urlaub in bremen? Ein Interview mit Bremens Cheftourist, BTZ-Leiter Peter Siemering : „Wir würden der Welt ja gerne erzählen, dass wir Weltkulturerbe sind …“
Peter Siemering (Foto) leitet seit 1997 die Bremer Touristik-Zentrale (BTZ). Zuvor war der gelernte Speditionskaufmann unter anderem 19 Jahre bei der Deutschen Lufthansa.
taz: Sie veranstalten heute einen Tourismus-Fachkongress mit dem Motto „Klasse statt Masse“. Haben Sie damit den derzeitigen Bremenbesucher-Rückgang antizipiert?
Peter Siemering: Das Motto bezieht sich auf die Auswahl der Anbieter: Wir haben die 91 Attraktivsten aus dem gesamten Nordwesten eingeladen, dazu 400 Fachbesucher. Das sind unter anderem Vertreter großer Firmen wie Bayer-Leverkusen oder die Deutsche Bank.
Die machen dann alle ihre Vorstandssitzungen im Nordwesten?
Das wäre schön. Wir haben in der Tat ganz besondere Locations, zum Beispiel das größte Trockendock der Welt in der Papenburger Meyer-Werft.
Zurück nach Bremen: Mit Minus 12 Prozent war der März besonders schrecklich für Sie. War das Wetter so schlecht?
Nein. Aber Ostern lag dieses Jahr anders.
Langsam müsste doch der mühsam errungene Unesco-Weltkulturerbestatus was bringen.
Wir hatten in der Tat einen Zuwachs von 5.000 Rathausführungen. Aber das waren alles Leute aus Bremen und Umzu. Wir würden der Welt ja gerne erzählen, dass wir jetzt Weltkulturerbe sind, bloß haben wir dafür kein Geld.
Vielleicht bringen es die Billigflieger schneller: Der Präsident des Bremer Hotel- und Gaststättenverbandes möchte die entsprechenden Gesellschaften dazu bringen, Stockholmer und Londoner Reisende nach Bremen umzuleiten.
Das ist ein schon lang gehegter Wunsch. Wir würden sehr davon profitieren, wenn uns die Lowcost-Airlines anfliegen würden. Aber das ist Sache der Flughafen GmbH.
Als Bremens oberster Touristiker müssen Sie sich ja vorbildlich verhalten: Wo machen Sie Urlaub?
Meine Frau und ich passen genau in die Zielgruppe der Städtereisenden – vielleicht fahren wir nach Prag. Und einmal im Jahr heißt es für uns: ab auf die Insel!
Aber vorher dübeln Sie noch 975 goldene Nägel ins Pflaster, damit die Besucher unsere Sehenswürdigkeiten finden?
Da muss jetzt in der Tat etwas passieren. Aber zunächst brauchen wir Labor- und Praxistests, damit die Fußgängerroute diesmal sichtbar bleibt.
Interview: Henning Bleyl