unterm strich :
Musik als politische Mission: Der Dirigent Daniel Barenboim glaubt daran. Er und sein arabisch-israelisches Jugendorchester „West-Eastern Divan“ werden erstmals Werke von Richard Wagner spielen, an diesem Montag in der italienischen Stadt Ravello bei Neapel. Arte überträgt das Konzert von 19.00 Uhr an live, das Deutschlandradio Kultur ab 20.00 Uhr.
Der argentinisch-israelische Dirigent war immer wieder kritisiert worden, weil er sich für die Aufführung der Werke Wagners in Israel einsetzt. Richard Wagner (1813–1883) löst in Israel wegen seines Antisemitismus und der Verwendung seiner Musik im Nationalsozialismus immer wieder heftige Kontroversen vor allem unter Holocaust-Überlebenden aus. In Ravello auf der Amalfi-Halbinsel fand Wagner die Inspiration für seine Oper „Parsifal“. Bei dem Konzert unter freiem Himmel stehen Ausschnitte aus den „Meistersingern“, „Tristan und Isolde“ sowie der „Walküre“ auf dem Programm. Das Konzert sollte ursprünglich in der jordanischen Hauptstadt Amman stattfinden, wurde aber nach einem Anschlag Mitte Juli aus Sicherheitsgründen abgesagt. Im Rahmen einer Europa-Tournee wird das Orchester auch in Köln (16. August) und in der Berliner Waldbühne (23. August) auftreten. Das Orchester war von Barenboim und dem mittlerweile gestorbenen palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said 1999 gegründet worden. Die Arbeit mit jungen Musikern aus Israel, Palästina, Syrien, Jordanien, Ägypten sowie aus Europa ist nicht nur ein Musikprojekt, sondern will zur Lösung des Nahostkonflikts beitragen. „Entweder wir bringen uns alle gegenseitig um, oder wir teilen, was wir zu teilen haben. Das ist die Botschaft, die wir hier vermitteln wollen“, sagte Barenboim.