unterm strich :
Heute widmen wir uns den Musealisierungstendenzen im Kulturbetrieb: Am 1. Juni wird die Ausstellung „Ein Bürger für Brandt. Der politische Grass“ im Günter-Grass-Haus in Lübeck eröffnet. Sie zeigt auf, welchen Einfluss Willy Brandt auf das politische Engagement des Schriftstellers hatte, der in den 60er-Jahren Wahlkampf für den SPD-Politiker betrieb. Zur Eröffnung der Ausstellung findet eine szenische Lesung von Grass’ Theaterstück „POUM oder Die Vergangenheit fliegt mit“ statt. Höhepunkt dürfte das Podiumsgespräch mit Günter Grass (80) und Siegfried Lenz (82) sein, die sich an ihr Engagement für Brandt und für die Sozialdemokratie vor rund 40 Jahren erinnern. Wer dann noch nicht genug hat von der Erinnerungsarbeit, der kann parallel zur Ausstellung bis zum 31. August Lesungen lauschen,Vorträge hören oder an einer Schreibwerkstatt teilnehmen.
Musealisierung, Teil 2: der dänische Stararchitekt Jørn Utzon, Schöpfer des muschelförmigen Opernhauses in Sydney, hat kurz nach seinem 90. Geburtstag ein eigenes Museum über seine Arbeit bekommen. Das Utzon Centre steht in Aalborg – Dänemarks drittgrößte Stadt, wo der Architekt aufwuchs – und soll unter anderem sein gesamtes, auf Skizzen festgehaltenes Werk sammeln und zeigen.
Musealisierung, Teil 3: Das Osloer Munch-Museum wird komplett neu gebaut, ebenso das Stenersen-Kunstmuseum. Kulturminister Trond Giske und Oslos Bürgermeister Erling Lae wollen so der norwegischen Hauptstadt einen „kulturellen Schub“ geben und sie zur „Kulturhauptstadt von europäischem Format“ machen. Zuletzt sorgte Oslo 2004 für Aufsehen, als Munchs Gemälde „Der Schrei“ am helllichten Tag aus dem Munch-Museum geraubt wurde.