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Archiv-Artikel

unterm strich

Der Deutsche Evangelische Kirchentag 2005 in Hannover will rockig daherkommen. Ist ja auch in Ordnung, wer will das schließlich nicht? Aber ist damit schon erklärt, warum der Kirchentag ausgerechnet Heinz Rudolf Kunze den Erkennungssong des „Christen-Treffens“ (Agentur-Lyrik: dpa) komponieren ließ? Wenn man uns gefragt hätte, hätten wir ja glatt Limp Biscuit vorgeschlagen, das wäre sogar noch rockiger gewesen. Rammstein fiel dagegen bei einer Blitzumfrage unter allen heute produzierenden Kulturredakteuren durch.

Kunze hatte dann gestern den Agenturen auch noch etwas zu sagen. Dieses: Im Text kämen die Themen des Kirchentages teilweise vor, aber nicht missionarisch. Mehr wollte er über den Song noch nicht verraten, der Anfang 2005 vorgestellt werden soll. „Sonst ist er zum Kirchentag schon zu abgenudelt.“ Ganz und gar nicht abgenudelt klingt dagegen das Motto des Kirchentages: „Wenn dein Kind dich morgen fragt …“ – Hast du damals wirklich zu Kunze abgerockt? Das wäre dann allerdings wirklich eine verfängliche Frage.

Ganz was anderes: Noch vor der Eröffnung schürt eine große Retrospektive zum Werk des Aktionskünstlers und Kommunengründers Otto Muehl in Wien die Emotionen. Bei der Vorbesichtigung der Schau, die von heute an im Museum für Angewandte Kunst, MAK, zu sehen ist, protestierten ehemalige Kommunarden gegen die Ausstellung und forderten: „Verbrechen dürfen nicht als Kunst ausgestellt werden.“ MAK-Direktor Noever konterte: „Bei allem Respekt und Verständnis für Emotionen – hier ist das Thema die Kunst. Wir präsentieren das Werk eines wichtigen Künstlers der Gegenwart.“ Naja. Die Kollegen von der Zeit und der Sonntags-FAZ haben dem Herrn Mühl ja schon ihre Reverenz erwiesen. Man sehe uns nach, wenn wir die ganze Sache eher für Käse halten.

Schließlich noch was Kurzes aus der Rubrik „Hätten Sie es gewusst“? Hätten Sie also gewusst, dass Udo Lindenberg a) einen Bruder hat und b) beide Brüder Lindenberg auch noch Bilder malen? Wir auch nicht. Im Goslarer Mönchehausmuseum kann man vom 13. März an und noch bis zum 25. April gleich beide Künstler bewundern.