urdrüs wahre worte : Ohne Sonntag alles Alltag!
Die magersüchtigen Schnepfen und ziegenbärtigen Szene-Models, mit denen uns Beck’s nach Abschaffung von Segelschiffchen und Pferden offenbar künftig als Zielgruppe auf die geschmacksneutrale Goldbrühe einschwören will, sie werden das Schicksal der Brauerei in Klauen der globalen Monopol-Panscher auf Dauer nicht wenden können: Solche Schnösel ergeben keinen anständigen Biermarkt, sondern taugen bestenfalls für den Redbull-Urin-Mix aus der Dose!
Nichts ist so schäbig, wie Menschen im Jammertal auch noch unehrenhafte Motive zu unterstellen, wenn sie nach dem Überlebens-Strohhalm greifen. Insofern ist die gestrige taz-Behauptung heftig zu kritisieren, dass die hiesigen Wehrpflichtigen besonders willig seien, nur weil ein besonders hoher Anteil dieses Jahrgangs „freiwilligen zusätzlichen Wehrdienst“ leisten will. Überall in dieser Welt ist schließlich die Tendenz zu beobachten, dass die Verschuldeten und Perspektivlosen dem Elend durch den Eintritt in Söldnertruppen, Fremdenlegion und bewaffnete Jugendgangs zu entgehen trachten. Und am Ende schreien alle wieder nach Mama, mit Gasverbrennung, Steckschuss oder Folterübungsfolgen …
Wo bleibt das Machtwort von Kirchensenator Henning Scherf gegen die geldgeilen Begehrlichkeiten des Einzelhandelsverbandes Nordsee, immer häufiger einkaufsoffene Sonntage durchzuführen? Mutti und Vati können mit den Kindern dann nicht mehr Tante Käthe in Bruchhausen-Vilsen besuchen, auf Parzelle „Mensch ärgere dich nicht“ spielen und Priester wie Pfarrer warten immer öfter auf die, die nicht zum Gottesdienst kommen. Dass im Gegensatz zu den Heidenkindern von Verdi ausgerechnet die so genannten Christlichen Gewerkschaftler die schleichende Auflösung des Sonntagsfriedens unterstützen, zeigt die ganze Verkommenheit dieses Gesindels, denn merke: „Wo sonntags Ladenkasse klingelt/wird Teufels Arschloch angehimmelt!“
Auf dem Parkplatz in Wallnähe steht ein Cabrio und auf dessen Heck steht ein Spruch. Der da lautet: „Ich bremse auch für Radfahrer – wenn die Sonne scheint.“ Und wieder mal kein spitzer Gegenstand dabei, um solche Schnöseligkeit im glänzenden Lack angemessen zu kommentieren.
Nachdem Innensenator Röwekamp gegen den Bremer Guantànomo-Häftling Murat Kurnaz immer noch die politpornografische Hardcore-Position der US- Folterknechte unterstützt, stelle ich mir diese Fehlinterpretation eines Hanseaten nur noch in babyblauen Unterhosen vor, um ihn halbwegs erträglich zu finden. Hilft aber auch nix.
Der Tod lässt nicht mit sich verhandeln und hat unseren allzeit merkwürdigen und bemerkenswerten Seeräuber Peter Dahl von Bord geholt. Möge der langjährige Blues-Dilettant und Redakteur von Radio Bremen, Waldeckischer Landeszeitung und Sankt Pauli-Nachrichten auf der anderen Seite von munter flatternden Piratenfahnen, fröhlich kläffenden Hunden und einem gnädigen Gott empfangen werden, auch wenn er mit dem auf Erden nur sehr gelegentlich zu tun haben wollte – und zur Beisetzung trifft man sich am kommenden Mittwoch um 11.15 Uhr an der Friedhofskapelle in Walle, wo auch sonst?
Seid bei Lebzeiten schon so nett wie möglich zueinander, bittet aus gegebenem Anlass
Ulrich „Godemichel“ Reineking