urdrüs wahre kolumne : Happy birthday, ziemlich arme Frau!
Eine ziemlich arme Frau wurde in Oldenburg ausgerechnet am 27. Geburtstag in einem Elektromarkt beim Versuch erwischt, sich selbst ein Geburtstagsgeschenk in Gestalt eines schlichten MP 3 Player für schmale 99 Euro zu machen. Warum macht man aus sowas keine Human Touch-Geschichte, indem die Geschäftsleitung per Lautsprecher die Kundschaft animiert, „Happy birthday“ zu singen und der doch recht bescheidenen Kundin zu gratulieren?
Ob es so sehr sinnvoll sein kann, gegen Fans einer Mietze in Pink vor dem Modernes den guten Adorno zu bemühen, wage ich angesichts dieser Mädchen und Jungs zu bezweifeln. Vielleicht hilft da eher der Verweis auf die Schwarz-Rot-Gold-Hymne des insolventen Trucker-Barden Gunter Gabriel, der schon kurz nach der Wende für alle Silvios, Mandys und Mietzes sang: „Schwarz wie die Kohlen im Revier, rot wie die Lippen der Mädchen hier/gold wie der Weizen und das Bier/das sind o Deutschland, die Farben von dir!“
Kein Aprilscherz ist, dass Taxifahrer in Hannover ab dem 1. April per Dienstanweisung zum offensiven Lächeln gezwungen werden sollen, was im Ernstfall ja darauf rausläuft, dass die Kutscher grinsen müssen wie die Idioten, damit sie mimisch ihren Gehorsam auch jenen demonstrieren, die für sympathisch-dezente Signale nicht sensibel genug sind. Nix gegen Freundlichkeit – aber Herzlichkeit auf Befehl, das klingt nun wirklich nach US-amerikanischer Mc Job-Mentalität. Wobei ich mich allerdings mit sehr viel Verachtung eines örtlichen Gewerkschaftsfunktionärs erinnere, der im ICE den Service-Chef antreten lässt, weil eine Mitarbeiterin ihm das Wechselgeld so unverschämt vorgezählt hatte, was man sich ja bei fast drei Euro für ein stilles Wasser nun wirklich nicht gefallen lassen muss.
Ach, Rudolf Hickel,volkstümlicher Ökonom und bremischer Schwabe zugleich, nun mach mal halblang! Natürlich ist unser Nashorn-Bürgermeister Henning derzeit in einer menschlich sehr schweren Situation: ein Schwindel nach dem anderen ist aufgeflogen und selbst der Kanzlerbrief zum Arschpapier geworden und du insistierst auf Entschuldigungen, nur weil er sich im Interview ein bisschen rauszumogeln versucht. Nützt ihm doch nix, glaubt doch eh keiner mehr. Aber können wir uns nicht darauf verständigen, dass wir diesem sonst doch nicht ganz unsympathischen Radfahrer sowas für das bisschen verbleibende Amtszeit nicht mehr nachtragen? Man muss auch mal elf oder neun Milliarden acht sein lassen, ist doch sowieso nichts mehr dran zu ändern …
Beim Bäcker erscheinen mir bei den Hefeteilchen die sonst sehr lecker wirkenden Amerikaner derartig mickrig geraten, dass ich den Meister im Verkaufswagen meinen Missmut darüber spüren lasse. Seine antiimperialistisch korrekte Begründung aber versöhnt mich: „Seit Bush hier war, weiß ich, dass man die Amis ein bisschen klein halten muss, sonst wird das zu gefährlich!“
Unter diesen Umständen zu Miniportionen selbst am bevorstehenden Frauentag allzeit bereit
Ulrich „Old Europe“ Reineking