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Archiv-Artikel

unterm strich

Außerdem: Wenn gar nichts mehr geht, ist doch immer auf den Selbstdarstellungswillen des größten deutschen Literaturnobelpreisträgers aller Zeiten zu rechnen. Günter Grass wird zum Abschluss der Ausstellung über die deutschsprachigen Literaturnobelpreisträger „Ich natürlich, oder?“ am 30. März im Lübecker Buddenbrookhaus zu Gast sein. Grass, der 1999 den Nobelpreis erhielt, wird berichten, wie die Auszeichnung sein Leben beeinflusst hat. Außerdem wird er das Kapitel „Glaube Hoffnung Liebe“ aus seinem Roman „Die Blechtrommel“ lesen. Die Ausstellung informiert über Leben und Werk der deutschsprachigen Literaturnobelpreisträger. Der Schwerpunkt liegt bei den norddeutschen Literaten Theodor Mommsen, Thomas Mann und Günter Grass. Die Lesung beginnt um 12 Uhr.

Interessanterweise haben selbst die verschiedensten Fraktionen des großen Streits um den Bau der Dresdner Elbtalbrücke in den vergangenen Tagen nichts von sich hören lassen. Sonst ja immer ein Garant für spinnerte Meldungen (manchmal sogar in Kombination mit Günter Grass, da schreien wir in der Redaktion immer Hurrah! und machen zur Feier des Tages eine Flasche auf).

Und wenn diese Eigenmeinung des produzierenden Redakteurs erlaubt ist: Eines der schönsten Missverständnisse des deutschen Kulturbetriebs hat sich rund um diese vermaledeite Brücke ergeben. Die Dresdner denken, die ganze Welt würde auf ihre Regionalmetropole gucken, weil es ja doch ums Weltkulturerbe geht. Und Dresden eh der Nabel der Welt ist. Die Welt selbst guckt mal schnell hin, und denkt sich: Oje, das ist ja eine der durchgedrehtesten Provinzpossen, die es in Deutschland so gibt.

Wären wir in Großbritannien oder Amerika, hätte ein großer Fernsehsender längst eine Comedyserie im Brückengegnermilieu angesiedelt und könnte sich vor Quotenrekorden kaum retten. Die meisten Beteiligten würden sich wahrscheinlich sogar selbst spielen. Man stelle sich das vor: eine Fernsehserie, die daherkommt wie die Bildungsbürgervariante von Stefan Raabs „Maschendrahtzaun“! Viel besser geht’s eigentlich nicht. Aber uns fragt ja niemand.