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Archiv-Artikel

unterm strich

Richard Wagners Lieblingshund war ein schwarzer Neufundländer namens „Russ“. Seit über einer Woche ist dieser allgegenwärtig in der oberfränkischen Festspielstadt. Denn der Frankfurter Künstler Ottmar Hörl hat den Vierbeiner, der nahe dem Grab des Genies hinter der Villa Wahnfried seine letzte Ruhe gefunden hat, in 800 Plastikexemplaren über die gesamte Innenstadt verteilt und zum Liebling der Besucher wie der Einheimischen gemacht. Doch seit Montag ist ausgerechnet der Grüne Hügel Sperrbezirk für die „Russ“-Hunde. Hier ist er endlich, der wirkliche Skandal!!!

Kurz vor der Aufführung des „Fliegenden Holländers“ bot sich Betrachtern unterhalb des Festspielhauses ein groteskes Bild: Hörl stand ratlos in einem riesigen Rudel lebensgroßer, sitzender Plastikhunde. Die musste er nämlich auf Geheiß des örtlichen Kulturreferenten Carsten Hillgruber binnen kurzer Frist abräumen. Viele der zum Opernabend heraufeilenden Wagner-Pilger, von denen sich bereits etliche einen Kunsthund gekauft hatten, reagierten fassungslos: „Die spinnen doch, die Bayreuther!“ Der neue tragische Held in Bayreuth heißt also nicht mehr „Parsifal“, sondern „Russ“.

Kulturreferent Hillgruber war gestern zu einer Stellungnahme nicht bereit. Vom Festspielhaus ginge das Ansinnen nicht aus, machte Wolfgang Wagner öffentlich. Hörl hingegen kann sich am Tag nach der amtlichen Sperrbezirksverfügung immer noch nicht beruhigen: „Ich trage und finanziere die ganze Aktion völlig allein. Die Stadt sollte sich doch freuen, wenn bei den Festspielen kulturell etwas los ist.“ Vielleicht ist das der Grund: Die „Russ“-Hunde finden in verschiedenen Größen und Farben reißenden Absatz, Festspielbesucher nehmen sie bis nach Japan und in die USA mit.