOTO: DPA